Am
Vormittag blieben wir alle noch im Haus.
Gunnar ist
sogar beinahe handgreiflich geworden. Er
packte mich im Genick und erzwang einen Kuss. Zeigte sich hier etwa der wahre
Charakter Gunnars? Ein Stück von seiner Dunkelndheit? Oder ist es nur die Angst
mich zu verlieren, was ihn so grob werden ließ. Denn seine Worte in diesem
Moment sprachen dafür. „Lass dir nicht einfallen mich zu verlassen. Hörst du
mich?!“ Was jedoch genauso ein gewisses Besitzdenken implizieren könnte und ebenso
die männlich gekränkte Eitelkeit.
Ich weiß
es nicht und sehe diese kurze Begebenheit trotz alledem noch von seiner guten
Seite. Zumindest versuchte ich es. Denn dergleichen war noch nie passiert.
Und als
Gunnar mich so festen Griffes hielt, kam Derek herein und entspannte die
brenzlige Lage.
Marie war
angesichts dieser überaus besorgt. Obgleich sie sich selbst ebenfalls dafür
aussprach, dass Gunnar mir nicht wirklich und in jedem Fall gut tun würde.
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Nachmittags
war ich mit Derek, Marie, Henrik und den Kindern shoppen. Wo Gunnar und Alexa
gewesen waren, weiß ich nicht und ich fragte gleichwohl nicht danach, als ich
Gunnar am nächsten Tag wieder sah. Für den Moment war es mir gleichgültig
geworden!
In jedem
Fall sind sie spät nach Mitternacht zurückgekommen. Denn als wir anderen alle,
so gegen zwei, zu Bett gehen wollten, waren die beiden noch immer nicht wieder
hier.
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Und wieder
„schlief“ ich ausschließlich mit Derek in einem Bett. Nicht mehr.
Am Morgen
jedoch, blieben wir noch lange nebeneinander liegen. Dösten vor uns hin und
dann.....war es doch, nach langen Wochen, endlich soweit, dass Derek in mich
schlüpfte. Zweimal an diesen Morgen. So sanft und liebevoll wie stets. Überaus
angenehm!
Unerwarteter
Weise traf ich Gunnar gleich nachdem ich so gegen halb zehn das Foyer betrat.
Er schlug ebenfalls den Weg zur Küche ein. Ich gab mich übellaunig. Er kam auf
mich zu und wollte nach mir greifen. Zumindest dachte ich das. Ich hingegen
nahm eine Abwehrstellung ein und fauchte: „Geh weg! Verschwinde!“ Ich nahm den
Geruch von Schweiß und anderen Köperflüssigkeiten an ihm wahr.
Gunnar
lachte und ging an mir vorüber. „Woher weißt du überhaupt, dass ich zu dir
kommen wollte? Außerdem stinkst du genauso wie ich.“ Er grinste. Hatte meine
Gedanken gelesen.
Seine
Worte jedoch, trafen mich....empfindlich unerwartet hart. DAS hatte er noch nie
zu mir gesagt.
Nun war
mein Zorn geweckt. Kontemporär jedoch nahm ich ein Gefühl der Ängstlichkeit
wahr. ANGST, dass ich ihn tatsächlich verlieren könnte. Denn das wollte ich
offenkundig doch nicht riskieren. Schließlich verschwand eine so große Liebe
nicht von einem Tag auf den andere. Dies war mir mehr als bewusst!
Ich war
verärgert und trotzte. Wendete und ging zurück zu Derek, der....gerade die
Treppe herunter kam. Gunnar war in die Küche zu Marie und den Kinder gegangen.
Kam nun aber wieder zurück und hatte Óðinn Aron auf dem rechten Arm. Genau genommen nannten sie
ihn jetzt nur noch Óðinn. Gunnar winkte Derek zu sich. „Ich muss mit dir
reden.“
Derek sah kurz
zu mir und nickte Gunnar mit dem Kopf. Dann verschwanden die beiden, mit dem
Kind, vor die Tür. Ich sah sie auf der Veranda stehen und debattieren.
