Den Lunch
nahm ich bei Jasons Familie ein. Seine Mutter hatte gekocht.
Dann
drängte ich, nach einer kurzen Ruhephase darauf, mir ein Hotelzimmer zu suchen.
„Ich
möchte deiner Familie nicht weiter zur Last fallen.“, hatte ich zu Jason gesagt
und der wehrte ab
„Das tust
du doch nicht. Die sind doch ganz froh, über die Abwechslung und freuen sich
über einen Gast.“
Die kurze
Phase der Ruhe hatte offenbar nicht ausgereicht. Ich schlief noch einmal ein
und wachte dann erst am frühen Sonntagmorgen wieder auf. Den Sonnenaufgang
hatte ich allerdings um gut eine Stunde verpasst.
Jason
hatte offenbar kaum geschlafen. Denn ich hörte Lärm aus dem Nebenzimmer, der
mich geweckt haben musste.
Ich setzte
mich auf, streckte mich und ging dann ein paar Schritte zum Fenster hin. Und
als ich so Gedanken versunken in Richtung Sonne sah, fassten mich zwei
starke Hände. Ich drehe so rasch meinen
Kopf, dass mich kurz der Schwindel ergriff und fiel so in Jasons Arme.
„Gut
geschlafen?“, fragte er und hielt mich fest. Ich nickte und strich zufrieden
lächelnd mit meinen Händen über seine muskulösen Unterarme, die meine Hüfte
umfingen. „Ja.“ Und obwohl ich die Antwort ahnte, fragte ich ihn: „Und du?“
Er
schnaufte. „Kaum.“
„Dann gehe
du doch besser schlafen. Das Hotelzimmer suche ich mir allein.“
Jasons
Stimme ließ ein brummendes „ho, ho“ hören. „Kommt nicht in Frage. Ich lass dich
nicht allein.“ Nun drehte mich Jason in seinen Armen zu sich herum. „Entweder
wir gehen JETZT gemeinsam, oder du bleibst mit mir hier. Bleiben wir hier, gibt
es auch zwei Möglichkeiten. Du legst dich noch einmal mit mir hin, oder lässt
mich zwei, drei Stunden schlafen. Wenn ich wieder munter bin, können wir immer
noch ein Hotel für dich suchen. Okay?“
Er schien
hier die Zügel in der Hand zu halten und ich ließ ihm die Freude das zu tun.
Betrunken schien er mir jedoch erstaunlicher Weise nicht zu sein. Gleichwohl
ein wenig angeheitert. Aber das war okay. Schließlich hatte es ein Wiedersehen
zu feiern gegeben.
Auf dem
Weg zum Bad begegnete ich seinen Brüdern, Cousins oder/und Freunden. So genau
kannte ich mich in Jasons Familie noch nicht aus und ich hatte ihn gleichwohl
noch nicht einmal danach gefragt. Eigenartig. Es hatte keine Notwendigkeit
bestanden. Ich nahm schlicht und einfach.....AN.
„Hallo
schöne Frau.“, sagte einer der Männer. Er sah Jason nicht ähnlich. War jedoch
genau so groß und kräftig wie er. Wir begannen zu scherzen und mit einem Mal
hob er mich hoch. So leicht schien ich für ihn zu sein. Wie eine Feder.
Jason kam
hinzu und veranlasste den Mann mich abzusetzen.
„Lass
meine Chefin runter. Du bist betrunken. Sonst feuert sie mich noch.“, sagte er
und lachte. Klopfte dem Mann auf die Schulter. Der lachte ebenfalls und stellt
mich, so vorsichtig er es noch vermochte, mit meinen Füßen wieder auf den
Boden.
Jason nahm
mich bei der Hand und schob mich in Richtung Restroom.
Die Männer
schienen die ganze Nacht hindurch getrunken und geredet zu haben. Jason muss
die ganzen Stunden über bei ihnen gewesen zu sein. Er hatte ihnen sicherlich
viel zu erzählen. Nahm ich an.
„Viel los
hier.“, sagte er ein wenig verlegen und schob mich weiter durch den etwas schmalen Gang. „Ja.
In der Tat. Ein wenig zu viel Trubel, für meinen
Geschmack.“, erwiderte ich.
Auf dem
Rückweg, durch den Gang, begegnete mir Jasons Mutter.
