Donnerstag, 9. März 2017

Die rasante und dramatische Fahrt auf dem Karussell des Lebens



Womöglich muss niemand mehr (auf magischem Wege) sterben. War am frühen  Morgen noch meine fast unerschütterliche Intension. So lade ich dann gleichwohl keine karmische Schuld mehr auf meine Person. Auf mein höheres ICH. Obwohl ich doch davon abgekommen bin, an Schuld zu glauben in diesem Sinne. Alldieweil dies alles nur patriarchalen Religionen entspringt.
Gleich, nachdem ich aufgestanden war und mein Kopf begann zu denken, hatte ich so eine Art Erleuchtung der besonderen Art. Aber ich greife besser den Ereignissen nicht vor und beginne chronologisch-er.

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Am gestrigen Nachmittag besuchten Gunnar und ich Vorträge im großen Saal. Ich hatte dies initiiert, weil ich Interesse daran hatte. Er allerdings brachte Alexa mit, als er von ihr kam und wir ausgemacht hatten, uns im Saal zu treffen.  
„Sie muss doch auch mal raus. Was anderes sehen.“, sagte Gunnar als Erklärung und ich schloss daraus, dass er der Initiator war.
Seine Aufmerksamkeit galt nun doch eher ihr und seinem Baby als mir. Infolgedessen fokussierte ich mich auf den Referenten.
Selbstverständlich speisten wir nun auch zusammen und Alexa lud uns zu sich ein. Am liebsten wäre es ihr wohl gewesen, ich wäre gegangen, sodass sie Gunnar für sich alleine hätte haben können. Aber diesen Gefallen tat ich ihr nicht. Ich blieb und hielt aus. Und als das Kind so zwischendurch begann zu schreien, drückte es mir Gunnar in den Arm. Ich wollte das nicht. Wehrte mich verbal, was am Ende nichts half. In Alexas Augen sah ich allerdings, dass es ihr nicht wirklich gefiel, dass ich das Baby hielt. Ich schnaufte und…..wiegte es, bis es schlief. Gunnar sah dem mit großer Freude und Genugtuung zu. Er schien glücklich darüber, mich und sein Baby so zu sehen.
Als das Kind dann tatsächlich schlief, sahen wir drei noch eine Weile lang auf Alexas Couch fern. Gunnar und ich gingen dann so gegen halb eins zu uns hinüber. Ich sagte kaum ein Wort. Dachte nach, während Gunnar über Lara sprach, die sich nun offensichtlich und in der Tat Charlie zugewendet hatte. Und er deshalb nicht mehr zu ihr ging.
„Womöglich eine temporäre Angelegenheit.“, merkte ich Gedanken versunken an, damit Gunnar nicht auf Ideen kam, in meinem Kopf zu stöbern und dachte, ich folge seinen Worten aufmerksam. Jedoch mein Innerstes begann abzurutschen. Im Sturzflug in ein tiefes, dunkles Loch, was ich vor Gunnar suchte zu verbergen. Zu dieser Zeit begann sich diese Vision bereits zu formen, die sich am Morgen dann in fest-re Strukturen zu gleiten schien.
Sex gab es von mir für Gunnar keinen. Am Abend war ich, wie stets zu erschöpft dafür und am Morgen stand ich eher hastig auf.
Aber ich wusste dass Gunnar in dieser Hinsicht gestern von Alexa versorgt worden war. Das hatte er mir gesagt, als ich ihn danach fragte. Infolgedessen war er in keiner wirklichen Not, was den Sex betraf. Nahm ich zumindest an.

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Heute ist Donnerstag.
Während ich mich am Morgen im Bad befand, kreisten meine Gedanken um meine Situation. Ich dachte über Derek nach, den ich noch fragen musste, ob er heute Zeit für mich erübrigen kann, wenn Gunnar zu seiner Alexa geht.
