Sonntag, 19. Juni 2016

Nichts als Lügen (?)



Mein zweites Paradies, in welches ich hoffte zu kommen, offenbarte sich als Hades. Als eine gemeine, unzumutbare Situation. Zumindest nach meinem ermessen.
Aber dazu einige Zeilen später.

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Nun, den Flug verschlief ich beinahe gänzlich. Daher verging er verhältnismäßig rasch.
Den Rest der Zeit versöhnte ich mich mit Gunnar. Zumindest versuchte ich es im Inneren. Im Äußeren redeten wir miteinander. Und immer wieder versicherte er mir, dass er mich liebt und mich niemals verlassen und ebenso mich niemals gehen lassen würde. Alldieweil ich mit gut gemeinten Worten sanft hatte anklingen lassen zu gehen. Oder mich gänzlich von ihm zu trennen, wenn es gar nicht anders geht.
Dagegen verwehrte er sich selbstredend. „Wozu?“, fragte er. „WAS in aller Welt habe ich so schlimmes getan, was sich nicht wieder gerade biegen lässt?“
„Deine dutzenden Frauen und jetzt noch deine geliebte Konkubine, die ein Kind von dir bekommt. Nicht genug, dass meine Halbschwester Zwillinge von dir hat. Jetzt auch noch deine Hure!“
„Alexa ist keine Hure.“, verteidigte er sie noch. „Sie will deine Freundin sein und du lässt sie nicht.“
„Wie oft soll ich dir diese Frage noch stellen?“, wurde ich ungewollt wütend. „WIE kann die Mätresse eines Mannes die Freundin seiner Frau sein?“
Gunnar blieb trotz meiner Worte und flüchtigen Zornigkeit ruhig. Schwächte die Fakten mit Lachen ab und schien ein wenig unbeholfen. „Warum denn nicht? Das soll es schon gegeben haben.“
Usw, usw. usw......Allerdings ließ ich dann um meinet Willen nach und beruhige mich wieder. Was Gunnar selbstverständlich entgegen kam. Ich hatte kein Verlangen danach, mich noch weiter zu erbosen, über immer wieder dieselben Themen. Ich gedachte in diesem Augenblick in erste Linie zu schlafen. Denn nach der Ankunft in New Orleans wurde der Tag sicherlich mehr als anstrengend für mich sein.

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Am frühen Morgen setzte der Flieger auf. Die Sonne war noch längst nicht aufgegangen. Dieses Schauspiel verpasste ich später beinahe um des Ärgers und einer Auseinandersetzung wegen. Denn als wir in meinem Haus ankamen, erwartet mich eine beinahe befürchtete, jedoch sehr reale Überraschung. Alexa.
Allerdings realisierte ich dies nicht im Moment. Es war zu früh, als Gunnar und ich mit dem Taxi angekommen waren, schliefen alle noch. Infolgedessen bezogen wir zunächst unser Zimmer und packten aus. Und obgleich ich im Flugzeug geschlafen hatte, war ich doch trotz alldem einigermaßen erschöpft.
Ich legte mich aufs Bett und breitete die Arme aus. Starrte an die Decke und noch im selben Augenblick, sah ich Gunnars Gesicht über mir.
„Das sieht so einladend aus. Da kann ich doch nicht widerstehen.“ Er grinste und begann mich zu küssen. Strich mit seinen Händen über meinen Körper. Schob so nach und nach mein Kleid nach oben und zog es mir aus. Dann noch der Slip und schon......spürte ich seinen erregierten Penis zwischen meinen Oberschenkeln, der sich zügig seine Weg in mich hinein bahnte. Ich stöhnte auf. Und schon hatte nicht nur Gunnar die Leidenschaft gepackt, sondern auch mich.
Es war ein heißes, euphorisches, fast ungestümes Inneinader. Als hätten wir uns gerade erst ineinander verliebt. Oder, beinahe so, wie in den ersten Tagen unseres Zusammenseins, welches genau an diesem Ort stattfand. Nur die Mystik fehlte und the darkness. Das Blut......alles in allem ein durch und durch erfolgreicher Fick. Könnte man sagen. Der mir zeigte, wie schön es mit Gunnar sein konnte und dass wir beide noch immer über die Maßen ineinander verliebt waren.
Und wieder, nachdem wir fertig waren, lag ich auf dem Rücken und breitete die Arme seitlich aus. Atmete erleichtert und genüsslich schwelgend noch immer meinen Ehemann ein. Ahhhhh..................so wunderbar.....kann es sein!

