Ich war
später als sonst zum Restaurant gegangen, um den Lunch einzunehmen. Alldieweil
ich Derek nicht unbedingt begegnen wollte.
Da ich nun
wusste, dass Wanja am Abend kam, würde es vorerst nicht nützlich sein und
ebenso keinen Sinn machen, mich grundlegend mit ihm auszusöhnen.
Meine volle
Aufmerksamkeit würde nun ausschließlich Wanja gelten (müssen!). Daher fuhr ich
gleichermaßen NICHT zurück nach Stockholm zu Gunnar.
In diesem
Fall, stand sogar ER hinten an.
Thomas war
ins Restaurant gekommen und hatte sich zu mir gesetzt. Ich berichtete ihm vom
Status Quo. Was ihn die Stirn runzeln ließ und mir sogar noch ein Angebot des
„Abzahlens“ machte.
„Nein.
Nicht nötig.“, wischte ich rigoros seine Bedenken beiseite. „Ich zahle bar und
in einem Stück. Nichts anderes.“
Er
räusperte sich.
Ich lächelte
ein wenig gequält und griff kurz nach seiner Hand. „Wird schon gut gehen.“,
beruhigte ich ihn.
„Macht ihr
Reichen immer derartig waghalsige Geschäfte?“
Ich musste
lachen. Er lachte schlussendlich mit.
„Warum ist
eigentlich Natasha nicht mit dir ins Restaurant gekommen?“, fragte ich aus
Höflichkeit.
„Sie
mochte nicht. Wollte lieber zu Hause bleiben. Es ist ihr zu nass und zu kühl.“
„Ja. Mir
ebenfalls.“, gestand ich ihm.
Auf meinem
Rückweg zum Haus rief mich Kevin an und schmetterte in den höchsten Tönen in
mein Ohr: „Ich komme! Ich komme! Ich komme...zu Dir!“
OH Göttin!
Ich kann nur hoffen, dass jetzt alles gut gehen wird und dass es keine
Komplikationen mehr gibt!
Ich richtete ein Stoßgebet nach oben!
Auch Kevin
berichtete ich was geschehen war. Unter anderen auch über den Streit mit Derek.
„Derek ist
ein Arsch.“, kam dann unvermittelt von ihm herüber. „Aber ich kann ihn auch
ganz gut verstehen.“
Ich
pflichtete ihm bei und berichtete ihm von meinen Beobachtungen und Gefühlen,
die sich mir in New Orleans aufdrängten, und ebenso bereits zuvor.
Eine
kleine Pause entstand.
„Ist mein
Job bei dir denn nun wirklich sicher?“
„Ja. Aber
natürlich.“, beruhigte ich ihn. „Wir müssen nur noch alle unterzeichnen.“
„Dann ist
es ja gut.“
Aus dem
Klang seiner Stimme hörte ich Zweifel heraus.
„Nun, mag
sein, das Wanja noch einige Bedingungen an mich richtet. Die jedoch mit
niemandem sonst etwas zu tun haben, außer mit mir.“
„Oho! Also
immer noch der alte Russe, der dich will?!“
Ich
schnaufte. „Musst du immer alles so freimütig und ohne Filter heraus posaunen,
was du denkst?“
„Warum
denn nicht? Wir kennen uns doch lange und gut genug. Oder etwa nicht? Ich bin
doch deshalb nicht unverschämt oder vulgär. Sei denn du empfindest es so.“
Kevin
trieb seinen Schabernack mit mir! So wie er es oft zu tun pflegte.
„Kommst du
allein?“, fragte ich ihn dann, um von mir abzulenken und das alte Thema wieder
aufzunehmen.
„Nein.
Mein Sohn und Janina werden mit mir kommen. Max und Matthias ebenso.“
„OH! Wie
hast du sie überzeugen können?“
„Zugegeben.
Es war nicht leicht.“
„Nun,
zweifelsohne dauerte es nicht wirklich lang.“, erwiderte ich.
„Ich bin
eben ein guter Redner.“ Kevin lachte.
„Und ein
Charmeur.“, setzte ich nach.
„Allerdings
hat sie eine Bedingung gestellt.“
„Lass
hören.“, forderte ich ihn auf.
