Heute Morgen
hatte ich ein wirklich erstes Gespräch mit Derek. Ich war wütend auf ihn, da er
zum Frühstück mit dieser Laurianne im Restaurant erschien und ich auf Grund
dessen annehmen musste, dass sie die letzte Nacht zusammen verbrachten. An dieser
Stelle gestehe ich eifersüchtige Gedanken. Gunnar wies mich dezent darauf hin. Er
hat Recht damit und ich keines, auf irgendjemand an Dereks Seite eifersüchtig zu
sein. Er ist nur mein Liebhaber. Nicht mein Mann.
Ich hatte Derek
zu uns an den Tisch gewunken, sobald er mir mit seinem Blick einen Bruchteil
einer Sekunde seine Aufmerksamkeit geschenkte. Ich bat ihn, sich zu setzen. Er selbst
gebot mit einer Geste seiner Hand, Laurianne möge Platz nehmen und warten. Was
sie auch tat. Und ich begann sofort mit einem Gespräch.
Jedoch zuvor
fragte er mich: „Habt ihr schon eine Entscheidung getroffen?“ und ich wusste
genau, er meint Laurianne.
„Nein.“,
erwiderte ich umgehend darauf.
Mit überaus
deutlichen und entschiedenen Worten sagte ich Derek dann, dass wir Laurianne
nicht benötigen und erinnerte ihn gleichermaßen daran, wie vielen seiner
Empfehlungen ich bereits einen Job in unserem Zentrum vermittelt hatte.
„An Imaras
Stelle arbeitet Mike. DU empfahlst ihn uns. Ich denke, du wirst dich daran erinnern?“
Meine Stimme war fest und autoritär. „Du
kannst dieser älteren Frau sagen, sie muss sich nicht bemühen, zu uns zu
kommen. Wir brauchen niemand anderen mehr. Tut mir leid Derek,….für beide.“,
wurde ich ein wenig milder. Aber trotz alldem blieb ich bestimmt. Den in mir tobte
ein Kampf und ich war zornig über die Gegenwart dieser Frau und sie
war nicht die Einzige, auf die ich wütend bin. Es war und ist schlicht und
einfach meine Grundsituation. Gleichgültig, welchen Mann es auch betrifft. Und
ich weiß, ich muss etwas tun. Den Zustand, meine derzeitige Lage, auf magische
Weise,……wandeln. Es wird Zeit dafür, bevor es mich zerfrisst, zerreißt, noch
mehr schwächt und erschöpft. Denn die Gefühle in solcherlei Lebenslagen, sind
nicht vorteilhaft für Körper, Geist und Seele. Das weiß auch Gunnar nur zu gut.
Aber darüber,
redet er nicht, weil es auch ihn betrifft. Aber dazu später.
Gunnar, der sich
bis zu diesem Zeitpunkt zurück gehalten hatte, suchte nun einzuwenden, dass
Laurianne womöglich noch eine Weile warten möge und dann würde vielleicht ein
Job für sie finden. Was letztendlich dazu führte, dass ich meinem Mann
wiedersprach. Ob er es nun gern sah oder nicht, war mir gleichgültig. Im
Nachhinein reden wir so wie so kaum mehr über dergleichen Situationen. „Sie sind
vorbei. Geschehen.“, sagt Gunnar dann immer. Jedoch ohne mir auch nur
ansatzweise böse zu sein. WENN ich es als notwendig empfinde, Gunnar gegenüber
gelegentlich die Chefin heraus kehren zu müssen, moniert er es weder im Augenblick
noch später. Er nimmt schlicht und einfach hin. DAS rechne ich ihm hoch an.
Derek stand die
Enttäuschung über meine Worte ins Gesicht geschrieben. Aber warum? Es hatte
doch nicht wirklich etwas mit ihm zu tun. Aus welchem Grund setzte er sich so
derart intensiv für diese Frau-en ein? Nun gut, bei Laurianne konnte ich es verstehen.
Sie ist überaus attraktiv und man sagt, sie sähe mir ähnlich. Schließlich hatte
Derek, aus einer Kurzschlussreaktion heraus, schon einmal getönt, dass er sie
heiraten wolle. Zu Beginn schien Laurianne sogar begeistert. Als sie dann aber von
Giselle, Peaches und vor allem von mir erfuhr, schien sie sich gezwungen zu fühlen
abzureisen. An der damals bestehenden Situation hat sich jedoch nichts verändert.