Derek scheint mir verärgert zu sein. Er war so ernst und zurückhaltend zugleich. Was womöglich noch immer an seiner Trauer um sein gestorbenes Kind liegen mag. Jedoch ebenso an dieser Laurianne und aller Wahrscheinlichkeit nach gleichermaßen an meiner Entscheidung, ihr den/einen Job hier im Zentrum zu verweigern. An dieser Stelle fragte ich mich allerdings, ist er nur eine helfende Hand, oder hat er doch eher andere Ambitionen ein. Wie beispielsweise ein explizites Interesse an ihr. War er doch schließlich schon einmal bereit, sich mit ihr fest zu liieren.
Am Ende verliere ich Derek noch….an sie. Charlie war ohnehin nur kurz im Rennen und scheint nun wieder außerhalb von diesem zu sein. Zumindest für mich. Mag er ruhig mit Lara zusammen sein. Warum nicht?
Und gleichwohl über diese Laurianne begann ich nachzudenken. Auch sie war eine Figur in diesem Spiel des Lebens, welche mich tangierte. In wie weit, würde man allerdings noch sehen. Offenbar scheint sie sich nun nicht mehr zu fein zu sein, um sich Derek an den Hals zu werfen. Ungeachtet der anderen Frauen, welche er so ab und an beglückt, die sie bisher doch recht störend fand.
WAS hat ihre Situation verändert? Oder hat sie schlicht und einfach nur beschlossen, doch noch mit Derek in den Hafen der Ehe zu steuern. Vermutlich gedachte sie diese Gelegenheit zu nutzen und kam aus diesem Grund zu ihm zurück. Zumindest scheint es mir so. Denn, WAS gibt es sonst für sie an diesem Ort zu holen? Jobben kann sie überall. Das muss sie nicht hier im Zentrum und ebenso wenig in Schweden. Die ganze Welt stünde ihr offen. Also, WAS will sie hier, wenn nicht (doch noch) Derek (ehelichen)?!

Gunnar hatte schon längst bemerkt, dass da etwas in mir in Bewegung geraten war. Denn ich war still. Sagte nichts, während wir so nebeneinander liefen, auf dem Weg ins Restaurant. Ohne Frage bemerkte ich seine Blicke, die sich forschend und prüfend bis in  mein Innerstes durchbohrten. Sie durchdrangen mich förmlich. Das spürte ich. Ich, für meinen Teil, suchte meine Gedanken zu verbergen und zu schützen. Denn ich war der Meinung, Gunnar müsse nicht wissen, was da in mir so vor sich ging. Und ich hatte nicht vor, ihm darüber Auskunft zu geben. Zumindest jetzt noch nicht. Womöglich zerstreuten sich meine derzeitigen Ideen zu einem späteren Zeitpunkt gleichwohl in alle vier Himmelrichtungen. Das war immerhin möglich. Wer weiß das schon. Und da meine Geistesblitze für einige von uns lebensverändert wären, behielt und behalt ich sie besser im Augenblick (noch) für mich. Dachte ich so. Denn ich sah die Konstellationen klar und deutlich vor mir liegen. Natürlich kam mir die Veränderlichkeit dieser ebenso in den Sinn. Dennoch schienen sich die Paare zu formen und meine Welt………zerbricht.
Charlie und Lara.
Derek und Laurianne.
Gunnar und Alexa, samt Baby.
Aber bis zu diesem Zeitpunkt waren es nur Gedankenfetzen und hatten noch keine Bestätigung.
Bleibt allerdings die Frage im Raum, wo bin ich in dieser Gleichung? Und mit einem Mal erinnerte  ich mich an die Phantastereien vor ein paar Tagen mit Kevin. Ich blieb darin hängen. Fühlte mich ein und…….fand es vernünftig.
Aber war Vernunft tatsächlich die Lösung für mich? Was nun allerdings nicht bedeutet, dass ich Kevin nicht mag. Ganz im Gegenteil. Nur hatte ich bereits vor vielen Monaten und nach einigen wenigen kurzen Versuchen festgestellt, dass ich es wohl auf Dauer nicht aushalten würde, ihn so zu sehen, mit seiner Behinderung und allem, was noch alles damit verbunden ist.