„Ich darf
mit dir ausschließlich geschäftlich verkehren.“
„Ahhhh.
Das war zweifelsohne klar.“
„Hasst sie
mich noch immer?“, fragte ich.......rein informativ.
„Ja.“
Ich ließ
es dabei bewenden. Gedachte nicht diese Thematik weiter zu vertiefen,
alldieweil ich wusste, dass sie für Kevin schmerzlich war. Da es ihn sicherlich
an seine verstorbene Frau erinnerte.
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Da ich nun
nicht zurück nach Stockholm gefahren war, rief mich Gunnar an, um sich nach mir
zu erkundigen.
„Wo
bleibst du denn? Lässt dich Derek nicht mehr aus seinen Händen?“, witzelte er.
„Derek ist
nicht hier.“ In diesen Augenblicken war ich mir nicht im Unklaren darüber, ob
ich Gunnar informieren sollte, dass Wanja heute zu mir kam und was genau
genommen heute Morgen mit Derek geschehen war.
Ich
entschied mich diese Angelegenheit behutsam anzugehen und den Status Quo mit
Derek tunlichst und vorerst zu verschweigen. Aller Wahrscheinlichkeit nach
würde Derek sich ohnehin wieder besinnen und sich mit mir aussöhnen wollen.
Also wozu Gunnar diese Genugtuung verschaffen?
„Es tut
sich etwas, in Sachen Übernahme des Zentrums. Deshalb bleibe ich vorerst hier.“
Stille.
Gunnar schien über meine Worte nachzudenken.
„Bedeutet
das etwa, dass der Russe kommt?“
Ich
schnaufte. „Ja.“
„Wann?“,
kam Gunnars Frage wie aus der Pistole geschossen.
„Heute
noch.“, sagte ich rasch und leise.
Gunnar
schien perplex.
Ich suchte
mich indes zu rechtfertigen. „Ich wusste es nicht. Er sandte mir erst heute
Mittag eine SMS.“
„Weißt du
eigentlich schon, dass er gewaltige geschäftliche Einbusen hatte und ferner
noch auf die Fresse bekam?“ Gunnar schien nun ein wenig ausfallend und
unschicklich in seiner Ausdrucksweise zu werden. Was sicherlich aus
Eifersucht und Schadenfreude geschah.
„Seine Bodyguards konnten ihm auch nicht helfen.“ Der blanke Hohn sprach nun
aus Gunnars Worten. Was überdeutlich zu hören war. „Vielleicht kommt er, um
sich bei dir auszuweinen.“
Ich
schluckte. Was bedeutete finanzielle Einbusen? Oh Gott! Mir rutschte das Herz
in die Hose! Das konnte das Ende vom Zentrum und der Jobs all der Leute hier
sein. Mein Vater würde mir sicherlich nicht noch einmal so viel Geld zur
Verfügung stellen, dass ich notfalls das Zentrum ohne Wanjas Hilfe kaufen
konnte. Meine Gedanken drehten sich Kreis und wirbelten durcheinander.
Was sollte
ich jetzt dazu noch sagen??? Für den Augenblick war ich bedient. Warum tat
Gunnar das?
Ja klar.
Er war eben, genau wie Derek, auf Wanja eifersüchtig!
Da ich
still war, offensichtlich nichts mehr zu sagen hatte, fragte Gunnar eher
spöttisch, ob er womöglich sogar MIT ALEXA vorbei kommen solle.
Was spielt
dieser Mann für ein infames Spiel? Ging es mir verärgert durch den Kopf.
Andererseits,
wenn ich genau in mich und Gunnar hinein spürte, kam mir dieses Szenario doch
unrealistisch vor.
Würde
Gunnar tatsächlich mit Alexa hier her kommen, wenn Wanja bei mir ist? Dies
würde Wanja möglicherweise sogar signalisieren, dass ich wieder zu haben bin.
Nein! DAS
wäre äußerst dumm von ihm. WENN es Gunnar tatsächlich etwas bringen sollte,
müsste er allein hier her kommen. Was noch immer im Rahmen der
Wahrscheinlichkeit lag.
Oh Göttin!
Bitte nicht!!! Tue mir DAS nicht an! (EIN eifersüchtiger Mann ist mir genug!)