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So dachte ich, nun sei ein stabiler, sowie auch versöhnlicher Grundstein für einen fabelhaften Tag gelegt, in welchem ich unendlich glücklich sein konnte.
Nur kam es bedauerlicher Weise ganz anders als erhofft.
Als erstes hörte ich die Kinder. Dann Marie. Offenbar hatte noch niemand bemerkt, dass wir angekommen waren. Im Grunde freute ich mich darauf, Marie, meine Halbschwester zu sehen. Vor allem, in Angedenken an alte Zeiten.
Gunnar und ich duschten in aller Kürze gemeinsam. Es war so angenehm, in diesen Augenblicken, wie schon lange nicht mehr - mit ihm - und ich freute mich immens darüber. Auch darüber, dass womöglich doch noch ein paar schöne Tage vor uns lagen, die es gemeinsam, mit den anderen, zu genießen galt. Insbesondere HIER, in meinem Haus, wo ich doch immer so glücklich war.
Die kalte Dusche, folgt jedoch recht bald.

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Nachdem wir uns angekleidet hatten, gingen wir beide die Treppen hinunter und in die Küche, wo Marie und die Kinder waren.
Was für ein Hallo! Was für eine Freude! Wir umarmten uns und Gunnar herzte seine Kinder. Das alles war immer noch annehmbar anzusehen. Es war eben SO...mit Gunnars Kindern.
Von der recht hörbaren Freude geweckt, kam nun auch Henrik herunter und begrüßte uns. Nun erwartete ich niemanden mehr, außer vielleicht die Turners. Daher achtete ich nicht weiter darauf, was NOCH so alles die Treppe herunter kam. Ich hörte es dann nur hinter mir eher leise kreischen und drehte mich blitzschnell um. Da sah ich Alexa, wie sie am Hals von Gunnar hing und ihn küsste. Ich war fassungslos. Schnappte nach Luft. Mein Gehirn spulte noch im Augenblick tausend mögliche Varianten des Folgenden ab. In diesem Zustand der Starre, mit den sich abgehackt bewegenden Bilder, als wäre ich mitten in einem Stummfilm gelandet, fühlte ich eine Hand auf meiner Schulter und eine Stimme an meinem Ohr, die sagte: „Tue das nicht, was du denkst.“ Es war Maries. UND.....sie hatte Recht. Denn in Windeseile hatte ich all meine Optionen durchdacht. Jedoch keine schien mir wirklich angebracht zu sein als...........zu reden. Und dies so ruhig als möglich, damit kein Streit entstand und vor allem nicht die Befürchtung, ich werde nun doch noch hysterisch, aufgrund Alexas Anwesenheit. DAS wäre in der Tat kontraproduktiv gewesen. Wo ich ihr doch gerade (selbst) in letzter Zeit, am letzten Wochenende, das Feld an Gunnar Seite und zu Johanns Geburtstag auf Gotland, überlassen hatte.
Natürlich war es mir danach zu schreien. Am aller liebsten hätte ich getobt! Alexa verprügelt und Gunnar geschlagen. Oder rumgekehrt. Nur wäre dies sicherlich ein guter Grund gewesen, mich als nicht mehr zurechnungsfähig zu bezeichnen und in eine Anstalt zu stecken. Andererseits war nicht nur meine Eifersucht berechtigt, sondern ebenso meine Wut! Und es fiel mir schwer, das können sie mir glauben, meine Rage zu bezähmen. In mir wütete die Furie! In mir kochte der Zorn!
Noch immer spürte ich Maries Hand auf meiner Schulter, die mich hielt. Aus dem Augenwinkel konnte ich Henrik sehen. Es schien, als sei er auf dem Sprung, in Erwartung einer terrible scene.  Jedoch hielt ich mich (mit aller Mühe!!!) zurück (Alexa umzubringen).
Gunnar sah es mir an, was da in mir vor sich ging.
Alexa hingegen schickte sich nun an, mich mit großer Freude zu umarmen und tat es auch. Am aller liebsten hätte ich sie weggestoßen. Legte dann aber, verzweifelter Maßen, doch noch meine Arme so halbseiden um ihren Hals. Alexa drückte mich an sich. Offenbar empfand sie in der Tat große Freude mich zu sehen. Noch ein Küsschen rechts und eines links. Dann sah sie mir mit einem breiten Lächeln im Gesicht mitten in das Meine und bemerkte offenbar, wie verblüfft ich war.
