Mein Leben mit Gunnar hat sich verändert. Die Kinder machen
es brüchig, und es ist gerade so, als würde es sich gänzlich auflösen. Was mir
über die Maßen missfällt.
Nichts ist mehr so wie es war!
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Die Nannys sind angekommen und bezogen Quartier in Maries
Haus. Gleich neben dem Unseren. Man hat eine Dritte, Anna Vanderhoof, hinzugefügt. Sie
hätte um einen Job (bei uns) gebettelt und Gunnar hatte zugesagt. Mit
einundzwanzig Jahren ist sie die Jüngste und ICH hätte sie mitnichten in
Betracht gezogen, WENN ICH hätte entscheiden können.
Die drei Frauen
erhielten ihre Anweisungen während wir gemeinsam zu Mittag speisten und wir
einigten uns auf ein drei Schicht System. So hat jede von ihnen genügend
Freizeit zur Verfügung, um sich auszuruhen und umzusehen.
Eine kurze „Einführung“ der drei Neuankömmlinge in das
Gelände und die wichtigsten Gebäude des Zentrums hatte Sarah übernommen,
nachdem ich sie darum gebetne hatte.
Im Augenblick sind die Zwillinge bereits im Haus der
Nannys.
Endlich wieder Zeit für mich!
Wie sich Gunnar nun allerdings verhalten wird, und wo die
Kinder nächtigen, bleibt abzuwarten.
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Vor einigen Minuten traf ich Mads. Troels Bruder. Ich
fragte, was mit ihnen beiden geschehen sei am Abend des einunddreißigsten
Dezember. Er schüttelte nur den Kopf, winkte ab und ging weiter.
„Mads!“, rief ich ihm hinterher.
Er wendete, kam zu mir zurück und blieb vor mir stehen.
„Was soll schon passiert sein? Wir haben uns gestritten. Und es ist nicht das
erst mal.“
„Darf ich erfahren um was es ging?“
Mads zog die Brauen nach oben und räusperte sich. „Um eine
Frau.“
„Eine Frau?“, fragte ich und tat, als wüsste ich von nichts.
„Sie war schon einmal der Anlass zu einem Streit zwischen
mir und meinem Bruder. Ich dachte nicht, dass ich sie je wieder sehe.
Geschweige denn, dass wir erneut ihretwegen in Streit geraten.“
„Was ist mit dieser Frau?“
„Hat Troels es dir nicht erzählt?“
Ich gab die Informationen, welche mir Troels über sie hatte
zukommen lassen nun an Mads weiter, der ein verklärtes Gesicht aufsetzte. „Ja.
So war das.“ Er lachte kurz und sein Blick ging in die Weite. „Es war das aller
erste Mal, dass ich mit meinem Bruder so derart heftig stritt. Und dann
trennten wir uns. Er ging zur Armee und ich“, er grinste ein wenig bei diesen
Worten, „stürzte mich ins Leben.“
„Wo ist diese Frau jetzt?“
Mads sog tief und hörbar die Luft in seine Lungen. Lächelte
ein wenig und verzog den Mund. „Womöglich bei ihm.“
Ups! „Wie bitte?“
„Ich glaube es war keine zufällige Begegnung. Sie hatte
ihre alte Liebe gesucht, nachdem sie von ihrem Mann geschieden worden war.
Womöglich hat sie Troels nie wirklich aus den Augen verloren und er wusste
darüber nur nicht Bescheid.“
„Sie hatte also Absichten?“, fragte ich vorsichtig an.
„Das nehme ich an. Weiß es jedoch nicht mit Gewissheit.
Denn genau darüber stritten wir. Nicht dass ich sie ihm missgönne oder ganz und
gar erneut ausspannen wollte, wie er natürlich annahm. Nein. Ich wollte ihn
schlicht und einfach warnen.“
„Warnen? Wovor?“
„Das sie ihn möglicher erneut benutzt.“
Mads sprach noch eine Weile über seine Vermutungen, was
diese Frau betraf, während er mich zum Haus zurück begleitete. Verabschiedete
sich dann mit den Worten: „Vielleicht hast du ihn jetzt als Mann an sie
verloren. Aber du hast im Augenblick sicherlich ganz andere Sorgen als den
guten alten Troels.“
Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht und er drehte
ab. Ich ging die Treppe der Veranda langsam nach oben und sah nur noch wie er
die Hand zum Abschied hob, während er bereits im Gehen war und mir den Rücken
zugewendet hatte.
Sollte ich Troels anrufen? Jetzt, wo ich wieder die Zeit
für Anrufe oder Ähnliches erübrigen konnte? Und wenn ich ihn erreiche, würde er
mir die Wahrheit sagen?