Montag, 30. November 2015

Verdammt! Verdammt! Verdammt!...und geschafft!




Ich war später als sonst zum Restaurant gegangen, um den Lunch einzunehmen. Alldieweil ich Derek nicht unbedingt begegnen wollte.
Da ich nun wusste, dass Wanja am Abend kam, würde es vorerst nicht nützlich sein und ebenso keinen Sinn machen, mich grundlegend mit ihm auszusöhnen.
Meine volle Aufmerksamkeit würde nun ausschließlich Wanja gelten (müssen!). Daher fuhr ich gleichermaßen NICHT zurück nach Stockholm zu Gunnar.
In diesem Fall, stand sogar ER hinten an.

Thomas war ins Restaurant gekommen und hatte sich zu mir gesetzt. Ich berichtete ihm vom Status Quo. Was ihn die Stirn runzeln ließ und mir sogar noch ein Angebot des „Abzahlens“ machte.
„Nein. Nicht nötig.“, wischte ich rigoros seine Bedenken beiseite. „Ich zahle bar und in einem Stück. Nichts anderes.“
Er räusperte sich.
Ich lächelte ein wenig gequält und griff kurz nach seiner Hand. „Wird schon gut gehen.“, beruhigte ich ihn.
„Macht ihr Reichen immer derartig waghalsige Geschäfte?“
Ich musste lachen. Er lachte schlussendlich mit.
„Warum ist eigentlich Natasha nicht mit dir ins Restaurant gekommen?“, fragte ich aus Höflichkeit.
„Sie mochte nicht. Wollte lieber zu Hause bleiben. Es ist ihr zu nass und zu kühl.“
„Ja. Mir ebenfalls.“, gestand ich ihm.

Auf meinem Rückweg zum Haus rief mich Kevin an und schmetterte in den höchsten Tönen in mein Ohr: „Ich komme! Ich komme! Ich komme...zu Dir!“
OH Göttin! Ich kann nur hoffen, dass jetzt alles gut gehen wird und dass es keine Komplikationen mehr gibt!
Ich richtete ein Stoßgebet nach oben!
Auch Kevin berichtete ich was geschehen war. Unter anderen auch über den Streit  mit Derek.
„Derek ist ein Arsch.“, kam dann unvermittelt von ihm herüber. „Aber ich kann ihn auch ganz gut verstehen.“
Ich pflichtete ihm bei und berichtete ihm von meinen Beobachtungen und Gefühlen, die sich mir in New Orleans aufdrängten, und ebenso bereits zuvor.
Eine kleine Pause entstand.
„Ist mein Job bei dir denn nun wirklich sicher?“
„Ja. Aber natürlich.“, beruhigte ich ihn. „Wir müssen nur noch alle unterzeichnen.“
„Dann ist es ja gut.“
Aus dem Klang seiner Stimme hörte ich Zweifel heraus.
„Nun, mag sein, das Wanja noch einige Bedingungen an mich richtet. Die jedoch mit niemandem sonst etwas zu tun haben, außer mit mir.“
„Oho! Also immer noch der alte Russe, der dich will?!“
Ich schnaufte. „Musst du immer alles so freimütig und ohne Filter heraus posaunen, was du denkst?“
„Warum denn nicht? Wir kennen uns doch lange und gut genug. Oder etwa nicht? Ich bin doch deshalb nicht unverschämt oder vulgär. Sei denn du empfindest es so.“
Kevin trieb seinen Schabernack mit mir! So wie er es oft zu tun pflegte.
„Kommst du allein?“, fragte ich ihn dann, um von mir abzulenken und das alte Thema wieder aufzunehmen.
„Nein. Mein Sohn und Janina werden mit mir kommen. Max und Matthias ebenso.“
„OH! Wie hast du sie überzeugen können?“
„Zugegeben. Es war nicht leicht.“
„Nun, zweifelsohne dauerte es nicht wirklich lang.“, erwiderte ich.
„Ich bin eben ein guter Redner.“ Kevin lachte.
„Und ein Charmeur.“, setzte ich nach.
„Allerdings hat sie eine Bedingung gestellt.“
„Lass hören.“, forderte ich ihn auf.
„Ich darf mit dir ausschließlich geschäftlich verkehren.“
„Ahhhh. Das war zweifelsohne klar.“
„Hasst sie mich noch immer?“, fragte ich.......rein informativ.
„Ja.“
Ich ließ es dabei bewenden. Gedachte nicht diese Thematik weiter zu vertiefen, alldieweil ich wusste, dass sie für Kevin schmerzlich war. Da es ihn sicherlich an seine verstorbene Frau erinnerte.

