Womöglich muss
niemand mehr (auf magischem Wege) sterben. War am frühen Morgen noch meine fast unerschütterliche Intension.
So lade ich dann gleichwohl keine karmische Schuld mehr auf meine Person. Auf mein
höheres ICH. Obwohl ich doch davon abgekommen bin, an Schuld zu glauben in
diesem Sinne. Alldieweil dies alles nur patriarchalen Religionen entspringt.
Gleich, nachdem
ich aufgestanden war und mein Kopf begann zu denken, hatte ich so eine Art
Erleuchtung der besonderen Art. Aber ich greife besser den Ereignissen nicht
vor und beginne chronologisch-er.
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Am gestrigen
Nachmittag besuchten Gunnar und ich Vorträge im großen Saal. Ich
hatte dies initiiert, weil ich Interesse daran hatte. Er allerdings brachte
Alexa mit, als er von ihr kam und wir ausgemacht hatten, uns im Saal zu treffen.
„Sie muss doch auch
mal raus. Was anderes sehen.“, sagte Gunnar als Erklärung und ich schloss
daraus, dass er der Initiator war.
Seine
Aufmerksamkeit galt nun doch eher ihr und seinem Baby als mir. Infolgedessen fokussierte
ich
mich auf den Referenten.
Selbstverständlich
speisten wir nun auch zusammen und Alexa lud uns zu sich ein. Am liebsten wäre
es ihr wohl gewesen, ich wäre gegangen, sodass sie Gunnar für sich alleine
hätte haben können. Aber diesen Gefallen tat ich ihr nicht. Ich blieb und hielt
aus. Und als das Kind so zwischendurch begann zu schreien, drückte es mir
Gunnar in den Arm. Ich wollte das nicht. Wehrte mich verbal, was am Ende nichts
half. In Alexas Augen sah ich allerdings, dass es ihr nicht wirklich gefiel,
dass ich das Baby hielt. Ich schnaufte und…..wiegte es, bis es schlief. Gunnar
sah dem mit großer Freude und Genugtuung zu. Er schien glücklich darüber, mich
und sein Baby so zu sehen.
Als das Kind
dann tatsächlich schlief, sahen wir drei noch eine Weile lang auf Alexas Couch
fern. Gunnar und ich gingen dann so gegen halb eins zu uns hinüber. Ich sagte
kaum ein Wort. Dachte nach, während Gunnar über Lara sprach, die sich nun
offensichtlich und in der Tat Charlie zugewendet hatte. Und er
deshalb nicht mehr zu ihr ging.
„Womöglich eine
temporäre Angelegenheit.“, merkte ich Gedanken versunken an, damit Gunnar nicht
auf Ideen kam, in meinem Kopf zu stöbern und dachte, ich folge seinen Worten
aufmerksam. Jedoch mein Innerstes begann abzurutschen. Im Sturzflug in ein
tiefes, dunkles Loch, was ich vor Gunnar suchte zu verbergen. Zu dieser Zeit
begann sich diese Vision bereits zu formen, die sich am Morgen dann in fest-re
Strukturen zu gleiten schien.
Sex gab es von
mir für Gunnar keinen. Am Abend war ich, wie stets zu erschöpft dafür und am
Morgen stand ich eher hastig auf.
Aber ich wusste
dass Gunnar in dieser Hinsicht gestern von Alexa versorgt worden war. Das hatte
er mir gesagt, als ich ihn danach fragte. Infolgedessen war er in keiner wirklichen
Not, was den Sex betraf. Nahm ich zumindest an.
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Heute ist
Donnerstag.
Während ich mich
am Morgen im Bad befand, kreisten meine Gedanken um meine Situation. Ich dachte
über Derek nach, den ich noch fragen musste, ob er heute Zeit für mich
erübrigen kann, wenn Gunnar zu seiner Alexa geht.
