Montag, 13. Juni 2016

Der körperlich-geistig-seelische Katzenjammer – Part um Part



Ich hatte Gunnar NICHT angerufen. Es war keine Zeit geblieben dafür. Infolgedessen musste ich nun auf die Zufälligkeiten hoffen. Denn ab JETZT würde ich (beinahe) ununterbrochen mit Jason zusammen sein. Er hatte seinen Job, wie er sagte, als mein Bodyguard und Begleiter, für die kommende Woche, begonnen.
(Aber Gunnar wartete, bis ich ihn anrief.)

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Ein Schwächeanfall und/oder eine Panik Attacke
Was war ich erleichtert darüber, dass Jason gestern Abend bei mir war. Er kam, kurz nachdem ich meinen Post beendet hatte und wir gingen gemeinsam ins Restaurant des Hotels, um zu essen.
Danach, und hier danke ich den Göttern, dass wir bereits wieder auf meinem Zimmer waren, übermannte es mich. Ich begann am ganzen Körper zu zittern. Mir war, als stürzte ich in eine Schlucht ohne Netzt und Doppelten Boden. Ich hatte (unerklärliche) Todesangst.
„Jason, Jason....“, hauchte ich und presste gerade noch eine Frage an ihn aus mir heraus. „Du kennst das doch. Oder? Weißt was du tun musst? Erinnerst du dich an Berlin? Halt mich! Halt mich! Halt mich!“ und das war’s. Ich rang nach Atem, mein Herz ging so schnell, als spränge es mir jeden Augenblick aus der Brust. Angst, Angst, Angst...........
Jason hielt mich, streichelte mich, wiegte und beruhigte mich. Ein Glück, dass er da war. Allein hätte ich das kaum geschafft.
Mir war klar, dass das irgendwann hatte kommen müssen. So mutig wie ich auch war, diese Reise (beinahe) allein zu begehen, kam nun gewissermaßen der körperlich-geistig-seelische Katzenjammer. Es war das Unbekannte, die Größe, die Weite des Ozeans, was mich so schreckte. Zumindest kam es mir so vor. Bilder vom Meer, den gigantischen Wellen und einem Weitblick vom Berg, welchen ich bisher ausschließlich auf Bilder gesehen hatte, schossen mir in diesen Moment durch den Kopf. Mir wurde Angst und Bange und ich fragte mich, WAS TAT ICH HIER???

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Kurz bevor ich einschlief, dachte ich darüber nach, ob ich in Hawaii ein spirituelles Zentrum aufbauen sollte. Jedoch mit welchem Geld? Grundstück plus das Erbauen würde mich einen Betrag in Millionenhöhe kosten.
Ich könnte Wanja fragen, ob er mein Investor wird? (Lach......aber wer weiß?)
Jason bedrängte mich nicht am Abend. Ein paar Sätze wechselten wir noch und dann schlief ich ein.

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Am Morgen war ich aufgeschreckt. Hatte einen schrecklichen Traum. Den Sonnenaufgang hatte ich erneut verpasst. Es war bereits um sieben Uhr.
In meinem Traum hatte man mich verhaftet. Bei einem Bekannten meines Mannes, mit welchen ich (samt Gunnar) auf einer Radtour unterwegs gewesen war, hatte man Diebesgut gefunden. Obwohl ich doch noch in der vorherigen Episode des Traumes um ein zehn Centstück vertrauenswürdig war. Anstatt schlicht und einfach das mir angebotene Geschenk anzunehmen, hatte ich aus Rechtschaffenheit dafür bezahlt. Und dann wurde ich wegen einer Tasche voll gestohlenen Schmuckes von der Polizei verhaftet. Ich kannte diesen Mann nicht einmal und hatte auch sonst nichts weiter mit ihm zu tun.
Zuvor hatte ich von Lavendel(-feldern) geträumt.
Auch in meinen Träumen hatte ich offenbar Angst. Sollte dies vielleicht ein Zeichen sein, hier NICHT zu investieren? Oder schlicht und einfach nur aufmerksam zu sein?
Ich werde die Karten befragen. Oder sollte ich womöglich zu einer Kahuna gehen, bevor ich hier tatsächlich beginne eine Zweigstelle meines Unternehmens aufzubauen? Möglicherweise sollte ich auch mit Jason darüber reden. Was nicht schaden kann. Schließlich kennt er sich hier besser aus als ich. Allerdings wusste ich nicht, wie er überhaupt zu magischen Dingen steht. Es war ohnehin an der Zeit mit ihm noch viel näher bekannt zu werden, als es ohnehin bereits der Fall gewesen war. So gut wie ich dachte, kannte ich ihn doch noch nicht. SO oft waren wir uns auch nicht nahe gekommen. Aber gerade in diesen Tagen stellte ich mir immer wieder vor, wie es wäre WENN........Jason (anstatt Gunnar) an meiner Seite wäre (und ich tatsächlich hier sesshaft würde. Denn,....trotz der Attacke der Angst gefällt es mir hier). Ich würde mich schon an alles gewöhnen.


