Gestern war,
in mehreren Belangen, ein überaus aufregender Tag!
Keine
guten Nachrichten von meiner Naturtherapeutin. Stress am Morgen und nur wenig
positive Gedanken. Dann ganz andere, die sich in erstaunliche Richtungen
wandten.
-----------------------
1. Version:
Gunnar und ich.
2.
Version: Derek und ich.
3.
Version: Ich und....?
4.
Version: Ich allein. Möchte ich nicht!
(5.
Version: Mir den Russen zurückholen. Steht jedoch derzeit NICHT zur Debatte.)
Sicherlich
gibt es gleichwohl noch Version 6 und 7.
Wie auch immer die aussehen mögen..........
------------------------
- Nun, am
Morgen das Briefing und wichtige Bestellungen zusammenstellen.
- Am
Nachmittag dann der Besuch bei der Therapeutin.
- Anschließend
recht anstrengende und auch eigenartige Gedanken.
Alles in
allem bin ich so derart glücklich darüber, Kevin in der Leitung des Zentrums zu
wissen. Er leistet oft Unheimliches, wo ICH und Derek zunehmend doch mit
unseren eigenen Problemen kämpfen. Obwohl Kevin, ich spreche dieses Wort nur
ungern aus, umgehe es zumeist, behindert ist und in einem Rollstuhl sitzt,
schmälert dies jedoch, was die Leitung des Zentrums betrifft, seine Leistungen
keinesfalls. Ich bin so immens stolz auf ihn! Und glücklich darüber, dass mir
diese Idee, damals in New Orleans, zugefallen
ist. Es war die beste Entscheidung, wie ich finde, welche ich seit langem in
dieser Hinsicht traf.
Obwohl
auch Kevin das Wochenende über bekanntlich mit Janina und seinem Sohn nach
Deutschland geflogen war, nahm er diese Woche seine Arbeit pünktlich auf
und.....schmiss den Laden, wie mein
Vater oft zu sagen pflegt.
Da Gunnar
am Tag zuvor mit seinen Brüdern gefeiert hatte, begleitete mich am Dienstagnachmittag
Derek zur Naturtherapeutin. Gunnar kam nicht hinzu. Ob er tatsächlich versucht
hatte, in diesen Stunden bei mir zu sein, entzieht sich meiner Kenntnis.
Was die
Therapeutin mir an diesem Tag zu sagen hatte, war reichlich unerfreulich. Und
da ich nicht wirklich gedenke viel darüber nachzugrübeln, mache ich es kurz.
Sie fand etwas in meinem Kopf, das sie als bedenklich einstufte. Zudem, was ihr
noch viel wichtiger erschien, sei da eine hohe Ansammlung von Quecksilber in
meinem Körper. Nun, eine von ihr vorgeschlagene Therapie wird Abhilfe schaffen.
Ober besser, es sind zwei. Und hier MUSS ich mich NICHT entscheiden. Ich kann
sowohl nur diese oder jene wählen, als auch beide zusammen nehmen. Entschieden
habe ich mich noch nicht. Denn.....ich brauche einige Zeit, um die vielen
Informationen zu verdauen, welche sie mir in zwei Stunden angedeihen ließ.
-------------------------
Als ich am
Abend so neben Derek auf der Couch saß (und auf Gunnars Rückkehr wartete!),
sagte ich unvermittelt und in Gedanken versunken zu ihm: „Ich liebe dich und
möchte dich heiraten.“
Derek
blieb buchstäblich der Mund offen stehen. Er sah mich an, bewegte die Lippen
und ich sah, wie sich die Muskeln seines Gesichtes regten, aber er sagte
nichts. Seine Augen füllten sich mit Tränen, die er allerdings nicht rinnen
ließ. Er fasste sich. Biss sich auf die Unterlippe, hielt sie und lächelte
dann.
„Tatsächlich?“
Ich
lächelte zurück.
„Wie wäre
es, wenn wir beide nach Hawaii fliegen und dort leben würden?“, schlug ich dann
noch vor und sprach somit die erste Version (m)einer möglichen
Zukunft aus/an. „Allerdings gibt es da einen Haken?“
Derek zog
die Brauen in der Mitte zusammen. „Welchen denn?“
„Giselle
und....DEIN Kind.“
Es entstand
ein Augenblick der Stille, dass ich als kurzes Zögern deutete. Natürlich war
auch Derek sich nicht sicher, was geschehen würde, WENN er sein Kind in den
Armen hielt. Das konnte er schlicht und einfach nicht. Allerdings vermute ich,
dass ihn dann die väterlichen Gefühle übermannen. Unsere Beziehung, wie sie war
und gegebenenfalls jetzt noch ist, wäre dann (zerstört.).....nicht mehr SO und
eine ganz andere!