Das waren
in der Tat überwältigende Aussichten!
Gunnar
ließ alles offen. Verabschiedete sich und wünschte mir Glück. Was sicherlich
sogar aufrichtig gemeint war. Denn auch ER wusste genau, was vom Besuch Wanjas
alles abhing.
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Wanja
überraschte mich. Hatte vorher nicht noch einmal angerufen. Kam schlicht und
einfach zur Tür herein, auf mich zu und umarmte mich. Und da sah ich den Schaden in seinem Gesicht.
„Oh mein
Gott!“, rief ich erschrocken aus und sah auf sein zerbeultes Gesicht.
Er winkte
ab. „Ahhhh! Nicht so schlimm, wie es aussieht. Alles okay.“
„Warum
sagtest du mir nicht, dass du in Deutschland bist?“
„Sie war
dabei.“, erwiderte er ein wenig zaghaft und sah mich dabei befangen an.
„Wollte
sie nicht mit hier her kommen? Weiß sie überhaupt WO du bist?“
„Ja. Ich
kam nicht umhin es ihr zu sagen. Sie hat getobt.“
Oh. Dachte
ich nur und schwieg betreten.
„Nur, ich
habe es dir versprochen. Ich sagte zu ihr, das Zentrum sei mein
Abschiedsgeschenk für dich.“
Ich
schluckte. DAS waren für mich harte Worten, die mich trafen!
Obgleich ich bereits ahnte, dass es so war.
„Ich habe
auch nicht vor lange hier zu bleiben. Wir ziehen das Vorhaben Morgen über die
Bühne und dann reise ich wieder ab. Ich werde ohnehin nicht hier übernachten.
Sie wartet auf mich im Flughafenhotel. Hat sich in letzter Minute noch dazu
entschlossen mich zumindest nach Schweden zu begleiten. Wollte offensichtlich
nicht, dass ich auch nur eine Nacht mit dir verbringe.“
„Hattest
du es dir erhofft?“
Er stöhnte
und zog die Brauen hoch. „Ich hätte es mir so sehr gewünscht. Das kannst du mir
glauben. Aber sie passt ZU GUT auf mich auf.“ Ere verzog sein Gesicht.
„Ja. Jetzt
wo sie dich mit dem Kind fest im Griff hat, wird sie nicht die Absicht haben,
dich wieder gehen zu lassen. Kann ich durchaus verstehen.“
Wanja sah
mich mit verzehrenden Blicken an. „Und du? Hättest du es dir gewünscht?“
Ich stand
auf und legte meine Arme um seinen Körper. Drückte mich fest an ihn. „Ja.“,
sagte ich leise. „Ich war sicher, dass wir uns heute noch einmal lieben.“
„Verdammt!
Verdammt! Verdammt“! ER nahm mich mit seinen beiden Händen an den Schultern und
schob mich ein Stück von sich weg. Ich sah seinen zu tiefst bedauernden Blick.
Wanja
schnaufte. „Es ist nicht zu ändern. Ich fahre jetzt zurück. Wolle nur nach dir
schauen. WANN soll ich Morgen hier sein, damit wir alle unterzeichnen können?“
„Wie wäre
es gegen zehn im Büro des Zentrums?“
„Okay.“
„Welche
Klauseln hast du einfügen lassen?“, fragte ich noch verlegen.
Wanja sah
mich mit erstaunten Augen an. (Soweit das möglich war.) „Selbstverständlich
keine. Was denkst du nur von mir? Ich würde dich niemals betrügen. Das weißt du
doch.“
Ich legte
erneut meine Arme um seinen Körper und meinen Kopf an seine Brust. „Verzeih.
Verzeih. Verzeih. Wie konnte ich auch nur so etwas von dir denken?!“
Nun hielt
auch er mich und drückte mich fest an sich. Schnaufte noch einmal, küsste mich
und ging.
„Also
dann, bis Morgen.“
In diesem
Augenblick brach für mich beinahe eine Welt zusammen.
JETZT
war es definitiv!
Ich
hatte Wanja......verloren!
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In diesen
Augenblicken stellte sich für mich die Frage, WAS sollte ich nun tun?
