Freitag, 5. Juni 2015

Wer hat Zeit für mich?



Gunnar und Alexa sind gestern nach dem Lunch zum Fußball aufgebrochen.
Für mich sind dergleichen Veranstaltungen nach wie vor keine Option.
Mag sie ihn doch ertragen, wenn er betrunken ist. Wenn er grölt und schreit.
Meinetwegen können sie gleich heute Nacht zusammen in der Stockholmer Wohnung schlafen. Dachte ich noch gestern so. Das wäre sicher angenehm-er....für mich. Kein alkoholisierter Ehemann an meiner Seite. Kein Dunst von Bier und Schnaps des Nächtens im Schlafgemach.
Was will ich mehr?

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„Bitte, bitte! Derek. Sei nicht böse mit mir.“, bettelte ich in dem Erahnen, dass er stink sauer auf mich sein müsse, weil ich mich entschieden hatte, mit Gunnar (und Alexa) in einem Bett zu schlafen. Anstatt mit ihm. Aber wie hätte das ausgesehen? Ich vermag nicht gänzlich freiwillig der Konkubine meines Ehemannes das Feld zu überlassen!
Derek legte seine Hand um meinen Hals und zog mich zu sich heran. „Reg’ dich nicht auf Rea. Ich weiß doch. Im Zweifelsfall entscheidest du dich immer für deinen Mann.“
Ich dachte es sei schwierig, nach all den letzten Stunden, mit Derek wieder ins Reine zu kommen. Denn ich nahm an, er sei in der Tat böse mit mir. Weil ich mich ach so bereitwillig Gunnars Wünschen fügte.
Aber nein. Er war nachsichtig mit mir. Nicht ärgerlich.  
Nun ja. Zumindest nicht übermäßig. Und er betont immer wieder, dass er wusste, auf was er sich einlassen würde. Und auch, dass er mich liebt.

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Wanja hatte mich per iPhone darüber informiert, dass er über die Schweiz hier in Schweden vorbei kommen würde, um mich zu sehen.
Nur hatte ich gerade heute mit der neuen Medikation begonnen und konnte nur vermuten,  in wie weit sie auf mich wirkt. Aber, da die Dosis anfänglich gering ist, schien es mir, nach einem Anflug von Angst, welchen Derek abfing, so weit gut zu gehen. Deshalb dachte ich: Warum nicht? Und fuhr so gegen elf zu ihm nach Stockholm ins Hotel. Gunnar war so wie so noch nicht zurück. Was zu vermuten war. Anscheinend hat er mit Alexa in der Wohnung übernachtet. Derek sagte ich, ich wolle einfach einmal allein sein und ein wenig shoppen gehen. Denn genau genommen, wäre es ihm ein Bedürfnis gewesen, mich zu begleiten. Alldieweil er sich um mich sorgt. Was ich durchaus verstand. Jedoch nicht wollte.

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Wanja und ich speisten gemeinsam auf seinem Zimmer. Unterhielten uns über persönliche Dinge sowie das Weltgeschehen. Wobei ich die Politik bewusst aussparte. Damit wir nicht in unnütz heikle Debatten gerieten. Wanja tat jedoch recht freizügig seine Meinung kund. Oder war es ausschließlich DAS, was ich hören sollte? Der Weisheit letzter Schluss in dieser Angelegenheit, wird mir mir offenkundig verborgen bleiben.
Und nein. Wanja konnte es mitnichten übers Herz bringen, seine nun „Zukünftige“ mit mir zu betrügen. Obgleich wir beide nicht abgeneigt gewesen wären miteinander zu schlafen.
Ich verließ das Hotel gegen vier und dachte, warum nicht noch einmal, so ganz zufällig und zwanglos bei Troels vorbei schauen? Wenn ich schon einmal so gänzlich „unbeaufsichtigt“ war. Gunnar hatte sich ohnehin noch nicht gemeldet. Ich wusste nicht wo er war. Und da ich Troels nicht antraf, wo ich ihn erwartete, fuhr ich zur Wohnung, wo ich gleichermaßen niemand vorfand. Infolgedessen noch einen „Alibi-Einkauf“ und dann zurück in den Zauberwald. Und dann fiel mir Lara ein. Ich klingelte. Ein Mal. Zwei Mal. Ich wollte schon wieder gehen, als sich die Tür einen Spalt weit öffnete.
„Ja.“
Ich begrüßte sie und fragte, wie es ihr gehen?
Sie jedoch antwortete: „Gunnar ist nicht bei mir.“
Ich stutzte, denn ich hörte im Hintergrund Geräusche, was darauf schließen ließ, dass jemand in ihrer Wohnung war. Natürlich dachte ich NICHT an Gunnar dabei. Denn DER war schließlich „irgendwo“ mit Alexa unterwegs.  
„Ich weiß. Ich suche ihn nicht.“
„Ah! Du weißt also wo er ist?“
„Nein. Ich weiß nur, dass er mit seiner neuen Hur....Oh! Entschuldigung. Mit seiner neuen Flamme zusammen ist.“
Sie lächelte. „Ja. Ich weiß. Ich habe sie zusammen gesehen.“
„Ich wollte dich nicht stören. Verzeih.“, entschuldigte ich ich und ging.

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Noch auf der Fahrt zu Erik läutete mein iPhone. Es war Gunnar, der mir sagte, dass er am heutigen Freitagabend noch mit Alexa um die Häuser ziehen wolle. „Willst du mit uns kommen? Hjalmar und Sven sind auch dabei.“
Selbstredend wusste Gunnar, dass ich NEIN sagen würde. Was ich auch tat....und zu Derek zurück fuhr, der.....sich freute. Nur hatte er heute ebenso wenig Zeit für mich. Weil Erik ihn (ausgerechnet) mit Taylor in den Wald schickte, um....was auch immer zu tun. Davon erfuhr ich nichts. Auch nicht, als sie zurückkamen. Und es war nicht das erste Mal an diesem Tag, dass ich bereute, Wanjas Angebot, mit ihm in die Schweiz zu fliegen, ausgeschlagen zu haben. In einem kurzen Moment, zog ich es sogar in Betracht, Gunnars (nicht wirklich ernst gemeinter?) Aufforderung nachzukommen und wieder zurück in die Stadt zu fahren, um doch noch mit ihm (und Alexa) zusammen sein zu können. Aber ich ließ es.
....und genau genommen hatte ich heute nicht mehr vor einen Post zu schreiben. Aber die Männer sind allesamt erneut draußen im Wald.
Dennoch, ich fühle mich nunmehr, zu dieser späten Stunde, müde und werde zu Bett gehen.
Gute Nacht!