„Sie sind
schon wieder auf?“, fragte ich ganz erstaunt.
Sie nickte
freundlich. „Komm Kind, ich mach’ dir Frühstück. Was möchtest du denn? Kaffee
vielleicht?“
„Oh nein.
Danke. Eine Tasse Tee wäre jetzt ganz angenehm. Dafür wäre ich ihnen überaus
dankbar.“
Sie
lächelte herzlich und ich folgte ihr ein Stück weit im Gang.
„Ja. Die
Frauen dieser Welt schlafen oft kaum und leisten so viel. Sind für jedermann
eine Dienstleistungsstelle.“, sagte ich eher für mich und in Gedanken
versunken.
Mit einem
Mal drehte sie sich um und drückte mich fast schluchzend an sich. Ließ mich
dann wieder los und trat einen Schritt zurück. Sie sah mich an und wischte sich
mit der Hand eine Träne von der Wange. „Du bist eine gute Frau.“
„Oh!“,
rief ich erstaunt. Das hatte ich nicht erwartet. Ich schüttelte mit dem Kopf.
„Das würden nicht jeder von mir behaupten.“
Sie griff
noch einmal nach meinem Arm und drückte ihn. „Die irren sich.“, sprach es,
wendete und lenkte ihre Schritte in die Küche.
Als ich
zurück ins Zimmer kam, saß Jason auf dem Bett.
„Also, für
welche Variante hast du dich entschieden?“
„Ich würde
schon gern ein Hotelzimmer suchen gehen. Wenn es dir nichts ausmacht.“ Ich war
zu ihm gegangen und hatte mich direkt vor ihm hingestellt.
„Okay.
Dann gehen wir jetzt ein Hotelzimmer für dich suchen. Ich lass’ dich dort. Da
hast du ein wenig Zeit für dich. Kannst meditieren.“ Jason grinste mich an.
„Oder sonst was tun. Und ich komme hier her zurück und ruh’ mich erst einmal
ein wenig aus.“
„Jason.“,
unterbrach ich ihn. „Ich würde dich bitten, mich heute Abend nicht allein zu
lassen und dann wieder zu mir ins Hotel zu kommen. Wäre das möglich?“
„Ja. Wenn
ich die Kinder ins Bett gebracht habe. Aber warum bleibst du nicht einfach
hier. Das wäre einfacher.“
„Nein,
nein. Ich kann nicht einfach das Bett eines deiner Familienmitglieder in
Beschlag nehmen.“
„Das ist
doch hier überhaupt kein Problem. Sie freuen sich doch alle, dass sie dich hier
begrüßen durften.“
Ich dachte
kurz an Jasons Mutter und hörte ihre Worte in meinem Kopf wieder hallen – du
bist eine gute Frau. Wie emotional sie war. War diesen einen Augenblick lang in
Gedanken versunken und starrte in die Luft.
„Hey. Was
ist los?“, hörte ich Jasons Stimme fragen.
„Deine
Mutter ist eine so freundliche Frau. Überhaupt deine ganze Familie....“
Jason
lachte laut und ich stutze. Fragte nach, was sei.
„Das ist
nicht meine Mutter.“
„W-a-s?
Ich nahm an......“
„Nein. Sie
ist meine Stiefmutter. Der alte Mann ist mein Vater. Das stimmt. Und die
anderen Männer und Frauen hier sind meine Stiefbrüder, Cousins und Cousinen.“
„Und wo
ist deine Mutter?“
„Meine
Mutter ist eine Amerikanerin. Hat deutsche“, bei diesem Wort legte sich ein
breites Grinsen über Jasons Gesicht, „irische und indianische Wurzeln. Sie lebt
in Iowa.“
„Warum
hast du Deine Kinder nicht zu ihr gebracht?“
Nun wurde
Jason nachdenklich. Bevor er mir antwortete, tat er einen tiefen Atemzug. „Ich
habe darüber nachgedacht. Wäre kürzer gewesen.“ Bei diesen Worten lächelte er
wieder ein wenig und sah kurz zu mir auf. Ich stand noch immer vor ihm und er
saß auf dem Bett. „Aber sie hat meinen Vater verlassen in einer Nacht und Nebel
Aktion. Hat mich mitgenommen nach Iowa. Später heiratete sie dann dort wieder
einen Amerikaner. Er ist kein guter Mann. Weißt du. Dort möchte ich meine
Kinder nicht lassen.“ Jasons Blick sah nun eher traurig aus und war recht
durchdringend.