Derek scheint
mir verärgert zu sein. Er war so ernst und zurückhaltend zugleich. Was
womöglich noch immer an seiner Trauer um sein gestorbenes Kind liegen mag. Jedoch
ebenso an dieser Laurianne und aller Wahrscheinlichkeit nach gleichermaßen an
meiner Entscheidung, ihr den/einen Job hier im Zentrum zu verweigern. An dieser
Stelle fragte ich mich allerdings, ist er nur eine helfende Hand, oder hat er
doch eher andere Ambitionen ein. Wie beispielsweise ein explizites Interesse an
ihr. War er doch schließlich schon einmal bereit, sich mit ihr fest zu liieren.
Am Ende verliere
ich Derek noch….an sie. Charlie war ohnehin nur kurz im Rennen und scheint nun
wieder außerhalb von diesem zu sein. Zumindest für mich. Mag er ruhig mit Lara
zusammen sein. Warum nicht?
Und gleichwohl
über diese Laurianne begann ich nachzudenken. Auch sie war eine Figur in diesem
Spiel des Lebens, welche mich tangierte. In wie weit, würde man allerdings noch
sehen. Offenbar scheint sie sich nun nicht mehr zu fein zu sein, um sich
Derek an den Hals zu werfen. Ungeachtet der anderen Frauen, welche er so ab und
an beglückt, die sie bisher doch recht störend fand.
WAS hat ihre
Situation verändert? Oder hat sie schlicht und einfach nur beschlossen, doch
noch mit Derek in den Hafen der Ehe zu steuern. Vermutlich gedachte sie diese
Gelegenheit zu nutzen und kam aus diesem Grund zu ihm zurück. Zumindest scheint
es mir so. Denn, WAS gibt es sonst für sie an diesem Ort zu holen? Jobben kann
sie überall. Das muss sie nicht hier im Zentrum und ebenso wenig in Schweden.
Die ganze Welt stünde ihr offen. Also, WAS will sie hier, wenn nicht (doch
noch) Derek (ehelichen)?!
Gunnar hatte
schon längst bemerkt, dass da etwas in mir in Bewegung geraten war. Denn ich
war still. Sagte nichts, während wir so nebeneinander liefen, auf dem Weg ins
Restaurant. Ohne Frage bemerkte ich seine Blicke, die sich forschend und prüfend
bis in mein Innerstes durchbohrten. Sie durchdrangen
mich förmlich. Das spürte ich. Ich, für meinen Teil, suchte meine
Gedanken zu verbergen und zu schützen. Denn ich war der Meinung, Gunnar müsse
nicht wissen, was da in mir so vor sich ging. Und ich hatte nicht vor, ihm
darüber Auskunft zu geben. Zumindest jetzt noch nicht. Womöglich
zerstreuten sich meine derzeitigen Ideen zu einem späteren Zeitpunkt gleichwohl
in alle vier Himmelrichtungen. Das war immerhin möglich. Wer weiß das schon.
Und da meine Geistesblitze für einige von uns lebensverändert wären, behielt
und behalt ich sie besser im Augenblick (noch) für mich. Dachte ich so. Denn
ich sah die Konstellationen klar und deutlich vor mir liegen. Natürlich kam mir
die Veränderlichkeit dieser ebenso in den Sinn. Dennoch schienen sich die Paare
zu formen und meine Welt………zerbricht.
Charlie und
Lara.
Derek und
Laurianne.
Gunnar und
Alexa, samt Baby.
Aber bis zu
diesem Zeitpunkt waren es nur Gedankenfetzen und hatten noch keine Bestätigung.
Bleibt
allerdings die Frage im Raum, wo bin ich
in dieser Gleichung? Und mit einem Mal erinnerte ich mich an die Phantastereien vor ein paar Tagen
mit Kevin. Ich blieb darin hängen. Fühlte mich ein und…….fand
es vernünftig.
Aber war Vernunft
tatsächlich die Lösung für mich? Was nun allerdings nicht bedeutet, dass ich
Kevin nicht mag. Ganz im Gegenteil. Nur hatte ich bereits vor vielen Monaten
und nach einigen wenigen kurzen Versuchen festgestellt, dass ich es wohl auf
Dauer nicht aushalten würde, ihn so zu sehen, mit seiner Behinderung und allem,
was noch alles damit verbunden ist.
