Montag, 6. Juni 2016

Der Verlust der emotionalen Kindheitsoase



Nun waren wir doch in Paris. Aber dazu....später.

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Samstag, 4.Juni 2016
Nun ja, Gunnar blieb doch einigermaßen lange weg, während ich mir noch Hawaiiblusen, -kaftans und –ponchos kaufte. Es macht so viel Spaß, das shoppen im Netz. Sie anzuziehen kann die Freude nur noch steigern. Und die Extase wäre dann – zwinker – eine Reise nach Hawaii. Grins......
Gunnar war so was verblüfft, als ich ihn danach fragte.
„Wie kommst du denn darauf?“
„Kann ich nicht genau sagen. Nur vermuten, dass es mit dem emotionalen Verlust meiner Kindheitsoase (New Orleans) zu tun hat. Möglicherweise sehne ich mich nach einer Neuen, die ich mir dort zu erschaffen gedenke.“
„Wow, wow, wow! Du wirst dir doch nicht etwa dort ein Haus kaufen wollen?“
„Hmmm. Nun ja. Warum nicht. Ist in der Tat keine schlechte Idee. Danke dafür.“, erwiderte ich und zwinkerte Gunnar zu. Der kräuselte die Stirn und setzte eine zweifelnde Mine auf. „Deshalb dachte ich“, sprach ich weiter, „wenn wir dann nach dem Geburtstag deines Vaters so wie so verreisen, könnte es nicht schaden, dort einmal vorbei zu schauen. Werden wir nicht ohnehin Mary Rainbow Woman und Tate’ ogna nita pehin in South Dakota besuchen. Die paar tausend Kilometer weiter, sind dann auch nicht mehr das Problem.“
Gunnar räusperte sich und zog die linke Augenbraue hoch. „Wenn du denkst. Schaffst du das auch?“
„Wir werden sehen.“ Nun schwenkte ich um, und fragte, wo er solange gewesen war.
„Nach dem Schwimmen sah ich noch einmal bei Lara vorbei.“
„Ah! Und? Wie geht es ihr?“
„Schon viel besser.“ Gunnar sah mich an und grinste. „Aber ficken kann sie noch nicht.“ Nun verzog er das Gesicht.
„Also wirklich! Gunnar.“
„Na was? Ist doch so. Und nein, ich war nicht irgendwo anders ficken und werde es auch nicht tun. Ich bleibe hier. Okay?“ Gunnar lachte und ich......war (beinahe) zufrieden damit.
„Muss ich mitkommen nach Gotland, nächste Woche?“, fragte ich in ersterem Ton.
Gunnar sah mich ein wenig perplex an und schüttelte mit dem Kopf. „Ich dachte, das sei klar.“
„Kommt Alexa mit?“
Gunnar nickte. „Ja. Das war der Deal. Ich bin das gesamte Wochenende hier und Alexa fliegt nächste Woche mit uns.“
„Du hättest sie doch so wie so mitgenommen. Oder etwa nicht?“
Gunnar holte einen tiefen Atemzug und schnaufte laut. Diese Unterhaltung schien ihm äußerst unangenehm zu sein. Aus diesem Grund gedachte ich, sie nicht weiter auszudehnen. „Ja. Wahrscheinlich. Und jetzt freu’ dich doch mal und genieß das Wochenende.“
Er hatte Recht. Ich hatte ein außerordentliches Talent, mir die Tage, mit was auch immer, zu vermiesen.
Im nächsten Moment fühlte ich Gunnars Hände, wie sie meinen Körper umfingen, mich streichelten und seine Lippen, die mich so innig küssten, dass ich seinem Charme vollends erlag.
Natürlich dachte ich später noch einmal darüber nach, wie ich der Begegnung mit Alexa aus dem Weg gehen konnte. Jedoch auf Gotland wurde daraus offenbar nichts. Ebenso wenig aus dem allein hier im Zentrum Bleiben. In diesem Fall stellte sich mir erneut das Problem, sie eben NICHT meinen Platz an Gunnars Seite einnehmen zu lassen. Ich muss/sollte DIESEN, vor allem im Kreis seiner Familie, verteidigen. Was für eine Farce. Wenn ich nur daran dachte.........Infolgedessen war es gut, die Freundinnen -Maske aufzusetzen. Immer schön lächeln. Eine (herzliche!) Umarmung. Ein Küsschen rechts und Eines links.

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Und jetzt die Kurzform
Unerwarteter Weise rief mich Wanja an. Ich war total perplex. Verwundert obendrein. Dachte ich doch, ich höre nie wieder von diesem Mann, nach meinem Abschiedsgeschenk. Ich vermag nicht wirklich zu sagen, was ihn in diesem Moment dazu bewegte, mir dieses Angebot zu unterbreiten, welches ich nicht ausschlagen mochte. Womöglich erinnerte er sich an meine Tennisbegeisterung.
„Ich schick’ dir meinen Flieger in Stockholm vorbei und lade dich und deinen Mann nach Paris zum Herrenfinale ein. Was sagst du dazu?“
Hüstel, hechel. Ich rang nach Luft. Hielt den Atem an. Gunnar stutzte.
„Was ist denn los?“, fragte er, als er mich so sah.
Ich dachte, dass es wohl am besten sei, ihm ohne weitere Umschweife Wanjas Angebot zu wiederholen und tat es auch. Dann schaltete ich auf laut.
„Phhhhuuu. Ja. Ähhhh, ich weiß nicht Recht.“ Gunnar legte die Stirn in Falten. „Wenn du magst.“
„Ja. Ich mag.“
Infolgedessen stimmten wir zu und begaben uns, nach dem raschen Packen unserer Koffer, zum Flughafen in Stockholm und warteten auf Wanjas Maschine.
Ihn selbst und seine Lebensgefährtin samt Kind trafen wir dann erst in Paris, im Hotel. Er hatte uns beiden, sogleich nach unserer Zustimmung, ein Zimmer reserviert. Was zu dieser Zeit dort überaus problematisch ist. Aber Wanja gelingt nun einmal (beinahe) alles. Geld spielt keine Rolle.

