Freitag, 17. Juni 2016

Der Überraschungsgast





Noch mehr Grund zum Seufzzzzzzzzzzzzzzz-en“................würde ich sagen. Gunnar ist hier angekommen. Was nun nicht wirklich etwas Missliches bedeuten MUSS.
Nur gut, dass ich noch einmal Sex mit Jason am Morgen hatte.............grins.......

In jedem Fall sind die Fronten, zwischen Jason und mir, geklärt. Er weiß, WAS ich will! (.....dass ich IHN will!) Allerdings wissen wir auch beide, dass es unwahrscheinlich ist, einen gemeinsamen Weg für uns zu finden.
So hat Jason nun, nach Gunnars Ankunft hier, zumindest doch noch uneingeschränkte Zeit bekommen, die er mit seiner Familie und seinen Kindern verbringen kann. Vielleicht ist es gut so wie es ist.............für uns alle. Wer weiß?

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Wir saßen gerade am Frühstückstisch, als mich Jason mit dem Arm anstieß und eine Kopfbewegung in Richtung der Eingangshalle machte. Ich drehte mich um und......sah dort Gunnar mit seinem Koffer stehen. Er schien sich zu orientieren und ging dann zur Rezeption. Womöglich hatte er auch nur nach mir Ausschau gehalten. Was jedoch unwahrscheinlich war. Andererseits, hätte Jason ihn nicht gesehen, wäre der Überraschungseffekt auf Gunnars Seite gewesen. So hatten wir in etwa fünf Minuten zum reagieren.
In jedem Fall wurde es aller höchste Zeit,.......dass Jason ging. Trotz alledem behielt er glücklicher Weise die Ruhe. Mir raste das Herz. Eine durchaus delikate Situation. Da ich nicht wollte, dass Gunnar Jason sieht. Das muss nicht sein.
Meine Befürchtung dahingehend ist allerdings, dass alle Vorsichtsmaßnahmen umsonst sein könnten. Wenn Gunnar meine Gedanken liest, und ich hoffe sie so gut wie möglich vor ihm zu verbergen, könnte es durchaus möglich sein, dass er dort  Jason findet. Was er selbstredend nicht unbedingt sollte.
Aber wer weiß. Bestenfalls bin ich sogar erfolgreich im Verbergen.

Jason erhob sich ohne Hast. Tat einen Schritt nach vorn und beugte sich zu mir herunter. Er verabschiedete sich mit einem flüchtigen Kuss. „Ich liebe dich.“, hauchte er mich noch ins Ohr. „Halt’ ihn auf, damit ich Zeit habe meine Sachen zu holen.“
Krampfhaft hielt ich noch für eine Sekunde lang seine Hand und sah ihm sehnsüchtig in die Augen. Dann entzog er sie mir und ging.
Von meinem Tisch aus beobachtete ich, wie Jason einen weiten Bogen um die Rezeption beschrieb. Gunnar stand an dieser und redete mit einer Frau, die nun in meine Richtung zeigte.
Bevor es vor den Leuten peinlich wurde, der eine ging, der andere kam, stand ich lieber auf und lief Freude strahlend (!) und überrascht blickend (!) auf Gunnar zu. Der breitete die Arme aus und ich......flog hinein.
Die Dame an der Rezeption grinste.......und schwieg. Wie ich aus dem Augenwinkel sah. Allerdings richtete ich mich sogleich mit einer Frage an sie, was das Zimmer betraf. Mit knappen Worten erklärte ich (Augen zwinkernd), dass mein Ehemann angekommen sei und wir nun wohl doch besser eine Suite mieten sollten. Einen Wagen liehen wir nun ebenfalls noch aus.
Ich veranlasse, dass meine Sachen vom Zimmer in die Suite gebracht wurden. Sie gab mir den Schlüssel und wir checkten ein. Der Schlüssel des Wagens würde an der Rezeption zu unserer Verfügung deponiert. Ich hatte allerdings darauf bestanden, den Blick zum Meer zu behalten.

Kaum dass wir uns beinahe überschwänglich, wie Liebende begrüßt und etwaig lange in die Augen gesehen hatten, gerieten wir bereits erneut in eine Diskussion über Alexa.
„Du meinst das doch nicht etwa ernst, mit der Scheidung?“, fragte er.
„Ich kann deine andauernden Betrügereien nicht mehr ertragen. Was verstehst du nicht daran?“ Unerwarteter Weise schossen die Worte unerbittlich aus mir heraus.
In jedem Fall gab er mir mit knappen Worten zu verstehen, dass er Alexa nicht fallen ließe. „Und jetzt schon gar nicht, wo sie ein Kind bekommt.“
Widerwillig nickte ich verstehend. „Das sehe ich ein.“, erwiderte ich und dachte an New Orleans. Hoffte, dass er sie NICHT dorthin eingeladen hatte. Brachte dieses Thema jedoch nicht zur Sprache. (Abwarten und Tee trinken...!)
„Was hast du nur? Trotz Alexa liebe ich dich doch nicht weniger. Bisher ging es doch ganz gut mit euch beiden. Oder so nebenher. Was soll das Ganze Theater jetzt?“
„Irgendwann ist es eben genug.“
„Krieg dich endlich wieder ein.“, waren seine letzten, enttäuscht wirkenden Worte. Denn ich lenkte um.
„Ich habe keine Lust, jetzt über Alexa oder eine andere deiner Frauen nachzudenken. Und ebenso wenig über diese zu reden. Es gibt anderes zu tun.“ Ich funkelte ihn wütend an. „Die ganzen letzten Tage ging es mir hier so gut.“
„Allein?“
Oh. Oh! Jetzt nur nicht an Jason denken!!!
„Warum denn nicht? Ich habe ein Haus gesucht und gefunden. Die Maklerin macht gerade die Verträge fertig. Später fahren wir zu ihr, damit ich sie unterschreiben kann. Du kommst doch mit?“, fragte ich fast provokant.
Gunnar zog die linke Augenbraue hoch. Genau genommen hatte ich damit ausschließlich meine Eigenständigkeit demonstrieren wollen. Was gelang.
Er nickte.
„Und wenn ich die Schlüssel bekomme, fahren wir dorthin und sehen es uns an. Es wird dir sicherlich gefallen.“