Nun, dieser nur
allzu vernünftige Gedanke blieb in meinem Kopf und ich legte ihn
ausschließlich für den Augenblick, jedoch für mich noch immer sichtbar, ab.
Niemand wusste davon. Bis zu diesem Zeitpunkt. Gunnar war ausschließlich am
Ahnen. Wie ernst es würde, und ob ich tatsächlich in der Lage war, etwas zu verändern,
bliebt abzuwarten. Denn,…….gleich in der nächsten Stunde ereigneten sich verwunderlicher
Weise Dinge, welche meinen vernünftigen Gedanken sogar noch in
die Hände spielen.
Während wir
frühstückten, rief Alexa an und bat Gunnar zu kommen.
„Gehst du allein
zum Büro. Ich schaue rasch noch mal zu Alexa und meinem Baby hinüber.“, sagte
Gunnar schon recht geistesabwesend und beschäftigt zu mir.
„Ja. Natürlich.“,
antwortete ich spartanisch. Enttäuschung stand mir aufs Gesicht geschrieben.
Gunnar bemerkte es nicht einmal.
Er ging und ich rief
Derek an, um ihn zu fragen, ob er heute Abend Zeit für mich erübrigen könne. Es
läutete, und läutete. Er nahm nicht ab.
„Ist Derek im
Dienst?“, fragte ich letztendlich bei Ryan, den Chef unseres Sicherheitsteams,
an.
„Nein. Er hat
sich heute frei genommen. Hat es auch verdient, nach den Doppelschichten.“,
schlussfolgerte er.
Ich schwieg und
schluckte. Ahnte. „Danke dir.“
Um meinen
Ahnungen einen Bestätigung zu verleihen, nahm ich nun nicht den Weg zum Büro,
sondern ging zu Dereks Hütte hinauf. Auf dem Weg dorthin fragte ich in unserer
Rezeption, ob Laurianne bereits ein Haus angemietet hätte.
„Nein. Sie war
noch nicht bei uns. Hat nicht eingecheckt als Gast.“
Demzufolge lag
ich richtig mit meiner Vermutung. Ich klopfte nun an die Tür von Dereks Hütte.
Und wie zu ahnen war, dauerte es eine längere Weile, bis sie sich öffnete.
Derek blieb auf
der Schwelle stehen. Hatte offensichtlich nicht die Absicht, mich keinen
Schritt weiter gehen zu lassen. Seine Shorts hingen ihm locker über der Hüfte.
Der Oberkörper frei. Sein Gesicht zeigte keine Freude über meine Gegenwart, wie
es sonst immer gewesen war. Er blieb ernst und stützte sich mit seinem
ausgestreckten Arm am Rahmen der Tür ab, sodass der Eingang zu seiner Hütte mit
seinem Körper ausgefüllt war und mir somit der Zutritt verweigert wurde.
Ich dachte daran
unhöflich zu sein und mich schlicht und einfach an Derek vorbei zu drängen.
Lies es aber dann und späte nur mit meinen Augen in das Dunkel des Raumes,
welcher hinter Dereks Rücken lag. Da bewegte sich etwas. Ich hörte ein Rascheln.
Jemand räusperte sich.
„Derek, wer ist
es denn?“, fragte eine weibliche Stimme und ich wusste, sie gehörte Laurianne.
Nur, hatte sie das fragen müssen? Nein. Sie hatte mich
sicherlich gesehen und erkannt. Gleichwohl an meiner Stimme. Sie wollte nur,
dass sich wusste, dass sie bei ihm ist. Zu nichts weiter diente dieser Satz,
welcher mir Bestätigung brachte.
Aber Laurianne
beließ es nicht bei dieser Demütigung. Nein. Sie setzte noch einen obenauf. Kam
so halb begleitet an die Tür. Schmiegte sich an Derek. „Ich habe
eingewilligt.“, sagte sie triumphierend mit einem Grinsen im Gesicht.
„Eingewilligt?“,
fragte ich ein wenig irritiert.