Warum kam sie zurück? Hat sie es sich etwa anders überlegt? Selbst wenn ich sie
direkt danach fragen würde, hätte ich nur Lügen zu erwarten. Ihre wahren Beweggründe
würde mir diese Frau so wie so niemals verraten. Infolgedessen sehe ich keinen
Sinn darin, mit ihr überhaupt viele Worte zu wechseln. Außer vielleicht die
Höflichkeitsfloskeln. Denn sie tut mit Sicherheit das Gleiche!
Aber genug davon. Man wird sehen, wie alles weiter geht.
In jedem Fall
ist Derek mit ernster Miene und einem kurzen Nicken aufgestanden und an
Laurianns Tisch zurückgegangen. Ich konnte sehen, wie die beiden leise, jedoch
sehr eindringlich miteinander diskutierten. Allerdings konnte ich nichts
verstehen.
Gunnar war still
gewesen. Er lächelte nur vor sich hin
und war dabei mich zu beobachten. Er stöberte sicher in meinem Kopf, um zu
wissen, was ich wirklich denke. Aber warum. Ich sage es ihm ohnehin. Und er
wusste das. Denn gleich nachdem ich das dachte, nickte er wissend und
lächelte zu mir hin.
Auf dem Weg ins
Büro unterhielten wir uns über etwas anderes. Diese Angelegenheit mit Derek und
Laurianne wurde bisher nicht wieder erwähnt. Er beließ es bei meiner
Entscheidung.
„Warum fahren
wir nicht heute zu Erik. Es liegt kaum etwas an, was Kevin nicht auch allein bewältigen
könnte.“
Gunnar seufzte. „Du
weißt, dass Alexa zwei Tage und Nächte mit mir in der Woche für sich haben
möchte. Dann vielleicht heute Nacht und Morgen?“, schlug Gunnar zaghaft vor.
„Nein. Damit bin
ich nicht einverstanden.“, antwortete ich ihm mit bestimmenden Ton, der keinen
Widerspruch duldete.
Er stutzte. „Hast
du jetzt einen autoritären Run?“ Gunnar schien sich nicht wirklich über mich
lustig zu machen. Nein. Es war offenbar nur ein sanfter Hinweis darauf, dass
ich ihm wohl in der letzten halben Stunde recht despotisch erschien.
„Ist das nicht gut
in meiner Position. Zu zeigen, dass man weiß, was man will. Und es auch
durchzusetzen?!“
Gunnar
schluckte. Ein Hüsteln war zu hören. „Wow! Okay. Dann nehme ich dich ebenso
wie du bist und alles andere hin.“ (Was mir wohl irgendwie implizieren sollte,
dass auch ich ihn nehmen soll, wie er ist.) Er lächelte. War nicht im Geringsten
böse auf mich. Im Gegenteil. Er legte seinen Arm um meine Hüfte und zog mich
ein Stück zu sich heran. So liefen wir dann gemeinsam, scherzend und lachend, unserem
Bürogebäude entgegen.
Gunnar schafft
es immer wieder, mich fröhlich zu stimmen. Und ich weiß, auch er,
nimmt hin.
Was der
Aufenthalt bei Erik betrifft, ist allerdings noch nicht das letzte Wort
gesprochen. Am liebsten würde ich noch heute gehen.
Kaum war ich im
Büro angekommen, rief mich mein Hausarzt an und erklärte mir, er hätte mit dem
Herzspezialisten gesprochen, dass es wohl nötig sei, ein Langzeit EKG bei mir
zu machen. Er sagte mir auch gleich den Termin. Ich war verdutzt. Fragte wozu
das diene.
„Dr. N. würde
gern wissen, ob ihr Herz stolpert. Und außerdem, empfehlen wir das all unseren
Patienten.“
Für den
Augenblick ließ ich das alles so stehen. Ich muss mit Gunnar darüber sprechen
und dann,….werden wir weiter sehen.
Außerdem habe
ich, seit dem vorigen Jahr als ich 10 g Kortison in 5 Tagen bekam, zwei Kilo
zugenommen. Sie sind seitdem nicht wieder weggegangen. Ich finde, es würde
Zeit, dass sie mich verlassen.
Heute ist ein
eigenartiger Tag. Das System greift in vollen Zügen in mein Leben ein. Ich will
es nicht. Ich möchte, so weit wie es mir möglich ist, außerhalb dessen leben,
sodass es mich kaum berührt. Denn, bekommt es einen in seine Fänge, lässt es
einen nicht wieder los, wie man sieht. Ein Anruf genügt, um einen
zurückzuholen.
(Es fällt mir
schwer, meine Gefühle diesbezüglich zu beschreiben. Ich denke noch darüber
nach.)