Freitag, 3. Juni 2016

Sehnen nach den „guten alten Zeiten“



Derek kam so gegen halb sieben. Nicht etwa Gunnar, wie ich gehofft hatte. Natürlich war es Derek. Wer sonst? Was/wen hatte ich auch anderes erwartet?
„Wie geht es dir?“, fragte er und küsste mich sanft.
Der Abend war nichts Besonderes. Ich führte noch ein Telefongespräch mit Marie und nachdem sie aufgelegt hatte, begann ich mich nach New Orleans und......die alten Zeiten zu sehnen.
Der Lauf der Zeit, die Heirat mit Gunnar UND vor allem Gunnars Kinder mit Marie, hatten mir meinen so zauberhaften Ort genommen. Er war nicht mehr der Selbe, wie in meiner Erinnerung. Wie in den Tagen von Maries und meiner Kinder- und Teenie-Zeit. Alles war damals ein Abenteuer. Das Schwimmen im Meer und die Erkundung der Arme des Flusses mit dem Boot. Die rauschenden Feste, die damals dort noch gefeiert wurden, waren für uns Kinder die wahre Freude an sich. Heimlich aus den Gläsern der Erwachsenen den Champagner nippen und fangen spielen, rund um die langen Tische, welche bis zum Rand mit Speisen gefüllt waren. Und wenn die Gäste einigermaßen angeheitert waren, hatten wir Kindern mit den meisten leichtes Spiel und unseren Spaß. Hier ein Dollar, da ein Zauberkunststück und zwischendurch ein Canape´.
Ach, wie fehlen sie mir, die guten alten Zeiten mit ihrer kindlichen Sorglosigkeit, sich bei den Eltern in Sicherheit wähnen und all den Abenteuern der angenehmen Art. Nie ist wirklich etwas Schlimmes geschehen. Bis auf nur wenige Schrecksekunden, die man dem jugendlichen Leichtsinn zuschreiben kann.
Aber genug davon. Diese Zeit ist vorüber. Sie kommt nie mehr zurück. Wir sind jetzt alle......erwachsen.
In jedem Fall sehne ich mich nach New Orleans. Nach unserem Anwesen und unserem Haus. Aber nicht so, wie es JETZT eben ist. Sondern, wie es früher einmal war.
Vielleicht sollte ICH sogar versuchen, diese Zeiten auf irgendeine Weise und für eine kurze Zeit.....zurückzuholen.

----------------------

Heute Morgen Sex mit Derek. Wie immer äußerst angenehm.
Entgegen Dereks Dienstbeflissenheit und Frühmorgens schon seinem Job nachzugehen, hatten wir ausgeschlafen. Aufgewacht waren wir das erste Mal gegen sieben. Blieben jedoch im Bett und dösten noch eine Weile miteinander vor uns hin.
Gegen halb neun wurde Derek unruhig.
„Komm’, wir stehen auf.“, ermutigte er mich so allmählich auf die Füße zu kommen. Die mir, so gänzlich nebenbei gesagt,.....brannten.....wie so oft.
Der Blick nach draußen förderte meinen Antrieb nicht. Gleichwohl es angenehme 25 Grad Lufttemperatur sind, regnete es doch. Nichts für meiner einer, die noch im Halbschlaf war.
Derek jedoch brachte mich auf Trapp.
„Wie schaffst du es nur, stets so derart diszipliniert zu sein?“
Derek lachte. „Eine militärische Ausbildung.“
Ich hob, wie Gunnar es oft tat, die linke Augenbraue und sah Derek ein wenig missbilligend an.
„Hättest du mich sonst ins Sicherheitsteam genommen?“, fragte er mich hatte ein Grinsen im Gesicht.
„Ich hätte einen anderen Job für dich gefunden.“, erwiderte ich ihm.
„Aber mein Körper sähe vielleicht nicht SO aus. Wäre ich dann nicht uninteressant für dich gewesen?“
Ich biss mir auf die Unterlippe und zog die Brauen zusammen. „Pfffff. Ja. Das kann schon sein.“ Ich schnitt eine Verlegenheitsgrimasse wie es Kinder tun, wenn sie bei etwas erwischt worden sind.

Und nun, da heute Freitag ist, lasse ich es ruhig angehen.
Überhaupt nehme ich mir immer wieder vor, einmal völlig auszusteigen, aus dem Netzt. Aus der Hektik, und vielleicht sogar (allein???) irgendwohin zu fliegen, wo ich noch nie gewesen war und wo mich noch keiner kennt. Eigenartiger Weise gab mir London den Anstoß dazu. Allerdings fühle ich dieses Verlangen nach absoluter Abgeschiedenheit schon einige Zeit. Selbst der Zauberwald ist mir hier zu bekannt.
Natürlich würde ich mir wünschen, dass Gunnar mit mir käme. Eine Reise, nur für uns zwei. Ohne größere Anstrengungen, schlicht und einfach nur ausruhen, schlafen, lesen, imaginieren, meditieren, Massagen und Düfte genießen und noch viel mehr.
Ohne Gunnar, denke ich, vermag ich für längere Zeit nirgendwohin zu gehen. Ich habe mich schon viel zu sehr an seine Gegenwart, in meinem Leben, gewöhnt.