Derek sagte
nichts. Er stand einfach nur dort und bewegte sich nicht. Fast trotzig mit
einer störrischen Eigenwilligkeit im Gesicht, welche womöglich seinen
zahlreichen Enttäuschungen entsprang, die er mit mir erlebte. Mutmaßte in
diesem Moment. Denn ich suchte ihn zu verstehen. Und überhaupt alles, was dort
so vor sich ging. Jedoch Laurianne erhelle mich noch im Augenblick.
„Wir heiraten!“,
tönte sie beinahe euphorisch. „Und es ist mir egal, wie viel Frauen er hatte.
Jetzt ist er mein.“
Ich vermied es
nach Luft zu ringen. Blieb nach außen hin ruhig und gefasst und wendete mich
nun Derek zu. „Ich dachte, du wolltest dich nicht binden. Daher war unsere
Beziehung doch ideal für dich. Oder etwa nicht?“, sagte ich zu ihm. Hatte
jedoch mitnichten die Absicht, eine Grundsatzdiskussion über unsere Beziehung
vor der Tür seine Hütte zu führen. Im Grunde war doch alles klar. Andererseits,
war es womöglich eine Trotzreaktion von Derek. Wie damals auch, als er
Laurianne das erste Mal fragte, ob sie ihn heiraten wolle.
Derek schwieg.
Sein Gesicht, eine steinerne Maske. Ich versuchte nicht zynisch zu werden.
„Überleg‘ dir das lieber noch einmal.“, sagte ich zu ihm mit einem Lächeln
und……ging. Etwas anderes hätte ich auch nicht tun können, in diesem Augenblick.
Ist Derek nicht
auch ein wenig wankelmütig? Kindisch vielleicht sogar. Benimmt sich wie ein
unreifer Teenager. Pendelt hin und her. Von einer zur anderen und nun dieser
Eigensinn. Diese Kratzbürstigkeit. Was sollte das? Meinte er es tatsächlich
ernst mit Laurianne? Ging er in der Tat soweit, nur, um mir eine
Lektion zu erteilen aus der Enttäuschung und dem verletzten Stolz heraus? Um seine
Männlichkeit, oder was auch immer er darunter versteht, zu beweisen? Das konnte
doch nicht sein? Ich wusste, dass er mich liebt. Und er, dass auch ich für ihn
Liebe empfand. Aber gut. Womöglich besinnt er sich noch.
Im Büro
angekommen, hörte ich ein lautes Palaver. Fröhlichkeit. Jemand rief etwas, was
ich allerdings nicht verstand.
„Was ist denn
los?“, fragte ich Kate, die gerade an mir vorüber ging.
„Kevin wird heiraten.“
Wie vom Donner
gerührt, blieb ich stehen. Mein Atem stockte. Das Herz schlug mir bis zum Hals.
„Was?“, fragte ich kaum hörbar zurück.
Kate grinste.
Denn sie hatte meine Enttäuschung über diese Worte sehr wohl bemerkt. Für sie
war es sicherlich eine Genugtuung, mich so zu sehen.
Jetzt galt es,
sich rasch zu fassen und zu retten, was noch zu retten war. Zumindest vorerst
so der Plan.
Mit schnellen
festen Schritten eilte ich auf Kevin zu. „Kevin!“, schrie ich fast donnernd
durch den Raum und wunderte mich selbst über die Fülle und den eindringlich,
lauten, gebieterischen Ton meiner Stimme. „Wir müssen reden. JETZT!“ Mit
erhobenen Arm und ausgestreckten Zeigefinger wies ich über die Köpfe der vor
mir stehenden Leute weg, hin zu meinem Büro.
Nun starrten
mich alle an und Kevin wurde ernst. Rollte zu der Tür meines privaten Raumes
und ich folgte ihm.
Kaum das die Tür
hinter uns geschlossen war, begann ich mit meiner Intervention.
„Das tust du
nicht!“, sagte ich und stütze mich mit beiden Armen auf die Lehnen seines Rollstuhls.