Gunnar und Alexa begannen beide mit Erklärungen. Ich hörte zwar die Töne und die Worte drangen an mein Ohr, dennoch konnte ich sie nicht verstehen.
Da waren Fetzen von Sätzen der Entschuldigung. Andere schienen mich zu fragen, ob ich nicht über die Anwesenheit der Konkubine meines Mannes sogar noch glücklich war. Es muss Gunnar gewesen sein, der mich das fragte. Hatte er mich etwa beiseite genommen? Ich realisierte es nicht. Seine Stimme sprach etwas von Freundin, von einem gemeinsamen Besuch bei Alexas Eltern in Kalifornien, wenn wir dann wieder auf dem Rückweg nach Oahu wären.
Ich muss wie ein neugeborener Welpe ausgesehen haben, wenn es donnert und der.........nicht versteht.
Dann veränderte sich das Licht und ich hörte nur noch Gunnars Stimme.
„Eigentlich wollte ich nicht wirklich, dass sie hier her kommt. Aber sie gehört doch jetzt schon fast zur Familie.“
„Seitdem ich sie mit dir auf Gotland allein gelassen habe.“, hörte ich mich sagen.
„Nein. Nicht erst seit einer Woche.“
„Du liebst sie. Oder?“
Das alles erlebte ich wie in Trance!
„Ja Schatz. Das weißt du doch. Ich habe es dir schon einige Male gesagt. Was aber nicht bedeutet, dass ich dich weniger liebe als zuvor. Und DAS ich sie liebe, ändert doch nichts an meiner Liebe zu dir. Ich liebe DICH Rea, viel mehr als SIE. Das weißt du doch. Oder habe ich dir je Anlass gegeben, das anders zu sehen?“
„N-e-i-n.“, hauchte ich wie unter Hypnose. Noch immer war ich nicht wirklich in dieser Situation. (Offenbar wollte ich diese gleichwohl nicht begreifen.) Aus diesem Grund sprach ich auch recht leise. Stritt nicht mit Gunnar und diskutierte nicht weiter heftig mit ihm.
Alexa kam nun zu uns hin. „Es tut mir leid, dass ich dich in Verlegenheit brachte. Ich dachte Gunnar hätte es dir gesagt.“
Schob hier einer die Schuld dem anderen zu? (Welche Schuld eigentlich?)
Gunnar hob nun die Hand und bedeutete Alexa etwas Abstand zu nehmen. Offenbar dachte er, ich bekäme keine Luft und wäre einer Ohnmacht nahe. Wieder zog er mich ein Stück weiter zum Fenster hin, sodass wir ein wenig abseits standen.
Gunnar kam etwas näher heran. „Weißt du, eigentlich wollte ich wirklich nicht, dass sie mit hier her kommt.“, wiederholte er seine Aussage und sich.  „Denn ich wusste genau, dass es dir nicht gefällt. Aber sie sagte, so könne sie gleich ihre Eltern besuchen und schon war alles festgelegt.“ Gunnar Worte schienen ehrlich zu sein. Zumindest war dies mein Eindruck. Wenn man das so nennen kann, unter diesen Umständen. „In diesen Augenblick konnte ich nicht mehr zurück und sagte ihr selbstverständlich zu. Warum auch nicht? Sie war doch schon auf dem Weg. Also sagte ich, dass wir uns alle hier treffen.“
„Wusste Marie Bescheid?“
„Ja und nein.“
„Was bedeutet das nun wieder? Ist das ein Komplott gegen mich? Habt ihr euch alle verschworen? Mir wähnt als sei Alexa eine große Zauberin, die offenbar alle mit ihrem Charme betört. Unter diesen Umständen habe ich hier nichts mehr verloren.“, sagte ich so mechanisch wie ein Roboter und wandte mich dem Gehen zu. Alle anderen starrten mich nun an. Sie waren aus der Küche in den Flur getreten und hatten uns zugehört.
Ich ging an ihnen vorbei und sah, dass Alexa eines der Kinder auf ihren Armen hatte. Das andere klammerte sich an Maries Bein und sprang mir dann hinterher. „Tante Rea. Wohin?“ Es war Inula Castanea, die nun den Zipfel meines Kleides fasste und daran zog.
„Ja. Tante Rea. Wo willst du denn hin?“, hörte ich Maries Stimme. Auch sie kam mir hinterher und im selben Moment auch Gunnar.