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Da ich nun nicht zurück nach Stockholm gefahren war, rief mich Gunnar an, um sich nach mir zu erkundigen.
„Wo bleibst du denn? Lässt dich Derek nicht mehr aus seinen Händen?“, witzelte er.
„Derek ist nicht hier.“ In diesen Augenblicken war ich mir nicht im Unklaren darüber, ob ich Gunnar informieren sollte, dass Wanja heute zu mir kam und was genau genommen heute Morgen mit Derek geschehen war.
Ich entschied mich diese Angelegenheit behutsam anzugehen und den Status Quo mit Derek tunlichst und vorerst zu verschweigen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde Derek sich ohnehin wieder besinnen und sich mit mir aussöhnen wollen. Also wozu Gunnar diese Genugtuung verschaffen?
„Es tut sich etwas, in Sachen Übernahme des Zentrums. Deshalb bleibe ich vorerst hier.“
Stille. Gunnar schien über meine Worte nachzudenken.
„Bedeutet das etwa, dass der Russe kommt?“
Ich schnaufte. „Ja.“
„Wann?“, kam Gunnars Frage wie aus der Pistole geschossen.
„Heute noch.“, sagte ich rasch und leise.
Gunnar schien perplex.
Ich suchte mich indes zu rechtfertigen. „Ich wusste es nicht. Er sandte mir erst heute Mittag eine SMS.“
„Weißt du eigentlich schon, dass er gewaltige geschäftliche Einbusen hatte und ferner noch auf die Fresse bekam?“ Gunnar schien nun ein wenig ausfallend und unschicklich in seiner Ausdrucksweise zu werden. Was sicherlich aus Eifersucht  und Schadenfreude geschah. „Seine Bodyguards konnten ihm auch nicht helfen.“ Der blanke Hohn sprach nun aus Gunnars Worten. Was überdeutlich zu hören war. „Vielleicht kommt er, um sich bei dir auszuweinen.“
Ich schluckte. Was bedeutete finanzielle Einbusen? Oh Gott! Mir rutschte das Herz in die Hose! Das konnte das Ende vom Zentrum und der Jobs all der Leute hier sein. Mein Vater würde mir sicherlich nicht noch einmal so viel Geld zur Verfügung stellen, dass ich notfalls das Zentrum ohne Wanjas Hilfe kaufen konnte. Meine Gedanken drehten sich Kreis und wirbelten durcheinander.
Was sollte ich jetzt dazu noch sagen??? Für den Augenblick war ich bedient. Warum tat Gunnar das?
Ja klar. Er war eben, genau wie Derek, auf Wanja eifersüchtig!

Da ich still war, offensichtlich nichts mehr zu sagen hatte, fragte Gunnar eher spöttisch, ob er womöglich sogar MIT ALEXA vorbei kommen solle.
Was spielt dieser Mann für ein infames Spiel? Ging es mir verärgert durch den Kopf.
Andererseits, wenn ich genau in mich und Gunnar hinein spürte, kam mir dieses Szenario doch unrealistisch vor.
Würde Gunnar tatsächlich mit Alexa hier her kommen, wenn Wanja bei mir ist? Dies würde Wanja möglicherweise sogar signalisieren, dass ich wieder zu haben bin.
Nein! DAS wäre äußerst dumm von ihm. WENN es Gunnar tatsächlich etwas bringen sollte, müsste er allein hier her kommen. Was noch immer im Rahmen der Wahrscheinlichkeit lag.
Oh Göttin! Bitte nicht!!! Tue mir DAS nicht an! (EIN eifersüchtiger Mann ist mir genug!)
Das waren in der Tat überwältigende Aussichten!

