Montag, 6. Januar 2014

Mami wider Willen



In aller Eile ein paar Zeilen.....
Der Besuch von Elena und Kate war nicht weiter erwähnenswert. Bis auf die Tatsache, dass Elena wünscht von Gunnar einen Wagen geschenkt zu bekommen.
Natürlich stimmte Gunnar zu. Jedoch bevor sie sich zusammen an Gunnars Notebook setzten, um einen geeigneten Wagen für sie auszusuchen, überredete Kate Gunnar mit ihr zum Office zu gehen, um ihr einige Bücher von dort zu überlassen, damit sie lernen konnte. Zumindest sagte sie das.
Was für ein fadenscheiniger Vorwand hätte ich normalerweise gedacht, wenn da nicht dieser David wäre. Nur, was hinderte sie daran Gunnar trotz alledem den Schwanz zu lutschen?
Nun, da Elena noch immer mir gegenüber auf einem Sessel saß und (m)eine Freundin mimte, war es mir kaum möglich Gunnar zu begleiten (zu folgen). So blieb ich mit Elena, bis Gunnar zurückkam.
Während Gunnar Elena jedweden Wagen den es zu geben schien erklärte, was sie offensichtlich genoss, skypte ich mit Nadjeschda und verschob bis auf weiteres die erste, anstehende Lektion. Es ist schlicht und einfach keine Zeit dafür. Was ich außerordentlich bedauere. Sie bat mich wenigstens in den Büchern zu lesen.
Natürlich ist es nicht vergessen, denn Gunnar bekundete ebenso sein Interesse an diesem Wissen. Andererseits erinnerte es mich an Wanja. Was mich mehr als traurig stimmte für den Rest des Abends, und ich hatte Mühe dies zu verbergen.
Was geschieht mit ihm? Warum sendete er mir keine Nachricht?
Andererseits bleibt die Frage, was tue ich, wenn mich Natascha auffordert nach Kiew oder Moskau zu fliegen? Es wäre unter den gegebenen Umständen unmöglich. Denn heute Morgen verließen uns Marie und Henrik und „übergaben“ uns die Kinder.

