Mir fehlte Sinn und Zeit mit Gunnar über Siv oder seinen
(angeblichen) Aufenthalt bei Hjalmar zu reden (streiten).
Es war „alles gut“. Natürlich war “alles gut“. Denn es gab
Wichtigeres als Gunnars Befriedigung seiner Neigungen hinterher zu spüren. Zum
Beispiel meine Gesundheit.
Mit der Naturtherapeutin sind wir übereingekommen, dass ich
nun doch wieder Colibiogen einnehmen soll. Was ich wegen der
immuntherapeutischen Wirkung nach drei Monaten der Einnahme abgesetzt hatte,
alldieweil mich die Ärzte im Hospital deswegen maßregelten. Des Weiteren
beginnt nun eine Art Gelenktherapie mit homöopathischen Kapseln aus der
Grünlippmuschel und einem Glucosamin-Chontroitin Trinkpulver. Trotz alledem
Bewegung, Bewegung, Bewegung.
Wir blieben bis in den späten Abend in Stockholm. Gingen Shoppen,
aßen Sushi, besuchten Hjalmar, Carsten und Siv.
Ja. Wir besuchten tatsächlich Siv. Wollten jedoch nur kurz
vorbei schauen, alldieweil Gunnar dort
etwas vergessen hatte. Aßen dann aber aufgrund ihrer Einladung mit ihr zu
Abend, wozu ich mich überreden ließ. Denn ich hatte mich mit Gunnar zu dieser
Zeit bereits ausgesöhnt und „alles war gut“.
Siv hatte Gunnar angerufen während wir mittags in der
Sushi-Bar aßen. Sie hatte sich offensichtlich um ihn gesorgt und gefragt, ob er
heil im Zentrum angekommen sein, nachdem er mitten in der Nacht schlaftrunken von
ihr losgefahren war.
Ich reagierte pikiert. „Du warst doch bei ihr. Nicht
wahr? Ich wusste es!“
„Komm, sei nicht so.“, sagte Gunnar zu mir, obgleich er
noch immer mit Siv telefonierte. „Du weißt doch, dass ich ab und an.....und Siv
musst du nicht beschimpfen.“
„Wie soll ich den sonst mit der Hure meines Mannes
umgehen?“, wurde ich lauter, was an den umliegenden Tischen für Aufmerksamkeit
sorgte.
„Schsch!“, zischte Gunnar zu mir herüber und „Was“, schrie
er fragend in sein iPhone.
„Was ist?“, fragte ich Gunnar. „Hat sie mich etwa gehört?“
„Nein. Sie will mit dir reden.“
Ich hüstelte. „Wie bitte?“
Gunnar hatte mir bereits seien Arm entgegen gestreckt, um
mir das iPhone zu übergeben. Ich schüttelte mit dem Kopf. Er machte eine Geste
des Nachdrucks und ich griff zu.
„Dein Mann war unübertrefflich heute Nacht.“, begann sie.
„Du hättest dabei sein sollen. Er ist drei Mal gekommen. Aber erst, nachdem ich
ihn Zurückhaltung lehrte. Er steht auf Schwanz peitschen. Aber das weißt du ja
bereits. Auf Analkugeln und Prostatamassage mit Vibratoren ist er echt scharf und
die Ballons findet er echt toll. Und er muss nicht wissen, was ihn erwartet.
Eine Augenbinde, eine Maske macht das ganze noch spannender für ihn. So
solltest du deinen Ehemann verwöhnen und ihn dabei einen blasen.“ Ich hörte sie
feixen. Typisch Siv. Sie provozierte gern.
Ich greuselte die Stirn und gab Gunnar sein iPhone zurück.
Eine ganze Weile herrschte Stille zwischen mir und ihm.
„Was hat sie noch alles mit dir getan? Warst du überhaupt bei Hajlmar, wie du
behauptetest?“
Gunnar räusperte sich verlegen. „Ja. Ich war bei Hjalmar
und dann ging ich zu Siv. Und ja. Wir hatten es vorher vereinbart, weil ich
dachte, wenn Kevin kommt, würdest du ohnehin die die Nacht über mit ihm
zusammen sein.“
„So läuft das also zwischen euch?“
Gunnar sah mich forschend an und suchte meine Stimmung zu
ergründen. „Ich fände es schön, wenn du gelegentlich Lust verspürtest, mich auf
eine dieser Arten zu verwöhnen.“, sagte er dann mit einem verschmitzten Lächeln
auf den Lippen.
Ich antwortete nicht.
Gunnar ließ das Thema fallen.
Ich war erschöpft und klappte den Sitz im Wagen nach
hinten, als wir endlich im Parkhaus angekommen waren. Gunnar beugte sich zu mir
herüber. Sah mich liebevoll an, strich mir mit seiner Hand über Stirn und
Wangen und küsste mich. „Alles gut?“
„Ja. Natürlich.“, antwortete ich ein wenig kühl.