Marie bedeutete Gunnar mit einer Kopfbewegung sich zurückzuziehen. Henrik kam und nahm das Mädchen auf seinen Arm. Marie und ich gingen ein Stück weiter nach hinten im Flur. Dort bleiben wir stehen. Und noch immer konnte ich die Situation nicht gänzlich erfassen. ODER....wollte ich es nicht?
„Rea, lass gut sein. Tue nichts Unbedachtes. Du hast ihr schon zur Genüge das Feld überlassen.“
„Aber ich kann und will nicht kämpfen.“
„Das brauchst du doch auch nicht.“, sagte sie. „Gunnar liebt dich doch über alles. Darauf würde ich in jedem Fall vertrauen. Müsste er sich entscheiden, wärest du die Auserwählte. Nicht sie. Ist halt nur blöd, dass er offenbar auch für Alexa, so la, la“, und hier machte sie eine drehende Handbewegung, „einiges empfindet. Was noch misslicher ist, dass sie ein Kind von ihm bekommt.“
„Ich weiß.“
Marie redete noch eine Weile mit mir. Beruhigte mich sogar ein wenig. Und dann kam Gunnar wieder zu uns hin.
„Geht es dir gut?“, fragte er mich als wäre ich eine Invalide. Ich funkelte ihn wütend an.
„Was denkst du denn, wie es mir geht, wenn ich in einem Moment mit dir fickend im siebten Himmel schwebe und im nächsten mich deine Konkubine hier, in meinem Haus, mit ihrer Anwesenheit überrascht. Du hast mich angelogen!“, polterte ich nun und fühlte den festen Griff von Maries Hand um meinen Arm, der besagte, beruhige dich. Lass sein.
Gunnar schnaufte und zog mich noch weiter weg von den anderen. Zu eine Ecke an der Eingangstür hinüber.
„Ich habe nur nichts gesagt. So wie du. Wir sind quitt.“
Ich rang nach Atem. Sah Gunnar fragend an. „Du wusstest es also die ganze Zeit?“, fragte ich ihn, OHNE den Namen von Jason anklingen zu lassen oder auszusprechen.
„Was denkst DU denn. Na und? Du hättest es mir einfach sagen können. Was denkst du denn? Das ich dir deshalb den Kopf abreiße? Oder dir eine Szene mache, so wie du jetzt mir?“
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Ich? Eine Szene? Davon bin ich weit entfernt.“
„Ja. Du hast Recht. Verzeih.“. Gunnar nahm mich nun in seine Arme und drückte mich fest an sich. „Tut mir leid. Ich hätte es dir sagen sollen, dass sie hier ist. Aber Schwamm drüber. Das mit Jason hast du mir auch nicht erzählt. Und ich habe dich nicht der Lüge bezichtigt. Sondern bin schlicht und einfach darüber hinweg gegangen.“
„Womöglich im Vorgriff dessen, was hier passiert?“
Gunnar entließ mich aus seiner Umarmung und lachte auf. „Was denkst du nur. Ich bin doch kein Geheimagent, der vorab alles plant. Es geschieht eben, wie es geschieht und gut.“ Er legte die Stirn in Falten und atmete schwer. „Ich will dich doch nicht bekümmern oder erzürnen. Das liegt mir fern. Wir haben bereits so oft darüber diskutiert und du weiß nicht erst seit heute, dass es Alexa gibt. Auch, dass sie dir, uns eben auch begegnet.“
Ich setze zum Reden an, jedoch Gunnar stoppte mich mit seiner erhobenen Hand.
„Klar sollte ich es trennen. Aber WIE kann ich das tun? Es ist oft ein schwieriges Unterfangen.“
„Dann wäre es wohl vorteilhafter nur eine Frau zu haben anstatt zehn.“, entsprang meinen Lippen dieser zynische Satz. Und ich hatte ihn leise gesagt.
Gunnar schwieg. Also redete ich weiter.
„Wie du das tun sollst?“, wiederholte ich seine Frage. „Sie nicht mit dorthin nehmen, wo Familie ist. Dort hat sie nichts zu suchen. DAS hast du von Beginn an falsch gemacht. Du hast ihr keine Grenzen aufgezeigt. Aber mir.“
Gunnar schnaufte und zog die linke Braue nach oben. „Die Grenzen erlegst du dir selbst auf.“, erwiderte er in leisem Ton und sah mich dabei fast kapitulierend an.
„Also findest du es .......immer noch.....NORMAL, dass ich als deine Ehefrau ständig mit deiner Hure konfrontiert werde?“
„Nein. Selbstverständlich nicht. DAS habe ich schon begriffen.“ Nun war erneut der Widerwille in Gunnars Stimme zu hören.
