Im Grund könnte
man sagen, dass mein Leben bis hier her doch recht eigenwillig und ereignisreich
war. Vielleicht sogar außergewöhnlich. Zumindest unterscheidet es sich im
Wesentlichen von anderen. Worüber ich doch ganz zufrieden bin. (Trotz meiner
offenbaren Kränklichkeit, seit ein paar Jahren.)
Eine angenehme
Kindheit, mit Marie und New Orleans und die Wahl des Studiums in Berlin. Davor
die Jahre in Kanada, als mein Vater in der Botschaft arbeitete und ich Adam
kennen- und lieben lernte. Und dann die überdimensionale Liebe zu Wanja. Die
Zeit mit Felicio in Spanien nicht zu vergessen und dass ich ihn beinahe
geheiratet hätte. Oder auch der raschen Wechsel zwischen all den Männern. Sich
immer wieder neu auf den eben gerade Anwesenden einzustellen. Die Strohliebe zu
Ian. Das gleichzeitige Zusammensein mit drei Männern und zu guter Letzt
vergesse man nicht den verrückten Jack. Ein jähzorniger Säufer vor dem Herrn,
der letztendlich seinen tot gefunden hat. Mir aber trotz alledem sein Haus in
London vererbte.
Dann das
eigenartige Kennenlernen von Gunnar, meinem Ehemann, der bis zu dieser Zeit in
einer Art Sekte lebte und die schlussendliche Verwirklichung des Traumes seiner
Mutter,….das spirituelle Zentrum, ….welches ich schon längst verloren hätte,
wenn es Wanja nicht gäbe, der mich wieder und wieder unterstützt, ohne etwas
von mir dafür zu verlangen. Obwohl er jetzt mit einer anderen Frau liiert ist
und ein Baby mit ihr hat. Wunder über Wunder.
Die kleineren
(und Mittleren) Affären (u.a. Troels, Jason und Charlie) muss ich hier nicht weiter
erwähnen………
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Es war gestern nicht
wirklich viel zu tun im Büro. Deshalb das Briefing gleich nach dem Lunch.
Und während
Gunnar bei Alexa und seinem Baby war, ließ ich mir den Nacken von Kevin
massieren.
„Hast du drüber
nachgedacht?“, mahnte er meine ausstehende Entscheidung an.
„Aber natürlich
habe ich das.“
„Und?“
WAS sollte ich
ihm sagen? Insbesondre JETZT, wo Gunnar von Erik treu gezaubert wurde.
Womöglich wäre
es doch für alle das Vernünftigste, wenn Kevin seine Janina heiratet.
Gleichwohl für seinen Sohn. Denn ICH wäre ihm sicherlich NICHT die Mutter, die
er braucht und die Janina ihm wäre. Infolgedessen verzog ich das Gesicht und
legte eine bedauernde Mimik auf.
Kevin schnaufte.
Küsste die nackte Haut an meinem Hals, wobei mir ein Schauer über den gesamten
Körper lief. Oh verdammt! Natürlich liebe ich ihn noch immer! Aber dennoch, WAS
sollte ich tun? Gunnars Bemühen entgegenwirken? JETZT, wo er auf dem Wege ist, mir
ein guter Ehemann zu sein? Nein. Ich gebe Kevin (aller Wahrscheinlichkeit nach)
frei. In die Hände seiner Janina, die ihn sicherlich liebt. Sonst wäre sie
nicht bei ihm. Trotz alledem wäre es vorteilhaft, Kevin gegenüber noch nicht
all zu deutlich zu werden, wie meine Entscheidung ausfallen wird. In jedem Fall
bleiben mir noch gut zwei Monate Zeit, meine endgültige Antwort zu überdenken.
Und wer weiß, was bis dahin geschieht. Für diese Zeit halte ich mir diese Option
noch offen.
Nun galt es
jedoch eine Zwischenlösung zu finden. Ihm Worte zu geben, welche ihn
letztendlich bis Beltane noch im Unklaren ließen und vielleicht sogar Hoffnung
auf eine gemeinsame Zukunft gaben. Denn es würde mir die Zeit geben zu sehen, was
nun mit Gunnar wird. Oder womöglich auch mit Derek.
Apropos Derek.
Er rief mich gestern spät Abend noch an und fragte, warum ich mich bei ihm noch
nicht gemeldet hatte, wo ich doch offensichtlich bereits seit heute Morgen
zurück im Zentrum war.
„Kannst du mich
nicht zumindest einmal anrufen?“, fragte er energisch nach.