Es kam so überraschend. Ich dachte, ich hätte noch eine gewisse Karenzzeit, um mich darauf vorzubereiten, oder davor wegzulaufen. Nur diese Frage stellte sich nun nicht mehr, als die beiden heute Morgen mit den Kindern ins Restaurant kamen während wir frühstückten, und Marie Inula Castanea und Óðinn Aron Gunnar rechts und links in seine Arme drückte und sich mit Henrik zusammen verabschiedete.
Phhu! Was nun?
„Kannst du mir bitte eines der Kinder abnehmen Rea? Damit ich wenigstes weiter essen kann.“, fragte mich Gunnar. Ich starrte ihn an und blieb wie angewurzelt sitzen. Er schnaufte. „Komm schon. Es ist jetzt nicht an der Zeit zu diskutieren.“
Ich hatte eine lange Minute gebraucht, um die Situation vollends zu überschauen. Alldieweil ich mich dagegen wehrte was nun als Konsequenz daraus erwuchs.
„Ich rufe die Kinderfrau.“, sagte ich rasch und kramte nach meinem Handy.
„Jetzt sei nicht albern Rea. Du wirst doch wohl in der Lage sein, eines der Kinder zu dir zu nehmen?“
„Nein.“
„Nein?“ Gunnar schüttelte unverständlich den Kopf und schnaufte erneut.
„Ich beauftrage gleich eine der Kellnerinnen, damit sie sich um die Kinder kümmert.“
„Dann tue das.“, antwortete ich kalt.
„Das werde ich. Denn die Nanny hat gestern gekündigt.“
Jetzt war es an der Zeit für mich zu schnaufen.
Während ich da saß und nach Luft schnappte, rief Gunnar diese Paula Diaz zu uns an den Tisch und sprach kurz mit ihr. Woraufhin sie zur Küche ging und mit dieser nichtsnutzigen Sylvia Romero, die die Speisen zu Sylvester hatte anbrennen lassen, zurück zu uns kam.
„Unsere neuen Nannys.“, sagte Gunnar und sah mich provozierend an.
Nun hatte mein Hirn erneut die Tragweite dieses Satzes zu verarbeiten.
Jede der beiden nahm eines der Kinder und setzte sich zu uns an den Tisch.
Ich nahm meine Serviette, tupfte mir demonstrativ den Mund damit ab und knallte sie auf den Teller. Als ich jedoch im Begriff war mich Wut schnaufend zu erheben, wurde Gunnar laut und energisch. „Setzt dich auf deinen Stuhl und benimm dich nicht wie eine verzogene Göre. Es geht hier schließlich um die meine Kinder. Es sind kleine Menschen, die unsere Hilfe brauchen.“
Vor Erstaunen fiel ich zurück auf meinen Stuhl und starrte Gunnar an. WIE konnte er es wagen mich in dieser Weise zu diffamieren und dies noch vor den Augen des Personals. Was für eine Impertinenz!
Ich sah ein kurzes, hämisches Lächeln über die Gesichter der „Damen“ huschen.
Wenn ich jetzt nicht die Kontrolle über mich und diese Situation wieder gewann, war ich unwiderruflich der Lächerlichkeit preisgegeben.
Ich setzte einen gebieterischen Gesichtsausdruck auf, erhob mich und nahm eines der Kinder zur mir auf den Arm. „Gehen sie zurück in die Küche.“, sagte ich zu Sylvia Romero.
Gunnar schmunzelte leicht. „Aber wir sollten es uns noch einmal überlegen. Womöglich versteht sie sich besser mit Kindern als auf das Kochen.“, sagte er mit ein wenig Sarkasmus in der Stimme. Was diese Sylvia dazu bewog, sich noch einmal zu Gunnar umzusehen, bevor sie ihren Weg zum Eingang der Küche fortsetze, und ihm lächelnd zuzunicken. Offensichtlich war sie diesem Job nicht abgeneigt. Natürlich nicht. Er hätte sie augenblicklich in Gunnars unmittelbare Nähe „befördert“.
Ich dachte darüber nach, Óðinn Aron ebenfalls an mich zu nehmen und diese andere spanische oder mexikanische Schlampe zurück auf ihren Platz zu verweisen. Nur hatte ich gerade genug mit einem der Bälger zu tun.
Gunnar grinste. „Ah. Du willst dich jetzt offensichtlich doch selbst um die Kinder kümmern.“
Ich funkelte ihn an. „Ja!“, entgegnete ich trotzig und legte Inula Castanea in ihren Wagen. Dann nahm ich Óðinn Aron aus den Armen von dieser Paula Dias und forderte sie auf zurück an ihre Arbeit zu gehen. Sie sah ebenfalls zu Gunnar, der ihr zunickte, bevor sie sich in Bewegung setzte.
Es ist schon erstaunlich, wie viel „selbstverständliche“ Autorität ein Mann gegenüber einer Frau besitz, ausschließlich durch sein Geburtsrecht.   
„Und was nun?“, fragte Gunnar mich ein wenig spöttisch.
Ich legte das zweite Kind ebenfalls in den Wagen, zog mir meinen Mantel über und ging mit den Zwillingen nach draußen, wo ich erst einmal durchatmete.
Da stand ich nun, mit der Verantwortung und zwei Bälgern, die nicht die meinen waren.

Während ich den Kinderwagen zu Maries Hütte und vor mir her schob, dachte ich darüber nach, dass noch heute jemand für den Job der Nanny gefunden werden musste. Denn ICH habe keine Ahnung von der Betreuung der Säuglinge. In jedem Fall würde es KEINE junge, attraktive Frau sein. Denn dieser Job beinhaltete, dass sich diese Person beständig in unserer Nähe aufhielt.
In Maries Hütte angekommen, packte ich sämtlich Kleidung der Kinder, Fläschchen und Windeln in eine Tasche und ging zu unserem Haus. Dort wartete Gunnar bereits auf mich.
„Ah! Gut. Du hast ihre Sachen bereits an dich genommen.“, sagte er als wäre es abgesprochen gewesen und das Normalste dieser Welt. Kein Anzeichen mehr von Zynik.
Dachte er tatsächlich, dass ICH mich jetzt allein um die Kinder kümmere? Er wusste doch nur zu genau, dass ich weder Kraft noch Sinn dafür aufzubringen vermag. Jedoch vermute ich, er lässt mich gewähren, weil er weiß, dass ich scheitere.
Und DAS ist spätestens JETZT! Denn die Kinder beginnen zu plärren....

......und nun sind es doch einige Zeilen mehr als beabsichtigt geworden.....