„Aber was dann???“
Gunnar schnaufte erneut. „Es ist nun mal wie es ist. Und ich mag sie auch. Da gibt es Schnittstellen, an denen es offenbar unvermeidlich ist, dass ihr zusammen trefft. So wie jetzt Rea.“
„Nein. Du konfrontierst mich immer öfter mit ihr. Obwohl wir es besprochen hatten, dass genau DAS NICHT geschehen soll! Und du hattest mir zugesagt. Wieso bringst du sie immer wieder in unserer Familie. Sie hat dort NICHTS zu suchen.“, blieb ich hart.
„Nun kennen sie einmal alle. Und auch die Eltern von Alexa akzeptieren alles genau SO wie es ist.“
„Wie kommst du eigentlich darauf, dass ICH mit zu Alexas Eltern gehen werde?“
„Warum denn nicht? Sie hat es ihnen bereits angekündigt.“
Wie kann sie das, ohne mich vorab zu fragen???“
Gunnar zuckte mit den Schultern.
„Ich hoffe aber, du willst sie nicht noch mit nach Oahu nehmen. Sonst zerstörst du mein aller letztes und gerade aufgebautes Domizil, wo ich mich wohlfühlen kann. Ohne eine deiner anderen Frauen sehen zu müssen.“
„Nein. Sie bleibt bei ihren Eltern in Kalifornien.“
„Dafür muss ich dir jetzt danken. Oder was?“
Gunnar schien belustigt. „Jetzt sei doch nicht albern Rea.“
Ich setzte nach. JETZT, wo ich mich einigermaßen wieder gefangen hatte. „Hast du wirklich begriffen, was ICH, und auch die meisten anderen Menschen, unter einer Ehe verstehen?“
„Ja. Ich bin doch nicht blöd.“, erwiderte auch er nun ein wenig verärgert.
„Aber du hast es nun einmal nötig, mit mehreren Frauen zusammen sein zu wollen und zu können, WEIL ich es dulde.“, fiel ich ihm ins Wort. „Jede andere Frau hätte sich schon längst von dir scheiden lassen.“
„Bitte Rea, lass das sein.“, entgegnete er ein wenig kleinlaut. „Denkst du wirklich, das mich andere Frauen schon längst verlassen hätten?“
„Würde Alexa all deine anderen Frauen dulden, WENN du mit ihr verheiratet wärst?“
„Das tut sie doch schon längst. Sie weiß von meinen Neigungen und toleriert sie. Sie akzeptiert dich als meine Frau und weiß´, weil ich es ihr schon so oft sagte, dass ich dich über alles liebe und das ich dich niemals verlassen werde.“
„Weiß sie das?“, fragte ich in einem zynischen Ton etwas lauter wie bisher..
„Ja. Das weiß ich.“, hörte ich mit einem mal Alexas Stimme, die zu uns hingekommen war.
„Bitte Rea, sei doch nicht böse. Reg’ dich nicht auf. Es war mein Vorschlag, mit hier her zu kommen. Es bot sich an, wenn ich meine Eltern besuchen möchte. Und natürlich möchte ich auch bei Gunnar sein.“
„Wer regt sich hier denn auf?“, widersetzte ich mich ihrer Anschuldigung. Zumindest sah ich es so. Wusste aber noch im gleichen Moment, dass sie nur helfend in die Situation eingreifen wollte, um.....mich zu beruhigen und etwaige Streitigkeiten zu schlichten.
„Wisst ihr“, wandte ich mich nun an beide, Gunnar UND Alexa. Ich war sogar einen Schritt zurückgetreten, damit ich sie beide anschauen konnte. „Ich verstehe das alles nicht. Was denkt ihr beide nur? Das ich das alles, so wie es jetzt ist, mit Freuden und ohne zu murren als DEINE EHEFRAU“, und hier sah ich Gunnar durchdringend an, „erdulde?“
Schweigen......................
Und ich war in diesem Moment froh darüber, dass ich vorhin wie angewurzelt stehen geblieben war und keine offensichtliche Szene gemacht hatte. Das ich so la, la ruhig geblieben war. Hier kam mir meine Fassungslosigkeit sogar noch zu Gute. Sonst wäre die Situation sicherlich eskaliert, wenn ich begonnen hätte zu toben.
Dennoch stand mir der Ärger ins Gesicht geschrieben und ein dicker Brocken Wut hatte sich in meinem Magen fest gebissen. Er zehrte an mir. Allerdings konnte ich ihn nicht befreien. Es wäre für alle verheerend gewesen...................auch für mich.