Später dann wieder der Übermut. Die Euphorie. Jason und ich scherzten und lachten miteinander. Er neckte mich und ich ihn. Seine Hände berührten mich gelegentlich ebenso wie seine Schultern, Arme, Hüften. Es war wie ein Spiel. Dann begann ich sogar noch mit meinen Yogaübungen vor der geöffneten Tür zum Balkon mit Meeresblick.
Körperliche Nähe war (und ist uns (offenbar) wichtig. Seit der Suite im Flugzeug waren wir noch nicht einmal wieder intim zusammengekommen. Hatten ausschließlich gemeinsam in einem Bett gelegen. Sonst nichts.

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Gleich nach dem Frühstück begannen wir mit der Suche nach geeigneten Immobilien. An dieser Stelle war es gut zu entscheiden, ob ich nur eine Bleibe suche, oder doch eher ein ganzes Resore/Baugrundstück. Jedoch das Baugrundstück stelle ich besser vorerst zurück. Vorerst das Haus. Dann bedenke ich alles Weitere. Denn für Größeres fehlt mir tatsächlich das Geld. Gerade Baugrundstücke können schon einmal ab zehn Millionen aufwärts kosten. Hier würde ich dann versuchen Wanja mit ins Bott zu nehmen. Denn allein tue ich das nicht.
Nun, zu Beginn sollte es genügen, ein Grundstück mit einem Haus darauf für mich zu finden. Die unmittelbare Nähe des Strandes wäre mir lieb. Und da es ein Weißer sein soll, kommt genau genommen nur Oahu in Frage. Zumindest soweit wie ich bis hierher recherchierte. Wir werden sehen.

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Mein ausdrücklicher Wunsch war eine ImmobilienmaklerIN! (Offenbar scheint es hier gut zu sein, sich mit mehreren zu treffen. Es gibt durchaus einige von diesen Frauen.) Die sich auch recht zügig finden ließ. Sie ist eine Frau in den Vierzigern, oder Fünfzigern. Das ist nicht so genau zu bestimmen. Blondes, kurzes Haar und blaue Augen. Ihr Name ist Barbara. Sie scheint mir eine vertrauenswürdige Partnerin auf diesem Gebiet zu sein. Ihre Augen verraten mir das. Sie blicken durch und durch freundlich und ruhig. Auch ihre Aura ist angenehm. Ihr Büro befindet sich in der Keahole Street. (Auffällig sind hier die vielen weiblichen, chinesischen Maklerinnen.) Mit ihr begannen wir die Suche nach (m)einem Grundstück samt Haus.
Sie kam ins Hotel, um uns vorab einige Angebote zu unterbreiten. Wir sahen uns die Fotos und Videos der Häuser und Grundstücke an. Gleichwohl die Innenräume. Einige davon hatte ich mir am Vortag bereits im Internet angesehen.
Sie blieb etwa eine Stunde.
„Rufen sie mich an, wenn sie sich entschieden haben. Dann machen wir einen Termin für die Besichtigung.“, waren ihre letzten Worte, bevor sie ging.
Nun war es an mir zu entscheiden. Hierbei konnte durchaus auch ein anderer Makler, oder eine andere Maklerin ihr Geschäft mit mir abschließen.
Die Angebote sind in der Tat recht zahlreich. Jedoch unter zwei Millionen sollte man nicht beginnen zu suchen. Denn diese billigeren Grundstücke und Häuser befinden sich entweder nicht direkt am Meer/Strand, oder auf überbautem Land, sodass man gleich nebenan ein Hotel stehen hat, wo die Gäste einen auf den Teller sehen. DAS ist nichts für mich.
Meine Vorstellung
Das Grundstück muss nicht sonderlich groß sein. Das Haus ebenso nicht. Von Prunk und überdimensionalen Räumen sehe ich gänzlich ab. Ich bin nicht einer dieser Scheichs, die mit Reichtum protzen muss. War ich nie gewesen. Gleichermaßen benötige ich weder einen Golfplatz noch ein Fußballfeld. Vielleicht einen Tennisplatz. Und ein Swimmingpool wäre ganz nett. Mehr muss es nicht sein. Entscheidend ist die Lage. Ich wünsche mir einen freien Zugang zu einem Strand mit weißem Sand. DAS wird eine Bedingung sein. Wenn möglich verhältnismäßig abgeschieden....von der restlichen Welt.
Jason reibt sich nur die Augen. Weiß oft nicht, was er sagen soll. Hüstelt und schluckt bei den Preisen, die ich erwartet habe und nur lachen kann.
Woran ich bei meiner Suche nach einem geeigneten Haus stets denken muss ist, dass sich nur Wenige derartigen Luxus leisten können. Traurig eigentlich.