Nun, dieser nur allzu vernünftige Gedanke blieb in meinem Kopf und ich legte ihn ausschließlich für den Augenblick, jedoch für mich noch immer sichtbar, ab. Niemand wusste davon. Bis zu diesem Zeitpunkt. Gunnar war ausschließlich am Ahnen. Wie ernst es würde, und ob ich tatsächlich in der Lage war, etwas zu verändern, bliebt abzuwarten. Denn,…….gleich in der nächsten Stunde ereigneten sich verwunderlicher Weise Dinge, welche meinen vernünftigen Gedanken sogar noch in die Hände spielen.

Während wir frühstückten, rief Alexa an und bat Gunnar zu kommen.
„Gehst du allein zum Büro. Ich schaue rasch noch mal zu Alexa und meinem Baby hinüber.“, sagte Gunnar schon recht geistesabwesend und beschäftigt zu mir.
„Ja. Natürlich.“, antwortete ich spartanisch. Enttäuschung stand mir aufs Gesicht geschrieben. Gunnar bemerkte es nicht einmal.
Er ging und ich rief Derek an, um ihn zu fragen, ob er heute Abend Zeit für mich erübrigen könne. Es läutete, und läutete. Er nahm nicht ab.
„Ist Derek im Dienst?“, fragte ich letztendlich bei Ryan, den Chef unseres Sicherheitsteams, an.
„Nein. Er hat sich heute frei genommen. Hat es auch verdient, nach den Doppelschichten.“, schlussfolgerte er.
Ich schwieg und schluckte. Ahnte. „Danke dir.“
Um meinen Ahnungen einen Bestätigung zu verleihen, nahm ich nun nicht den Weg zum Büro, sondern ging zu Dereks Hütte hinauf. Auf dem Weg dorthin fragte ich in unserer Rezeption, ob Laurianne bereits ein Haus angemietet hätte.
„Nein. Sie war noch nicht bei uns. Hat nicht eingecheckt als Gast.“
Demzufolge lag ich richtig mit meiner Vermutung. Ich klopfte nun an die Tür von Dereks Hütte. Und wie zu ahnen war, dauerte es eine längere Weile, bis sie sich öffnete.
Derek blieb auf der Schwelle stehen. Hatte offensichtlich nicht die Absicht, mich keinen Schritt weiter gehen zu lassen. Seine Shorts hingen ihm locker über der Hüfte. Der Oberkörper frei. Sein Gesicht zeigte keine Freude über meine Gegenwart, wie es sonst immer gewesen war. Er blieb ernst und stützte sich mit seinem ausgestreckten Arm am Rahmen der Tür ab, sodass der Eingang zu seiner Hütte mit seinem Körper ausgefüllt war und mir somit der Zutritt verweigert wurde.
Ich dachte daran unhöflich zu sein und mich schlicht und einfach an Derek vorbei zu drängen. Lies es aber dann und späte nur mit meinen Augen in das Dunkel des Raumes, welcher hinter Dereks Rücken lag. Da bewegte sich etwas. Ich hörte ein Rascheln. Jemand räusperte sich.
„Derek, wer ist es denn?“, fragte eine weibliche Stimme und ich wusste, sie gehörte Laurianne. Nur, hatte sie das fragen müssen? Nein. Sie hatte mich sicherlich gesehen und erkannt. Gleichwohl an meiner Stimme. Sie wollte nur, dass sich wusste, dass sie bei ihm ist. Zu nichts weiter diente dieser Satz, welcher mir Bestätigung brachte.
Aber Laurianne beließ es nicht bei dieser Demütigung. Nein. Sie setzte noch einen obenauf. Kam so halb begleitet an die Tür. Schmiegte sich an Derek. „Ich habe eingewilligt.“, sagte sie triumphierend mit einem Grinsen im Gesicht.