Aber jetzt erst einmal genug der Situationsbeschreibung.
Natürlich hatte ich mich weiter echauffieren können. Nur, WAS hätte es mir genutzt? Ich hätte mich nur selbst ins Aus geschossen. Und das erneut. Aus diesem Grund lief ich auch nicht davon. Ich blieb.
Mag sein, ich hatte selbstverständlich daran gedacht noch augenblicklich das Haus zu verlassen und zurück nach Oahu zu fliegen. Aber WAS hätte mir DAS gebracht? Jason wäre gleichwohl nicht mehr dort gewesen. Und allein wollte ich nicht sein.
Infolgedessen musste ich nun auch Alexa hier, an diesem Platz akzeptieren.
Natürlich verdarb es mir zusätzlich diesen Ort. Nicht genug, dass Gunnar Kinder, die er mit meiner Halbschwester gezeugt hatte, hier, sichtbar waren. Nein. Jetzt war ich zudem und erneut noch gezwungen, Gunnars Geliebte an diesem Platz zu dulden.
Alles in allem eine Horrorvorstellung, deren ich mich aussetzen musste.

Aber ja doch. Natürlich. Ich sollte den Blickwinkel ändern, wie mir Gunnar in leisem Tönen riet. Es wäre doch besser für mich, wenn ich die ganze Situation anders sehen und annehmen würde, wie sie nun einmal ist.