Gesagt. Getan.

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Ich missbrauchte Gunnar sogleich als Gutachter. Barbara hatte gemahnt, dass ich für etwaige Beschwerden noch etwa eine Woche Zeit hätte. Infolgedessen sahen wir uns das Haus, oder besser, jede Ecke darin sehr genau an.
Gunnar war zufrieden. Sprach sich sogar lobend aus. Offenbar gefiel ihm mein erworbenes Domizil am Meer.
„Können wir nicht gleich hier wohnen?“, fragte er. „Es ist doch möbliert. Dann sparten wir uns die Suite.
„Okay. Dann bleibe ich hier. Hol’ du unsere Sachen.“ Ich zwinkerte Gunnar verschmitzt lächelnd zu. „Du musst lernen, dich hier zurechtzufinden.“ Denn ICH hatte den Wagen bis hier her gefahren. Gunnar hatte mir den Schlüssel des Wagens vor die Nase gehalten, als wir das Hotel verlassen hatten und diese Aufgabe mit den Worten: „Du fährst. Ich nehme an, du kennst dich hier schon ein wenig aus.“, an mich abdelegiert.

So hatte ICH zumindest noch einmal die Gelegenheit, mich, nach dem übereilten Abschied, bei Jason zu melden, solange Gunnar unsere Sachen holen war.
Jason war,  wie erwartet, bei seinen Kindern und seiner Familie und eigentlich ganz glücklich darüber, dass ihm jetzt doch noch mehr Zeit für sie blieb, bis er am Montag wieder zurück nach Schweden flog.
Im gleichen Atemzug rief ich Derek an. Denn DAS wollte ich nicht unbedingt tun, wenn Gunnar wieder bei mir war. Ich erzählte ihm, dass Gunnar hier eingetroffen sei.
Er schnaufte. „Dann ist es ja gut, dass ich nicht übereilt zu dir geflogen bin.“

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Gunnar fand den Weg zum Haus und mir zurück schneller als gedacht.
Er kam mit den Koffern zur Tür herein, als würde er schon ewig hier wohnen.
„Weißt du was?“, sagt er, „Es ist, als würde ich nach Hause kommen.“
Jetzt schaute ICH verdutzt.
„Das bedeutet, es gefällt dir hier?“
„Ja. Es ist nicht Schweden. Aber irgendwie schön.“
„Dann habe ich tatsächlich richtig entschieden. Mit dem Land UND dem Haus.“
Gunnar ließ die Koffer einfach stehen. Kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu, nahm mich in diese. Drückte mich sacht und liebevoll an sich. Was ich als erneuten Versuch der Versöhnung ansah. „Ich liebe dich doch Rea. Bitte. Tue nichts Unbedachtes. Ich möchte dich nicht verlieren.“, sagte er schon fast flehend.
Auch ICH hielt ihn nun fest. Klammerte mich an ihn. Tat ein paar tiefe Atemzüge und schnaufte ein wenig. Dann löste ich mich von ihm und sah direkt in seine Augen. „Du hast vollkommen Recht. Auch ICH liebe dich viel zu sehr und würde es ungern sehen, dich verlassen zu müssen. Ich fände es besser, wenn wir ein sich liebendes Ehepaar blieben.“
„DAS SIND WIR DOCH.“, intonierte er.
„Ja. Ich weiß.“, stimmte ich ihm zu. Ich wollte nur noch die verbleibende Zeit genießen. Nicht streiten. Mich nicht ärgern. Nicht über anderen Frauen reden. Warum sollte ich das nicht mit Gunnar tun???

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Gunnar war sehr aufmerksam und liebevoll im Umgang mit mir. Obgleich ich doch nun nicht mehr bereit war, ihm seine anderen Frauen zu verzeihen. Das Ultimatum stellte ich jedoch zurück. Immer wieder, so zwischendurch ein paar Sätze lang, redeten wir darüber. Keiner von uns hatte offenbar wirkliches das Verlangen danach, dieses Thema weiter auszubauen. Deshalb ließen wir es dann und wandten uns angenehmeren Dingen zu wie dem chillen und uns selbst. Ohnehin war ich erschöpft vom Tag. Dennoch ein kurzes, spontanes und leidenschaftliches Ineinander musste einfach sein. Noch ein Stück weit der Versöhnung.

Und nein, ich sprach Jasons Name nicht ein einziges Mal unbedachter Weise aus. Sogar meine Gedanken waren (glücklicherweise!) CLEAN - leer von ihm.

Nun wird es aber allerhöchste Zeit zu Bett zu gehen......................Gute Nacht!