„Eingewilligt?“, fragte ich ein wenig irritiert.
Derek sagte nichts. Er stand einfach nur dort und bewegte sich nicht. Fast trotzig mit einer störrischen Eigenwilligkeit im Gesicht, welche womöglich seinen zahlreichen Enttäuschungen entsprang, die er mit mir erlebte. Mutmaßte in diesem Moment. Denn ich suchte ihn zu verstehen. Und überhaupt alles, was dort so vor sich ging. Jedoch Laurianne erhelle mich noch im Augenblick.
„Wir heiraten!“, tönte sie beinahe euphorisch. „Und es ist mir egal, wie viel Frauen er hatte. Jetzt ist er mein.“
Ich vermied es nach Luft zu ringen. Blieb nach außen hin ruhig und gefasst und wendete mich nun Derek zu. „Ich dachte, du wolltest dich nicht binden. Daher war unsere Beziehung doch ideal für dich. Oder etwa nicht?“, sagte ich zu ihm. Hatte jedoch mitnichten die Absicht, eine Grundsatzdiskussion über unsere Beziehung vor der Tür seine Hütte zu führen. Im Grunde war doch alles klar. Andererseits, war es womöglich eine Trotzreaktion von Derek. Wie damals auch, als er Laurianne das erste Mal fragte, ob sie ihn heiraten wolle.
Derek schwieg. Sein Gesicht, eine steinerne Maske. Ich versuchte nicht zynisch zu werden. „Überleg‘ dir das lieber noch einmal.“, sagte ich zu ihm mit einem Lächeln und……ging. Etwas anderes hätte ich auch nicht tun können, in diesem Augenblick.
Ist Derek nicht auch ein wenig wankelmütig? Kindisch vielleicht sogar. Benimmt sich wie ein unreifer Teenager. Pendelt hin und her. Von einer zur anderen und nun dieser Eigensinn. Diese Kratzbürstigkeit. Was sollte das? Meinte er es tatsächlich ernst mit Laurianne? Ging er in der Tat soweit, nur, um mir eine Lektion zu erteilen aus der Enttäuschung und dem verletzten Stolz heraus? Um seine Männlichkeit, oder was auch immer er darunter versteht, zu beweisen? Das konnte doch nicht sein? Ich wusste, dass er mich liebt. Und er, dass auch ich für ihn Liebe empfand. Aber gut. Womöglich besinnt er sich noch.

Im Büro angekommen, hörte ich ein lautes Palaver. Fröhlichkeit. Jemand rief etwas, was ich allerdings nicht verstand.
„Was ist denn los?“, fragte ich Kate, die gerade an mir vorüber ging.
„Kevin wird heiraten.“
Wie vom Donner gerührt, blieb ich stehen. Mein Atem stockte. Das Herz schlug mir bis zum Hals. „Was?“, fragte ich kaum hörbar zurück.
Kate grinste. Denn sie hatte meine Enttäuschung über diese Worte sehr wohl bemerkt. Für sie war es sicherlich eine Genugtuung, mich so zu sehen.
Jetzt galt es, sich rasch zu fassen und zu retten, was noch zu retten war. Zumindest vorerst so der Plan.
Mit schnellen festen Schritten eilte ich auf Kevin zu. „Kevin!“, schrie ich fast donnernd durch den Raum und wunderte mich selbst über die Fülle und den eindringlich, lauten, gebieterischen Ton meiner Stimme. „Wir müssen reden. JETZT!“ Mit erhobenen Arm und ausgestreckten Zeigefinger wies ich über die Köpfe der vor mir stehenden Leute weg, hin zu meinem Büro.
Nun starrten mich alle an und Kevin wurde ernst. Rollte zu der Tür meines privaten Raumes und ich folgte ihm.

Kaum das die Tür hinter uns geschlossen war, begann ich mit meiner Intervention.