Zu Derek
gehen? Zu Gunnar fahren?
Die ganzen
Eifersuchtsszenen waren allesamt umsonst!!!
Verdammt!
Verdammt! Verdammt!
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Ich rief
umgehend Gunnar an und berichtete ihm. Bat ihn, zu mir zu kommen. Jedoch ohne
SIE! Was für mich genau genommen einer Demütigung gleich kam. Dennoch tat ich
es.......
„Sei so
nett. Ich brauche deine Unterstützung. Es geht hier schließlich um so viel für
mich. Bitte, sei an meiner Seite. Jedoch OHNE sie!“
Ein
unvermitteltes „Okay“ hallte mir entgegen. Was mir, samt seinem Tonfall
implizierte, dass er doch ganz zufrieden damit war, dass es nun in dieser Art
für mich lief. Vor allem, dass Wanja nun doch nicht mit mir schlief.
„Was ist
denn mit Derek? Ist er nicht bei dir?“
Ich
schnaufte. Warum nicht auch in dieser Angelegenheit ehrlich sein? Schließlich
hatten wir uns einst Ehrlichkeit geschworen.
„Wir
stritten heute Morgen.“, gab ich zu. „Ich vermute, er ist eifersüchtig auf Wanja
gewesen.“
Gunnar
lachte. „Das beruhigt mich ja ungemein.“
„Was soll
das denn bitteschön bedeuten?“, fragte ich nach seiner für mich doch
zweifelhaften Reaktion.
„Verstehst
du nicht? DAS AUCH ER eifersüchtig ist und nicht nur ich.“
Nein!“,
tat ich erstaunt. „DAS glaube ich dir nicht. DU bist doch nicht eifersüchtig?“
Gunnars
Ton wurde ernst. „Auf den Russen schon.“
Ich wollte
noch nach Alexa fragen. Gunnar kam mir jedoch zuvor.
„Ich
spreche das noch mit Alexa ab und dann fahre ich los.“
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Gunnar kam
gegen acht. Wir speisten gemeinsam im Restaurant und auf dem Weg zurück zum
Haus, lief uns Derek über den Weg. Er hatte seinen Dienst wieder
aufgenommen.
Er kam auf
uns zu und begrüßte uns.
„Hallo ihr
beiden. Ich wusste nicht, dass du hier bist.“, sagte er zu Gunnar gewandt.
Gunnar
lachte schwach. „Ja. Vor ein paar Stunden war auch mir das noch nicht klar. Da
hat sich wohl so einiges gefügt und verändert.“ Gunnar zwinkerte Derek zu. DER
wiederum nicht wusste, wie Gunnar das meinte und sah ihn folgedessen fragend
an.
„Oh ja.
Rea hat mir erzählt, das ihr heute Morgen Differenzen hattet. Aber der Russe
kommt erst Morgen früh und ausschließlich um den Handel abzuschließen und die
Dokumente zu unterschreiben. Dann fliegt er gleich wieder weg. Seine Frau ist
wohl dabei. Sie wartet mit dem Kind auf ihn.“
„Ach so
ist das! Das wusste ich nicht.“ Derek schien erleichtert und Gunnar konnte sich
ein genüssliches Grinsen nicht verkneifen. Was MIR selbstredend NICHT entging.
Die
folgenden Stunden, sowie die Nacht, verbrachte ich mit meinem Ehemann.......
Allerdings
kam Derek noch einmal zu später Stunde bei uns vorbei.
„Ich sah
noch Licht und dachte, ich schau noch einmal kurz zu euch herein.“ Er sah mich
an und sein Blick war beinahe flehend. Was mir sagte, dass es ihm dringlichst
verlangte mit mir zu reden. Folglich stand ich, ohne ein Wort zu verlieren,
schlicht und einfach auf. Nahm seine Hand und führte ihn ein Stück beiseite,
sodass Gunnar nicht hören konnte, was er zu sagen hatte.
Gunnar schmollte
(selbstverständlich) nicht. Ich vermutete, es war ihm bewusst, dass Derek
gekommen war, um sich mit mir auszusöhnen. Nach dem Streit heute Morgen. Was
wir dann auch taten UND.......was mich aufatmen ließ. Es war erleichternd zu
wissen, dass Derek nicht mehr böse auf mir war!
