Wir beide
fristen unser Leben zu Hause, was im Grunde nicht wirklich so übel ist. Denn,
wir sind zusammen. Das ist das Wichtigste.
Gunnar ging es
gestern noch wesentlich erbärmlicher als mir.
Ich scheine nun doch so allmählich auf dem
Weg der Besserung zu sein. Zumindest schlief ich heute Nacht so einigermaßen.
Jedoch ohne ein Medikament gegen den ständigen Hustenreiz wäre es
erneut eben nicht gegangen.
Gunnar ist
gerade am Ende der Tage des Fiebers. Gestern ging es ihm in der Tat noch
schrecklich. Aber heute würde er am liebsten schon wieder nach draußen gehen. Seine
Kraft ist allerdings noch nicht zurückgekehrt. Die Bewegungen sind nach wie vor
recht langsam. Der Gang gebückt und schleichend, wie bei mir. So kenne ich
Gunnar nicht. Und dieser Schwindel nervt.
Als wir uns
heute Morgen einige Videos ansahen, nach Büchern forschten und Themen jagten,
kam uns ein wirklich ganz spezielles Musikstück unter. Und eigenartiger Weise,
bin ich im letzten Jahr schon einige Male darüber gestolpert.
Vor etwa einem
guten Jahr hatten wir dieses erstaunliche Gewebe von Tönen entdeckt. Der Klang des „Liedes“, oder eher,
der Hymne, ist engelsgleich. Man fällt in die Töne. Sie hallen im Kopf und
durch den Körper nach. Einzigartig! 342 hz! Schumann Frequenz.
Es ist die Hymneder Katharer und ich weiß nicht wirklich, wie ich dazu kam. Gunnar beugte sich
zu mir herunter, legte seine Arme von hinten um meinen Körper und seinen Kopf
an meinen Hals.
„Dort waren wir
beide schon.“, sagte er leise und wies mit dem Kopf auf den Monitor, wo ein
Bild vom Momtsegur zu sehen war. Dem 1216 Meter hohem Berg auf dem die
mystische Burgruine der Katharer steht im Süden Frankreichs.
Mit einem Mal,
urplötzlich, brach ich in Tränen aus. Schluchzte leise. Gunnar hielt mich fest.
„Ich weiß.“,
erwiderte ich. Denn ich bin mir meiner Reinkarnation bei dieser
Glaubensgemeinschaft schon seit langem bewusst. Wir beide waren dort.
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Derek kam heute
kurz vorbei. Wir baten ihn besser nicht herein. Infolgedessen blieb er am
Eingang stehen. Erkundigte sich bei mir, wie es uns geht und fragte nach heute
Abend.
„Tut mir leid.
So viel besser geht es mir nicht. Der Genesungsprozess schreitet bedauerlicher
Weise nur langsam voran. Und Außerdem beabsichtige ich dich nicht anzustecken.
Ist sicherlich noch immer gefährlich mir nahe zu sein“ Ein verzweifelndes
Lächeln schickte ich zu ihm hin und drückte mit der Mimik mein Bedauern aus. (Und
selbst wenn ich wohl auf gewesen wäre, hätte ich nein gesagt.)
„Okay. Dann
vielleicht nächste Woche.“
„Ich dachte, du
bist verheiratet?“ Ich zog die Brauen hoch und legte die Stirn in Falten.
Wartete darauf, was Derek antwortete.
„Ja. Aber das
war doch nur, damit dieser alte Geldsack ihr nicht mehr nachsteigt und sie
wieder frei ist.“
„Sieht sie das
genauso?“
Derek blies die
Luft durch seine Lippen. Wusste es offenbar nicht.
„Aber ihr wohnt
doch zusammen. Oder etwa nicht?“
„Ja. Klar. Aber……“
Derek kratzte sich am Kopf und presste die Lippen aufeinander.
„Aber fickten
tut ihr schon?“, schaltete sich nun Gunnar ein. So von Mann zu Mann. „Und wenn
du mit ihr so wie so nur aus besagten Gründen verheiratet bis, hast du sicher nichts
dagegen, sie mir auszuleihen.“ Gunnar grinste Derek an. Und der wusste, das war
ernst gemeint, da er Gunnar kannte.
„Hat dich Erik
nicht entschläft?“, konterte dieser.
„Und was, wenn
nicht?“ Ein breites Grinsen huschte über Gunnars Gesicht zu Derek hin. Mir
zwinkerte er zu. Und ich vermute, Gunnar ist womöglich nun selbst ein wenig
bang davor, dass es tatsächlich so sein mag und Eriks Zauber ein durschlagender
Erfolg gewesen ist. Denn in der letzten Woche des Zusammenseins, sind wir nicht
intim miteinander geworden. Nun ja, Krankheit bremst sicherlich um einiges aus.
Auch Gunnar. Aber dennoch schien er kein überdimensionales Verlangen danach zu
verspüren. Ab und an witzelte er nur um dieses Thema. Nicht mehr.