„Das tust du nicht!“, sagte ich und stütze mich mit beiden Armen auf die Lehnen seines Rollstuhls. Mein Gesicht war dem Seinen nahe. Mit festem Blick fixierte ich seine Augen und wartete ab.
Kevin tat verwundert. „WAS tue ich nicht?“
„Heiraten.“, blieb ich punktuell und direkt.
Er begann zu lachen. Wohl aus der Sprachlosigkeit heraus. Wusste offenbar nicht, was er sonst hätte tun sollen.
„Wie meinst du das?“ Nun wurden die Züge seines Gesichtes ernst-er.
„So, wie ich es sage.“
Kevin schnaufte. Hob die Arme ein Stück und drehte die Handflächen nach außen, als wolle er einen Segen vom Himmel empfangen. „Komm‘! Jetzt bleib mal nicht so vage. Hast du vielleicht etwas Bestimmtes im Sinn?“, wurde er barscher.
Ich biss mir auf die Unterlippe, senkte den Kopf und hob ihn dann wieder. Unsere Blicke trafen sich.
„Erinnerst du dich an unsere Phantastereien vor ein paar Tagen, als wir allein in meinem Haus gewesen sind?“
„Ja. Natürlich. Aber wir sprachen schon öfter darüber und ich hatte nicht nur den Eindruck, sondern auch die Bestätigung von dir, dass du nicht, beziehungsweise nicht vorhast, Gunnar je zu verlassen.“
„Ja. Das stimmt.“, antwortete ich leise und zaghaft.
„A-b-e-r?“ Kevin blieb laut und eindringlich.
Ich hob meinen Körper, verschränkte die Arme vor ihm und stand nun direkt vor Kevin, der vor mir in seinem Rollstuhl saß und mir voller Erwartungen entgegen blickte.
„Heute Morgen ereilte mich die Eingebung, dass es doch nur vernünftig sei, wenn wir beide…….Du weißt, was ich sagen will.“
Kevin kniff die Augen zusammen. Seine Stirn war in Falten gelegt. „V-e-r-n-ü-n-f-t-i-g?“ Seine Stimme klang empört.
Ich drehte mich einmal im die eigene Achse und pustete die Luft laut hörbar durch meine Lippen. „Verdammt! Kevin! Du weiß doch, was ich meine!“
„Verdammt Rea! Dann sprich es auch aus!“, konterte er.
Meine Hände umfassten die Wangen und strichen über mein Gesicht, hinunter zum Kinn. „Ich liebe dich Kevin. Das habe ich schon immer getan und du weißt das auch.“
„Und warum sind wir dann nicht schon längst zusammen. Vor zwei Tagen sagtest du mir noch, dass du Gunnar liebst.“
„Ja. Das ist auch richtig.“
„Und WAS hat sich jetzt geändert?“
„Nichts.“
Nun breitete Kevin die Arme noch weiter aus. Schüttelte mit dem Kopf und hob die Schultern. „Was in Gottes Namen willst du dann von mir Rea?“
„Dich.“ Und auch wenn meine Stimme kaum zu hören war, glaubte ich kaum, was ich da sagte. Tat ich das wirklich? War es wahr? Oder nur eine Fiktion? War ich in einem Traum? In einem parallelen Universum?
Kevin atmete schwer, als hätte er einen Fisch verschluckt. Er hüstelte. Schnaufte. Schüttelte weiterhin mit dem Kopf.
„Du weißt aber schon, was du da sagst?“, fragte er skeptisch nach.
„Ich glaube schon.“, erwiderte ich in meiner leisen, und doch recht unsicheren Form.
