Mein Herz rast. Springt mir beinahe aus der Brust, während
ich dies hier schreibe. Ich vermag es
kaum zu bezähmen.
Jason Anekelea kreuzte unerwarteter Weise des Nachts meinen
Weg.
Er ist in der Tat ein überaus bezaubernder Mann. (Und ich
war mehr als geneigt ihm seine kleinen Frechheiten zu verzeihen.) Aber, er ist so
unreif wie fast alle Männer in diesem Alter. Hinzu kommt die Leichtigkeit
seiner Kultur. Er nimmt nicht wirklich vieles ernst. Will Spaß am Leben. Wer
kann es ihm verdenken?
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Der Empfang
Anfänglich beabsichtigte ich Gunnar tatsächlich NICHT zu
Sivs Geburtstagsfeier zu begleiten. Aber dann, stimmte ich, zu Gunnars übergroßem
Erstaunen zu.
Es fiel mir überaus schwer freundlich zu sein. Siv zu
berühren. Ihr alles Gute zu wünschen. Schließlich kam es, zumindest nach meinem
Empfinden, einer Demütigung gleich, ihr meine Aufwartung zu machen. Gunnar sah dies
selbstverständlich anders. Wie SIE dazu stand, vermochte ich nicht zu ergründen.
Zumindest war ein Anflug von Überraschung in ihr Gesicht geschrieben, als sie
die Tür öffnete und uns BEIDE sah.
Selbstredend begrüßte sie Gunnar zuerst. Umarmte und küsste
ihn. Ein kühler Händedruck für mich. Ein abwartender, fixierender Blick und ein
kurzes, wie mir schien ironisches Lächeln umspielte ihre Lippen, welches ich
nicht wirklich zu deuten vermochte.
Ich nippte Stunde um Stunde an einem Gläschen Sekt und
einer Flasche Sprudel und nahm die Position der Beobachterin ein. Es ist
erstaunlich, in wie weit Alkohol das Benehmen der Menschen verändert. Die
Masken fallen lässt. Das wahre ICH zum Vorschein kommen lässt.
Gunnar umschwärmten, wie gewöhnlich einige junge Damen.
Jessica, Gunnars Schwester Stines Polizeikollegin gehörte dazu. Ebenso wie Sivs
Zwillingsschwestern Kate und Alexandra. Allerdings war da auch noch eine
andere, welche ihr Interesse an Gunnar bekundete. Margot Olsson. Dreiundzwanzig Jahre jung. Etwa 1.68
groß. Blond und schön.
Im Allgemeinen ist es nichts wirklich Neues für mich, dass
Gunnar das Interesse der jungen Damen weckt, und es wurde mir umso gleichgültiger,
umso müder ich wurde. Nur, WO schlafen? In Sivs Wohnung? Eine Unmöglichkeit.
Allenfalls das Hotel nebenan. Schlug ich Gunnar vor, der schon einigermaßen
betrunken war.
„Ich warte dort auf dich. Oder willst du vielleicht gleich
mit mir nach Hause kommen?“ Was für eine törichte Frage, die ich mir hätte
sparen können. Oder besser, gar nicht erst hätte stellen sollen.
Die Ernüchterung
Am Ende nahm ich mir ein Taxi und.....ließ den Fahrer des
Nachts um zwei Uhr zu Troels Wohnung fahren. Ich war neugierig. Aber im Grunde
erwartete ich nicht, dass mir überhaupt jemand öffnete. Sollte ich mich dazu
durchringen können, um diese Urzeit an seiner Tür zu läuten.
Ich läutete.
Nach einer Weile hörte ich eine verschlafene Stimme: „Ja.
Wer ist da?“
„Ich.“
Eine kurze Pause entstand. Dann die hastige Frage mit
erregter Stimme: „Du Rea?“
„Ja.“
Kurzes Räuspern. Ein Surren. Die Haustür öffnete sich und
ich ging die Stufen zu Troels Wohnung hinauf.
Troels stand, beinahe nackt, ausschließlich mit einem knapp
sitzenden Slip begleitet, in der
geöffneten Tür und lächelte mir entgegen. Als ich bei ihm angekommen war blieb
er unerwarteter Weise jedoch genau dort stehen. Bat mich NICHT herein. Er
küsste mich schon beinahe verschämt auf die Wange und begann zu hüsteln.
„Was ist?“, fragte ich.
„Ich...ich...“, begann er zu stottern, „bin nicht allein.“
Was hatte ich erwartet? „Ja und?“, entgegnete ich ein wenig
schnippig. Und am liebsten hätte ich noch angefügt: `Machen wir doch einen
Dreier.´ Jedoch musste ich einsehen, dass ich in diesem Augenblick, an diesem
Ort nicht wirklich willkommen war.
Unwillig und zornig wendete ich wortlos. Ging zum noch
wartenden Taxi zurück und fuhr nach Hause.
Unerwartete
Überraschung
Schlaftrunken wandelte ich die Treppen der Veranda nach
oben, während ich in meiner Manteltasche nach dem Schlüssel kramte. Im nächsten
Augenblick schrie ich auf und blieb wie erstarrt stehen. Denn da saß jemand.
