Donnerstag, 9. Januar 2014

Nannys und „alte Freundinnen“



Mein Leben mit Gunnar hat sich verändert. Die Kinder machen es brüchig, und es ist gerade so, als würde es sich gänzlich auflösen. Was mir über die Maßen missfällt.
Nichts ist mehr so wie es war! 


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Die Nannys sind angekommen und bezogen Quartier in Maries Haus. Gleich neben dem Unseren. Man hat eine Dritte, Anna Vanderhoof, hinzugefügt. Sie hätte um einen Job (bei uns) gebettelt und Gunnar hatte zugesagt. Mit einundzwanzig Jahren ist sie die Jüngste und ICH hätte sie mitnichten in Betracht gezogen, WENN ICH hätte entscheiden können.
Die drei  Frauen erhielten ihre Anweisungen während wir gemeinsam zu Mittag speisten und wir einigten uns auf ein drei Schicht System. So hat jede von ihnen genügend Freizeit zur Verfügung, um sich auszuruhen und umzusehen.
Eine kurze „Einführung“ der drei Neuankömmlinge in das Gelände und die wichtigsten Gebäude des Zentrums hatte Sarah übernommen, nachdem ich sie darum gebetne hatte.
Im Augenblick sind die Zwillinge bereits im Haus der Nannys.
Endlich wieder Zeit für mich!
Wie sich Gunnar nun allerdings verhalten wird, und wo die Kinder nächtigen, bleibt abzuwarten.

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Vor einigen Minuten traf ich Mads. Troels Bruder. Ich fragte, was mit ihnen beiden geschehen sei am Abend des einunddreißigsten Dezember. Er schüttelte nur den Kopf, winkte ab und ging weiter.
„Mads!“, rief ich ihm hinterher.
Er wendete, kam zu mir zurück und blieb vor mir stehen. „Was soll schon passiert sein? Wir haben uns gestritten. Und es ist nicht das erst mal.“
„Darf ich erfahren um was es ging?“
Mads zog die Brauen nach oben und räusperte sich. „Um eine Frau.“
„Eine Frau?“, fragte ich und tat, als wüsste ich von nichts.
„Sie war schon einmal der Anlass zu einem Streit zwischen mir und meinem Bruder. Ich dachte nicht, dass ich sie je wieder sehe. Geschweige denn, dass wir erneut ihretwegen in Streit geraten.“
„Was ist mit dieser Frau?“
„Hat Troels es dir nicht erzählt?“
Ich gab die Informationen, welche mir Troels über sie hatte zukommen lassen nun an Mads weiter, der ein verklärtes Gesicht aufsetzte. „Ja. So war das.“ Er lachte kurz und sein Blick ging in die Weite. „Es war das aller erste Mal, dass ich mit meinem Bruder so derart heftig stritt. Und dann trennten wir uns. Er ging zur Armee und ich“, er grinste ein wenig bei diesen Worten, „stürzte mich ins Leben.“
„Wo ist diese Frau jetzt?“
Mads sog tief und hörbar die Luft in seine Lungen. Lächelte ein wenig und verzog den Mund. „Womöglich bei ihm.“
Ups! „Wie bitte?“
„Ich glaube es war keine zufällige Begegnung. Sie hatte ihre alte Liebe gesucht, nachdem sie von ihrem Mann geschieden worden war. Womöglich hat sie Troels nie wirklich aus den Augen verloren und er wusste darüber nur nicht Bescheid.“
„Sie hatte also Absichten?“, fragte ich vorsichtig an.
„Das nehme ich an. Weiß es jedoch nicht mit Gewissheit. Denn genau darüber stritten wir. Nicht dass ich sie ihm missgönne oder ganz und gar erneut ausspannen wollte, wie er natürlich annahm. Nein. Ich wollte ihn schlicht und einfach warnen.“
„Warnen? Wovor?“
„Das sie ihn möglicher erneut benutzt.“
Mads sprach noch eine Weile über seine Vermutungen, was diese Frau betraf, während er mich zum Haus zurück begleitete. Verabschiedete sich dann mit den Worten: „Vielleicht hast du ihn jetzt als Mann an sie verloren. Aber du hast im Augenblick sicherlich ganz andere Sorgen als den guten alten Troels.“
Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht und er drehte ab. Ich ging die Treppe der Veranda langsam nach oben und sah nur noch wie er die Hand zum Abschied hob, während er bereits im Gehen war und mir den Rücken zugewendet hatte.

Sollte ich Troels anrufen? Jetzt, wo ich wieder die Zeit für Anrufe oder Ähnliches erübrigen konnte? Und wenn ich ihn erreiche, würde er mir die Wahrheit sagen?