Wenn die
misslichen Diskussionen um Alexa nicht wären, würde ich sagen, es waren schöne Stunden
mit meinem Ehemann.
Wir
redeten über das bevorstehende Wochenende, aus dessen Zwängen ich mich zu
befreien suchte. Allerdings entlässt mich Gunnar gleichwohl nicht
aus der familiären Pflicht, mit ihm, seinen Geschwistern und Alexa nach Gotland,
zum Geburtstag seines Vaters zu fliegen. Gleichermaßen ließ er sich nicht dazu
überreden, heute bei mir zu bleiben und die Arbeit den Angestellten zu
überlassen. Nein. Allerdings blieb Gunnar heute Morgen bis nach dem Lunch. Erst
dann ging jeder seiner Arbeit nach.
Natürlich
hatten wir ausgeschlafen und noch ein liebevolles Ineinander genossen, samt
anschließenden Fellatio, bevor wir aufgestanden waren.
So ungern
verbringe ich die Zeit nicht in meinem Büro. Im Allgemeinen vermag
ich dort alles zu tun, was ich will. Wie beispielsweise die Beine nach oben
legen und lesen. Oder mir einen Film ansehen. Zudem bin ich nahe am Geschehen
und jeder kann mich zu jeder Zeit erreichen, wenn Entscheidungen zu treffen
sind. Dann wären da selbstverständlich noch Derek und Kevin. Deren Gegenwart
ich zumeist als angenehm empfinde.
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Nun, am
Nachmittag rief ich unvermittelt die Führungsmitglieder zu mir herein und ebenso
Imara Sumei. Sie tat ein wenig schüchtern. Womöglich befürchtete sie ein
Entlassungsgespräch. Das Gegenteil war der Fall. Denn ich gedachte ebenso ihre Meinung
einzuholen. Hatte ich doch gerade vorher darüber nachgedacht, dass Kevin stets
die gesamte Last der Leitung des Zentrums zu tragen hatte, wenn ich und zumeist
auch Derek, gerade in der letzten Zeit, nicht anwesend waren. An dieser Stelle
musste etwas geschehen. Etwas geändert werden. Kevin besaß mein uneingeschränktes
Vertrauen. Darum ging es nicht. Jedoch gedachte ich ihm nicht beständig
die volle Verantwortung für alles zu übertragen. Auch er hatte seine Pausen
verdient. Dementsprechend war es nötig eine Entscheidung zu fällen und ich kam
ohne Umschweife zum Thema, sobald sich alle drei bei mir eingefunden hatten.
„Was meint
ihr, wäre es gut, noch jemanden in die Führungsriege zu nehmen? Einzustellen?“
Die drei
sahen von einem zum anderen und dann wieder zu mir. Ein einheitliches Nicken
war zu sehen.
„Gut. Dann
sind wir uns einig. Das ging ja rasch. Hat jemand von euch womöglich eine
spontane Idee, die er vorbringen kann, WER es sein könnte? Oder erwägen WIR noch
jemanden einzustellen?“
„Schade,
dass Tom nicht mehr verfügbar ist.“, hörte ich Derek sagen.
„Was ist
mit diesem Sasha Fliess. Er hatte sich fürs Büro beworben und ist prädestiniert
dafür.“, führte ich an.
„Vertraust
du ihm?“, fragte mich Kevin sofort und er kannte meine Antwort bereits. „Gerade
ER sollte hier nicht sein. Denn Kindermädchen kann ich nicht auch noch spielen.“
„Okay.“
Ich sah in die Runde. „Noch Vorschläge?“
Imara
verhielt sich ruhig. Aber Derek schien eine Idee zu haben. Man sah es ihm
förmlich an und ich bat ihn zu sprechen.
„Wie wäre
es mit Mike?“
Ich
greuselte die Stirn. „Er ist noch nicht lange hier.“
„Aber ein
Genie.“ Derek lachte. „Wozu wir anderen Tage brauchen, hat er im Nu auf dem
Schirm. Sein Hirn funktioniert wie ein Hochleistungscomputer.“
„Okay.“
Ich dachte kurz nach und.......schnaufte dann. Sicher wäre mir Sahsa Fliess lieber
gewesen. Drei Männer um mich zu haben, die mich mochten, schmeichelte mir. Aber
Kevin hatte selbstredend Recht. Ich konnte Sasha nicht vertrauen. Gerade jetzt
nicht, wo es hier Unstimmigkeiten mit den Konten gab und sogar Papiere und
Dateien fehlten, die bisher noch nicht wieder aufgetauscht waren.
