Nun ja.
Die Worte gedenken mir heute nicht wirklich gut zu entgleiten. Ich tue mich
schwer. Was an einem, blicke ich zurück, anstrengenden Tags liegen mag. Aber
mit dem Schreiben scheint es mir wie mit dem Speisen zu sein. Hat man einmal
damit begonnen, geht alles von allein.
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Anzumerken
wäre nun an dieser Stelle, dass ich, jetzt, wo ich mit Gunnar zusammen bin, ohne
seine Konkubine, die Kleinlichkeiten der Eifersucht und das (sich) von ihm
trennen Wollen beinahe komplett vergas.
Ohnehin
wähne ich mich wie in einem anderen Leben, hier auf den Inseln. Und
gleichermaßen näher bei mir selbst. Andererseits mutet es ähnlich eines Traumes
an. So rein gefühlt. Und das ist nicht ausschließlich auf die bezaubernde
Gegend zurück zu führen. Oder doch???
Ich weiß
nicht genau, WIE ich es beschreiben soll. Gefühle zu beschreiben finde ich
ohnehin recht kompliziert. Denn die Worte dafür sind allemal unzureichend. Hier
besteht ein eindeutiges Defizit. Was wohl an dem anhaltenden Terminus der
patriarchalen Gesellschaftsform lieben mag, wo Gefühle nichts gelten. In den
Bereich der vagen Ahnungen geschoben und sogar bewusst ignoriert und verlacht
werden. So werden sie korrekter Weise den Frauen zugeschrieben. Denn unsere
Anbindung ans Große Ganze, an die Interwelt, ist viel intensiver als bei den
(meisten) Männern. Wird ihnen doch von Kind auf anerzogen, dass Gefühle zeigen
Schwäche ist. Was natürlich so nicht stimmt.
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Vater
hatte mir per skype einen Mann angekündigt, welchen ich kennen würde und der
mir hier in geschäftlichen Dingen zur Seite stehen soll.
Hier
dachte ich an einen alten Freund meines Vaters, welchen ich möglicherweise aus
Kindertagen kenne. Aber weit gefehlt. Es ist jemand, der erst kürzlich den Weg
in unsere Reihen fand. Dann jedoch zu Vaters Zweigstelle in Stockholm
wechselte. Alldieweil ICH im Zentrum keine Verwendung für ihn hatte. Daher war
die Überraschung geglückt. Denn mein Vater hatte sich über die Identität des
Mannes in Schweigen gehüllt und ihm stattdessen noch während seines Fluges,
meinen derzeitigen Aufenthaltsort, samt meiner Adresse via iPhnone übermittelt.
Tom Gibson kam am gestrigen Tage hier bei uns
an. Und wohnt vorübergehend sogar in meinem Haus, bis er sich etwas Eigenes
auserkoren hat. Denn er wird für eine längere Zeit an diesem Ort verbleiben,
wenn nichts dazwischen kommt.
„Aus
welchem Grund ausgerechnet ER?“, fragte ich meinen Vater.
Der
lachte. „WEN hast du denn erwartet?“
„Vielleicht
einen alten Freund der Familie und langjährigen Geschäftspartner von dir.“
Ich hörte
ihn atmen dann sah ich ihn grinsen. „Ja. Das war auch mein erster Gedanke.
Aber, die weite Reise und ein eventuelles, wenn auch nur vorübergehendes
Übersiedeln nach Hawaii, mute ich niemanden meiner alten Kollegen mehr zu. Sie
haben alle Familien hier. Und TOM, sei er auch noch so NEU in der Firma, ist
für diese Aufgabe prädestiniert. Zumindest im privaten Bereich. Er hat sich in
Schweden noch nicht fest gebunden und überdies gab es so wie so
Kommunikationsprobleme mit Magnus, der, bis Gunnar und dann Tom Gibson kamen,
das Büro in Stockholm leitete.“
„Warum
hast du dich nicht für Magnus entschieden? Er ist jünger und dynamischer.“
„Ja. Das
mag sein. Aber auch in manchen Dingen unüberlegt. Zudem brauche ich ihn in
seinen gewohnten Gefilden im Stockholmer Büro. Denn ich weiß, ich kann mich
DORT auf ihn verlassen. Und auch im privaten Bereich ist er für diesen Auftrag nicht geeignet.
Seine Lebenspartnerin arbeitet mit ihm im Büro. Und ich kann nicht gleich beide
meiner Außenstelle entziehen. EIN Mann für dieses Mandat genügt mir derzeit.
Und ich vermute auch dir kommt Tom entgegen. Anstatt Magnus UND Anna Maria
Swanepol.“
Hier
spielte mein Vater auf Gunnar und seine Vorliebe für schöne Frauen an. Dass es
womöglich ihretwegen sogar problematisch hätte werden können.
Ein
weitsichtiger Mann.
