Derek war gleich nach dem gemeinsamen Breakfast in
unserem Haus, wo er sich nicht sonderlich wohl fühlte, zur Arbeit gegangen. Er
ist ein überaus dienstbeflissener Mitarbeiter und zuverlässiger Mensch so wie so.
Aus diesem Grund vermochte ich mich des Schreibens zuzuwenden und darauf zu
warten, dass Gunnar zurückkommt.
Es war ein
kurzer, warnherziger aber dennoch ein wenig befangener Abschied von Derek, als
er ging. Er hatte seine Arme um mich gelegt und an sich gedrückt. Meinen Hals
geküsst und mir ins Ohr geflüstert: „ich liebe dich.“
Zwei Hände,
die sich hielten und nur so ganz allmählich voneinander lassen konnten, samt
einem verzehrenden Blick der Sehnsucht, waren die letzten Zärtlichkeiten bevor
er endgültig die Tür hinter sich schloss.
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Natürlich
hatte ich mit Derek am Abend zuvor gleichwohl ein wenig ausführlicher über
meine Kränklichkeit gesprochen. Über meine Beschwerden, die Panik-Attacken, die
Krankheit an sich und die Schmerzen.
All das
akzeptierte er. „Kein Problem. Alles oder nichts.“, sagte er wohlwollend und
zwinkerte mich lächelnd zu. „Ich nehme die ganze Rea, so wie sie ist.“
An Gunnar
wollte ich ihn an dieser Stelle besser nicht erinnern.
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Gunnar kam
kurz nachdem ich meinen Post beendet hatte von Sven (?) zurück.
Er betrat den
Raum, kam zu mir und küsste mich. „Ich hätte dich auch bei Derek gesucht.“,
sagte er gut gelaunt (?) und lächelte mir heiter zu.
„Und womöglich
hättest du mich auch dort gefunden.“ Ich lächelte zurück.
Gunnar
erzählte mir von Sven, der Party und wo sie überall gewesen waren.
„Fremd
gefickt?“, fragte ich beinahe beiläufig.
„Nein.“,
sprach es und küsste mich erneut auf die Lippen. „Ich habe nur getrunken und getanzt.
Späße gemacht und nichts weiter. Und du? Fremd gefickt?“
„Ja. Ein
bisschen.“
„War
offensichtlich nicht so erhebend?“
„Ich war nur
müde.“
„Er hat dich
doch etwa nicht am Abend genötigt?“
„Nein.
Selbstverständlich nicht. Im Gegenteil. Er war überaus einfühlsam und zärtlich.
Es passierte erst am Morgen.“
Gunnar gab
sich gelassen, akzeptierend und tolerierend. „Zumindest weiß ich, dass du bei
ihm sicher bist und er sich um dich kümmert.“
Erstaunlich!
Was für ein unbedarfter, beinahe zufrieden scheinender Umgang mein Ehemann mit
meinem „neuen Liebhaber“ doch hat. Dachte ich so. Aber womöglich ist das alles
nur gespielt? Eine Posse....eine Show. Allenfalls steckt die Absicht dahinter,
selbst bedenkenlos fremdgehen zu können, ohne, dass ich mich dagegen
aufzulehnen wage.
„Wenn du
genauso mit mir über meine kleinen Abenteuer reden würden würdest, wie ich mit
dir über Derek.“, bemerkte er noch.
Ha! Ich hatte
es gewusst! Da war bereits die „Anspielung“ auf seine eigenen Offerten!
„Wieso? Gehst
du jetzt Lara ficken?“, sagte ich provozierend.
Gunnar wiegte
den Kopf hin und her. „Hmmm. Keine schlechte Idee. Aber vorher gehe ich doch
erst zu meinen Kindern. Und jetzt“, Gunnar zwinkerte mir zu und griff nach
meiner Hand, „gehen wir essen. Du hast bestimmt einen Mordshunger?“
„Und was ist
mit dir?“
„Ich werde
aller Wahrscheinlichkeit nach nicht all zu viel essen können. Es ist noch ein
wenig flau im Magen.“
Ja natürlich.
Was sonst?
