Mittwoch, 8. März 2017

Er nimmt mich, wie ich bin



Heute Morgen hatte ich ein wirklich erstes Gespräch mit Derek. Ich war wütend auf ihn, da er zum Frühstück mit dieser Laurianne im Restaurant erschien und ich auf Grund dessen annehmen musste, dass sie die letzte Nacht zusammen verbrachten. An dieser Stelle gestehe ich eifersüchtige Gedanken. Gunnar wies mich dezent darauf hin. Er hat Recht damit und ich keines, auf irgendjemand an Dereks Seite eifersüchtig zu sein. Er ist nur mein Liebhaber. Nicht mein Mann.
Ich hatte Derek zu uns an den Tisch gewunken, sobald er mir mit seinem Blick einen Bruchteil einer Sekunde seine Aufmerksamkeit geschenkte. Ich bat ihn, sich zu setzen. Er selbst gebot mit einer Geste seiner Hand, Laurianne möge Platz nehmen und warten. Was sie auch tat. Und ich begann sofort mit einem Gespräch.
Jedoch zuvor fragte er mich: „Habt ihr schon eine Entscheidung getroffen?“ und ich wusste genau, er meint Laurianne.
„Nein.“, erwiderte ich umgehend darauf.
Mit überaus deutlichen und entschiedenen Worten sagte ich Derek dann, dass wir Laurianne nicht benötigen und erinnerte ihn gleichermaßen daran, wie vielen seiner Empfehlungen ich bereits einen Job in unserem Zentrum vermittelt hatte.
„An Imaras Stelle arbeitet Mike. DU empfahlst ihn uns. Ich denke, du wirst dich daran erinnern?“ Meine Stimme war fest und autoritär.  „Du kannst dieser älteren Frau sagen, sie muss sich nicht bemühen, zu uns zu kommen. Wir brauchen niemand anderen mehr. Tut mir leid Derek,….für beide.“, wurde ich ein wenig milder. Aber trotz alldem blieb ich bestimmt. Den in mir tobte ein Kampf und ich war zornig über die Gegenwart dieser Frau und sie war nicht die Einzige, auf die ich wütend bin. Es war und ist schlicht und einfach meine Grundsituation. Gleichgültig, welchen Mann es auch betrifft. Und ich weiß, ich muss etwas tun. Den Zustand, meine derzeitige Lage, auf magische Weise,……wandeln. Es wird Zeit dafür, bevor es mich zerfrisst, zerreißt, noch mehr schwächt und erschöpft. Denn die Gefühle in solcherlei Lebenslagen, sind nicht vorteilhaft für Körper, Geist und Seele. Das weiß auch Gunnar nur zu gut. Aber darüber, redet er nicht, weil es auch ihn betrifft. Aber dazu später.
Gunnar, der sich bis zu diesem Zeitpunkt zurück gehalten hatte, suchte nun einzuwenden, dass Laurianne womöglich noch eine Weile warten möge und dann würde vielleicht ein Job für sie finden. Was letztendlich dazu führte, dass ich meinem Mann wiedersprach. Ob er es nun gern sah oder nicht, war mir gleichgültig. Im Nachhinein reden wir so wie so kaum mehr über dergleichen Situationen. „Sie sind vorbei. Geschehen.“, sagt Gunnar dann immer. Jedoch ohne mir auch nur ansatzweise böse zu sein. WENN ich es als notwendig empfinde, Gunnar gegenüber gelegentlich die Chefin heraus kehren zu müssen, moniert er es weder im Augenblick noch später. Er nimmt schlicht und einfach hin. DAS rechne ich ihm hoch an.
Derek stand die Enttäuschung über meine Worte ins Gesicht geschrieben. Aber warum? Es hatte doch nicht wirklich etwas mit ihm zu tun. Aus welchem Grund setzte er sich so derart intensiv für diese Frau-en ein? Nun gut, bei Laurianne konnte ich es verstehen. Sie ist überaus attraktiv und man sagt, sie sähe mir ähnlich. Schließlich hatte Derek, aus einer Kurzschlussreaktion heraus, schon einmal getönt, dass er sie heiraten wolle. Zu Beginn schien Laurianne sogar begeistert. Als sie dann aber von Giselle, Peaches und vor allem von mir erfuhr, schien sie sich gezwungen zu fühlen abzureisen. An der damals bestehenden Situation hat sich jedoch nichts verändert. Warum kam sie zurück? Hat sie es sich etwa anders überlegt? Selbst wenn ich sie direkt danach fragen würde, hätte ich nur Lügen zu erwarten. Ihre wahren Beweggründe würde mir diese Frau so wie so niemals verraten. Infolgedessen sehe ich keinen Sinn darin, mit ihr überhaupt viele Worte zu wechseln. Außer vielleicht die Höflichkeitsfloskeln. Denn sie tut mit Sicherheit das Gleiche! Aber genug davon. Man wird sehen, wie alles weiter geht.
In jedem Fall ist Derek mit ernster Miene und einem kurzen Nicken aufgestanden und an Laurianns Tisch zurückgegangen. Ich konnte sehen, wie die beiden leise, jedoch sehr eindringlich miteinander diskutierten. Allerdings konnte ich nichts verstehen.
Gunnar war still gewesen.  Er lächelte nur vor sich hin und war dabei mich zu beobachten. Er stöberte sicher in meinem Kopf, um zu wissen, was ich wirklich denke. Aber warum. Ich sage es ihm ohnehin. Und er wusste das. Denn gleich nachdem ich das dachte, nickte er wissend und lächelte zu mir hin.
Auf dem Weg ins Büro unterhielten wir uns über etwas anderes. Diese Angelegenheit mit Derek und Laurianne wurde bisher nicht wieder erwähnt. Er beließ es bei meiner Entscheidung.
„Warum fahren wir nicht heute zu Erik. Es liegt kaum etwas an, was Kevin nicht auch allein bewältigen könnte.“
Gunnar seufzte. „Du weißt, dass Alexa zwei Tage und Nächte mit mir in der Woche für sich haben möchte. Dann vielleicht heute Nacht und Morgen?“, schlug Gunnar zaghaft vor.
„Nein. Damit bin ich nicht einverstanden.“, antwortete ich ihm mit bestimmenden Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Er stutzte. „Hast du jetzt einen autoritären Run?“ Gunnar schien sich nicht wirklich über mich lustig zu machen. Nein. Es war offenbar nur ein sanfter Hinweis darauf, dass ich ihm wohl in der letzten halben Stunde recht despotisch erschien.
„Ist das nicht gut in meiner Position. Zu zeigen, dass man weiß, was man will. Und es auch durchzusetzen?!“
Gunnar schluckte. Ein Hüsteln war zu hören. „Wow! Okay. Dann nehme ich dich ebenso wie du bist und alles andere hin.“ (Was mir wohl irgendwie implizieren sollte, dass auch ich ihn nehmen soll, wie er ist.) Er lächelte. War nicht im Geringsten böse auf mich. Im Gegenteil. Er legte seinen Arm um meine Hüfte und zog mich ein Stück zu sich heran. So liefen wir dann gemeinsam, scherzend und lachend, unserem Bürogebäude entgegen.
Gunnar schafft es immer wieder, mich fröhlich zu stimmen. Und ich weiß, auch er, nimmt hin.
Was der Aufenthalt bei Erik betrifft, ist allerdings noch nicht das letzte Wort gesprochen. Am liebsten würde ich noch heute gehen.