Gunnar ließ alles offen. Verabschiedete sich und wünschte mir Glück. Was sicherlich sogar aufrichtig gemeint war. Denn auch ER wusste genau, was vom Besuch Wanjas alles abhing.

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Wanja überraschte mich. Hatte vorher nicht noch einmal angerufen. Kam schlicht und einfach zur Tür herein, auf mich zu und umarmte mich. Und da sah ich den Schaden in seinem Gesicht.
„Oh mein Gott!“, rief ich erschrocken aus und sah auf sein zerbeultes Gesicht.
Er winkte ab. „Ahhhh! Nicht so schlimm, wie es aussieht. Alles okay.“
„Warum sagtest du mir nicht, dass du in Deutschland bist?“
„Sie war dabei.“, erwiderte er ein wenig zaghaft und sah mich dabei befangen an.
„Wollte sie nicht mit hier her kommen? Weiß sie überhaupt WO du bist?“
„Ja. Ich kam nicht umhin es ihr zu sagen. Sie hat getobt.“
Oh. Dachte ich nur und schwieg betreten.
„Nur, ich habe es dir versprochen. Ich sagte zu ihr, das Zentrum sei mein Abschiedsgeschenk für dich.“
Ich schluckte. DAS waren für mich harte Worten, die mich trafen! Obgleich ich bereits ahnte, dass es so war.
„Ich habe auch nicht vor lange hier zu bleiben. Wir ziehen das Vorhaben Morgen über die Bühne und dann reise ich wieder ab. Ich werde ohnehin nicht hier übernachten. Sie wartet auf mich im Flughafenhotel. Hat sich in letzter Minute noch dazu entschlossen mich zumindest nach Schweden zu begleiten. Wollte offensichtlich nicht, dass ich auch nur eine Nacht mit dir verbringe.“
„Hattest du es dir erhofft?“
Er stöhnte und zog die Brauen hoch. „Ich hätte es mir so sehr gewünscht. Das kannst du mir glauben. Aber sie passt ZU GUT auf mich auf.“ Ere verzog sein Gesicht.
„Ja. Jetzt wo sie dich mit dem Kind fest im Griff hat, wird sie nicht die Absicht haben, dich wieder gehen zu lassen. Kann ich durchaus verstehen.“
Wanja sah mich mit verzehrenden Blicken an. „Und du? Hättest du es dir gewünscht?“
Ich stand auf und legte meine Arme um seinen Körper. Drückte mich fest an ihn. „Ja.“, sagte ich leise. „Ich war sicher, dass wir uns heute noch einmal lieben.“
„Verdammt! Verdammt! Verdammt“! ER nahm mich mit seinen beiden Händen an den Schultern und schob mich ein Stück von sich weg. Ich sah seinen zu tiefst bedauernden Blick.
Wanja schnaufte. „Es ist nicht zu ändern. Ich fahre jetzt zurück. Wolle nur nach dir schauen. WANN soll ich Morgen hier sein, damit wir alle unterzeichnen können?“
„Wie wäre es gegen zehn im Büro des Zentrums?“
„Okay.“
„Welche Klauseln hast du einfügen lassen?“, fragte ich noch verlegen.
Wanja sah mich mit erstaunten Augen an. (Soweit das möglich war.) „Selbstverständlich keine. Was denkst du nur von mir? Ich würde dich niemals betrügen. Das weißt du doch.“
Ich legte erneut meine Arme um seinen Körper und meinen Kopf an seine Brust. „Verzeih. Verzeih. Verzeih. Wie konnte ich auch nur so etwas von dir denken?!“
Nun hielt auch er mich und drückte mich fest an sich. Schnaufte noch einmal, küsste mich und ging.
„Also dann, bis Morgen.“

In diesem Augenblick brach für mich beinahe eine Welt zusammen.
JETZT war es definitiv!
Ich hatte Wanja......verloren!

