Dienstag, 28. Juni 2016

Mein Vater, ein weitsichtiger Mann und die spannende Suche nach Immobilien



Nun ja. Die Worte gedenken mir heute nicht wirklich gut zu entgleiten. Ich tue mich schwer. Was an einem, blicke ich zurück, anstrengenden Tags liegen mag. Aber mit dem Schreiben scheint es mir wie mit dem Speisen zu sein. Hat man einmal damit begonnen, geht alles von allein.

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Anzumerken wäre nun an dieser Stelle, dass ich, jetzt, wo ich mit Gunnar zusammen bin, ohne seine Konkubine, die Kleinlichkeiten der Eifersucht und das (sich) von ihm trennen Wollen beinahe komplett vergas.
Ohnehin wähne ich mich wie in einem anderen Leben, hier auf den Inseln. Und gleichermaßen näher bei mir selbst. Andererseits mutet es ähnlich eines Traumes an. So rein gefühlt. Und das ist nicht ausschließlich auf die bezaubernde Gegend zurück zu führen. Oder doch???
Ich weiß nicht genau, WIE ich es beschreiben soll. Gefühle zu beschreiben finde ich ohnehin recht kompliziert. Denn die Worte dafür sind allemal unzureichend. Hier besteht ein eindeutiges Defizit. Was wohl an dem anhaltenden Terminus der patriarchalen Gesellschaftsform lieben mag, wo Gefühle nichts gelten. In den Bereich der vagen Ahnungen geschoben und sogar bewusst ignoriert und verlacht werden. So werden sie korrekter Weise den Frauen zugeschrieben. Denn unsere Anbindung ans Große Ganze, an die Interwelt, ist viel intensiver als bei den (meisten) Männern. Wird ihnen doch von Kind auf anerzogen, dass Gefühle zeigen Schwäche ist. Was natürlich so nicht stimmt.

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Vater hatte mir per skype einen Mann angekündigt, welchen ich kennen würde und der mir hier in geschäftlichen Dingen zur Seite stehen soll.
Hier dachte ich an einen alten Freund meines Vaters, welchen ich möglicherweise aus Kindertagen kenne. Aber weit gefehlt. Es ist jemand, der erst kürzlich den Weg in unsere Reihen fand. Dann jedoch zu Vaters Zweigstelle in Stockholm wechselte. Alldieweil ICH im Zentrum keine Verwendung für ihn hatte. Daher war die Überraschung geglückt. Denn mein Vater hatte sich über die Identität des Mannes in Schweigen gehüllt und ihm stattdessen noch während seines Fluges, meinen derzeitigen Aufenthaltsort, samt meiner Adresse via iPhnone übermittelt.  
Tom Gibson kam am gestrigen Tage hier bei uns an. Und wohnt vorübergehend sogar in meinem Haus, bis er sich etwas Eigenes auserkoren hat. Denn er wird für eine längere Zeit an diesem Ort verbleiben, wenn nichts dazwischen kommt.
„Aus welchem Grund ausgerechnet ER?“, fragte ich meinen Vater.
Der lachte. „WEN hast du denn erwartet?“
„Vielleicht einen alten Freund der Familie und langjährigen Geschäftspartner von dir.“
Ich hörte ihn atmen dann sah ich ihn grinsen. „Ja. Das war auch mein erster Gedanke. Aber, die weite Reise und ein eventuelles, wenn auch nur vorübergehendes Übersiedeln nach Hawaii, mute ich niemanden meiner alten Kollegen mehr zu. Sie haben alle Familien hier. Und TOM, sei er auch noch so NEU in der Firma, ist für diese Aufgabe prädestiniert. Zumindest im privaten Bereich. Er hat sich in Schweden noch nicht fest gebunden und überdies gab es so wie so Kommunikationsprobleme mit Magnus, der, bis Gunnar und dann Tom Gibson kamen, das Büro in Stockholm leitete.“
„Warum hast du dich nicht für Magnus entschieden? Er ist jünger und dynamischer.“
„Ja. Das mag sein. Aber auch in manchen Dingen unüberlegt. Zudem brauche ich ihn in seinen gewohnten Gefilden im Stockholmer Büro. Denn ich weiß, ich kann mich DORT auf ihn verlassen. Und auch im privaten Bereich  ist er für diesen Auftrag nicht geeignet. Seine Lebenspartnerin arbeitet mit ihm im Büro. Und ich kann nicht gleich beide meiner Außenstelle entziehen. EIN Mann für dieses Mandat genügt mir derzeit. Und ich vermute auch dir kommt Tom entgegen. Anstatt Magnus UND Anna Maria Swanepol.“
Hier spielte mein Vater auf Gunnar und seine Vorliebe für schöne Frauen an. Dass es womöglich ihretwegen sogar problematisch hätte werden können.
Ein weitsichtiger Mann.
Über meinen Vater lasse ich nichts kommen. Ich bin, wie bereits erwähnt, ein VATERKIND und war stets seine Liebelinkstochter, welche er verwöhnt. Was meine Mutter nicht wirklich mochte. So vereitelte sie zuweilen seine zahlreichen Geschenke, die er mir, als seiner einzigen Tochter, wie damals dachte, großzügiger Weise entgegen brachte. Was ich ihr allerdings, in dieser Zeit und als heranwachsendes Mädchen, als Teenie, übel nahm.
Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, sprach mein Vater weiter. „Die Rivalität der beiden Männer kann ich in meinem Stockholmer Büro nicht brauchen. So fand ich eine annehmbare Lösung für alle Beteiligten. Meinst du nicht auch?“
Oh! Er fragte mich tatsächlich um meine Meinung. Sollte ich ihm antworten? Oder setzte er seine Erklärungen gleichwohl ohne meine Erwiderung fort?
Da nun eine kleine Pause entstand, entscheid ich mich zu reden. Kam jedoch dann doch nicht dazu. Denn, noch im selben Augenblick gedachte er auf eine ehemaligen Schwäche von mir anzuspielen.
„Na ja. Vielleicht hätte dir Magnus besser gefallen als Tom. Aber Magnus ist vergeben. Aus etwaigen und rein zufälligen Zuneigungen, hätten Probleme entstehen können. Und was hätte Gunnar dazu gesagt.“ Nach diesen Worten vernahm ich ein leicht zynisches Lachen, was ich durchaus verstand. Aber zumindest bei meinem Vater war die Tatsache angekommen, dass ich nicht mehr wie früher war. Sondern so allmählich eine verantwortungsbewusste und zuverlässige Frau, die nun offenbar endlich der Familie loyal(er) entgegenstand.

