Lunch am Notebook. Ohne Gunnar. Der
dann doch noch kam und mit mir essen gehen wollte. ....zu spät. Und immer
wieder diese Entschuldigungen. Es täte ihm leid.
Aber trotz alledem vermag er es nicht
zu lassen,.....einzustellen,...das Ficken mit anderen Frauen. Das Befriedigen
seiner Neigungen.
Manchmal stelle ich mir vor, ich
hätte dergleichen Gelüste. Würde ich dann genauso handeln? Mich entschuldigen,
wenn es mir ehrlich leid täte? Denn ich nehme schon an, dass es das tatsächlich
tut. Nur ist das Verlangen, die Begierde noch immer größer als die Reue. Obwohl
ich mir nicht vorzustellen vermag, dass Gunnar wirkliche Reue empfindet. Denkt
er doch, dass er „für sich“ das Richtige tut. Andererseits weiß er, dass er
damit meine Gefühle verletzt......und ich letztendlich mich ebenso, und eher
ungewollt, in andere Betten begebe.
-------
Der Streit vom Morgen war nicht spurlos an Gunnar vorüber gegangen. Auch ich konnte ihn nicht vergessen. Obgleich ich ein
Harmonie süchtiger Mensch bin. Die Stimmung war nach wie vor gereizt, als er am
Abend wieder kam, um mich zum Dinner abzuholen und mich noch immer, oder besser, erneut, am Notebook vorfand.
Frustriert wie ich war, hatte ich
zwischendurch meine Kleidung durchsucht und einige Schuhe und Gewänder fanden ihren Weg in den Müll. Und der Eisbecher mit Sahne und
Früchten, tat meiner Seele mehr als gut. Gleichgültig. (Scheiß auf die
Kalorien.) Es ist abnehmender Mond.
Genau genommen wollte ich eigentlich
zu Derek gehen. Nur kam ich mir doch ziemlich albern vor, es Gunnar noch am
selben Tag „heimzahlen“ zu wollen.
Selbstredend kann Rache schön sein.
Ist jedoch nicht wirklich „mein Ding“. Dazu bin ich aller Wahrscheinlichkeit
nach zu bieder, zu rechtschaffen, zu wohlerzogen. Und umso älter ich werde, je
mehr greifen diese Konditionierungen. Obgleich man doch denken möge, dass es
einer mit der Zeit leichter fällt sich drüber hinweg zu setzen.
Nein. Ich bin nicht wie meine Mutter,
die nicht meine Mutter ist.
Oder bin ich doch wie meine Mutter,
die meine richtige Mutter war?
Da sind zu viele
Widersprüchlichkeiten.....in mir......die mich verwirren......
Selbstredend überkommt es mich Gunnar
seine Affären mit gleicher Münze heimzuzahlen. Dennoch traue ich es mir nicht.
Zumindest nicht im gleichen Maß. Denn da ist natürlich meine Kränklichkeit,
welche mich daran hindert und auch mein Würde, Selbstachtung, Aufrichtigkeit
und Loyalität.
-------
Nun, die Launigkeiten legten sich sehr
schnell. Woran ich, nein, wir beide einen großen Anteil hatten. Wir fanden,
dass es nicht nötig war und ist, sich beständig Gedanken und Vorwürfe zu
machen, oder sich schlecht zu fühlen ob seiner Unzulänglichkeiten, kleinen Kapriolen oder Patzer. Lieber lächeln und so gut es eben geht das Leben genießen! ("Ha ha!")
-------
Am Abend wollte Gunnar zu seinem
Stiefbruder (trinken) gehen.
„Warum lädst du ihn nicht zu uns ein?“,
sagte ich.
Gunnar sah mich zweifelnd an, hob die
linke Augenbraue und lächelte dann. „Ja. Warum eigentlich nicht.“
Aber Taylor kam nur kurz vorbei
und.....entführte meinen Ehemann. Entschuldigte sich und die beiden verschwanden wie die Dinge in Houdinis Show.
Gunnar schien dies nicht wirklich
recht zu sein. Warf Bedenken ein und war anfangs unschlüssig, ob er gehen oder
doch lieber bleiben sollte.
Natürlich folgte er seinem männlichen
Instinkt, der Blutbande und war seinem Stiefbruder gegenüber loyaler als
mir.
„Ich bin gleich zurück.“, waren seine
letzten Worte, welche er mit einem verlegenen Lächeln untermalte.
Ich wartete und wartete. Sah fern und
beantwortete SMS’n von Wanja und Ian. Dachte an Derek und rief ihn an.
-------
Natürlich war ich letztendlich zu
Derek gegangen. Warum hätte ich allein fernsehen sollen? Und was wusste ich
schon, wann Gunnar zurückkommen würde.
Jedoch war ich nur kurze Zeit bei ihm
gewesen. Wir hatten gleichwohl nur ferngesehen. Ich hatte meinen Kopf an seine Schulter
gelehnt. Er hatte mich einige Male geküsst, an sich gedrückt und leise: „Ich
liebe dich gesagt.“ Und wir waren uns einig, dass Sex nach wie vor eben NICHT
das Wichtigste für uns war.
Gunnar kam bereits nach etwa zwei Stunden
unseres Zusammenseins. Klopfte an Dereks Tür und holte mich dort ab. Wir gingen
gemeinsam nach Hause. Gerade so, als wäre das alles völlig normal. Nur empfand
ich es nicht so.
Was für eine Art Beziehung ist das
eigentlich,...mit Derek?
Wie vermag er damit zufrieden zu
sein? (Wenn mein eigener Ehemann schon nicht mit mir allein zufrieden ist.) Derek
schien mir nicht der Mann für große Kompromisse. Anscheinend änderte er (für
den Augenblick) seine Meinung. Und ewig, hält ohnehin nichts.
Aber was rede ich da. Schließlich hat
unsere Beziehung gerade erst begonnen.......