Während Gunnar mit seinen Kindern
spielte und mit seinem Vater sprach, unterhielt ich mich mit Hanna und hörte
ihr zu. Sie ist die Schwester von Johann. Also Gunnars Tante väterlicherseits
und eine dieser ach so „üblen Verschwörungstheoretikerinnen“. Sie sprach mit
mir darüber, was ihrer Meinung nach mit
der Welt, mit den Menschen passiert sei, dass sie eben jetzt so ist wie sie ist.
Folgte dabei den Gedanken von David Icke und anderen dieser Art. Glaubt man
ihr, ist das Ende nah und die Mehrzahl der Menschen, die im Augenblick die Welt
bevölkern hätten ohnehin keine Chance. Nur die, die darum wüssten und Vorkehrungen
treffen. Sich in Seminaren zu Gruppen zusammen finden und meditieren.
Genau genommen hatte ich Hanna als
eine taffe Frau in Erinnerung, die ihre eigenen Wege geht und weiß, was sie
will. Aber das Hinwenden zu derlei Gruppen sei erst seit Kurzem. Sagte Johann.
Seit es zwischen ihr und ihrem jungen Geliebten Lutz Andersson wieder einmal kriselte.
Er ist nicht hier. Sondern war mit einigen Freunden nach Norden, zu einer Trecking
-Tour aufgebrochen, noch bevor wir angekommen waren.
„Sie hat nichts zu tun.“,
kommentierte Gunnar das Verhalten seiner Tante. „Es ist schön und gut, sich mit
diesen Dingen zu beschäftigen. Aber sie rutscht ab. Nimmt sich alles so derart
zu Herzen, was sie nicht ändern kann. Hat Angst vor dem Gebaren der Großmächte.
Natürlich wissen wir, wer dahinter steckt und was sie vorhaben. Die einzige
wirksame Waffe, gegen diese dunklen
Mächte vorzugehen, ist auf einer anderen Ebene. Woran Erik und noch einige
andere an verschiedenen Orten dieser Welt arbeiten. Ja. Da toben tatsächlich
Schlachten. Man glaubt es kaum. Manchmal sind es aber auch nur Fußballspiele.“
Gunnar lächelte schief nach seiner (beinahe) Ansprache. Sein Vater hatte schon
längst den Raum verlassen. Ihm, war das alles zu suspekt. Er hatte ab gewunken.
Damit konnte er, als Realist, nichts anfangen. Bei ihm zählten Fakten. Themen
der Geschichte und der Wissenschaft waren ihm vertrauter, als dieser Unfug, von dem er nichts hören
wollte.
Hanna war Künstlerin. Sie hatte mir
ihre Bilder gezeigt. Die etwas Älteren waren Farben froh. Überwiegend helle
Töne. Von rosa über beige bis hin zu hellem blau. Aber die Bilder des letzten
halben Jahres waren düster. Mit Rot und schwarz. Ebenso nicht mehr so fein und
künstlerisch gearbeitet. Da war Wut dahinter. Verzweiflung schien es fast. War
das alles nur auf die bröckelnde Beziehung mit Lutz zurück zuführen?
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Morgen, in aller Frühe, fliegen wir
nach Stockholm.
„Wir schauen uns kurz die
Appartements an und fahren dann weiter zu Erik.“, gab Gunnar als den zu
folgendem Plan an.
Nun, dies wird definitiv zur Folge
haben, dass ich Derek wieder sehe.
„Auf dem Rückweg, schauen wir bei
Thomas vorbei.“, warf ich ein ohne weiter darüber nachzudenken. Hatte
selbstredend mein schönes Häuschen dort im Sinn.
Gunnar schmunzelte, alldieweil er
meine Gedanken las. Was nun nicht weiter schlimm gewesen war. An mein perfektes
kleines Heim zu denken, war nun in der Tat nichts Verwerfliches.