„Du weißt es doch so wie so, dass ich von Zeit zu Zeit....“
„Ja. Ich weiß.“
Er presste seine Lippen aufeinander. „Normaler Weise achte
ich darauf, dass du es nicht bemerkst. Nur dieses Mal, war alles ein wenig
anders. Verzeih.“
Ich atmete tief durch und wollte von dieser Thematik nichts
mehr hören. Ohnehin musste ich akzeptieren, was nicht zu ändern war.
Gunnar beugte sich noch einmal zu mir herüber und küsste
mich erneut. Ich ließ es geschehen. Seine Küsse wurden intensiver, heißer,
leidenschaftlicher und ich vermochte nicht zu leugnen, dass ich ebenso eine
gewisse Erregung verspürte. Seine Hände streichelten meinen Körper. Zogen mich
aus. Gunnar klappte meinen Sitz zur Gänze zurück und begann mich zwischen
meinen Beinen zu massieren. Mein Atem ging schneller und schneller. Begann zu rasen. Als er seinen Kopf
in meinen Schoß versenkte, mich leckte, meine Klitoris lutschte und mit seinen
Fingern in mich eindrang stöhnte ich auf. Es dauerte in der Tat nicht wirkliche
lang, bis ich zum Höhepunkt gekommen war. Gunnar küsste mich und drückte mich
an sich.
Urplötzlich klopfte es an das Fester unseres Wagens. Ich
erschrak und schrie auf. Gunnar deckte mich rasch mit meinem Mantel zu und ließ
die Scheibe herunter, denn es war ein Polizist. Er sprach mit Gunnar und wollte
unsere Ausweise sehen. Als er allerdings bemerkte, dass wir verheiratet waren,
drückte er „ein Auge zu“, beließ es bei einer Augen zwinkernden „Verwarnung“
und ging grinsend davon.
Als wir vor Carstens Haus hielten, hatte ich mich von dem
Schrecken längst erholt und wir lachten beide herzhaft über diesen Vorfall.
Wir blieben nicht lange und fuhren gleich anschließend zu
Hjalmar. Er wollte Gunnar für einen Model-Job in Stockholm gewinnen. Gunnar sah
mich an. Dann Hjalmar und antwortete: „Das nächste Mal.“ Was aller
Wahrscheinlichkeit nach nur für die Dauer des Augenblicks ernst gemeint war.
Denn bereits auf dem Weg zu Siv vermeldete er schon ein: „Eventuell könnte ich
doch...“, und ein: „Es wäre schön, wenn du mich begleitest.“
Nun, wie gesagt, ich ließ mich tatsächlich dazu überreden
mich mit Siv an einen Tisch zu setzen. Obgleich ich anfänglich nicht einmal mit
in ihre Wohnung kommen wollte.
Sodann stieg ich die Treppen mit Gunnar nach oben. Sie
begrüßte uns beide sehr stürmisch und herzte uns fast überschwänglich. Ein
Küsschen rechts und eines links. Womöglich hatte sie Gunnar erwartet. Es sah
fast so aus. Der Tisch war gerichtet. Die Atmosphäre glich einem Date. Aber was
war mit mir? Gehörte ich mit zu diesem Szenario? Oder war ich nur der
„zufällige“ Gast geworden?
Ich verzog leicht das Gesicht und trat auf Gunnars Zunicken
ein.
Siv war offensichtlich nicht überrascht mich zu sehen. Denn
gedeckt war für drei Personen. Was mich verblüffte! Die Hure, die Gespielin
meines Ehemannes lud MICH zum Essen ein? Ziemlich kurios und dahingehend
erwartete ich einen Zweck dahinter, welcher sich mir sicherlich noch offenbaren
würde. Aber es schien keinen zu geben. Es war schlicht und einfach nur ein
Essen zu dritt. Die Gespräche kreisten ebenso um Alltäglichkeiten. Und die provokative
Siv hatte sich in ein zahmes, umgängliches, und sogar freundliches Wesen verwandelt.
Gerade so, als wolle sie zu meiner Vertrauten werden.
War dies Gunnars Werk? Oder ging es von ihr aus? Was ich
bezweifle. Das konnte nicht sein! Schließlich ist sie keine Zwillings-Geborene,
wo man zwei unterschiedliche Wesenszüge in einer Person vereint vermuten würde.
Nun, anpassungsfähig, kommunikativ, neugierig und erfindungsreich traf
zweifelsohne zu. Jedoch ebenfalls spöttisch, launisch und ruhelos. Aber was war
mit der Unehrlichkeit? Spielte sie mir tatsächlich nur etwas vor? Ergötzte sie
sich womöglich an dieser Szenerie? Oder war da in der Tat ein Hauch von
Ehrlichkeit im Spiel?
Da ich naiv und arglos bin, will ich an letzteres glauben.
Auf der Heimfahrt schlief ich ein. Gunnar hingegen war
seine Müdigkeit nicht anzumerken. Die Ereignisse des Tages schienen seine
Zustimmung gefunden zu haben. Denn er lächelte und gab sich äußerst zufrieden.
Nachdem mich Gunnar, schlafend wie ich war, ins Haus
getragen und ins Bett gelegt hatte, zog er mich aus. Kümmerte sich um mein Knie
und kam letztendlich selbst, ebenso wie er war, zu mir ins Bett.
Geduscht wurde erst heute Morgen.