Der Vorausscheid,.....fand/findet eigentlich am Notebook statt. Erst dann wird ein Termin mit der Maklerin zur Besichtigung anberaumt.
Einen Favoriten wählte ich bereits aus. Es ist auch hier wie mit allem anderen, das erste Bauchgefühl ist entscheidend.
Das Haus liegt tatsächlich am süd-östlichen Rand von Oahu am Kalanianaole Highway. Richtung Süd-Pazifik. In der Nähe ist der Hanauma Bay Nature Preserve. – Ich gewöhne mich so allmählich an die Namen hier. – Es ist das erste Haus von Norden her gesehen nach der Brücke. Ein Stück weiter auf dem Highway ist der Kuapa pond Hawaii kai.
Also rekapitulieren wir. Auf der einen Seite ist das Meer. Auf der anderen der Highway 72. Dahinter noch eine Häuserreihe und dann wieder Meer, wo der Kuapa Pond liegt.
Allerdings gäbe es da gleichwohl noch vier andere Objekte. Und so nach und nach schwirrte mir der Kopf. Aus diesem Grund beendeten wir die Suche noch vor dem Dinner. Ohnehin verließ mich Jason um diese Zeit, um nach seinen Kindern zu sehen. Er würde erst in zwei, drei Stunden wiederkommen. In dieser Zeit speiste ich, rief Gunnar und Derek an und schrieb.
Die Gespräche mit den Männern dehnte ich nicht all zu lange aus. Der Inhalt war jeweils der Gleiche. Gunnar erzählte mir, dass sie in den Geburtstag seines Vaters hinein gefeiert hätten und erst am Abend zurückgeflogen wären.
Derek macht sich Sorgen. Am liebsten wäre er bei mir.
An Gunnars Stimme erkannte ich, dass er mir die Solo-Tour nicht abkaufte. Er kannte mich viel zu gut und wusste, dass ich dergleichen nie allein, ohne jeglichen Beistand in Angriff nehmen würde.
„Wer ist bei dir?“, fragte er.
„Niemand“, log ich weiter.
Derek hatte nicht einmal danach gefragt. ER glaubte mir, dass ich alles im Alleingang regelte. Offenbar traute er mir viel mehr zu als Gunnar. Eigenartig. Oder kannte mich Gunnar nur viel besser als Derek?
Als ich noch gesund war, wäre dies keine Frage für mich gewesen. Ich hätte ohne Probleme und Hilfe JEDE Hürde überwunden und alles geschafft, was ich mir vorgenommen hätte. Aber nun, so kränklich wie ich war, gelang mir das alles nicht mehr so easy wie früher. Da brauchte es schon ein wenig (männlichen) Beistand.
Gunnar hatte dann nicht weiter nachgebohrt. Er beließ es dabei. Womöglich ahnte er etwas. Wer weiß.

So, nun warte ich auf Jasons Rückkehr. 
Morgen werden die Termine für die Besichtigungen festgelegt. Ich hoffe darauf, wenn ich mich sogleich am frühen Morgen bei Barbara melde, dass ich im Laufe des Tages schon mein bevorzugtes Objekt besichtigen kann.
Jason freut sich in jedem Fall darauf. Ohne mich, hätte er vermutlich niemals die Gelegenheit, sich solche Häuser anzusehen. Ihm gefällt das Ganze.