„Kevin,
meine Frage richtet sich JETZT vor allem an dich. Denn es liegt mir fern, dich zurückzusetzen
und ich möchte keinesfalls, dass du dich übergangen fühlst. Ich vertraue dir,
wie mir selbst. Und deine Leistungen bisher, waren überragend. Du warst zu
jeder Zeit verfügbar, wenn ich, oder/und Derek andere Dinge zu erledigen
hatten. Dennoch denke ich, dass du nicht ständig die gesamte Last der
Verantwortung allein tragen musst und ab und an eine Pause verdient hast. Ich
hoffe du siehst das ähnlich?“
Kevin
grinste und machte große Augen. „Wow! Was für eine Ansprache. Man könnte
denken, ich werde entlassen.“
„Hey!“,
verwehrte ich mich sogleich gegen diese Anschuldigung. „So ist es
selbstverständlich nicht.“
„Ich weiß.
Ich weiß.“, beruhigte er mich sogleich. „Du meinst es doch nur gut mit mir.“
Kevin grinste und schnitt eine Grimasse. „Ich stimmte Derek zu und denke, es
wäre keine so schlechte Idee.“
„Okay. Danke
Imara. Du kannst gehen.“ Mehr musste sie jetzt nicht mehr wissen.
Als sie
gegangen war, legte ich Mikes neue Parameter fest und fragte, ob vor allem
Kevin damit einverstanden war. Er nickte. Dann rief ich Mike Grey herein.
„Setzen
sie sich.“, wies ich ihn an. Der introvertierte Mike setzte sich zaghaft und
sah in die Runde. Derek nickte ihm freundlich zu, was ihn zu beruhigen schien.
„Wenn sie
damit einverstanden sind, würde ich sie gern in die Führungsriege holen. Wir
brauchen Verstärkung hier. Sie haben bestimmt bereits bemerkt, dass ich des
Öfteren nicht hier sein kann und Derek ebenfalls zunehmend seiner Arbeit fern
bleiben muss. Oder will.“ An dieser Stelle zwinkerte ich Derek zu und ich sah
wie Mike lockerer wurde und sogar ein wenig lächelte. „Wie haben beschlossen,
und auch Herr Loymaier ist
damit einverstanden, wenn SIE die komplette Übersicht, in allen Belangen des
Zentrums, sowie deren Leitung mit allen Befugnissen übernehmen. Allerdings MIT
mir, Derek UND vor allem Herrn Loymaier zusammen.“
„Phhuu.“, Mike schien
überwältigt zu sein.
„Derek meinte, sie
schaffen das. Auch wenn sie noch nicht all zu lang bei uns sind. Sie wären
ohnehin unterfordert.“
„Ihr Angebot ist in der
Tat sehr schmeichelhaft. Wenn sie mir diese Aufgabe tatsächlich übertragen
wollen, wäre ich selbstverständlich einverstanden.“
„Gut. Bis Ende des Monats
Einarbeitungszeit bei gleichem Lohn. Ab Juli wird ihr Gehalt erhöht.“ Nun
wandte ich mich Derek zu. „Derek, du setzt alle Angestellten davon in Kenntnis,
dass Mike entscheidungs- und weisungsberechtigt ist.“ Er nickte.
„Dann sind wir fertig
hier. Ich danke euch.“
„Derek!“, rief ich meinen
Liebhaber noch einmal zu mir herein. „Wir sehen uns heute Abend?“
Derek grinste breit. „Ja.“
Ich streckte meine Hand
nach ihm aus und er griff nach ihr. Drückte sie kurz und in DEM Augenblick, in
welchen er sie wieder fallen ließ, traf mich eine visionelle Intonation. Ich
hielt Dereks Hand noch einmal fest und wartete auf seine Reaktion. Er drehte
sich um zu mir und sah mich fragend an.
„Wie wäre es, wenn wir
noch heute nach Honolulu fliegen?“
Einige Sekunden der Stille
traten ein. Ich hatte ihn offensichtlich überrascht. Dann seine Frage: „Wann?“
„In den nächsten zwölf
Stunden. Und ich möchte deine Entscheidung JETZT.“
Derek tat einen tiefen
Atemzug und blies die Luft zischend durch seine leicht geöffneten Lippen.
„Pffff. Wow! Was willst du nur dort?“
„Ich sagte dir doch, auf
irgendeine Weise hat man mir New Orleans genommen und ich gedenke mir dort
womöglich eine neue Oase zu schaffen, wo ich, wir“, bei diesen Worten kniff ich
voller Zuversicht beide Augen kurz zusammen, „gegebenenfalls bleiben können.
Dazu wäre schon ein Apartment, ein Haus oder ganz und gar ein Anwesen nötig.“
Ich lächelte leicht. „Zudem würde ich dem familiären Wochenende entkommen und
der Gegenwart von Alexa.“ Andererseits würde ich ihr damit erneut das Feld
überlassen. Führte ich meinen Gedanken im Stillen weiter.
„Aber meine Mutter.......“,
versuchte Derek einzuwerfen.