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Sonntag, 5. Juni 2016
Wir trafen Wanja und Helena, seine Lebensgefährtin, dann nur noch zum eigentlich Spiel. (Offensichtlich hatte es Wanjas Lebensgefährtin nicht wirklich für eine gute Idee gehalten uns einzuladen. Was ich durchaus verstand. Obgleich sie die Contenance wahrte, genau wie ich und fortwährend freundlich blieb.) Wir saßen nebeneinander in der Box. Als wir nach der Siegerehrung diese verließen, verabschiedete sich Wanja bereits von uns.
„Wir fliegen zurück nach Kalifornien.“ Und schon viel mir Hawaii wieder ein. Wenn der Geburtstag von Gunnars Vater am kommenden Wochenende nicht wäre, hätte ich Wanja gebeten, uns möglicherweise bis L.A. mitzunehmen. Von L.A. bis Hawaii ist es dann nicht mehr weit und es gehen täglich mehrere Flüge. Schade eigentlich (!). Aus diesem Grund machte ich ein betrübtes Gesicht, welches Gunnar anfänglich missdeutete. Allerdings sah er in meine Gedanken und begriff dann recht schnell, was der eigentliche Grund für meine Trübsal war. Er nahm mich in den Arm und drückte mich an sich. „Wir fliegen später dorthin. Versprochen.“
Genau genommen sahen wir von Paris nichts viel. Am Abend speisten wir im Hotel und gingen verhältnismäßig zeitig zu Bett.

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Montag, 6. Juni 2016 – Nationell helgdag!

Denn heute, am sehr frühen Morgen, flogen wir zurück nach Schweden.
Gunnar hatte ohnehin nicht länger bleiben wollen. Sein Nationalfeiertag ist ihm heilig, so zu sagen. An diesem Tag beabsichtigte er zu Hause zu sein. Oder besser, bei/mit seinen Brüdern und Freunden.
Daher wohl auch noch der Quickie am Morgen. Denn als wir in Stockholm landeten, kam er NICHT mit mir. Sondern blieb gleich in der Stadt. Was bedeutete, dass wir in zwei verschiedene Taxis stiegen. Er fuhr zum Apartment, wo sein Wagen in der Tiefgarage stand und er sicherlich Alexa wieder traf. Und ICH fuhr ins Zentrum. Auf dem Weg dorthin rief ich Derek an. Ihm hatte ich bereits am Tag zuvor eine SMS zur Information gesandt. In jedem Fall hatte ich die Absicht, mich sogleich nach Ankunft dort mit ihm zu treffen. (Er kam.) Denn Gunnar werde ich vor Morgen nicht wieder sehen.

Nun, um das montägliche Briefing musste ich mich ebenfalls nicht sorgen. Das wird am Dienstag durchgeführt. Allerdings gleichwohl am frühen Morgen. Denn am Nachmittag habe ich bereits eine Verabredung mit der Naturtherapeutin. Deshalb schreibe ich JETZT. Denn Morgen bleibt mir keine Zeit dafür.
Allemal hoffe ich, dass Gunnar zumindest am Dienstag, nachdem er im Büro seine Arbeit beendet hat, zu mir kommt. Genau genommen hoffe ich, dass wir uns sogar in der Praxis treffen und dann gemeinsam zurück zum Zentrum fahren. Gunnar hat, unter Vorbehalt, zugestimmt. Er könne nicht eindeutig sagen, ob er es schafft. Jedoch am Abend wolle er in jedem Fall zu mir ins Zentrum kommen. DAS versprach er mir.


P.S. – Gesundheitliches: Als ich vorhin ein wenig schneller lief, oder besser, ein gutes Stück rannte, alldieweil es zu Regnen begann, wähnte mir doch tatsächlich mein Herz zu schmerzen. Da war in der Tat ein Druck auf der Brust. Erschreckend! DAS hat mir diese vermaledeite Chemo eingebracht! Nur, wofür hätte ich mich sonst entscheiden sollen? Für den Gehirntumor? Sicherlich wäre ich gleichwohl unter diesen 7 %  der Menschen gewesen, WENN ich die Therapieform mit Tysabri gewählt hätte. Beim letzten Krankenhausaufenthalt sagte man mir allerdings, dass es für diese Form der MS NICHS gäbe, was mir erneut vor Augen führt, dass auch Ärzte sich irren können. Man bot mir lediglich eine vierteljährliche Gabe von Cortison an. Ich lehnte ab. Sollte sich doch einmal wieder ein Schub ereignen, ist immer noch Zeit dafür. In jedem Fall muss ich aufmerksam sein!