„Ich glaube???“ Kevin lachte nun.  „Rea, du bist einzigartig. Hebst mich hoch und lässt mich fallen und das andauernd. Halst mich in Hoffnungen fest und stürzt mich dann vom Felsen in die Tiefe, dass ich überhaupt nicht mehr weiß, was ich denken soll. Also, was ist das jetzt hier? Ernst? Oder wieder nur eine Verarsche? Denn,…… ich will nicht nur der Ersatzmann sein, welchen du ab und an einmal haben kannst, aber auch nur, weil deine anderen Männer, samt deinem Ehemann, offenbar ständig damit beschäftig sind fremd zu ficken und außerhalb euer Beziehung andere aufzubauen und schon welche haben samt Kindern. Verstehst du das? WENN wir beide tatsächlich zusammen sind, dann wird es anders wie mit Gunnar. Ich ficke nicht fremd und du wirst es auch nicht tun. Es wird nur uns beide geben. Ist das klar?“
Nun schnappte ich nach Luft. WOW! Alles, aber auch alles war klar und deutlich aus Kevin heraus geflossen, was er aller Wahrscheinlichkeit nach schon lange zu mir hatte sagen wollen, WENN es denn so weit war wie jetzt, dass wir auf eine tatsächliche Verbindung zusteuerten. Und er meinte es tot ernst. Das hatte ich nicht erwartet. Was sollte ich nun tun? Zurück rudern? Was hieße, dass ich ihn gänzlich verlor. Denn wenn ich jetzt, in diesem Augenblick widerrief, war es endgültig vorbei mit uns und er würde seine Janina heiraten. Wieso, in der Götter Namen, wird mir diese Entscheidung jetzt aufgezwungen? Ich empfand es als nötig, Zeit zu schinden! Auf diplomatischem Weg natürlich. Nur konnte ich das? Würde mich Kevin nicht bedrängen? Besonders jetzt, wo er seine Heiratspläne verkündet hat?!
Ich beugte mich erneut zu ihm hinab. „Kevin.“, sagte ich mit eindringlicher Stimme zu ihm. „Ich will nicht, dass du sie heiratest. Verstehst du das? Aber bitte zwing mich nicht, JETZT eine Entscheidung zu treffen.“
Kevin schnaufte erneut. Wendete seien Kopf und rollte ein Stück zurück, sodass ich beinahe die Balance verlor. Nun stand ich wieder vor ihm. Etwa einen Meter entfernt.
„Ich kann Janina nicht enttäuschen. Sie liebt mich. Kümmert sich so gut um mich und meinen Sohn. Möchte, dass wir eine Familie sind. Die Entscheidung ist gestern gefallen. Und ich lass mich von dir nicht mehr hinhalten. Ich habe keine Lust mehr zu warten auf etwas, was ohnehin nie passiert. Dann lieber nehme ich den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach, die ich nicht bekommen kann.“
Oh, oh, oh! Es war nun doch der ernste Augenblick der Entscheidung gekommen, welchen ich seit langem hinaus geschoben hatte. Kevin hatte natürlich, mit seinem brillanten Verstand, korrekt geschlussfolgert. Er hatte selbstverständlich Recht mit dem, was er sagte. Die ganze Zeit über hatte ich ihn hingehalten. Ihn als letzte Option gesehen, wenn sonst nichts mehr funktioniert. Ich weiß. Und ich hatte noch lange nicht vor, an dieser Stelle eine Entscheidung zu treffen, was ihn betraf. Auf keinen Fall! Wer hätte den gedacht, dass Janina eine Heirat forciert? Vor allem so rasch. So unerwartet. Andererseits, so unerwartet war das nicht. Ich hätte es mir genau genommen denken können. Sie wollte sicher sein mit ihm. War eifersüchtig und womöglich ahnte, oder fühlte sie sogar, dass Kevin mich noch immer liebt und zu jeder Zeit ein Umsturz ihres Lebens, durch mich, möglich war.
Also, was nun???
Und wieder stand ich vor einer Entscheidung, welche ich noch längst nicht hatte treffen wollen. Verdammt!