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Ich war
aufgeregt heute Morgen. Wie schon lange nicht mehr. Verständlicher Weise!
Meine
Gedanken kreisten um Wanja. Würde ich ihn je wieder sehen? Oder war es das
endgültige aus für uns? Hatte die andere Frau gesiegt?
Da wir
verhältnismäßig spät zu Bett gegangen warn, standen wir gleichwohl viel zu spät auf. Was zur Folge hatte, dass ich
ziemlich kopflos war. Selbstredend ebenso wegen Wanja, der Übernahme und, und,
und........
Wir kamen
beinahe zu spät ins Büro. Gunnar hatte nichts gesagt. Mich nicht gemaßregelt
oder kritisiert. Mich ausschließlich unterstützt und ermahnt ruhig zu bleiben.
„Alles ist
gut. Alles ist gut. Alles ist gut.“, sagte er. Hielt mich kurz und küsste mich.
„Atme
ruhig. Meine Liebste! Beruhige dich.“
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Alle
warteten bereits. Wir waren die Letzten, die das Büro betraten. Gerade so, als
hätten wir Zweifel an dem was da geschieht. Was nun mitnichten der Fall gewesen
war.
Dennoch
war es mir gleich, wie spät es war oder nicht. Ich steuerte geradewegs auf
Wanja zu, der freundlich nickte. Trat ganz nah an ihn heran. Was ihm
offensichtlich in dieser Runde und zu so offiziellem Anlass peinlich war. Mir
war es allerdings ....scheiß’ egal!
„Kann ich
dich bitte für einen Augenblick sprechen?“, flüsterte ich ihm zu.
„Ja.
Natürlich“, blieb er doch recht steif und förmlich. Sah kurz in die Runde.
Wir taten
ein paar Schritte von den anderen weg und blieben am Fenster stehen. Wanja
wahrte die Form und den Abstand zwischen uns.
„Was ist
mit dir? Willst du das Zentrum jetzt etwa doch nicht mehr?“ Er lächelte leicht
und sah mich an.
„Selbstverständlich
will ich es. Daran besteh kein Zweifel. Dennoch würde ich dir gern eine
persönliche Frage stellen.“
Wanja
machte eine aufforderte Geste.
Ich hob
meinen Kopf und sah ihm tief in die Augen. „Wenn ich dir JETZ sagen würde, heirate
mich. WAS würdest du tun?“
Wanja
schnappte nach Luft und räusperte sich. „Damit kommst du eine Sekunde vor zwölf?!“
Er pustete ein wenig. Hatte die Stirn in Falten gelegt. „WENN es dir wirklich
ernst damit wäre,.....immer noch JEDER ZEIT und auch JETZT. WENN Rea. WENN. Nur
weißt du auch, dass es jetzt, wo ich ein Kind und eine Frau habe, nicht mehr SO
einfach ist.“
„Du weißt
doch noch nicht einmal, ob es überhaupt DEIN Kind ist. Oder doch?“
„Was hat
das jetzt für eine Relevanz?“ Wanja wich aus und wurde ungeduldig. Anscheinend
(s)ein wunder Punkt. Seine Reaktion
sagte mir, dass der Test noch immer nicht von statten gegangen war.
„Wanja,
würdest du es tun?“, ließ ich nicht nach und sah ihm direkt in die Augen.
„Ja. Würde
ich.“
Zwei, drei
Sekunden der Pause entstanden.
Nun hatte
mich Wanja am Arm gefasst und sah mich durchdringend an. „Würdest DU es denn tun? JETZT?“
Oha. Da
hatte ich die Geister tatsächlich geweckt.
Mein
Zögern ließ ihn sarkastisch werden. „Ha! Genau DAS meine ich. Von mir verlangst
du eine Entscheidung. Noch auf den Punkt. Aber selbst bis du feige.“
Ich senkte
den Blick. Er hatte Recht. „Sehen wir uns denn wieder?“, fragte ich traurig.