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...und wie das
Leben so spielt, trafen wir im Restaurant auf Derek, der sich in seiner
Mittagspause eine kleine Mahlzeit gönnte.
Gunnar ging
auf ihn zu und gab sich kameradschaftlich. „Willst du dich nicht zu uns
setzen?“
Derek war die
Verlegenheit ins Gesicht geschrieben. „Nein. Ich muss gehen.“, erwiderte er
kurz.
„Hat sich Rea
wohl gefühlt? Oder ist etwas Ungewöhnliches vorgefallen?“
„Es war alles
okay.“
Ich streckte
kurz die Hand nach Derek aus. Er griff und drückte sie flüchtig, nickte Gunnar
zu und ging.
„Nicht sehr
gesprächig, dein neuer Lover.“
„Was erwartest
du? Dass er dir um den Hals fällt? Er ist unsicher. Die Situation ist völlig
neu für ihn. Lass ihm Zeit.“ Was hätte ich anderes sagen können/sollen?
Gunnar
schmunzelte. „Scheinst ihn zu mögen?“
„Ja. Mag sein.
In der Tat.“, beendete ich diese Thematik.
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Während ich im Internet surfte und einem Kaufrausch erlag, war Gunnar zu Marie und den seinen Kindern gegangen. Und solange ich mit Derek sprach, mich am späteren Nachmittag mit ihm traf und ein Stück am See spazieren ging, fickte Gunnar mit Lara.........
„Warum macht er das?“
„Er tut es einfach, weil er es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht anders gelernt bekommen hat. Für ihn scheint es „normal“ zu sein, seine Sexualität in dieser Weise auszuleben. Zuzüglich seiner Neigungen, die er, wann auch immer, entdeckte. Zu alledem weiß er genau, dass ich bei ihm bleibe.“
„Und warum tust DU das?“
„Weil es kurz über lang mit jedem Mann so, oder so ähnlich abläuft. Und sag’ mir jetzt nicht, dass das nicht so wäre. Absolute Treue gibt es nicht. Zumindest nicht, ein Leben lang. Jeder, und auch jede, schaut oder denkt zumindest einmal darüber nach, mit jemand anderen zu ficken, als mit dem eigenen Partner. Oder etwa nicht?“
„Ich bin ein treuer, zuverlässiger und loyaler Mensch. Aber ja“, Derek presste die Lippen auseinander und schmunzelte leicht, „du hast Recht. Man schaut schon gern mal nach attraktiven Frauen. Da nehme auch ich mich nicht aus. Aber ich glaube, das ist doch ganz normal. Allerdings bedeutet das nicht, dass man sie gleich ficken muss. Oder?“
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Kevin, war indes eilends, ohne ein weiteres Wort, und ohne dass ich es bemerkte, unverzüglich mit seinem Sohn.......abgereist.
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Ab dem Dinner, waren wir, Gunnar und ich, wieder das miteinander glückliche Ehe-Paar. Obgleich es doch einige geringfügige Wortgefechte gab, die Gunnar immer wieder mit den Worten: „Hör damit auf. Ich will jetzt darüber nicht mehr reden.“, beendete. Für IHN, war nicht wirklich Außergewöhnliches geschehen.......
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Es scheint in der Tat möglich, einvernehmlich mit mehreren Partner zu leben....und diese Zweier-Geschichte ein Mythos zu sein......Trotz alledem fühle ich mich im Augenblick nicht wirklich wohl dabei. (Was wohl an meiner/unserer langjährigen Konditionierung liegen mag.) Derek geht es wohl ebenso. Nur für Gunnar scheint dies alles verhältnismäßig „normal“ zu sein. Was ich mir genau genommen nicht wirklich vorzustellen vermag. Wo ist hier seine Eifersucht? Ist er tatsächlich so abgeklärt? SO sicher, dass ich mich nie, gleichwohl um Dereks Willen, von ihm trennen würde? Fühle ich in mich hinein, kann Gunnar durchaus Recht behalten.
Im Grunde weiß ich selbst nicht genau, wie ich mit dieser Konstellation, diesem (derzeitigem) „Verhältnis“ umgehen soll.