„Wir sind doch
erst am Morgen gefahren und kurz vor dem Lunch hier angekommen. Dann gab es so
viel zu tun (? – ich dachte schlicht und einfach
nicht daran) und jetzt bin ich erschöpft. Verzeih. Es tut mir leid.“,
rechtfertigte und entschuldigte ich mich bei ihm. „Möchtest du, dass ich zu dir
komme?“, fragte ich Derek, um ihm augenscheinlich ein wenig entgegen zu kommen.
„Nein. Musst du
nicht.“, erwiderte er und ich hörte an dem Ton seiner Stimme, wie enttäuscht er
war. Immerhin hatten wir uns nun eine Woche lang nicht gesehen. Ein Lapsus von
mir. Er hatte Recht. Ich hätte zumindest mit ihm telefonieren können.
„Wir müssen
reden.“, sagte er plötzlich zu mir.
Ich schluckte.
Hüstelte. „Gibt es einen Anlass für die offensichtlich Brisanz und
Ernsthaftigkeit?“
Ich hörte Derek
schnaufen. „Ja.“
„Sagst du mir
zumindest, um was es geht?“ Gunnar verzog das Gesicht neben mir und ich wusste,
das Telefonat mit Derek nervte ihn.
„Um Laurianne.“
OH Göttin! Ich
dachte es mir.
Ich verabredete
mich mit ihm sogleich für den nächsten Morgen.
Charlie hingegen
scheint mir derzeit im Liebesrausch mit Lara zu sein. Denn auch Lara hat nun
offenbar nichts mehr dagegen, wenn Gunnar es dabei belässt, wie es gerade ist
und sie nicht mehr besucht. Und mir
ist es ebenso lieber, dass Charlie womöglich gefunden hat, was er suchte.
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Gesundheitliches
Mir fehlte der
Kaffee. Ich war müde. Mein Magen rebellierte. Deshalb riet mir Gunnar vorerst
keinen mehr zu trinken. Also Tee gestern Morgen und trotz alledem ein erneuter
Versuch am Nachmittag und heute Morgen. Wir werden sehen. (Ich kann es nicht
lassen!)
Und würde Gunnar
mich nicht ständig daran erinnern, vergäse ich gänzlich das Trinken. Es ist oft
keine Zeit dafür.
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So nun, das
Gespräch mit Derek heute Morgen war kurz. Denn er hatte es offenbar eilig. Bat
mich um Urlaub UND……darum, Laurianne heiraten zu dürfen.
WOW! Das schlug
ein. Mir hatte es in der Tat die Sprache verschlagen. Und genauso blickte ich
offenbar auch drein.
Ich schluckte.
Rang nach Luft. Riss die Augen auf und sah Derek fragen an.
„Es ist doch
nur….weil,…ich will doch nur…..“, begann er zu stottern.
Ich fasste mich.
„WAS willst du denn nun?“
„Es geht um
diesen Mann, der sie verfolgt. Dieser reiche Industrielle, der sich offenbar
einbildet, dass sie ihn heiratet.“
„Und WAS hat DAS
mit DIR zu tun?“ Springst du bei jeder Frau gleich aus dem Fenster, wenn sie
gerettet werden muss?“ Ich war aufgebracht und mein Tonfall erreichte
hysterische Züge. „War das IHRE Idee?“
Derek antwortete
nicht auf meine Frage. Nahm mich stattdessen kurzerhand in den Arm und drückte
mich an sich. „Beruhige dich doch Rea. Es ist doch nur, um ihr zu helfen. Es
bedeutet doch nichts. Ich habe nicht vor, deshalb mein Leben zu ändern und das
weiß sie auch.“
Ich löste mich
aus seiner Umarmung und sah ihn an. „Und du denkst diese Action wird ihr helfen.
Meinst du wirklich, dass es diesen Mann, der offensichtlich ein ganz perfides
Interesse an ihr hat, aufhalten wird?“ Und anstatt unser beider Beziehung und
Liebe in die Waagschale zu werfen, an Derek auf Grund dessen zu appellieren diesen Wahnwitz sein zu
lassen, redete ich über Laurianne. Wie edelmütig von mir!
„Ich denke
schon. Wenn Lauranne mit mir verheiratet ist, kommt er nicht mehr an sie heran
und ich kann sie vor ihm beschützen.“
Ich schüttelte
mit dem Kopf. „Das ist verrückt. Das weißt du schon? Oder? Hast du überhaupt
darüber nachgedacht, was das für uns bedeutet? Bist du tatsächlich fest
entschlossen das zu tun?“
Offenbar ja……
Infolgedessen
ließ ich ihn ziehen. Er hatte mir allerdings nicht verraten, WO sich Laurianne
derzeit vor diesen Mann verbirgt, der ihr offenbar Böses will. Dennoch, warum
gleich heiraten? Ist Derek verrückt geworden? Oder löst er nur (s)ein
Versprechen ein, dass er ihr irgendwann einmal gab?