Ich pustete durch. „Kevin.“, sagte ich leise, jedoch eindringlich. „Ist es in der Tat dein voller ernst, dass ich mich jetzt, in diesem Augenblick entscheiden soll?“
„Ja. Wann sonst?“
„Du weißt aber schon, was das bedeutet, wenn ich mich für dich entscheide?“
Kevin hob die Schultern und breitete die Arme aus. „Ja natürlich. Du wirst dich scheiden lassen müssen und dann heiratest du mich. Gemeinsam leiten wir dann das Zentrum und wenn du nicht hier bleiben möchtest, gehen wir eben nach Deutschland zurück.“
Die Vehemenz erschreckte mich, mit welcher mir Kevin in diese Lage, eine unwiderrufliche Entscheidung aufzwang. Sollte ich mein Leben tatsächlich umkrempeln? War ich bereit dazu? Wollte ich das? Konnte ich in diesem Moment überhaupt derart lebensverändernde Entscheidungen treffen?
Ich war so unsicher…….was wohl bedeutete, das,…….es vielleicht vernünftiger wäre zu widerrufen und ihn diese Janina heiraten zu lassen. Was nichts anderes beinhaltete, als dass Kevin dann für immer für mich verloren war. Denn ein zweites Mal hatte ich nicht vor, seine Zukünftige und die Schwester seiner ehemaligen Frau, die er sich, oder besser, die IHN auserkoren hatte und die sich doch so rührend um ihn und seinen Sohn kümmerte, (auf magische Weise) verunfallen zu lassen (wie damals).
Und in diesem Augenblick der absoluten Anspannung, kam Gunnar herein.
Er blieb, wie von einem Schlag getroffen, stehen. Er spürte die Energie, welche ihm entgegen schlug. Ich sah es in seinem Gesicht.
„Was ist hier los?“, fragte er gerade heraus und mit einer Kraft und Härte in seiner Stimme, wie ich sie nur selten von ihm gehört hatte.
Gunnar sah zu mir hin und mir tief in die Augen (und sicherlich gleichwohl in meinen Kopf!) und dann blickte er zu Kevin hinüber. DER wiederum, sah erwartungsvoll zu mir. Ich hatte jedoch nicht vor, als erste die Stimme zu erheben. WAS hätte ich denn sagen sollen?
„Ich werde heiraten.“, entschärfte Kevin nun diese brisante Situation.
„OH!“, erwiderte Gunnar überrascht und schloss die Tür, nachdem er vollständig eingetreten war. „Das ist wunderbar.“
Gunnar fragte selbstredend nicht, wen Kevin zu heiraten gedachte. Warum auch? Jeder wusste, dass Kevin mit Janina liiert war. Und nun hatten sie offenbar beschlossen zu heiraten. Also, nichts Ungewöhnliches.
Wenn ich jetzt Gunnar unsere Pläne nicht offenbarte, bräuchte ich es nie mehr zu tun. Dann, war der Zug…….abgefahren.
Aber schließlich stand Kevin noch nicht vorm Traualtar. Bis dahin konnte man immer noch etwas verändern. Was mir Zeit geben würde, um alles noch einmal konsequent und ausführlich zu überdenken. Zu planen und zu reden.
Aber war es wirklich so? Oder war es schon zu spät?
Kevin lächelte zu mir herüber. Sein Gesichtsausdruck zeigte bedauernde Struktur. Was offensichtlich eine Antwort auf mein Schweigen war.
Die Chance war vertan.
Für einen Augenblick hatte ich tatsächlich daran gedacht, mich für Kevin zu entscheiden. Hatte mich sogar eingefühlt. Und die Konsequenzen auf dieser physischen Welt rasch überflogen und bedacht. Aber dann sah ich Gunnar und ich wusste, ich gehöre zu ihm. Und diesbezüglich sollte ich wohl besser meine magischen Vorhaben, in Bezug auf Alexa, forcieren.
Gunnar hatte sicherlich geahnt, was in diesem entscheidenden Moment für ein drastischer Umbruch in der Luft gelegen hatte. Fragte jedoch bisher nicht weiter danach.

Ich bin traurig……….und warte ab, was heute noch so geschehen wird.