Allerdings dauerte es nicht lange und sie kamen wieder herein.
„Rea. Komm zu
uns. Du musst etwas entscheiden.“
OH! Musste ICH
das?
Wir drei, oder
besser vier, liefen aufeinander zu und blieben voreinander stehen.
„Was ist?“,
fragte ich ein wenig gereizt. Angesichts der angespannten Lage.
„Ich habe
Derek einen Vorschlag unterbreitet.“, begann nun Gunnar zu reden. Ich sah ihn
erwartungsvoll an. „Ich möchte dich mit Derek teilen. Solange es eben geht und
DU kannst dich jeweils entscheiden, wo du sein magst.“
Ich sah zu
Derek hinüber und nahm seine missbilligenden Blicke, Gunnars Angebot gegenüber,
wahr.
„Es würde
nichts an der Situation ändern, wie sie bisher war.“, räumte Derek ein.
Gunnar zuckte
mit den Schultern. „Ich will Rea nicht verlieren. Ich liebe sie! Das verstehst
du doch. Oder?“
Derek
wendete sich Kopf schüttelnd ab. Er hielt Gunnar offensichtlich für einen
Lügner. Insbesondere, was seine Liebe zu mir betraf.
„Was?!“,
rechtfertigte sich Gunnar, ohne dass Derek etwas sagte. Er hatte die Schulter
nach oben gezogen und die Arme ausgebreitet. Derek hingegen, hatte offensichtlich
NUR gedacht.
„Es
gibt verschiedene Arten zu lieben. Und ich liebe meine Frau.“
„Und
was ist mit der Anderen?“, fragte Derek anklagend und provokant an meiner
statt.
„Ich
liebe sie ebenfalls. Nur eben NICHT wie Rea. Aber das hatten wir doch bereits so
oft schon diskutiert. Nicht wahr Rea? Meine Liebe zu Dir geht so tief und durch
so viele Leben. Ich bin so glücklich, dich gefunden zu haben. WIR werden uns
niemals trennen!“
Ich
sah wie Derek mit seiner Fassung rang.
Marie
trat in die Tür mit Inula Castanea auf dem Arm und beobachtete die Szenerie.
Und
im selben Augenblick kam Alexa dazu.
„Warum
lassen wir deine Konkubine nicht über unser aller Schicksal entscheiden?“
Derek
musste außer sich vor Zorn sein, wenn er dermaßen entgleisende Empfehlungen gab.
Alexa
lachte. Was sie zu sagen hatte, war mich gleichwohl klar. Auch ohne das sie nur
ein einziges Wort über ihre Lippen brachte.
Gunnar
sah zu Alexa hinauf. „Sie ist nicht meine Konkubine!“, verteidigte er sie.
„Was
dann?“, stimmte ich ebenso mit ein.
Gunnar
funkelte mich zornig an. Dann neigte er den Kopf ein wenig und setzte ein doch
eher gekünsteltes Lächeln auf. „Meine zweite Frau natürlich.“
Sollte
DAS etwa ein Friedenssahngebot sein?
Wohl kaum!
Nun
gab Gunnar Veronica Turner das Kind. „Komm Rea, ich würde gern mit dir alleine
reden.“
Ich
war unwillig. Gab seiner Bitte jedoch nach und sah im Augenwinkel, wie Kevin in
die Küche rollte. Er musste ebenfalls dieses ganze Theater beobachtet haben.
Es
kam, wie es kommen musste. Gunnar wickelte mich ein. Ich ließ mich von ihm
berühren und küssen. Obwohl er noch immer nicht geduscht hatte.
Er
lachte. „Ich gehe gleich. Aber du gehst auch.