Mein Gesicht war dem Seinen nahe. Mit festem Blick fixierte ich seine Augen und
wartete ab.
Kevin tat
verwundert. „WAS tue ich nicht?“
„Heiraten.“,
blieb ich punktuell und direkt.
Er begann zu
lachen. Wohl aus der Sprachlosigkeit heraus. Wusste offenbar nicht, was er
sonst hätte tun sollen.
„Wie meinst du
das?“ Nun wurden die Züge seines Gesichtes ernst-er.
„So, wie ich es
sage.“
Kevin schnaufte.
Hob die Arme ein Stück und drehte die Handflächen nach außen, als wolle er
einen Segen vom Himmel empfangen. „Komm‘! Jetzt bleib mal nicht so vage. Hast
du vielleicht etwas Bestimmtes im Sinn?“, wurde er barscher.
Ich biss mir auf
die Unterlippe, senkte den Kopf und hob ihn dann wieder. Unsere Blicke trafen
sich.
„Erinnerst du
dich an unsere Phantastereien vor ein paar Tagen, als wir allein in meinem Haus
gewesen sind?“
„Ja. Natürlich.
Aber wir sprachen schon öfter darüber und ich hatte nicht nur den Eindruck,
sondern auch die Bestätigung von dir, dass du nicht, beziehungsweise nicht vorhast,
Gunnar je zu verlassen.“
„Ja. Das
stimmt.“, antwortete ich leise und zaghaft.
„A-b-e-r?“ Kevin
blieb laut und eindringlich.
Ich hob meinen
Körper, verschränkte die Arme vor ihm und stand nun direkt vor Kevin, der vor
mir in seinem Rollstuhl saß und mir voller Erwartungen entgegen blickte.
„Heute Morgen
ereilte mich die Eingebung, dass es doch nur vernünftig sei, wenn wir
beide…….Du weißt, was ich sagen will.“
Kevin kniff die
Augen zusammen. Seine Stirn war in Falten gelegt. „V-e-r-n-ü-n-f-t-i-g?“ Seine
Stimme klang empört.
Ich drehte mich
einmal im die eigene Achse und pustete die Luft laut hörbar durch meine Lippen.
„Verdammt! Kevin! Du weiß doch, was ich meine!“
„Verdammt Rea!
Dann sprich es auch aus!“, konterte er.
Meine Hände
umfassten die Wangen und strichen über mein Gesicht, hinunter zum Kinn. „Ich
liebe dich Kevin. Das habe ich schon immer getan und du weißt das auch.“
„Und warum sind
wir dann nicht schon längst zusammen. Vor zwei Tagen sagtest du mir noch, dass
du Gunnar liebst.“
„Ja. Das ist
auch richtig.“
„Und WAS hat
sich jetzt geändert?“
„Nichts.“
Nun breitete
Kevin die Arme noch weiter aus. Schüttelte mit dem Kopf und hob die Schultern.
„Was in Gottes Namen willst du dann von mir Rea?“
„Dich.“ Und auch
wenn meine Stimme kaum zu hören war, glaubte ich kaum, was ich da sagte. Tat
ich das wirklich? War es wahr? Oder nur eine Fiktion? War ich in einem Traum?
In einem parallelen Universum?
Kevin atmete
schwer, als hätte er einen Fisch verschluckt. Er hüstelte. Schnaufte.
Schüttelte weiterhin mit dem Kopf.
„Du weißt aber
schon, was du da sagst?“, fragte er skeptisch nach.
„Ich glaube schon.“,
erwiderte ich in meiner leisen, und doch recht unsicheren Form.