„Ja. Das
verstehe ich durchaus.“
„Also
bedeutet das, dass deine Mutter hier auf Hawaii mit deinen Vater gelebt hat.“
„Ja. Ich
wurde hier geboren.“
„Und warum
verließ sie ihn dann, wenn ich fragen darf?“
„Sie kam
mit der Hawaiianischen Lebensweise nicht zurecht. So sagte sie es mir immer.“
Kurze Zeit
darauf packte ich meine Sachen, bedanke mich für die Gastfreundschaft und
verabschiedete mich.
„Wir
werden uns bestimmt noch einmal wieder sehen.“, sagte Jasons Stiefmutter zu mir
und lächelte mich so freundlich an, dass sie mein Herz berührte. Was mich
meinerseits dazu veranlasste noch einmal einen Schritt auf sie zu gehen und
sie zu umarmen.
Im Taxi
dann, während wir fuhren, immer wieder das gelegentliche Spiel der Wörter um
die Frage, was wäre wenn.......obwohl wir beide wussten, dass es nie eine
Zukunft für uns geben wird.
Ich
checkte im „Outrigger Reef Waikiki Beach
Resort“ ein. Nahm „Diamod Head Ocean View“. Schließlich gedachte ich hier gut eine Woche zu
bleiben. Wenn nicht sogar noch länger.
Jason kam
mit mir aufs Zimmer.
Wir
scherzten miteinander während ich meine Sachen aus den zwei Koffern nahm und
vorerst auf das Bett legte. In seinen Augen sah ich Lust auf......m-e-h-r und
fragte ihn danach: „Lust?“ Ich wiegte den Kopf leicht hin und her.
Jasons
tiefe Stimme halte lachend durch den Raum. „Ja. Ohhh ja.“
Ich sah
ihn lächelnd an und hob die Brauen. Machte eine eindeutige Geste. „Ich auch.“
Nun kam
Jason zu mir hin und sah mir tief in die Augen. „Weist du, ich bin zu müde. Wir
müssen ja nichts übereilen. Wir haben die ganze nächste Woche Zeit dafür.“ Er
gab mir einen Kuss und grinste.
„Du hast
Recht. Geh’ schlafen. Ich bleibe hier.“
Das
Eigenartige daran war, dass Jason offenbar doch nicht jede beliebige Gelegenheit
nutzte, um mit Frauen ins Bett zu steigen. Was er heute unter Beweis gestellt
hatte. Gunnar hätte solch Gelegenheit nicht verstreichen lassen, Da war ich mir
sicher. Womöglich wäre Jason doch der bessere Mann. Auch wenn er sicherlich
andere Eigenarten besaß, die vertragen werden wollten.
Als Jason
gegangen war, begab ich mich ins Restaurant um zu essen. Ich wählte ein
thailändisches Gericht mit Hühnerfleisch und Reis. Gleich anschließend ein
kleiner Spaziergang nach draußen und dann richtete ich mich auf meinem Zimmer
ein. Setzte mich auf den Balkon und ließ meine Blicke in die Ferne schweifen.
Dachte an Gunnar und Derek und rief Letzteren an. Oh Göttin! Vergaß ich doch
ganz und gar, so Gedanken versunken wie ich war, die zwölfstündige
Zeitverschiebung. In Schweden war es nachts um vier. Rasch legte ich auf und
hoffte Derek nicht geweckt zu haben. Keine zwei Minuten später rief er an.
„Warst du
das eben?“
Ich biss
mir auf die Lippe. „Verzeih. Ich war in Gedanken.“
„Nicht so
schlimm. Wie geht es dir?“
„Ganz
gut.“, antwortete ich und erzählte ihm, was geschehen war. Alles was Jason
betraf, ließ ich selbstverständlich aus. (Da blieb nicht viel in den letzten
vierundzwanzig Stunden. Infolgedessen dichtete ich einiges hinzu.)
Gleich anschließend
nach dem Gespräch mit Derek, begann ich meinen Post zu schreiben.......bis
jetzt. Und bevor Jason wieder kommt, denke ich noch darüber nach, Gunnar
anzurufen. (Damit er mir dann späterhin nicht dazwischen kommt.)