Surfen im Internet vermag ich genauso im Office. In Gunnars
Nähe. So sind wir zumindest häufiger zusammen und ich übernehme zuweilen ebenso
kleine Aufgaben, die Gunnar helfen seine Arbeit früher zu beenden. Kate sehe
ich dort beinahe täglich. Ellen und Dahl ebenso. Mit denen wir überdies gelegentlich
speisen.
David, Kats neuer „Freund“, scheint mir ein überaus
gutmütiger und anständiger Mann zu sein.
Meine Beobachtungen und bisher gesammelten Erkenntnisse
bewahrheiten sich erneut. Frauen wie Kate, mit ihren Augen rollenden, Köper
anbietenden Kleinkindchengetue erreichen beinahe immer was sie wollen. Fallen
stets auf ihre Füße und haben Glück bei den Männern. ICH finde es zunehmend
abstoßend, armselig und sich selbst auf Sexualität und Hilflosigkeit reduzierend.
Ein Frauenbild, das den Männern entgegenkommt und das es abzuschaffen gilt.
Andererseits haben wir Frauen, solang diese Gesellschaft so ist wie sie ist und
wenn Frau diese Fähigkeit raffiniert einsetzt, damit eine Möglichkeit, eine
List, eine Waffe in der Hand, die die meisten Männer noch nicht einmal
bemerken. Im Gegenteil. Sie fühlen sich sogar noch geschmeichelt. In Kate's
speziellen Fall tippe ich doch eher auf trickreiche, taktische Durchtriebenheit.
In Ellens Fall bin ich mir nach wie vor nicht sicher. Ich
beobachte sie gelegentlich und sie scheint von Gunnar recht angetan. In manchen
Augenblicken wähne ich einen sehnsüchtig verliebten Blick in ihren Augen
wahrzunehmen. Ich vermag mich jedoch ebenso zu täuschen. Jedoch mein Gefühl
sagt mir, dass da etwas war. Oder ist. Allerdings mag ich diesen Vermutungen
keinerlei Raum zugestehen und stattdessen Gunnar viel lieber vertrauen.
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Eines Morgens, während wir am Frühstückstisch im Restaurant
saßen, kokettierte diese Kellnerin, Paula Diaz, wie bereits des Öfteren, nur
dieses Mal gänzlich unverholen und dreist mit meinem Ehemann. Ich räusperte
mich einige Male und ließ meinen Unmut auf meinem Gesicht erscheinen.
Gunnar wartete noch einige Augenblicke, stand dann auf, gab
dieser Paula einen Wink und zitierte sie in die Räume hinter der Küche, die ich
jedoch von meinem Platz aus nicht einsehen konnte.
Es dauerte geraume Zeit, in der ich bereits geneigt war
nachzusehen wo die beiden nun blieben, bis ich Gunnar Krawatte rückend den Gang
von der Küche zum Gastraum auf mich zukommen sah. Er setzte sich ohne ein Wort
zu verlieren an den Tisch zurück. Tat, als ob nichts weiter geschehen sei, nahm
demonstrativ lächelnd seine Tasse und trank einen Schluck daraus. Ich sah ihn
entgeistert und abwartend an. Nichts. Dann fragte ich: “Was ist geschehen?“
„Nichts weiter.“, antwortete er in einem ruhigen
gleichmütigem Ton. „Ich habe ihr nur etwas klar machen müssen, was sie
offensichtlich noch nicht verstanden hatte.“
Zwei, drei Minuten später kam Paula Diaz ebenfalls den Gang
zum Raum der Gäste entlang. Sie sah verstört drein, schien sich ihr Haar zu
richten und strich mit den Händen ihr Schützchen glatt.
„Was hast du mit ihr getan?“, fuhr es mir plötzlich heraus.
Jedoch noch so gezügelt, dass niemand meine Irritation bemerkte.
„Mich ihr VERSTÄNDLICH gemacht. Das ist alles.“, sagte
Gunnar energisch in einem Ton und mit einem Blick, der keine Widerrede und
keine weiteren Fragen erlaubte.
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Die Kellnerinnen an unserem Tisch wechseln im Augenblick beinahe
täglich. Britta
Hershel, Akuma Li und gegenwärtig ist es Natalja Wassilijew.
Akuma Li
versetzte man inzwischen zur mehr den je gefragten und neu eingerichteten Thai
Massage, wo ohnehin fünf zusätzliche Asiatinnen eingestellt wurden, um der
steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Die Massageabteilungen in unserem Zentrum
erfreuen sich bei der umliegenden Bevölkerung zunehmend wachsender Beliebtheit.
Die Termine sind knapp, sodass wir demnächst expandieren.
Über ein
zweites Restaurant ist ebenfalls gesprochen worden. Es würde separat erbaut
werden, damit es den laufenden Gastbetrieb nicht stört, aber später mit dem
bereits vorhandenen Restaurantgebäude verbunden werden kann.
„Sie haben ein Monster geheiratet.“, zischte mir Paula Diaz
entgegen.
Was auch immer Gunnar getan haben mag. Es hat offensichtlich
gewirkt. Sie scheint ihm nun nicht mehr nachzustellen.
Als ich es Gunnar erzählte, beeindruckten ihn ihre Worte nicht.
„Bin ich für DICH ein Monster?“, fragte er nur, und ich verneinte
ihn zärtlich küssend.