„Es war
ihre Entscheidung und nicht die meine.“
Diesen
Satz hörte ich gerade in der letzten Zeit viel zu oft. Denn auch Gunnar gebrauchte
ihn, wenn er von Alexa und ihrer Schwangerschaft sprach. Oder ICH ihn danach
fragte.
„Und da
wäre noch ein anderer Haken.“, setzte ich nach.
„Was
noch?“, fragte Derek vorsichtig nach.
„Deine
Mutter selbstverständlich. Jetzt hast du sie hier her geholt. Also wirst du
auch mit ihr hier bleiben müssen.“
Derek
blieb ernst und zog die Brauen nach oben. „Ja. Da hast du Recht.“
Ein wenig
später sprach ich noch mein Bedauern darüber aus, dass wir uns wohl längere
Zeit nicht sehen werden, wenn ich mit Gunnar auf Reisen bin.
„Ich kann
nicht sagen, ob ich es ertragen kann ohne dich zu sein. Vor allem so eine lange
Zeit.“ Mein Herz war in der Tat schwer in diesem Augenblick der Vorstellung
dieser nur all zu möglichen Zukunftszeit.
Derek
wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Oder er sprach seine Gedanken einfach
nicht aus. Er drückte mich stattdessen nur an sich und küsste mich. In seinen
Augen sah ich denselben Schmerz, welchen ich gerade fühlte.
Aber wer
weiß. Vielleicht wird es nicht so schlimm wie ich denke. Immerhin war und bin ich
stets in der Lage gewesen, mich der jeweiligen Situation anzupassen. Und da ich
Gunnar noch über alles liebe.......wird es sicherlich wunderbar, mit ihm die
ganze Zeit der Dauer der Reise zusammen zu sein. Ist es nicht genau DAS, was
ich mir immer wünsche? Allein mit meinem Ehemann zu sein?! Ohne jegliche andere
Frau-en?!
Also, wozu
sich darüber weiter grämen?
---------------------------
Gunnar kam
gegen halb acht. Sah jedoch ausschließlich kurz zu mir und Derek herein und
ging dann wieder. Später, nach dem Wechsel der beiden, erklärte er
mir, er sei noch einmal bei seinem Halbbruder Taylor gewesen. Dieser hätte ihn
kurz vor seiner Ankunft hier eine SMS gesandt, in welcher er ihn um Hilfe bat. Wie hätte
er DAS ablehnen können?
Natürlich
verstand ich das. Schließlich war ich NICHT allein.
„Was hat
die Heilpraktikerin gesagt?“, fragte er noch während er seine Schuhe auszog und
sein Jackett auf einen Bügel hing. Mit der Antwort wartete ich allerdings, bis
er (tatsächlich!) bei mir war.
Ihm schien
der Schreck in die Glieder gefahren zu sein. Große Augen, Mund offen, Luft
anhalten und dann: „Das habe ICH nicht gesehen!“
„Wann hast
du mich das letzte Mal gescant?“, fragte ich ihn.
Gunnar
überlegte und DAS sagte mir alles.
„In dem
Entlassungsschreiben aus dem Krankenhaus wurde, durch die Untersuchung im MRT,
ähnliches angemerkt.“, stellte Gunnar fest. „Nur warst du bisher noch nicht
wieder bei einem Arzt, der das hätte weiter verfolgen können. Und da man dir
nichts weiter sagte, war offenbar kein Handlungsbedarf.“ Gunnar schien nervös.
Kratzte sich am Kinn und sah nachdenklich aus. „Wir müssen zum Arzt und ihn
danach fragen. Hat die Heilpraktikerin noch etwas dazu gesagt?“
„Sie sieht
die Quecksilbervergiftung als viel wichtigere an. Schlug mir zwei
Therapiemöglichkeiten vor, wo ich nicht einmal wirklich zu wählen brauche. Ich
könne sie gleichwohl beide tun. Die Quecksilberablagerungen sieht sie als die
wahre Ursache für dieses Ding......im Kopf und gleichwohl als mögliche Ursache
des letzten Schubs der MS.“
Gunnar
nickte. „Das ist in der Tat gut möglich. Sie scheint mir doch eine durchaus
kompetente Frau zu sein. Okay. Dann machen wir das so.“
WIR? Sagte
er! WIR.......
„Zudem
fragte sie mich nach Krämpfen, die ich schließlich Stunden lang hatte.“
Uns beiden
schien diese Diagnose innerlich zu beschäftigen.
Gunnar sah
grüblerisch aus und war ruhiger als sonst. ICH, suchte in mir eine Möglichkeit,
mit dieser Situation umzugehen. Dachte mir, es wird schon gut gehen. Womöglich
löst sich das ganze auf, wie schon einmal. Denn genau DIES hatte der Scan
gleichwohl festgestellt. Dass da in der Vergangenheit schon einmal etwas war,
das sich regeneriert, aufgelöst hatte. DAS ließ mich hoffen!!!
