Freitag, 14. November 2014

Beziehungspalaver




Lunch am Notebook. Ohne Gunnar. Der dann doch noch kam und mit mir essen gehen wollte. ....zu spät. Und immer wieder diese Entschuldigungen. Es täte ihm leid.
Aber trotz alledem vermag er es nicht zu lassen,.....einzustellen,...das Ficken mit anderen Frauen. Das Befriedigen seiner Neigungen.
Manchmal stelle ich mir vor, ich hätte dergleichen Gelüste. Würde ich dann genauso handeln? Mich entschuldigen, wenn es mir ehrlich leid täte? Denn ich nehme schon an, dass es das tatsächlich tut. Nur ist das Verlangen, die Begierde noch immer größer als die Reue. Obwohl ich mir nicht vorzustellen vermag, dass Gunnar wirkliche Reue empfindet. Denkt er doch, dass er „für sich“ das Richtige tut. Andererseits weiß er, dass er damit meine Gefühle verletzt......und ich letztendlich mich ebenso, und eher ungewollt, in andere Betten begebe.

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Der Streit vom Morgen war nicht spurlos an Gunnar vorüber gegangen. Auch ich konnte ihn nicht vergessen. Obgleich ich ein Harmonie süchtiger Mensch bin. Die Stimmung war nach wie vor gereizt, als er am Abend wieder kam, um mich zum Dinner abzuholen und mich noch immer, oder besser, erneut, am Notebook vorfand.
Frustriert wie ich war, hatte ich zwischendurch meine Kleidung durchsucht und einige Schuhe und Gewänder fanden ihren Weg in den Müll. Und der Eisbecher mit Sahne und Früchten, tat meiner Seele mehr als gut. Gleichgültig. (Scheiß auf die Kalorien.) Es ist abnehmender Mond.
Genau genommen wollte ich eigentlich zu Derek gehen. Nur kam ich mir doch ziemlich albern vor, es Gunnar noch am selben Tag „heimzahlen“ zu wollen.
Selbstredend kann Rache schön sein. Ist jedoch nicht wirklich „mein Ding“. Dazu bin ich aller Wahrscheinlichkeit nach zu bieder, zu rechtschaffen, zu wohlerzogen. Und umso älter ich werde, je mehr greifen diese Konditionierungen. Obgleich man doch denken möge, dass es einer mit der Zeit leichter fällt sich drüber hinweg zu setzen.
Nein. Ich bin nicht wie meine Mutter, die nicht meine Mutter ist.
Oder bin ich doch wie meine Mutter, die meine richtige Mutter war?
Da sind zu viele Widersprüchlichkeiten.....in mir......die mich verwirren......

Selbstredend überkommt es mich Gunnar seine Affären mit gleicher Münze heimzuzahlen. Dennoch traue ich es mir nicht. Zumindest nicht im gleichen Maß. Denn da ist natürlich meine Kränklichkeit, welche mich daran hindert und auch mein Würde, Selbstachtung, Aufrichtigkeit und Loyalität.

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Nun, die Launigkeiten legten sich sehr schnell. Woran ich, nein, wir beide einen großen Anteil hatten. Wir fanden, dass es nicht nötig war und ist, sich beständig Gedanken und Vorwürfe zu machen, oder sich schlecht zu fühlen ob seiner Unzulänglichkeiten, kleinen Kapriolen oder Patzer. Lieber lächeln und so gut es eben geht das Leben genießen! ("Ha ha!")

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Am Abend wollte Gunnar zu seinem Stiefbruder (trinken) gehen.
„Warum lädst du ihn nicht zu uns ein?“, sagte ich.
Gunnar sah mich zweifelnd an, hob die linke Augenbraue und lächelte dann. „Ja. Warum eigentlich nicht.“
Aber Taylor kam nur kurz vorbei und.....entführte meinen Ehemann. Entschuldigte sich und die beiden verschwanden wie die Dinge in Houdinis Show.
Gunnar schien dies nicht wirklich recht zu sein. Warf Bedenken ein und war anfangs unschlüssig, ob er gehen oder doch lieber bleiben sollte.
Natürlich folgte er seinem männlichen Instinkt, der Blutbande und war seinem Stiefbruder gegenüber loyaler als mir.
„Ich bin gleich zurück.“, waren seine letzten Worte, welche er mit einem verlegenen Lächeln untermalte.
Ich wartete und wartete. Sah fern und beantwortete SMS’n von Wanja und Ian. Dachte an Derek und rief ihn an.

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Natürlich war ich letztendlich zu Derek gegangen. Warum hätte ich allein fernsehen sollen? Und was wusste ich schon, wann Gunnar zurückkommen würde.
Jedoch war ich nur kurze Zeit bei ihm gewesen. Wir hatten gleichwohl nur ferngesehen. Ich hatte meinen Kopf an seine Schulter gelehnt. Er hatte mich einige Male geküsst, an sich gedrückt und leise: „Ich liebe dich gesagt.“ Und wir waren uns einig, dass Sex nach wie vor eben NICHT das Wichtigste für uns war.
Gunnar kam bereits nach etwa zwei Stunden unseres Zusammenseins. Klopfte an Dereks Tür und holte mich dort ab. Wir gingen gemeinsam nach Hause. Gerade so, als wäre das alles völlig normal. Nur empfand ich es nicht so.

Was für eine Art Beziehung ist das eigentlich,...mit Derek?
Wie vermag er damit zufrieden zu sein? (Wenn mein eigener Ehemann schon nicht mit mir allein zufrieden ist.) Derek schien mir nicht der Mann für große Kompromisse. Anscheinend änderte er (für den Augenblick) seine Meinung. Und ewig, hält ohnehin nichts.
Aber was rede ich da. Schließlich hat unsere Beziehung gerade erst begonnen.......