Ich war müde und so wie so ging es mir, ab diesen Augenblick, als Alexa dort vor meinen Augen erschien, nicht mehr so gut.
Aus genau diesem Grund wies mich Gunnar wieder und wieder eingehend, beschwörend und beschwichtigend, darauf hin, mich doch zu beruhigen und bitte, wenn möglich meine Einstellung zur derzeitigen Lage zu ändern. DAS wäre genau der Knackpunkt und das Ziel. Es würde mir besser gehen, sollte ich es denn schaffen,....besprach er mich in einem Fort und hoffte sicherlich, ich würde seinem Flehen in absehbarer Zeit doch noch nachkommen. 
Natürlich meinte er es GUT........für uns alle. Das sah ich schon ein. Nur,....war ich noch immer.....zornig.

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Für einen Augenblick zog ich mich zurück. Ich realisierte selbstverständlich, dass ich mir und auch allen anderen, was nun erst einmal für mich eine Nebensache war, keinen Gefallen tat, wenn ich weiterhin grollte und schmollte. Ich musste in meinem Inneren, wie schon so oft, seitdem ich mit Gunnar verheiratet war, einen Kompromiss finden, der mich.....anders fühlen ließ. Sonst, wusste ich, hatte ich keinen Erfolg. Vor allem um meinetwillen war es gut, mich zu beruhigen und die Dinge zu nehmen, wie sie sind. Das Problem war,....sich zu überwinden. Was mir nur mangelhaft gelang. Jedes Mal, wenn Alexa in mein Blickfeld trat, hätte ich sie erwürgen könne. Die Wut in mir war unbeschreiblich. Nur MUSSTE ich  mich bezähmen. Eine Pflicht.

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Wie eine Mime versuchte ich nun für etwas ein, zwei Minuten lang zu üben, die Maske aufzusetzen, die es braucht, um mich gebührlich zu verhalten und.....anzupassen.
Es brauchte seine Zeit. Aber es musste gelingen UND......mit Schnaufen und Würgen......es gelang. Wie konnte ich aber nun auch in meinem Inneren Frieden finden? Das war unermesslich schwer. Ein dorniger Pfad. Den ich um meinetwillen beschritt.......
Ich konnte schließlich nicht ewig hier stehen, fern von allen anderen und schmollen.
Während meine Füße mechanisch meinen Köper zu den anderen hinüber trugen, dachte ich darüber nach mich abzugrenzen. Aber was sollte mir DAS bitteschön bringen? Zudem würde es Alexa in die Hände spielen. Umso länger ich mich wie eine Idiotin benahm.
Ich gab mir tatsächlich große Mühe, meine innere Verbitterung zu überwinden.
Und ich könnte jetzt noch endlos so weiter schreiben, wie ich verzweifelt versuchte.......ect. p. p.
Wieder einmal ein Fall von.......sich alles von der Seele schreiben.

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Letztendlich lenkte ich ein und........akzeptierte. Ging mit Alexa freundlich um und mit allen anderen so wie so. Als wären wir alle eine große, glückliche Familie. Genau SO, wie Gunnar es sich wünscht.
Warum sollte ich mir alles verderben?
Gunnar erreichte so erneut was er wollte. Ich fügte mich.

Nur Marie wusste um meinen inneren Kampf. (Gunnar sicherlich ebenso.)
„Lass los.“, sagte sie zu mir. „Es lohnt sich nicht. Du schadest dir nur selbst.“
Kluge Worte. Nur ist es oft schwierig sie zu befolgen.........