Was den
Arztbesuch betraf......stimmte ich zu, war jedoch skeptisch. Nur, hatte mir die
Naturtherapeutin schließlich ebenfalls zu verstehen gegeben, mich dort
demnächst einzufinden. Nun gut. Wir werden sehen.
(Wiederholende
Situation.)
Als ich
dann so mit Gunnar auf der Couch beim fernsehen saß,........sagte ich
unvermittelt: „Weißt du, eigentlich gehörst du nicht mehr hier her.“
Gunnar
wendete sich noch augenblicklich zu mir und sah mich mit großen Augen an.
„Aber
Derek tut es?“, sagte er, als er seine Stimme wieder fand. „Ich dachte, du
wolltest mich hier?“
„NEIN und
JA.“, erwiderte ich erstaunlich ruhig und blieb doch recht gelassen.
Gunnars
Blick war verstört. Offenbar verstand er nicht, was.......ich selbst nicht
verstand.
„Was
meinst du damit, dass ICH nicht mehr hier her gehöre?“ Natürlich ließ ihm meine
Bemerkung keine Ruhe und er fragte noch einmal nach.
„Ich
meine,........wenn Alexa DEIN Kind geboren hat, gehörst du doch eher zu ihr,
als zu mir.“
„Oh Mein
Gott!“, rief Gunnar aus und umarmte mich. „Warum denkst du solch’ dumme
Sachen?“ Er hielt, küsste und streichelte mich. Dann nahm er mich bei den
Schultern und sah mir tief in die Augen. „Denk’ nie wieder so etwas! Hörst du
Rea?!“
Ich nickte
nicht. Sah ihn nur an und blieb ernst dabei.
Gunnar
schüttelte mit dem Kopf. „Wie kannst du nur dergleichen denken?! Das ist absurd.
Ich liebe DICH REA! DICH! Wir werden immer zusammen bleiben. Gleich was
geschieht.“ Und nun kam der eloquente Satz: „Es war ihre Entscheidung ein Kind
zu bekommen. Nicht die Meine.“
----------------------------
3. Version
Urplötzlich
kam mir Jason Anekelea in den Kopf, als ich noch einmal über Hawaii nachdachte.
ER kam doch schließlich von dort! Allerdings würde er wohl kaum seine kranke
Frau im Stich lassen, um mit mir auf diesen Inseln zu leben. Ebenso waren da
noch seine Kinder. Verdammt!
Ich ließ diese Version.....wieder ziehen.
---------------------------
Die nächste
Version, wäre einfach davon zu laufen. (Aber mit wem?) Ein Neuanfang so
zu sagen. Irgendwo. Nur ist das viel zu kurz gedacht.
Vor mir
selbst vermag ich nicht davonzulaufen.
Ich bin überall auf dieser Welt.....die Gleiche. Zudem; WER würde dies (mit
mir) tun? Kevin käme wahrscheinlich am ehesten in Frage. Nur hat auch er einen
Sohn. Und was würde dann aus der (aufopferungsvollen?) Janina?
Sasha
Fliess? Lächerlich. Ich kenne ihn kaum.
Bliebe da
noch Version
5. Den Russen zurückholen! Welche Chancen hätte ich? Sicher Gute. Immer
noch. Nur.......war da sein Kind mit dieser......wie heißt sie noch mal?
---------------------------
Alles in allem stelle ich immer
wieder fest, dass Kinder für mich hinderlich sind. In welcher Weise auch immer.
--------------------------
Aus
welchem Grund auch immer, war ich doch recht kühl zu Gunnar UND bereue es heute
ein wenig, nachdem er bereits heute , am frühen Morgen, wieder nach Stockholm
fuhr.
Für einen
Augenblick sah ich keine Zukunft für
uns. Ich weiß nicht warum.
Andererseits
liebe ich ihn.
--------------------------
Heute kam
Gunnar beizeiten. Kam noch vor dem Lunch in mein Büro, um mich abzuholen, damit wir essen gehen konnten. Seitdem sind wir gemeinsam hier. Er half mir noch mit
Diesem und Jenem. Und was noch wichtiger ist,......er bleibt bis......Morgen
früh. Aber dann.....ist wieder der Tag der Donnerstagsfrau.
P.S.
Gesundheitliches: Meinem Magen geht es heute nicht so gut. Zudem ließ ich mich
noch zu einer kleinen Räucherwurst verleiten. Ich sagte nie, dass ich gänzlich
vegan esse. Ab und an etwas Fleischiges erscheint mir doch recht vernünftig. Trotz
alledem verbot mir die Therapeutin das Schweinefleisch. Kaffee gibt es heute
allerdings besser keinen. Womöglich hatte ich es in der letzten Zeit damit ein
wenig übertrieben. Jeden Tag eine große Tasse.....frisch gebrüht.