„Schsch! Schsch!“, zischte es. „Ich bin es. Jason.“
Erleichterung.
„Was machen sie....äh....was machst du hier?“
„Ich habe Nachtdienst.“
„Und?“
Er stand auf. Klopfte sich die Nässe aus seiner Kleidung.
Kam auf mich zu und blieb ganz nah vor mir stehen. „Weiß du, wenn ich meine
Runden drehe und hier vorbei komme, bleibe ich manchmal für ein paar Minuten
hier sitzen und lausche in die Nacht. Beobachte das Gelände und genieße die
Ruhe. Hier“, er weiß mit seiner Hand auf den hölzernen Stuhl, „habe ich das
Gefühl, dir ein wenig Nahe zu sein.“
Raspelte er da etwa gerade Süßholz? Oder sagte er
tatsächlich die Wahrheit?
Mir war kalt und ich stand vor der Wahl ihn zu mir ins Haus
zu bitten, oder ihn ziehen zulassen. Was tun?
Angesichts der Tatsache, dass Gunnar mit aller größter
Wahrscheinlichkeit erst am nächsten Tag zurückkommen würde und ich die
kommenden Stunden hätte allein verbringen müssen, wählte ich Ersteres.
„Bleib bei mir, diese Nacht.“
Jason grinste.
„Nein. Nicht was du denkst.“
„Was denke ich denn?“
Wir werden nicht miteinander ficken.“, sagte ich ernst und
konnte mir ein Lächeln nicht wirklich verkneifen. Denn die Situation erschien doch
ein wenig grotesk.
Sittsam und
unberührt
Ich hatte Ryan, dem Chef des Sicherheitsteams Bescheid
gegeben, dass Jason ersetzt werden müsse. Mit einem Knurren hatte er diese
Information hingenommen und das Walkie Talkie abgeschaltet.
So übermüdet wie ich war, dauerte es nicht lange bis ich in
Jasons Armen einschlief.
Was für ein wohliges Gefühl das war! Weiche, warme,
kräftige Arme. Und der Geruch! So blumig. So wild! So angenehm. Es war gerade
so, als würde ich auf weichen Daunen gebettet inmitten einer Sommerwiese in
Morpheus Arme sinken.
Schlicht und einfach.... großartig!
Es war früh am Morgen, als wir erwachte. Ich hörte ein
Geräusch und erschrak. Schnellte hoch.
Jason zog mich wieder zu sich und ich kuschelte mich an seinen
warmen Körper. Ich genoss seine Gegenwart. Es war so wohltuend. So behaglich.
So herzerfrischend angenehm. Mein Herz schlug immer schneller, umso tiefer ich
mich in meine Gefühle fallen ließ.
Mit dem Schlafen war es vorbei. Wir waren beide erregt. Schliefen
jedoch NICHT (!) miteinander. Erörterten nur,.....“was wäre WENN.....“
Er stellte mir unzählige Fragen. Zu Gunnar. Zu Wanja. Zu
Troels.
Ich war beständig bemüht wieder und wieder auf seine Frau
und das Kind hinzuweisen. Und auf Gunnar, als meinen Ehemann, selbstredend. Es
war ein Tauziehen der Gefühle!
Am liebten hätte ich......und Jason noch viel
lieber.....Aber ich ließ es nicht zu.
Noch während des gemeinsamen breakfastes witzelte er: „Nur
einmal angenommen....ich hätte keine Frau und du keinen Mann. Würdest du...?“
Er grinste.
Die Antwort fiel mir in der Tat nicht schwer. „Ja.“, sagte
ich leise.
Sein Grinsen wurde noch breiter.
Verliebt?
Ich will mich nicht verlieben! Ich will nicht! Ich will
nicht!
Nicht in Jason. (Obgleich er der attraktivste Mann hier im
Zentrum für mich ist. JA. Er ist sogar betörender als Gunnar.) Und schon gar
nicht in einen anderen.
Mierda! Es darf nicht sein!
Jason ist kein Mann, den Frau heirate. Für einen Flirt,
eine flüchtige Affäre gut. Jedoch nicht mehr. Für ihn ist das Leben ein Spaß.
Ein Vergnügen. Eine einzige Party mit Freunden. Insofern noch
unerfreulicher/misslicher als mit Gunnar, der wenigstens Verantwortung
übernimmt. Loyal und gleichwohl ernsthaft sein kann.
Wenngleich ich Jasons Gefühle mir gegenüber keineswegs in
Zweifel ziehen würde. Jedoch vermute ich dort nur Leidenschaft, die all zu
schnell verrauchen könnte.
So wie er JETZT im Stande wäre, mit mir seine Frau zu
betrügen, erginge es mir in einiger Zeit sicherlich mit ihm ebenso. Würde ich
meiner eigenen und seinem Feuer, seiner Zuneigung nachgeben.
Obgleich ich gestehen muss, dass ich vom aller ersten
Augenblick an eine Affinität zu ihm entwickelt hatte.
Es erscheint mir so beschwerlich gegen Gefühle
anzukämpfen.....aber, es muss sein.