Dienstag, 2. Juni 2015

Gefühlsduschen der besonderen Art




Während unserer Diskussionen um Alexa, trotzte ich mit einer Bemerkung, die Gunnar sicherlich tief getroffen hat. Dennoch kam sie offenherzig und geradeheraus.
„Im Augenblick vertraue ich Derek mehr als dir.“
„Dann heirate ihn doch.“, war seine Antwort.
„Ja. Warum eigentlich nicht?“, denn genau dies fragte mich Derek vor Kurzem (im Scherz???).
Gunnar zog die linke Augenbraue nach oben und sah mich stutzig an. „DU heiratest einen Schwarzen?“
Nun sah ich ihm bestürzt entgegen. „Derek ist nicht schwarz. Nur braun.“
„Ha! Haarspalterei.“
„Und widersinnig. Wenn man das äußere braun mit der Gesinnung verwechseln würde.“
„Ich meinte“, setzte Gunnar nach, da ich offensichtlich nicht verstehen, oder einfach nicht ernsthaft auf seinen Einwand eingehen wollte, „du würdest die Hass erfüllten Blicke, die Abneigung und den Rassismus gegen dich nicht aushalten.“
„Ja. Ich weiß.“
„Und überall würdest du auf Widerstand stoßen.“
„Der mit Geld überwunden werden kann.“
„Ah! Du kaufst dir Anerkennung?“
„Nein. Ich baue Vorurteile ab.“
„Aber Derek ist ein Amerikaner. Was mit dem derzeitigen Problem der Flüchtlinge in Europa nichts zu tun hat. Und dennoch, wird man ihn für einen von ihnen halten und DICH dafür schief ansehen.“
„Und wenn schon. Wer nicht gänzlich verblödet ist, wird bemerken, dass Derek eine ausgezeichnete Erziehung genossen und tadellose Umgangsformen hat. Was von selbst darauf hinweist, dass er aus gutem Hause stammt und nicht einer dieser Asylanten ist, die zumeist ungebildet und vor allem roh in ihrem Wesen sind. Obendrein ist Derek ein beispielhafter und charmanter Gentlemen.
Gunnar lächelte leicht und verzog das Gesicht. „O-k-a-y.“
„In den zwei Wochen deiner Abwesenheit begleitete er mich zum Arzt und wir waren shoppen. Niemand hat uns eigenartig angesehen.“, argumentierte ich weiter.
„Du hast es vielleicht nur nicht bemerkt.“
Ich dachte kurz nach. Gunnar hatte Recht. Ich hatte auf derlei nicht geachtet. „Mag sein.“

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Yes. We stay. Wir bleiben bei Erik! Auch er wollte es so.

Ich habe nun Zeit, die neuen Medikamente drei Wochen zu „testen“ und im Notfall zum Arzt zu gehen, wenn etwas nicht passt. Später wird dann entschieden, wie es weiter geht mit mir. In jedem Fall werde ich mir eine Klinik aussuchen, in welcher ich offensichtlich sogar noch ein, zwei Tage bleiben muss, um gründlich untersucht zu werden. (Ich hasse es!!!!)

Diese Woche stehen im Übrigen noch zwei Fußballspiele an.
Und heute Nachmittag fahren Gunnar und ich nach Stockholm. Ein Massagetermin und shoppen. Aber womöglich schauen wir auch noch einmal beim Hausartzt vorbei. Denn ich hätte da noch ein, zwei Fragen. Was nun, durch die neusten Geschehnisse in Frage steht.

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Heute Morgen eher ein routiniertes Erwachen, als ein Verzücktes, oder übertrieben Liebevolles. Dann hörte ich Gunnar mit Erik diskutieren und fragte mich, was da vor sich ging. Beim Frühstück wurden wir dann  „aufgeklärt“. Denn Erik war der Meinung, es beträfe uns alle samt. Allen voran sicherlich MICH.
„Gunnar fragte mich heute Morgen“, begann er und sah in die Runde, „ob er seine Freundin Alexa hier her bringen kann.“ Und genau als Erik diese Worte sagte, tat mein Herz einen Sprung. Mein Atem ging immer schneller. Schwindel stellte sich ein. Im selben Moment dachte ich: Was ist, wenn mein Ehemann diese vermaledeite Krankheit ist?...die mich so quält. Denn die Symptome waren für mich, und gerade in diesem Augenblick, mehr als eindeutig.
Derek griff sofort nach meiner Hand und auch Gunnar befleißigte sich. Das Gespräch wurde sogleich unterbrochen. Kaum, dass es begonnen hatte.
Ich bäumte mich auf. „Wie kannst du es wagen?“, echauffierte ich mich....und ich finde ZU RECHT! „Du liebst sie! Ich habe es von Anfang an gewusst.“
„Das vermutest du doch bei jeder. Aber ja. Vielleicht ein kleines bisschen.“
„Jeder?“ Ich schüttelte ungläubig mit dem Kopf. „Das suggeriert in jedem Fall schon, was du für einer bist.“
„Oho!“, entschwand dieser Ton Viggos Mund und er lehnte sich abwartend auf seinem Stuhl zurück. Joseph blieb eher verhalten. Taylor hingegen grinste sich einen ab. Wofür ich ihn in diesem Moment noch viel mehr hasste als sonst.
Gunnar schien geschockt. Konterte jedoch. „Das sagst du ja nur, weil Derek hier ist.“
Ah! Dachte ich. Anscheinend war ihm doch meine Bemerkung und unsere kleine Diskussion in Erinnerung geblieben, wo es um Derek ging und, dass ich ihm im Augenblick mehr vertraue als meinem Ehemann. Offensichtlich war es auf Grund dessen „angepisst“. Und nun schien es mir sogar, als sei seine Liebe zu mir erloschen. Nur noch Rauch und Schall. Denn Gunnars Gesichtszüge waren hart und fast unerbittlich. Hatten sogar einen zynischen Schliff, welcher mir unverständlich war.
Wie konnte er nur???
Liebte er sie womöglich doch so sehr? Viel mehr, als ich anfangs vermutete und viel mehr, als er sich selbst und andere gestand?! Oho! Das konnte in der Tat gefährlich für mich werden. Für unsere Ehe allemal!
Also....was tun? Zustimmen? Mich dagegen energisch verwehren? Nur was würde das bringen? Dann träfen sie sich sicherlich an einem anderen Ort. Nur, hätte ich sie da nicht direkt vor Augen. Und vielleicht,.....lässt seine Liebe zu ihr auch irgend wann einmal wieder nach.......
Es wurde nicht weiter über dieses Thema diskutiert. Dies hatte Gunnar bereits vorher mit Erik erledigt. Er stand kurzer Hand auf und verkündete: „Ich hole sie jetzt.“ .....und ging. Seitdem herrscht hier betretenes Schweigen.