„Ich glaube???“
Kevin lachte nun. „Rea, du bist
einzigartig. Hebst mich hoch und lässt mich fallen und das andauernd. Halst
mich in Hoffnungen fest und stürzt mich dann vom Felsen in die Tiefe, dass ich
überhaupt nicht mehr weiß, was ich denken soll. Also, was
ist
das jetzt hier? Ernst? Oder wieder nur eine Verarsche? Denn,…… ich will
nicht
nur der Ersatzmann sein, welchen du ab und an einmal haben kannst, aber
auch nur, weil deine anderen Männer, samt deinem Ehemann, offenbar ständig
damit beschäftig sind fremd zu ficken und außerhalb euer Beziehung andere
aufzubauen und schon welche haben samt Kindern. Verstehst du das? WENN wir
beide tatsächlich zusammen sind, dann wird es anders wie mit Gunnar. Ich ficke nicht
fremd und du wirst es auch nicht tun. Es wird nur uns beide geben. Ist das
klar?“
Nun schnappte
ich nach Luft. WOW! Alles, aber auch alles war klar und deutlich aus Kevin
heraus geflossen, was er aller Wahrscheinlichkeit nach schon lange zu mir hatte
sagen wollen, WENN es denn so weit war wie jetzt, dass wir auf eine tatsächliche
Verbindung zusteuerten. Und er meinte es tot ernst. Das hatte ich nicht
erwartet. Was sollte ich nun tun? Zurück rudern? Was hieße, dass ich ihn
gänzlich verlor. Denn wenn ich jetzt, in diesem Augenblick widerrief, war es
endgültig vorbei mit uns und er würde seine Janina heiraten. Wieso, in der
Götter Namen, wird mir diese Entscheidung jetzt aufgezwungen? Ich empfand es
als nötig, Zeit zu schinden! Auf diplomatischem Weg natürlich. Nur konnte ich
das? Würde mich Kevin nicht bedrängen? Besonders jetzt, wo er seine
Heiratspläne verkündet hat?!
Ich beugte mich
erneut zu ihm hinab. „Kevin.“, sagte ich mit eindringlicher Stimme zu ihm. „Ich
will nicht, dass du sie heiratest. Verstehst du das? Aber bitte zwing mich
nicht, JETZT eine Entscheidung zu treffen.“
Kevin schnaufte
erneut. Wendete seien Kopf und rollte ein Stück zurück, sodass ich beinahe die
Balance verlor. Nun stand ich wieder vor ihm. Etwa einen Meter entfernt.
„Ich kann Janina
nicht enttäuschen. Sie liebt mich. Kümmert sich so gut um mich und meinen Sohn.
Möchte, dass wir eine Familie sind. Die Entscheidung ist gestern gefallen. Und
ich lass mich von dir nicht mehr hinhalten. Ich habe keine Lust mehr zu warten
auf etwas, was ohnehin nie passiert. Dann lieber nehme ich den Spatz in der
Hand, als die Taube auf dem Dach, die ich nicht bekommen kann.“
Oh, oh, oh! Es
war nun doch der ernste Augenblick der Entscheidung gekommen, welchen ich seit
langem hinaus geschoben hatte. Kevin hatte natürlich, mit seinem brillanten
Verstand, korrekt geschlussfolgert. Er hatte selbstverständlich Recht mit dem,
was er sagte. Die ganze Zeit über hatte ich ihn hingehalten. Ihn als letzte
Option gesehen, wenn sonst nichts mehr funktioniert. Ich weiß. Und ich
hatte noch lange nicht vor, an dieser Stelle eine Entscheidung zu treffen, was
ihn betraf. Auf keinen Fall! Wer hätte den gedacht, dass Janina eine Heirat
forciert? Vor allem so rasch. So unerwartet. Andererseits, so unerwartet war
das nicht. Ich hätte es mir genau genommen denken können. Sie wollte sicher
sein mit ihm. War eifersüchtig und womöglich ahnte, oder fühlte sie sogar, dass
Kevin mich noch immer liebt und zu jeder Zeit ein Umsturz ihres Lebens, durch
mich, möglich war.
Also, was nun???
Und wieder stand
ich vor einer Entscheidung, welche ich noch längst nicht hatte treffen wollen.
Verdammt!