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Von Demütigungen und Aufwertungen oder umgekehrt

Wie kann ich auf SCHATZ hören, wenn DER, das DAS sagt eine andere in seinen Armen hält?
Ich dachte an Derek in diesem Moment und auch daran, dass ich ihn nicht erneut solch’ leidlicher Situation aussetzen möchte. Allerdings rief ich ihn an und redete zumindest kurz mit ihm.
„Ich komme.“, hörte ich ihn sagen und hatte es bereits geahnt.
Ich wehrte ab. „Lass sein. Ich schaffe das schon.“

Ich beendete das Gespräch, denn ich hatte Gunnar gehört, wie er sich mir näherte.
„Sein nicht böse.“, sagte er nun wartete auf Zustimmung.
Er war nahe an mich heran gekommen und hielt seine Hand an meine Wange. Streichelte mich.
Ich schnaufte kapitulierend. „Könntest du mir zumindest die Demütigung ersparen Alexas Eltern zu treffen?“
Er ließ mich los und zog die Brauen hoch. „Welche Demütigung? Sie kennen dich doch. Und spricht es nicht von Größe, wenn du als meine Ehefrau erhobenen Hauptes und Selbstachtung ausstrahlend die Eltern meine Freundin besuchst?“
Freundin hatte er gesagt......
„Wie kann sich fügen von Größe sprechen?“, fauchte ich leise zurück. Die anderen mussten das nicht hören.
Gunnar atmete tief. „Du verstehst aber schon, was ich meine?“
Ich schlug die Augen nieder. „Ja.“

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Als ich mich dann vollends beruhigt UND angepasst hatte, redete ich noch einmal besonnener mit Gunnar über alles. Dazu brauchte es nicht mehr viele Worte.
Wir sprachen, währenddessen ich mit Marie, den Kindern und Alexa in der Küche war und beim Kochen half, über Eifersucht, das Begreifen wie eine erfolgreiche Ehe funktioniert und über ANDERE Frauen, die Männer gelegentlich, oder länger haben. Es wurden ebenso Gedanken über Alexa, Jason, Derek und andere Menschen, wie beispielsweise Lara, ausgesprochen, zwischen uns zweien.
Der Rest der Anwesenden hörte zu. Offenbar wollte es Gunnar so. Keine Geheimnisse voreinander haben......bla, bla, bla.....

Erst in diesem Augenblick bemerkte ich, dass ich tatsächlich ruhiger geworden war und nun......nahm ich hin.

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Nach dem Lunch

Wir hatten gemeinsam gekocht, Marie, Alexa und ich. Ein gutes Zeichen, wie ich fand. (Ob für mich???) Und nach wie vor war ich müde und erschöpft. Daher zog ich mich auf die Veranda in einen Sessel zurück und döste ein wenig vor mich hin, als Gunnar und Alexa kamen.
„Alles okay mit dir?“, fragte er und ich hörte an seiner Stimme, dass es ehrlich gemeint und er erleichtert war.
„Ich bin nur müde. Werde aber gleich beginnen zu schreiben. Es ist so viel, was es zu sagen gibt.“
„Wenn du erlaubst“, man höre und staune (!!!), „würde ich in dieser Zeit gern mit Alexa einen ausgedehnten Spaziergang unternehmen.“ Wo ICH niemals mitgehen, mithalten könnte. Dachte ich so. Und war bereits erneut ein wenig verärgert. Ließ die Verbitterung jedoch sogleich wieder sein.
„Ich würde dich auch bitten uns zu begleiten. Aber ich weiß, dass dir das Schreiben wichtiger ist und so können wir ein weiteres Stück laufen.......“
„.......als MIT mir.“, vollendete ich Gunnars Satz.
„Ist dir das Recht?“
Ich schnaufte und zog die Brauen hoch. „Ja natürlich. Tue nur die Dinge mit ihr, die du mit mir nicht tun kannst. Das entspannt uns alle.“ Der letzte Satz klang ein wenig missgünstig an. Aber dennoch locker. Hier kam meine Verdrießlichkeit erneut ein wenig durch. Gunnar reagierte jedoch nicht darauf. So wahrte auch ICH noch die Kontenance. Beherrschte mich und wünscht den beiden stattdessen sogar viel Spaß. (Ist das nicht ein enormer Vorschritt meinerseits.......zu heute Morgen?)
„Wir bleiben nicht all zu lang.“, sagte er noch und schon waren sie gegangen.

Ich aß noch eine Schale Obst mit Eis (Frustessen nennt man das aller Wahrscheinlichkeit nach) und begann zu schreiben.................bis jetzt.