Freitag, 7. Februar 2014

Wozu sich beschweren?



Heute Morgen konfrontierte ich Gunnar mit seiner wiederholten „nächtlichen Abwesenheit“.
Er zuckte mit den Schultern und küsste mich.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite. „Hast Du sie auch so geküsst?“, fragte ich zornig und ging davon aus, dass er mit Siv seine Neigungen befriedigte. Oder war es Elena, Ellen, Anna Vanderhoof, Claire, Paula, Natalja und wie sie allesamt heißen?
„Wo warst du? Und mit wem?“
Er atmete kurz und tief, sah mich an und zog die linke Augenbraue nach oben. „Ich denke du weißt, dass ich ab und an meine Neigungen befriedige. Wir waren uns in dieser Angelegenheit doch einig. Und genau genommen solltest du es nicht bemerken. Vergiss es einfach. Für DICH ist es nicht geschehen. Ohnehin hat es keinerlei Relevanz für UNSER Leben.
„WER?“, ließ ich mich von seinen Worten nicht abweisen, um zumindest zu erfahren mit wem er wo gewesen war. „War es SIV?“
Er schluckte. Sah mich erneut zweifelnd an. Räusperte sich und strich kurz mit dem Handrücken unter der Nase entlang. „Nein. Es war ihre Schwester. Alexandra.“
Ich funkelte ihn an. „Und?“
„Und was?“
„Wo warst du mit ihr?“
„Was meinst du, warum ich das Zimmer über dem Office einrichten ließ?“ Er kratzte sich ein wenig verlegen am Hals. „Du kannst und magst nicht mit mir dort sein.“
„Soll das ein Vorwurf sein?“, fragte ich gereizt.
„Nein. Natürlich nicht Rea. Ich weiß besser als jeder andere, in welcher gesundheitlichen Lage du dich befindest. Ich erwarte diesbezüglich keinerlei Zugeständnisse von dir. Nur ab und an gehe ich dort mit jemanden wie Alexandra, Siv oder Kate meinen Neigungen nach. Was mit unserem Leben nichts zu tun hat.“ Ein kurzes Lächeln überflog sein Gesicht.
„WAS?“ Ich war wütend und hätte ihm am aller liebsten eine Ohrfeige verpasst. Nur,...hätte DAS etwas an seinen Neigungen geändert? Nein!
Hätte es dazu beigetragen, dass er es nie wieder tut? Nein!
„Sie scheint mich zu mögen“, sprach er lächelnd weiter, „und hat mich gefragt, ob wir nicht eine Vielehe schließen sollten. Sie, ihre Zwillingsschwester Kate und Siv.“
Jetzt war es genug!
Ich ging auf ihn los und wollte ihn ohrfeigen. Er hielt meine Hand und mich. Drehte mich mit den Rücken zu sich, hielt mich fest und küsste mich in den Nacken. „Das war doch nur ein Scherz Rea. Sei nicht böse. Alles ist gut.“
Die Situation erschien mir so derart grotesk, dass ich in Gunnars Umklammerung letztendlich aufhörte zu strampeln und eigentlich nicht wusste, ob ich nun weinen oder lachen sollte.

Wozu tat ich mir DAS eigentlich an?
Im Nachhinein bereue ich es überhaupt erwähnt zu haben.

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Soeben hatte ich eine kurze Unterhaltung mit Ellen Parker.
Gunnar war für einen Augenblick nach draußen gegangen und ich fragte sie, warum sie so missmutig drein blickte.
„Sind sie nicht eifersüchtig?“, platzte sie nach einigen angespannten Sekunden des mich Musterns heraus.
Ich war empört!
Wie kam SIE dazu mich derartiges zu fragen?! Sie stand mir in keinster Weise so nahe, dass sie auch nur eine Antwort darauf verdient hätte.
Da ich nichts auf ihre Frage erwiderte und sie offensichtlich und ausschließlich verdutzt ansah, sprach SIE schlicht und einfach weiter. „Man hat heute Nacht wieder Licht gesehen im obersten Stockwerk über dem Office.“
Ich sah ihr weiterhin nur beobachtend in die Augen und wartete ab.
„Er war dort? Nicht wahr? Gunnar? Mit dieser Siv.“ Ihre Stimme wurde immer schriller.
Ich zuckte sichtlich gelangweilt mit den Schultern. „Und? Was geht SIE das an?“
Ups! Ich hatte SIE erwischt!
Eine Mätresse meines Ehemannes versuchte tatsächlich sich gegen eine der anderen mit MIR zu verbrüdern? Welche Farce!!

Am Ende bleibt mir nichts weiter als ALLES, inklusive des Angriffs dieser kriminellen Subjekte auf meine Existenz, beiseite zu schieben und mich doch besser mir und meiner Gesundheit zuzuwenden. Denn Gunnar ist wie immer. Liebevoll, zärtlich, achtsam, fürsorglich und hingebungsvoll.
Also, wozu sich beschweren?