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In diesen Augenblicken stellte sich für mich die Frage, WAS sollte ich nun tun?
Zu Derek gehen? Zu Gunnar fahren?
Die ganzen Eifersuchtsszenen waren allesamt umsonst!!!
Verdammt! Verdammt! Verdammt!

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Ich rief umgehend Gunnar an und berichtete ihm. Bat ihn, zu mir zu kommen. Jedoch ohne SIE! Was für mich genau genommen einer Demütigung gleich kam. Dennoch tat ich es.......
„Sei so nett. Ich brauche deine Unterstützung. Es geht hier schließlich um so viel für mich. Bitte, sei an meiner Seite. Jedoch OHNE sie!“
Ein unvermitteltes „Okay“ hallte mir entgegen. Was mir, samt seinem Tonfall implizierte, dass er doch ganz zufrieden damit war, dass es nun in dieser Art für mich lief. Vor allem, dass Wanja nun doch nicht mit mir schlief.
„Was ist denn mit Derek? Ist er nicht bei dir?“
Ich schnaufte. Warum nicht auch in dieser Angelegenheit ehrlich sein? Schließlich hatten wir uns einst Ehrlichkeit geschworen.
„Wir stritten heute Morgen.“, gab ich zu. „Ich vermute, er ist eifersüchtig auf Wanja gewesen.“
Gunnar lachte. „Das beruhigt mich ja ungemein.“
„Was soll das denn bitteschön bedeuten?“, fragte ich nach seiner für mich doch zweifelhaften Reaktion.
„Verstehst du nicht? DAS AUCH ER eifersüchtig ist und nicht nur ich.“
Nein!“, tat ich erstaunt. „DAS glaube ich dir nicht. DU bist doch nicht eifersüchtig?“
Gunnars Ton wurde ernst. „Auf den Russen schon.“
Ich wollte noch nach Alexa fragen. Gunnar kam mir jedoch zuvor.
„Ich spreche das noch mit Alexa ab und dann fahre ich los.“

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Gunnar kam gegen acht. Wir speisten gemeinsam im Restaurant und auf dem Weg zurück zum Haus, lief uns Derek über den Weg. Er hatte seinen Dienst wieder aufgenommen.
Er kam auf uns zu und begrüßte uns.
„Hallo ihr beiden. Ich wusste nicht, dass du hier bist.“, sagte er zu Gunnar gewandt.
Gunnar lachte schwach. „Ja. Vor ein paar Stunden war auch mir das noch nicht klar. Da hat sich wohl so einiges gefügt und verändert.“ Gunnar zwinkerte Derek zu. DER wiederum nicht wusste, wie Gunnar das meinte und sah ihn folgedessen fragend an.
„Oh ja. Rea hat mir erzählt, das ihr heute Morgen Differenzen hattet. Aber der Russe kommt erst Morgen früh und ausschließlich um den Handel abzuschließen und die Dokumente zu unterschreiben. Dann fliegt er gleich wieder weg. Seine Frau ist wohl dabei. Sie wartet mit dem Kind auf ihn.“
„Ach so ist das! Das wusste ich nicht.“ Derek schien erleichtert und Gunnar konnte sich ein genüssliches Grinsen nicht verkneifen. Was MIR selbstredend NICHT entging.

Die folgenden Stunden, sowie die Nacht, verbrachte ich mit meinem Ehemann.......
Allerdings kam Derek noch einmal zu später Stunde bei uns vorbei.
„Ich sah noch Licht und dachte, ich schau noch einmal kurz zu euch herein.“ Er sah mich an und sein Blick war beinahe flehend. Was mir sagte, dass es ihm dringlichst verlangte mit mir zu reden. Folglich stand ich, ohne ein Wort zu verlieren, schlicht und einfach auf. Nahm seine Hand und führte ihn ein Stück beiseite, sodass Gunnar nicht hören konnte, was er zu sagen hatte.
Gunnar schmollte (selbstverständlich) nicht. Ich vermutete, es war ihm bewusst, dass Derek gekommen war, um sich mit mir auszusöhnen. Nach dem Streit heute Morgen. Was wir dann auch taten UND.......was mich aufatmen ließ. Es war erleichternd zu wissen, dass Derek nicht mehr böse auf mir war!