Wanja
schnaufte. Seine Stimme wurde milder. „Natürlich tun wir das. Ich vermute, es
ist in unser beider Interesse den Kontakt nicht abbrechen zu lassen. Wenn du
magst, können wir uns auch weiterhin sehen.“
DAS
beruhigte mich!!!!!
Ich sah
wieder zu ihm auf und lächelte zufrieden. Wanja drückte kurz mit seiner Hand
meinen Arm und zwinkerte mir liebevoll zu.
„Komm!
Lass uns Nägel mit Köpfen machen und den Deal über die Bühne ziehen.“ Seine
Kopfbewegung zeigte mir, dass es JETZ keine persönlichen Entscheidungen mehr
geben würde und wir zum offiziellen Teil übergehen würden, für welchen wir hier
her gekommen waren.
Alle
anderen sahen in unsere Richtung und starrten uns an. Was ich allerdings erst in diesem Augenblick
bemerkte. Anscheinend wollten sie nun endlich beginnen. Nur ohne die beiden
Hauptakteure ging dies eben nicht.
Ab diesem
Zeitpunkt ging alles sehr schnell.
Die
Anwälte hatten sich alles durchgesehen und nickten.
Wir,
Thomas, Wanja und ich, unterzeichneten die Papiere, tranken noch ein Glas
Champagner mit den anderen auf den Erfolg und verabschiedeten uns rasch.
In meinem
Kopf verblieb ein Rauschen. Mein Herz pochte in den Schläfen. Ich hatte einen
Kloß im Hals.
Das war
alles eindeutig zu viel für mich!
Wie ein
Hall, ganz leise und schwammig aus dem Hintergrund, hörte ich Thomas stimme an
mein Ohr dringen. „Gratuliere Rea. Du hast es geschafft. Das Zentrum gehört
wieder dir.“ Auch alle anderen Anwesenden schienen gut gelaunt und froh darüber
zu darüber. Ich konnte, in diesem Moment, nur ein gequältes Lächeln von mir
geben. Denn meine Gedanken waren ganz woanders.
Es würde
ohnehin einige Tage brauchen, vermutete ich, bis es mir gänzlich bewusst
geworden war, dass ICH jetzt wieder die Herrin meines eigenen Reiches
war..........Alles in allem war dieser Gedanke doch überaus beruhigend für
mich.
Nun
bemerkte ich Gunnar an meiner Seite. Er hatte mich an der Hand gefasst, kurz in
den Arm genommen, an sich gedrückt und auf die Wange geküsst. „Gratuliere.
Siehst du. Alles ist gut.“ Er zwinkerte mir zu und ich sah in seinen Gedanken,
dass da noch eine Frage war. Folglich blieb ich vor ihm stehen und sah ihn
durchdringend und abwartend an. Er wusste, dass ich WARTE.
„Also,
sagst du mir, was du mit dem Russen so ganz ins Geheim zu besprechen hattest?“
„Ich vermute
Gunnar, du weißt es bereits.“
Gunnar
stutzte und ich spürte ihn förmlich in meinem Gehirn.
„AHHH!“ Er
schüttelte den Kopf und schien verärgert zu sein. „Du wolltest dir sicher sein,
das er den Kontakt zu dir jetzt nicht gänzlich abbrechen wird.“
„Ja.“,
sagte ich leise, aber dennoch bestimmt und drückte vertrauendvoll seine Hand.
„Sei nicht böse deshalb. Er steht zu dieser anderen Frau und dem Kind. Es wird
keine Intimitäten mehr zwischen uns geben. Somit hast du keinen Grund mehr auf
ihn eifersüchtig zu sein.“, log ich Gunnar an. Was, von meinem Standpunkt aus
gesehen, das Beste für uns alle war.
Manchmal
sind kleine Not-Lügen nötig, um den Frieden zwischen den Menschen zu bewahren!
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Gunnar hat sich dann rasch
auf den Weg zurück nach Stockholm gemacht.
Ich bin hier im Zentrum
geblieben. Im Büro und mit Derek. Dort habe ich geschrieben.
Zudem versprach ich Derek,
heute Nacht hier zu bleiben und gegebenenfalls erst Morgen zurück zu fahren. Er
hat ohnehin noch viel zu tun. Thomas weist ihn ein. Sein Job im Sicherheitsteam
ist somit beendet.