Nachdem, was er
mir von seinem Plan verriet, würde er noch umgehend zu ihr fahren (fliegen?).
Die Heirat wäre bereits vorbereitet. Und da er seine Mutter nicht allzu lange
alleine lassen könne, käme er dann MIT Laurianne hier her zurück, wo er mich
erneut um einen Job für sie ersuchte, welchen ich ihr/ihm bereits zugesagt
hatte.
Götter noch
eins! Tun Leute verrückte Sachen! (Was für eine dämliche „Rettungsmission“!) Aber
wenn ER meint, dass DIES nun die Lösung sei! Dann mag er gehen.)
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Zu guter Letzt
gab es heute noch einen Selbstmordversuch. Jasons Frau Lisa. Sie hatte das
jüngste Kind im Arm und wollte sich mit ihm im See ertränken.
WAS muss Jason
eigentlich noch ertragen? War es nicht genug, dass seine Frau Abscheuliches
über ihn erzählt, was mitnichten der Wahrheit entsprach und ausschließlich in
ihrem Kopf zu finden war?!
Wie irre ist
diese Welt, die Menschen dazu bringt derartiges zu tun?!
Kurt, zusammen
mit Stine und noch zwei anderen Polizisten waren hier. Lisa wurde abgeführt.
Nun ja, in jedem Fall wird sie die nächste Zeit in der Psychiatrie verbringen.
Sie ist eine Gefahr für sich selbst und andere. DAS hatte ich schon längst
angemerkt.
Und auch Jason
bat mich nun ihn unbefristet frei zu stellen. Er wolle die Kinder nach Hawaii
zu seiner Familie bringen. Selbstredend stimmte ich ohne ein weiteres Wort Kopf
nickend zu.
Nach einiger
Zeit des draußen am See Stehens, Palaverns und Abwartens war ich so derart
durchgefroren, dass ich Gunnar zu verstehen gab, er möge den Zirkus übernehmen.
Zudem ging es mir nicht gut. Der Kaffee, welcher mich hätte aufwärmen sollen,
zuzüglich der Aufregung, hatte meinen Blutdruck offenbar nach oben getrieben. Ich
hatte Schweißausbrüche und fror. Zudem war mir schwindelig. Eine Unterzuckerung
konnte es nicht sein.
Sasha Fliess,
der zusammen mit Troels Lisa mit dem Baby in den See hatte steigen sehen,
brachte mich zurück zum Haus. Innerhalb der wenigen Konversation, die ich
bereit war mit ihm in diesem Augenblick zu pflegen, versuchte er erneut ein
wenig anzubandeln und sprach unser gemeinsames Wochenende in London an. Da ich
jedoch nicht die Absicht hatte diese, von allen anderen unbemerkte kleine
Affäre wieder aufleben zu lassen, blieb ich kühl. Meine Antworten waren Knapp
und waren eher abweisend. Ich entschuldigte mich und gab meiner Kränklichkeit
die Schuld dafür, was er anstandslos akzeptierte. Er brachte mich bis vor die
Tür und ging,…..nachdem er mir gestanden hatte, seine Beziehung zu dieser Hanna
Martenson wäre temporär und auch nur gelegentlicher Natur. Er wolle sich
schließlich noch nicht binden. Sollte ich ihm tatsächlich Glauben schenken?
Wohl kaum.
Gunnar kam vor etwa
einer halben Stunde dann endlich (!) heim, um mir zu sagen, er ginge noch
einmal kurz zu seinem Sohn und dann wäre es wohl Zeit für das Dinner.
„Ich gehe nicht mehr
raus Gunnar. Mir geht es noch immer nicht gut.“
„Dann bringe ich
uns etwas mit, wenn ich auf dem Rückweg bin.“
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Was für ein absurdes
Tagesprogramm für mich! Der Liebhaber, der aus weichherzig, großzügigen Gründen
eine andere Frau heiraten will/wird und sich auf einer irrwitzigen
Rettungsmission befindet. Und die Frau eines Freundes, welche sich samt ihrem Kind
ertränken wollte.
Nun, zumindest
gibt es etwas Gutes zu vermelden. Gunnar ist mir bis zu diesem Zeitpunkt treu
geblieben. Schlief mit niemand anderen. Allerdings sind wir erst wieder vierundzwanzig
Stunden hier…….