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Ich war aufgeregt heute Morgen. Wie schon lange nicht mehr. Verständlicher Weise!
Meine Gedanken kreisten um Wanja. Würde ich ihn je wieder sehen? Oder war es das endgültige aus für uns? Hatte die andere Frau gesiegt?
Da wir verhältnismäßig spät zu Bett gegangen warn, standen wir gleichwohl viel zu  spät auf. Was zur Folge hatte, dass ich ziemlich kopflos war. Selbstredend ebenso wegen Wanja, der Übernahme und, und, und........
Wir kamen beinahe zu spät ins Büro. Gunnar hatte nichts gesagt. Mich nicht gemaßregelt oder kritisiert. Mich ausschließlich unterstützt und ermahnt ruhig zu bleiben.
„Alles ist gut. Alles ist gut. Alles ist gut.“, sagte er. Hielt mich kurz und küsste mich.
„Atme ruhig. Meine Liebste! Beruhige dich.“

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Alle warteten bereits. Wir waren die Letzten, die das Büro betraten. Gerade so, als hätten wir Zweifel an dem was da geschieht. Was nun mitnichten der Fall gewesen war.
Dennoch war es mir gleich, wie spät es war oder nicht. Ich steuerte geradewegs auf Wanja zu, der freundlich nickte. Trat ganz nah an ihn heran. Was ihm offensichtlich in dieser Runde und zu so offiziellem Anlass peinlich war. Mir war es allerdings ....scheiß’ egal!
„Kann ich dich bitte für einen Augenblick sprechen?“, flüsterte ich ihm zu.
„Ja. Natürlich“, blieb er doch recht steif und förmlich. Sah kurz in die Runde.
Wir taten ein paar Schritte von den anderen weg und blieben am Fenster stehen. Wanja wahrte die Form und den Abstand zwischen uns.
„Was ist mit dir? Willst du das Zentrum jetzt etwa doch nicht mehr?“ Er lächelte leicht und sah mich an.
„Selbstverständlich will ich es. Daran besteh kein Zweifel. Dennoch würde ich dir gern eine persönliche Frage stellen.“
Wanja machte eine aufforderte Geste.
Ich hob meinen Kopf und sah ihm tief in die Augen. „Wenn ich dir JETZ sagen würde, heirate mich. WAS würdest du tun?“
Wanja schnappte nach Luft und räusperte sich. „Damit kommst du eine Sekunde vor zwölf?!“ Er pustete ein wenig. Hatte die Stirn in Falten gelegt. „WENN es dir wirklich ernst damit wäre,.....immer noch JEDER ZEIT und auch JETZT. WENN Rea. WENN. Nur weißt du auch, dass es jetzt, wo ich ein Kind und eine Frau habe, nicht mehr SO einfach ist.“
„Du weißt doch noch nicht einmal, ob es überhaupt DEIN Kind ist. Oder doch?“
„Was hat das jetzt für eine Relevanz?“ Wanja wich aus und wurde ungeduldig. Anscheinend (s)ein wunder Punkt. Seine Reaktion sagte mir, dass der Test noch immer nicht von statten gegangen war.
„Wanja, würdest du es tun?“, ließ ich nicht nach und sah ihm direkt in die Augen.
„Ja. Würde ich.“
Zwei, drei Sekunden der Pause entstanden.
Nun hatte mich Wanja am Arm gefasst und sah mich durchdringend an. „Würdest DU es denn tun? JETZT?
Oha. Da hatte ich die Geister tatsächlich geweckt.
Mein Zögern ließ ihn sarkastisch werden. „Ha! Genau DAS meine ich. Von mir verlangst du eine Entscheidung. Noch auf den Punkt. Aber selbst bis du feige.“
Ich senkte den Blick. Er hatte Recht. „Sehen wir uns denn wieder?“, fragte ich traurig.
Wanja schnaufte. Seine Stimme wurde milder. „Natürlich tun wir das. Ich vermute, es ist in unser beider Interesse den Kontakt nicht abbrechen zu lassen. Wenn du magst, können wir uns auch weiterhin sehen.“
DAS beruhigte mich!!!!!
Ich sah wieder zu ihm auf und lächelte zufrieden. Wanja drückte kurz mit seiner Hand meinen Arm und zwinkerte mir liebevoll zu.
„Komm! Lass uns Nägel mit Köpfen machen und den Deal über die Bühne ziehen.“ Seine Kopfbewegung zeigte mir, dass es JETZ keine persönlichen Entscheidungen mehr geben würde und wir zum offiziellen Teil übergehen würden, für welchen wir hier her gekommen waren.
Alle anderen sahen in unsere Richtung und starrten uns an.  Was ich allerdings erst in diesem Augenblick bemerkte. Anscheinend wollten sie nun endlich beginnen. Nur ohne die beiden Hauptakteure ging dies eben nicht.