Kaum war ich im Büro angekommen, rief mich mein Hausarzt an und erklärte mir, er hätte mit dem Herzspezialisten gesprochen, dass es wohl nötig sei, ein Langzeit EKG bei mir zu machen. Er sagte mir auch gleich den Termin. Ich war verdutzt. Fragte wozu das diene.
„Dr. N. würde gern wissen, ob ihr Herz stolpert. Und außerdem, empfehlen wir das all unseren Patienten.“
Für den Augenblick ließ ich das alles so stehen. Ich muss mit Gunnar darüber sprechen und dann,….werden wir weiter sehen.

Außerdem habe ich, seit dem vorigen Jahr als ich 10 g Kortison in 5 Tagen bekam, zwei Kilo zugenommen. Sie sind seitdem nicht wieder weggegangen. Ich finde, es würde Zeit, dass sie mich verlassen.

Heute ist ein eigenartiger Tag. Das System greift in vollen Zügen in mein Leben ein. Ich will es nicht. Ich möchte, so weit wie es mir möglich ist, außerhalb dessen leben, sodass es mich kaum berührt. Denn, bekommt es einen in seine Fänge, lässt es einen nicht wieder los, wie man sieht. Ein Anruf genügt, um einen zurückzuholen.
(Es fällt mir schwer, meine Gefühle diesbezüglich zu beschreiben. Ich denke noch darüber nach.)