Ich pustete
durch. „Kevin.“, sagte ich leise, jedoch eindringlich. „Ist es in der Tat dein
voller ernst, dass ich mich jetzt, in diesem Augenblick
entscheiden soll?“
„Ja. Wann
sonst?“
„Du weißt aber
schon, was das bedeutet, wenn ich mich für dich entscheide?“
Kevin hob die Schultern
und breitete die Arme aus. „Ja natürlich. Du wirst dich scheiden lassen müssen
und dann heiratest du mich. Gemeinsam leiten wir dann das Zentrum und wenn
du nicht hier bleiben möchtest, gehen wir eben nach Deutschland zurück.“
Die Vehemenz
erschreckte mich, mit welcher mir Kevin in diese Lage, eine unwiderrufliche Entscheidung
aufzwang. Sollte ich mein Leben tatsächlich umkrempeln? War ich bereit dazu? Wollte
ich das? Konnte ich in diesem Moment überhaupt derart lebensverändernde
Entscheidungen treffen?
Ich war so
unsicher…….was wohl bedeutete, das,…….es vielleicht vernünftiger wäre zu
widerrufen und ihn diese Janina heiraten zu lassen. Was nichts anderes
beinhaltete, als dass Kevin dann für immer für mich verloren war. Denn ein
zweites Mal hatte ich nicht vor, seine Zukünftige und die Schwester seiner
ehemaligen Frau, die er sich, oder besser, die IHN auserkoren hatte und die
sich doch so rührend um ihn und seinen Sohn kümmerte, (auf magische Weise) verunfallen
zu lassen (wie damals).
Und in diesem
Augenblick der absoluten Anspannung, kam Gunnar herein.
Er blieb, wie
von einem Schlag getroffen, stehen. Er spürte die Energie, welche ihm entgegen
schlug. Ich sah es in seinem Gesicht.
„Was ist hier
los?“, fragte er gerade heraus und mit einer Kraft und Härte in seiner Stimme,
wie ich sie nur selten von ihm gehört hatte.
Gunnar sah zu
mir hin und mir tief in die Augen (und sicherlich gleichwohl in meinen Kopf!)
und dann blickte er zu Kevin hinüber. DER wiederum, sah erwartungsvoll zu
mir. Ich hatte jedoch nicht vor, als erste die Stimme zu erheben. WAS hätte ich
denn sagen sollen?
„Ich werde
heiraten.“, entschärfte Kevin nun diese brisante Situation.
„OH!“, erwiderte
Gunnar überrascht und schloss die Tür, nachdem er vollständig eingetreten war. „Das
ist wunderbar.“
Gunnar fragte
selbstredend nicht, wen Kevin zu heiraten gedachte. Warum auch? Jeder wusste, dass
Kevin mit Janina liiert war. Und nun hatten sie offenbar beschlossen zu
heiraten. Also, nichts Ungewöhnliches.
Wenn ich jetzt
Gunnar unsere Pläne nicht offenbarte, bräuchte ich es nie mehr zu tun.
Dann, war der Zug…….abgefahren.
Aber schließlich
stand Kevin noch nicht vorm Traualtar. Bis dahin konnte man immer noch etwas
verändern. Was mir Zeit geben würde, um alles noch einmal konsequent und
ausführlich zu überdenken. Zu planen und zu reden.
Aber war es
wirklich so? Oder war es schon zu spät?
Kevin lächelte
zu mir herüber. Sein Gesichtsausdruck zeigte bedauernde Struktur. Was offensichtlich
eine Antwort auf mein Schweigen war.
Die Chance war
vertan.
Für einen Augenblick
hatte ich tatsächlich daran gedacht, mich für Kevin zu entscheiden. Hatte mich
sogar eingefühlt. Und die Konsequenzen auf dieser physischen Welt rasch
überflogen und bedacht. Aber dann sah ich Gunnar und ich wusste, ich gehöre zu
ihm. Und diesbezüglich sollte ich wohl besser meine magischen Vorhaben, in
Bezug auf Alexa, forcieren.
Gunnar hatte
sicherlich geahnt, was in diesem entscheidenden Moment für ein drastischer
Umbruch in der Luft gelegen hatte. Fragte jedoch bisher nicht weiter danach.
Ich bin traurig……….und
warte ab, was heute noch so geschehen wird.