Mittwoch, 26. Februar 2014

Überraschend bis kurios



Mir fehlte Sinn und Zeit mit Gunnar über Siv oder seinen (angeblichen) Aufenthalt bei Hjalmar zu reden (streiten).
Es war „alles gut“. Natürlich war “alles gut“. Denn es gab Wichtigeres als Gunnars Befriedigung seiner Neigungen hinterher zu spüren. Zum Beispiel meine Gesundheit.
Mit der Naturtherapeutin sind wir übereingekommen, dass ich nun doch wieder Colibiogen einnehmen soll. Was ich wegen der immuntherapeutischen Wirkung nach drei Monaten der Einnahme abgesetzt hatte, alldieweil mich die Ärzte im Hospital deswegen maßregelten. Des Weiteren beginnt nun eine Art Gelenktherapie mit homöopathischen Kapseln aus der Grünlippmuschel und einem Glucosamin-Chontroitin Trinkpulver. Trotz alledem Bewegung, Bewegung, Bewegung.

Wir blieben bis in den späten Abend in Stockholm. Gingen Shoppen, aßen Sushi, besuchten Hjalmar, Carsten und Siv.
Ja. Wir besuchten tatsächlich Siv. Wollten jedoch nur kurz vorbei schauen, alldieweil  Gunnar dort etwas vergessen hatte. Aßen dann aber aufgrund ihrer Einladung mit ihr zu Abend, wozu ich mich überreden ließ. Denn ich hatte mich mit Gunnar zu dieser Zeit bereits ausgesöhnt und „alles war gut“.

Siv hatte Gunnar angerufen während wir mittags in der Sushi-Bar aßen. Sie hatte sich offensichtlich um ihn gesorgt und gefragt, ob er heil im Zentrum angekommen sein, nachdem er mitten in der Nacht schlaftrunken von ihr losgefahren war.
Ich reagierte pikiert. „Du warst doch bei ihr. Nicht wahr? Ich wusste es!“
„Komm, sei nicht so.“, sagte Gunnar zu mir, obgleich er noch immer mit Siv telefonierte. „Du weißt doch, dass ich ab und an.....und Siv musst du nicht beschimpfen.“
„Wie soll ich den sonst mit der Hure meines Mannes umgehen?“, wurde ich lauter, was an den umliegenden Tischen für Aufmerksamkeit sorgte.
„Schsch!“, zischte Gunnar zu mir herüber und „Was“, schrie er fragend in sein iPhone.
„Was ist?“, fragte ich Gunnar. „Hat sie mich etwa gehört?“
„Nein. Sie will mit dir reden.“
Ich hüstelte. „Wie bitte?“
Gunnar hatte mir bereits seien Arm entgegen gestreckt, um mir das iPhone zu übergeben. Ich schüttelte mit dem Kopf. Er machte eine Geste des Nachdrucks und ich griff zu.
„Dein Mann war unübertrefflich heute Nacht.“, begann sie. „Du hättest dabei sein sollen. Er ist drei Mal gekommen. Aber erst, nachdem ich ihn Zurückhaltung lehrte. Er steht auf Schwanz peitschen. Aber das weißt du ja bereits. Auf Analkugeln und Prostatamassage mit Vibratoren ist er echt scharf und die Ballons findet er echt toll. Und er muss nicht wissen, was ihn erwartet. Eine Augenbinde, eine Maske macht das ganze noch spannender für ihn. So solltest du deinen Ehemann verwöhnen und ihn dabei einen blasen.“ Ich hörte sie feixen. Typisch Siv. Sie provozierte gern.
Ich greuselte die Stirn und gab Gunnar sein iPhone zurück.
Eine ganze Weile herrschte Stille zwischen mir und ihm. „Was hat sie noch alles mit dir getan? Warst du überhaupt bei Hajlmar, wie du behauptetest?“
Gunnar räusperte sich verlegen. „Ja. Ich war bei Hjalmar und dann ging ich zu Siv. Und ja. Wir hatten es vorher vereinbart, weil ich dachte, wenn Kevin kommt, würdest du ohnehin die die Nacht über mit ihm zusammen sein.“
„So läuft das also zwischen euch?“
Gunnar sah mich forschend an und suchte meine Stimmung zu ergründen. „Ich fände es schön, wenn du gelegentlich Lust verspürtest, mich auf eine dieser Arten zu verwöhnen.“, sagte er dann mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.
Ich antwortete nicht.
Gunnar ließ das Thema fallen.