„Vielleicht kommt sie ja
mit?“, fiel ich ihm ins Wort. „Wenn ich es schaffe, wird sie es ebenfalls
können. Selbstverständlich fliegen wir first class.“
Kevin näherte sich uns und
meiner offenen Bürotür. Er rollte herein. Derek machte ihm Platz.
„Welche Verschwörungen
plant ihr denn?“ Er lachte laut. Ich sagte nichts und gab Derek zu verstehen,
dass er noch umgehend seine Mutter fragen solle. Er ging.
Kevin ließ mir keine Ruhe.
„Also, WAS war das gerade?“
Ich schnaufte. Tat gespielt
genervt. „Vielleicht willst DU mit mir nach Honolulu kommen?“
„Honolulu? Was willst du
denn dort?“
„Oh Göttin! Jeder fragt
mich, was ich dort will.“
„Bisher war noch nie die
Rede davon.“, verteidigte sich Kevin.
„Ja. Das ist mir durchaus
bewusst. Ich würde mich nur dort sehr gern nach einem Haus umsehen.“
Kevin stutzte. „Wie das?“
Hier erklärte ich IHM das
Gleich, wie Derek zuvor. Nur ein wenig ausführlicher. Alldieweil er meine
Beweggründe noch nicht kannte.
„Deine Janina würde es
ohnehin nicht zulassen.“
„Wir tarnen es als
Dienstreise.“
„Eine Dienstreise nach
Honolulu?“, ich verdrehte die Augen. „Das nimmt sie uns nicht ab.“
„Würdest du denn wirklich
mit mir fliegen?“ Kevin wurde ernst.
„Ja natürlich! Warum denn
nicht?“
„Ich dachte nur.“ Kevin
sah an sich hinunter und wies auf seine (nicht mehr funktionierenden) Beine.
Ich machte eine abwehrende
Handbewegung und schüttelte mit dem Kopf. „Ich würde mich freuen, wenn du mit
mir kommst.“
„Aber auch nur, wenn Derek
nicht will.“
Oh, oh! Jetzt betrat Kevin
gefährliches Terrain, was er bemerkte. Denn ich antwortete ihm nicht. Sah ihn
nur mit hochgezogenen Brauen an.
„Entschuldige. Blöde
Frage.“
„Ja! In der Tat!“
„Dann müssten mich, uns
aber zumindest Max oder/und Matthias begleiten.“ Kevin wurde nachdenklich. Er zog diese Möglichkeit,
mit mir zu verreisen, nun fürwahr in Betracht. Was mich beinahe amüsierte.
Jedoch nicht auf eine niederträchtige Art. Im Gegenteil. Es war fabelhaft zu
sehen, wie Kevin regelrecht bei dem Gedanken, mit mir einige Tage zu
verbringen, aufblühte. Es erfüllte mich regelrecht mit Freude. Obgleich wir
beide doch wussten, dass es zu 99% eine Illusion bleiben würde.
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Kurze Zeit
darauf, Kevin hatte mein Büro bereits verlassen, kam Derek herein und.......gab
mir bezüglich Honolulu einen Korb. Wie es zu erwarten war. Er blieb der
Vernünftige. Was allerdings bedeutete, dass ich mit Gunnar, seinen Geschwistern
und Alexa nicht entkam.
„Warum?“,
fragte ich leise.
„Meine
Mutter. Sie sagte nein. Und ich kann sie nicht allein lassen.“
„Es wäre
doch nur für ein paar Tage.“ Ich senkte den Kopf. Hob ihn wieder und sah Derek
an. „Schade eigentlich. Wir hätten gut eine Woche dort bleiben können und wären
dann gleich zusammen nach New Orleans geflogen. Die Zwillinge haben zur
Sommersonnenwende Geburtstag und Gunnar will zu dieser Zeit dort sein.“
Ein
kurzes, zynisches Lächeln huschte über Dereks Gesicht, als er den Namen meines
Ehemannes hörte.
„Wenn wir
zusammen verreisen, wird Gunnar sicherlich Alexa mit nach New Orleans nehmen.“,
merkte er an.
„Vielleicht
tut er das so wie so.“
„Schon
möglich. Vielleicht rede ich doch noch einmal mit meiner Mutter.“
„Wie wäre
es beim Dinner?“
Derek
nickte.
Aber auch
da vermochte ich sie nicht davon zu überzeugen. Sie wehrte kategorisch ab und
ich gedachte sie nicht weiter zu bedrängen. Somit war meine Reise nach Honolulu
an diesem Wochenende gestorben und ich hatte mich der familiären Pflicht zu
unterziehen.
Derek
schien hin- und her gerissen zu sein. Einerseits fühlte er sich seiner Mutter
verpflichtet und andererseits bekümmerte es ihn, mich zu enttäuschen. Nicht
leicht für meinen Geliebten........
Er
entschied sich, wie es zu erwarten war. Erneut für seine Mutter.