Über
meinen Vater lasse ich nichts kommen. Ich bin, wie bereits erwähnt, ein
VATERKIND und war stets seine Liebelinkstochter, welche er verwöhnt. Was meine
Mutter nicht wirklich mochte. So vereitelte sie zuweilen seine zahlreichen Geschenke,
die er mir, als seiner einzigen Tochter, wie damals dachte, großzügiger Weise entgegen
brachte. Was ich ihr allerdings, in dieser Zeit und als heranwachsendes Mädchen,
als Teenie, übel nahm.
Ohne eine
Antwort von mir abzuwarten, sprach mein Vater weiter. „Die Rivalität der beiden
Männer kann ich in meinem Stockholmer Büro nicht brauchen. So fand ich eine
annehmbare Lösung für alle Beteiligten. Meinst du nicht auch?“
Oh! Er
fragte mich tatsächlich um meine Meinung. Sollte ich ihm antworten? Oder setzte
er seine Erklärungen gleichwohl ohne meine Erwiderung fort?
Da nun
eine kleine Pause entstand, entscheid ich mich zu reden. Kam jedoch dann doch
nicht dazu. Denn, noch im selben Augenblick gedachte er auf eine ehemaligen
Schwäche von mir anzuspielen.
„Na ja.
Vielleicht hätte dir Magnus besser gefallen als Tom. Aber Magnus ist vergeben.
Aus etwaigen und rein zufälligen Zuneigungen, hätten Probleme entstehen können.
Und was hätte Gunnar dazu gesagt.“ Nach diesen Worten vernahm ich ein leicht
zynisches Lachen, was ich durchaus verstand. Aber zumindest bei meinem Vater
war die Tatsache angekommen, dass ich nicht mehr wie früher war. Sondern so
allmählich eine verantwortungsbewusste und zuverlässige Frau, die nun offenbar
endlich der Familie loyal(er) entgegenstand.
Nun, was
Tom betraf, war ich zwar überrascht, aber dennoch recht angetan ihn hier zu
sehen. Ich denke, es/er ist das Beste.......für hier und jetzt.
Tom war
sogleich nach seiner Ankunft verhältnismäßig angespannt. Ich riet ihm, sich zu
ent-spannen und das natürliche Ambiente zu genießen, dass man Hawaii nennt.
„Die Uhren laufen hier anders. Das hast du doch sicher bereits bemerkt?“, sagte
ich mit einem selbstzufriedenem Lächeln im Gesicht.
Er nickte
und verstand.
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Der heute
Tag war so anstrengend, alldieweil ich unerwarteterweise bereits Termine zur Besichtigung
von zwei Immobilien arrangieren konnte. So wirklich zeitaufwendig war es jedoch
nicht. Zudem noch spannend, wie ich fand.
Es macht
sogar recht große Freude, mir die Objekte anzusehen. Und es werden nicht die
letzten sein. Denn wir mischen beim
Kauf. Was nichts anderes bedeutet, als dass wir die Käufe nicht ausschließlich
auf Einfamilienhäuser beschränken. Wohnanlagen, Suits, Apartments, Lofts und
sogar schlichte Wohnungen für den kleineren Geldbeutel, werden ebenso darunter
sein. Der Rahmen wurde, im geschäftlichen Sinne, von meinem Vater erweitert.
Und ich finde, er hat, auf weite Sicht gesehen,
Recht damit. Also kann es schon eine Weile dauern, und braucht
tatsächlich eine Zweigstelle seines Unternehmens, mit kompetenter Besetzung,
auch hier. Denn ER ist schließlich der Hauptinvestor der Angelegenheit. ICH
trage nur die Last von zehn Prozent.
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So nun,
nachdem ich den Sonnenuntergang auf meiner Veranda beim Schreiben genoss, neigt
sich für alle hier der Tag dem Ende und der Entspannung zu. Zudem wird es Zeit
etwas zu essen.
Natürlich
habe ich Schmerzen, Krämpfe und angehende Panik Attacken, welche ich mit
maximaler Willenskraft gerade noch so im Zaume halte, bevor sich mich
übermannen. Zuweilen befürchte ich sogar, jetzt, wo mein Vater involviert ist,
seinen Anforderungen, krankheitsbedingt, nicht gerecht zu werden. Aus diesem
Grund stellte er mir offenbar weitsichtiger Weise Tom zur Seite UND meinen
eigenen Ehemann. Denn mein Vater legte gleichwohl IHM ans Herz, mich hier im
Namen seiner Firma, für die er schließlich tätig ist, zu unterstützen. So hat
Gunnars Anwesenheit sogar seine geschäftliche Berechtigung. Und sein Aufenthalt
hier, kann nicht ausschließlich als URLAUB gewertet werden. Was Gunnar an
dieser Stelle sogar eine gewisse Aufwertung verschafft. Männer scheinen
dergleichen zu brauchen. So schlägt mein Vater zwei Fliegen mit einer
Klappe......könnte man sagen. Er ist in der Tat ein weitsichtiger Mann.