Ab diesem Zeitpunkt ging alles sehr schnell.
Die Anwälte hatten sich alles durchgesehen und nickten.
Wir, Thomas, Wanja und ich, unterzeichneten die Papiere, tranken noch ein Glas Champagner mit den anderen auf den Erfolg und verabschiedeten uns rasch.
In meinem Kopf verblieb ein Rauschen. Mein Herz pochte in den Schläfen. Ich hatte einen Kloß im Hals.
Das war alles eindeutig zu viel für mich!

Wie ein Hall, ganz leise und schwammig aus dem Hintergrund, hörte ich Thomas stimme an mein Ohr dringen. „Gratuliere Rea. Du hast es geschafft. Das Zentrum gehört wieder dir.“ Auch alle anderen Anwesenden schienen gut gelaunt und froh darüber zu darüber. Ich konnte, in diesem Moment, nur ein gequältes Lächeln von mir geben. Denn meine Gedanken waren ganz woanders.
Es würde ohnehin einige Tage brauchen, vermutete ich, bis es mir gänzlich bewusst geworden war, dass ICH jetzt wieder die Herrin meines eigenen Reiches war..........Alles in allem war dieser Gedanke doch überaus beruhigend für mich.
Nun bemerkte ich Gunnar an meiner Seite. Er hatte mich an der Hand gefasst, kurz in den Arm genommen, an sich gedrückt und auf die Wange geküsst. „Gratuliere. Siehst du. Alles ist gut.“ Er zwinkerte mir zu und ich sah in seinen Gedanken, dass da noch eine Frage war. Folglich blieb ich vor ihm stehen und sah ihn durchdringend und abwartend an. Er wusste, dass ich WARTE.
„Also, sagst du mir, was du mit dem Russen so ganz ins Geheim zu besprechen hattest?“
„Ich vermute Gunnar, du weißt es bereits.“
Gunnar stutzte und ich spürte ihn förmlich in meinem Gehirn.
„AHHH!“ Er schüttelte den Kopf und schien verärgert zu sein. „Du wolltest dir sicher sein, das er den Kontakt zu dir jetzt nicht gänzlich abbrechen wird.“
„Ja.“, sagte ich leise, aber dennoch bestimmt und drückte vertrauendvoll seine Hand. „Sei nicht böse deshalb. Er steht zu dieser anderen Frau und dem Kind. Es wird keine Intimitäten mehr zwischen uns geben. Somit hast du keinen Grund mehr auf ihn eifersüchtig zu sein.“, log ich Gunnar an. Was, von meinem Standpunkt aus gesehen, das Beste für uns alle war.
Manchmal sind kleine Not-Lügen nötig, um den Frieden zwischen den Menschen zu bewahren!

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Gunnar hat sich dann rasch auf den Weg zurück nach Stockholm gemacht.
Ich bin hier im Zentrum geblieben. Im Büro und mit Derek. Dort habe ich geschrieben.
Zudem versprach ich Derek, heute Nacht hier zu bleiben und gegebenenfalls erst Morgen zurück zu fahren. Er hat ohnehin noch viel zu tun. Thomas weist ihn ein. Sein Job im Sicherheitsteam ist somit beendet.