Ich war erschöpft und klappte den Sitz im Wagen nach hinten, als wir endlich im Parkhaus angekommen waren. Gunnar beugte sich zu mir herüber. Sah mich liebevoll an, strich mir mit seiner Hand über Stirn und Wangen und küsste mich. „Alles gut?“
„Ja. Natürlich.“, antwortete ich ein wenig kühl.
„Du weißt es doch so wie so, dass ich von Zeit zu Zeit....“
„Ja. Ich weiß.“
Er presste seine Lippen aufeinander. „Normaler Weise achte ich darauf, dass du es nicht bemerkst. Nur dieses Mal, war alles ein wenig anders. Verzeih.“
Ich atmete tief durch und wollte von dieser Thematik nichts mehr hören. Ohnehin musste ich akzeptieren, was nicht zu ändern war.
Gunnar beugte sich noch einmal zu mir herüber und küsste mich erneut. Ich ließ es geschehen. Seine Küsse wurden intensiver, heißer, leidenschaftlicher und ich vermochte nicht zu leugnen, dass ich ebenso eine gewisse Erregung verspürte. Seine Hände streichelten meinen Körper. Zogen mich aus. Gunnar klappte meinen Sitz zur Gänze zurück und begann mich zwischen meinen Beinen zu massieren. Mein Atem ging schneller und schneller. Begann zu rasen. Als er seinen Kopf in meinen Schoß versenkte, mich leckte, meine Klitoris lutschte und mit seinen Fingern in mich eindrang stöhnte ich auf. Es dauerte in der Tat nicht wirkliche lang, bis ich zum Höhepunkt gekommen war. Gunnar küsste mich und drückte mich an sich.
Urplötzlich klopfte es an das Fester unseres Wagens. Ich erschrak und schrie auf. Gunnar deckte mich rasch mit meinem Mantel zu und ließ die Scheibe herunter, denn es war ein Polizist. Er sprach mit Gunnar und wollte unsere Ausweise sehen. Als er allerdings bemerkte, dass wir verheiratet waren, drückte er „ein Auge zu“, beließ es bei einer Augen zwinkernden „Verwarnung“ und ging grinsend davon.
Als wir vor Carstens Haus hielten, hatte ich mich von dem Schrecken längst erholt und wir lachten beide herzhaft über diesen Vorfall.

Wir blieben nicht lange und fuhren gleich anschließend zu Hjalmar. Er wollte Gunnar für einen Model-Job in Stockholm gewinnen. Gunnar sah mich an. Dann Hjalmar und antwortete: „Das nächste Mal.“ Was aller Wahrscheinlichkeit nach nur für die Dauer des Augenblicks ernst gemeint war. Denn bereits auf dem Weg zu Siv vermeldete er schon ein: „Eventuell könnte ich doch...“, und ein: „Es wäre schön, wenn du mich begleitest.“

Nun, wie gesagt, ich ließ mich tatsächlich dazu überreden mich mit Siv an einen Tisch zu setzen. Obgleich ich anfänglich nicht einmal mit in ihre Wohnung kommen wollte.
Sodann stieg ich die Treppen mit Gunnar nach oben. Sie begrüßte uns beide sehr stürmisch und herzte uns fast überschwänglich. Ein Küsschen rechts und eines links. Womöglich hatte sie Gunnar erwartet. Es sah fast so aus. Der Tisch war gerichtet. Die Atmosphäre glich einem Date. Aber was war mit mir? Gehörte ich mit zu diesem Szenario? Oder war ich nur der „zufällige“ Gast geworden?
Ich verzog leicht das Gesicht und trat auf Gunnars Zunicken ein.
Siv war offensichtlich nicht überrascht mich zu sehen. Denn gedeckt war für drei Personen. Was mich verblüffte! Die Hure, die Gespielin meines Ehemannes lud MICH zum Essen ein? Ziemlich kurios und dahingehend erwartete ich einen Zweck dahinter, welcher sich mir sicherlich noch offenbaren würde. Aber es schien keinen zu geben. Es war schlicht und einfach nur ein Essen zu dritt. Die Gespräche kreisten ebenso um Alltäglichkeiten. Und die provokative Siv hatte sich in ein zahmes, umgängliches, und sogar freundliches Wesen verwandelt. Gerade so, als wolle sie zu meiner Vertrauten werden.
War dies Gunnars Werk? Oder ging es von ihr aus? Was ich bezweifle. Das konnte nicht sein! Schließlich ist sie keine Zwillings-Geborene, wo man zwei unterschiedliche Wesenszüge in einer Person vereint vermuten würde. Nun, anpassungsfähig, kommunikativ, neugierig und erfindungsreich traf zweifelsohne zu. Jedoch ebenfalls spöttisch, launisch und ruhelos. Aber was war mit der Unehrlichkeit? Spielte sie mir tatsächlich nur etwas vor? Ergötzte sie sich womöglich an dieser Szenerie? Oder war da in der Tat ein Hauch von Ehrlichkeit im Spiel?
Da ich naiv und arglos bin, will ich an letzteres glauben.

Auf der Heimfahrt schlief ich ein. Gunnar hingegen war seine Müdigkeit nicht anzumerken. Die Ereignisse des Tages schienen seine Zustimmung gefunden zu haben. Denn er lächelte und gab sich äußerst zufrieden.
Nachdem mich Gunnar, schlafend wie ich war, ins Haus getragen und ins Bett gelegt hatte, zog er mich aus. Kümmerte sich um mein Knie und kam letztendlich selbst, ebenso wie er war, zu mir ins Bett.
Geduscht wurde erst heute Morgen.