Ich träumte von der Bärin. Von Gunnar und das alles gut
wird. Morgen, wenn ich mich erneut dem Gang ins Hospital stellen muss.
Andererseits kreisen meine Gedanken um den Verlust des
Zentrums. Um Willkür und Kriminalität, derer ich mich nicht gewachsen fühle und
mich nicht entziehen vermag. Obgleich Gunnar immer wieder sanft und einfühlsam
argumentiert, dass wir es gemeinsam schaffen und uns nichts geschieht.
Erneute Diskussionen. Gespräche mit den Anwälten. Kaum
Schlaf.
Das kann nicht wirklich gut für meine Gesundheit sein.
Wieso lasse ich mich so derart einschüchtern?
Gunnar sieht Stirn runzelnd zu, wie ich nicht enden kann
darüber nachzudenken und nach Lösungen zu suchen.
In den Zwischenräumen der Angst und der Ohnmacht taucht immer
wieder die Frage auf, warum mir mein Leben hier nun doch so viel zu bedeuten
scheint?
Könnte ich nicht schlicht und einfach weiter ziehen? So wie
ich es früher tat? Kapitulieren? Loslassen? (Dieses Wort war mir schon immer
suspekt. Insbesondere die neue spirituelle Bedeutung dessen.) DENEN kampflos
den Platz überlassen?
Nein. Ich gedenke HIER mit Gunnar zur Ruhe zu kommen. Hier,
wo ich endlich einen Platz fand, wo ich sein darf. Eine Heimat entdeckte, die
mir bislang fehlte.
Überdies vermute ich, dass meine vermehrten Schmerzen genau
auf den Kummer um das Zentrum, mein erstes selbst geschaffenes Heim,
zurückzuführen sind.
Hat diese kriminellen Subjekte die Rache um meine
Uneinsichtigkeit aus einem spirituellen Zentrum einen Begleitservice (Puff) zu
machen tatsächlich zu diesen Handlungen getrieben? Wie können Menschen so
egoistisch, rachsüchtig, eigennützig und grausam sein? Ihr Leben muss
ausschließlich dem Profit gewidmet sein. Wie armselig!
In diesen Parametern vermochte ich noch nie zu denken. Aus
diesem Grund bin ich offenkundig gleichwohl ungeeignet ein Unternehmen zu
führen.
Ich bin nicht skrupellos genug. In gleichem Maß bin ich
nicht bereit derartiges Unrecht anzuerkennen. Kämpfe mit den mir zur Verfügung
stehenden Mitteln gegen solch schreiende Ungerechtigkeit.
Auf irgendeine Weise tat ich das schon immer. Ich war nicht wie die anderen verzogenen
Gören, die aufgrund des Geldes ihrer Väter gedankenlos Menschen peinigten, in
den Abgrund stürzten und noch lachend oder amüsiert dabei zusahen wie sie
aufschlugen. Nein! Ich war DIE, die die Hand ausstreckte und versuchte diese
Menschen aufzuheben. Weil ich, im Gegensatz zu den vielen anderen, mit-fühlend
war.
Ich war und bin offensichtlich eine der wenigen begüterten
Abkömmlinge, welche sich nicht ausschließlich um sich selbst sorgen. Sondern
ebenso um andere und gleichwohl um unsere Welt. Wo ICH über das Wohl anderer
Menschen nachdenke, reflektieren andere nur über ihren Profit. Nein! ICH bin
nicht so!
Selbst mit der Errichtung des Zentrums, was nun genau
genommen der Traum Gunnars Mutter gewesen war, ging es mir nie um dessen
Einträglichkeit. Nein. Es ist mein zu Hause geworden, wo die Menschen glücklich
sein sollen.
Ich vermute, es ist diese essenzielle Angst um das Heim,
das meine Gedanken nicht los lassen will und mir keine Ruhe mehr lässt. Und
ebenso glaube ich, dass Gunnar das versteht.
Es ist nicht so, dass er gar nichts tut. Er ist nur
besonnener als ich. Tut es still und leise. Überdies glaube ich, dass ER die
„Ruhe des Wissens“, welche mir noch immer nicht zur Gänze eigen ist, bereits besitzt. Er kennt die möglichen
Zukünfte. Vermag sie zu beeinflussen, weiß und vertraut darauf, dass alles gut
wird. Auf die ein oder andere Weise. Woraus ich wieder immer wieder
schlussfolgere, dass alle Sorgen völlig umsonst sind......
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- Vermutlich schlägt mir dieser Stress auf den Magen. Und
in diesem Fall neige ich dazu, ständig essen zu wollen. Nur wird es dadurch bedauerlicher
Weise nicht besser.
- Kate und David besuchten uns am gestrigen Abend für etwa
eine Stunde. Es fiel mir schwer ihnen zuzuhören. Im Augenblick gelingt mir ein
Lächeln ohnehin nur selten. Gunnar setzt jedoch auf meine „eigene Erkenntnis“
und vertraut darauf, dass ich alsbald wieder lachen werde....wenn ich
einsehe,....dass alle Sorgen sinnlos sind.