Den ganzen
Freitagnachmittag über, hat mich Gunnar allein gelassen. Nur einmal sah ich
meinen Mann. Die meiste Zeit war er bei Alexa und seinem Sohn. Aber auch bei
Kevin im Büro, um ihm die Verantwortung zu übertragen, für die kommenden Tage,
in denen wir bei Erik im Zauberwald sind.
Kevin hatte in
meinen Gedanken noch eine Weile Zeit. Ich hatte doch eher Sehnsucht nach Derek.
Also ging ich schlicht und einfach zu ihm, in den Raum der Monitore und suchte
ihn dort auf. Fragte ihn gleichwohl nach Laurianne, die seit gestern nicht mehr
gesehen wurde. Auch Derek sah sie nicht. Der Detektiv schnüffelte allerding noch
immer, bei uns Zentrum, hinter ihr her. Hatte sogar eine Hütte angemietet. Unsere
Detektei, in Zusammenarbeit mit der Computerspezialistin Kirsten, waren
dabei, den Auftraggeber dieses Mannes zu ermitteln. Was dazu dringend nötig
wäre, ist das Ausleuchten des Umfeld von Laurianne.
Ich
(ver-)schleppte Derek noch in den großen Saal und wir hörten uns gemeinsam ein
Stück des Vortrages an, welchen ich am Tag zuvor versäumte. Gunnar holte mich dann
dort ab.
Wir sind sehr
spät losgefahren, Gunnar und ich, da es wohl irgendwelche Probleme mit Alexa
gab, über die ich nicht wirklich etwas wissen wollte. Ich fragte Gunnar
gleichwohl NICHT danach. Ich wollte alles, was in den letzten zwei Tagen
geschehen war und insbesondere diese Frau (-en, Alexa und auch Laurianne) für
den Augenblick vergessen und für ein paar Tage hinter mir lassen, bevor mich
die Realität
erneut einholen wird. Gerade was Alexa betraf, standen nun für mich, in meinem
Inneren, Entscheidungen an. Konkret bedeutet das, entscheide ich mich doch noch
für Derek oder Kevin, lasse ich Alexa mit Gunnar ziehen. Dann gäbe es keinen
Anlass mehr, sie mit meiner Eifersucht magisch zu verfolgen. Nur um ganz
ehrlich zu sein, wird DAS wohl (nie!) kaum geschehen. Ich liebe meinen Mann und
werde mit Sicherheit bei ihm bleiben. Was nun wieder die Frage aufwirft, in
welcher Weise verfolge ich den Fall Alexa?
Es fiel mir zu
Beginn (für wenige Minuten) schwer, mich liebend auf meinen Ehmann zu
konzentrieren. Ich dachte so nebenher an Kevin und Derek, kurz bevor wir los
gefahren sind. Selbstredend blieb Gunnar mein innerer Kampf nicht verborgen.
„Was ist los mit
dir?“, fragte er schließlich und sah mir dabei tief in die Augen (und in meinen
Hirn). „Du wirst mich doch nicht etwa verlassen wollen?“ Gunnar lächelte mich
an, während er meinen Kopf zwischen seinen Händen hielt.
Und ich wusste,
was er da sah.
Er ließ mich
los.
„Tut mir leid
Gunnar.“ Ich senkte schuldbewusst den Blick. „Soweit hätte ich nicht denken dürfen.“
Er lachte.
„Solange du es nicht tust. Kein Problem.“
Dann kam Gunnar
doch noch auf Kevin zu sprechen.
„Er hat dir ein
Ultimatum gestellt. Nicht wahr?“ Es war eher eine Feststellung, als eine Frage.
Denn er wusste ohnehin Bescheid.
Ich nickte. „Aber
keine Sorge. Ich werde dich nicht verlassen. Ich liebe dich unendlich und am
Ende bleibe ich doch so wie so an deiner Seite. Vor allem jetzt, wo du dir so viel
Mühe gibst, mit treu zu bleiben. Ich sehe doch, wie sehr du um unsere Ehe, um
unsere Beziehung, um uns überhaupt kämpfst. Wie könnte ich es da vagen, dir in
den Rücken zu fallen. Dich zu verraten. Das tute ich gewiss nicht. Glaube mir.“
Gunnar schloss
mich in seine Arme, drückte mich an sich und hielt mich fest. Ahhhhh…………wie fabelhaft!
Ein heißes Gefühl der Zufriedenheit und Liebe zu meinem Ehemann durchströmte
mich. Ich war glückselig und beschwingt.
Nun konnten wir
fahren. Alles war geklärt. Alle Unstimmigkeiten beseitigt. 19.34 Uhr.
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Es war bereits
dunkel gewesen, als wir hier im Zauberwald angekommen sind. Allein der Mond
erhellte unseren Weg vom geparkten Wagen zu Eriks Hütte. Und es war wie im
Märchen, wenn die Hexe die Tür öffnet für das Mädchen, weil sie weiß, dass es
kommt. Genauso erging es Gunnar gestern mit Erik.
Das Begrüßungskomitee:
Viggo natürlich. Blaue Augen, wirres Haar und Bart. Und dann Joseph. So wild
und männlich. Sein Blick in den beinahe vollen Mond, ließen seine Augen
leuchten. Eriks beruhigende, angenehme Stimme bat uns herein. Er lächelte und
sein langes weißes Haar, wellte sich um seine Schultern. Er hatte es seit
unserem letzten Besuch bei ihm offenbar nicht geschnitten und ließ es offenbar wachsen. Sein zerfurchtest Gesicht strahlte
Freude aus, die uns willkommen hieß.
Erik und der
Zauberwald haben Regeln. Ich merkte dies in vergangenen Einträgen bereits an. Was
hier so vor sich geht, darf ich nur umschreiben. Im Grunde wäre hier sogar
Laptopverbot. Man schaut gleichwohl kein fernsehen. Ausschließlich eine
ausgesuchte Kollektion an DVDs ist vorhanden. Und Bücher so wie so en masse.
Gunnar ist
überaus liebevoll mit mir. Umschmeichelt mich, und ja, dringt in mich ein, was
ich genoss in vollen Zügen. Endlich konnte ich meinen Ehemann wieder
in
mir spüren!
Andere Männer
liegen mir jetzt mehr als fern. Sind weit weg. Interessieren mich nicht im Augenblick.
Und Gunnar ist explizit aus solcherlei Gründen hier. Es soll gezaubert werden,
dass er mir treu sein kann und er selbst will es so. Was könnte ich mehr
erwarten?