Nun, was Tom betraf, war ich zwar überrascht, aber dennoch recht angetan ihn hier zu sehen. Ich denke, es/er ist das Beste.......für hier und jetzt.
Tom war sogleich nach seiner Ankunft verhältnismäßig angespannt. Ich riet ihm, sich zu ent-spannen und das natürliche Ambiente zu genießen, dass man Hawaii nennt. „Die Uhren laufen hier anders. Das hast du doch sicher bereits bemerkt?“, sagte ich mit einem selbstzufriedenem Lächeln im Gesicht.
Er nickte und verstand.

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Der heute Tag war so anstrengend, alldieweil ich unerwarteterweise bereits Termine zur Besichtigung von zwei Immobilien arrangieren konnte. So wirklich zeitaufwendig war es jedoch nicht. Zudem noch spannend, wie ich fand.
Es macht sogar recht große Freude, mir die Objekte anzusehen. Und es werden nicht die letzten sein. Denn wir mischen beim Kauf. Was nichts anderes bedeutet, als dass wir die Käufe nicht ausschließlich auf Einfamilienhäuser beschränken. Wohnanlagen, Suits, Apartments, Lofts und sogar schlichte Wohnungen für den kleineren Geldbeutel, werden ebenso darunter sein. Der Rahmen wurde, im geschäftlichen Sinne, von meinem Vater erweitert. Und ich finde, er hat, auf weite Sicht gesehen,  Recht damit. Also kann es schon eine Weile dauern, und braucht tatsächlich eine Zweigstelle seines Unternehmens, mit kompetenter Besetzung, auch hier. Denn ER ist schließlich der Hauptinvestor der Angelegenheit. ICH trage nur die Last von zehn Prozent.

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So nun, nachdem ich den Sonnenuntergang auf meiner Veranda beim Schreiben genoss, neigt sich für alle hier der Tag dem Ende und der Entspannung zu. Zudem wird es Zeit etwas zu essen.
Natürlich habe ich Schmerzen, Krämpfe und angehende Panik Attacken, welche ich mit maximaler Willenskraft gerade noch so im Zaume halte, bevor sich mich übermannen. Zuweilen befürchte ich sogar, jetzt, wo mein Vater involviert ist, seinen Anforderungen, krankheitsbedingt, nicht gerecht zu werden. Aus diesem Grund stellte er mir offenbar weitsichtiger Weise Tom zur Seite UND meinen eigenen Ehemann. Denn mein Vater legte gleichwohl IHM ans Herz, mich hier im Namen seiner Firma, für die er schließlich tätig ist, zu unterstützen. So hat Gunnars Anwesenheit sogar seine geschäftliche Berechtigung. Und sein Aufenthalt hier, kann nicht ausschließlich als URLAUB gewertet werden. Was Gunnar an dieser Stelle sogar eine gewisse Aufwertung verschafft. Männer scheinen dergleichen zu brauchen. So schlägt mein Vater zwei Fliegen mit einer Klappe......könnte man sagen. Er ist in der Tat ein weitsichtiger Mann.