Derek
folgte mir nach oben. „Du weiß genau wie das endet, wenn du ihm wieder
verzeihst.“
Ich
hob die Hände und drehte meinen Kopf zur Seite. „Bedränge mich nicht.“
Nun
tat Derek es mir gleich. „DAS würde ich niemals tun. Das weiß du doch. Nur
dachte ich, dass wir dieses Mal weiter gekommen wären.“
„Ich
werde keine voreiligen Entscheidungen mehr treffen. Es ging schon einmal
schief. Vielleicht erinnerst du dich, was ich dir erzählte. Ich ließ Gunnar
sogar vor dem Altar stehen und rannte zurück zu meinem Spanier, weil ich
dachte......Nein, weil ich ihn nicht verlassen wollte.“
„Du
dachtest es! Du warst aus Gewohnheit nicht in der Lage ihn endgültig zu
verlassen?“
„Nein.
Ich liebte ihn noch.“, erwiderte ich leise. „Er halte mich ebenfalls so viele
Male betrogen. Dennoch blieb ich bei ihm, oder kehrte immer wieder zu ihm zurück.“
„Und
am Ende bist du doch zu Gunnar gegangen?“
„Ja!
Und genau DAS müsste dir doch Hoffnung geben. Also bedränge mich nicht!“
Für
mich war das Gespräch beendet. Ich ging duschen und ließ Derek stehen.
Wir
trafen uns allesamt in der Küche wieder und es war überaus problematisch die
korrekte und der Situation angepasste Sitzordnung zu finden. Denn Gunnar
beanspruchte, als mein Ehemann, den Platz neben mir. Derek jedoch ebenso.
Infolgedessen wurde ich flankiert. Kevin saß mir gegenüber und schmunzelte nur.
„Genießt
du es, wenn sich die Männer wieder einmal um dich raufen?“, fragte Marie und
ich verstand nicht, wie SIE mir in diesem Moment in den Rücken fallen konnte
mit einer derart kompromittierenden Frage. Wieso tat sie das? Ich dachte, wir
wären wieder Freundinnen geworden?
Derek
schmollte und ich fand, er war zu Recht enttäuscht.....von mir. Aber um Himmels
Willen, WAS hatte ER denn erwartet??? Das ich Gunnar noch Augenblicklich
verließ?
Während
des Frühstückes wiederholte Gunnar sein Angebot.
„Nun.
Dann bleibt eben alles wie es ist.“ Derek war die Desillusionierung deutlich
anzumerken. Wie konnte ich nur diese Situation noch retten???
„Und
ich leite mit Derek das Zentrum.“, warf Kevin urplötzlich ein und wir alle
starten ihn an. Im nächsten Augenblick jedoch, dankte ich ihm dafür und ich
ging sofort darauf ein.
„Ah!
Dann hast du dich also entschieden?“
Er
grinste und schnaufte ein wenig. „Ich denke schon.“
„Was
sagst du dazu Derek?“
Er
nickte. „Ja natürlich. Ich würde mich freuen.“
„Lebt
es doch einfach aus, ihr beiden! Lebt zusammen, solange ihr es wollte. Tage,
Wochen im Zentrum.“ begann Gunnar nun wieder die selbe Diskussion. Ich wusste
nicht, was ich darauf antworten sollte. Derek ebenso wenig. DAS sah ich ihm an.
Kevin kratzte sich verlegen am Kopf. Henrik schmunzelte und Marie ebenfalls.
„Gunnar
liebt dich und will dich nicht verlieren. Lässt dir stattdessen freien Lauf.“,
begann Marie offensichtlich noch einmal gegen mich zu arbeiten. Ich verstand
nicht, welcher Motivation diese Zynik entsprang? Hatte sie erneut die Seiten
gewechselt???? Warum tat sie DAS nur?
Ich
sah Gunnar an. „Ist es nicht so, dass dein Selbstlosigkeit doch eher dem
Eigennutz entspringt?“
Derek
grinste und sah mich von unter her an.
Gunnar
lachte. „Ja natürlich. Das weißt du doch.“
Ich
denke, er wollte die Situation nicht erneut eskalieren lassen und SICH keinesfalls
bloß stellen.
„Ja.
Natürlich.“, wiederholte ich seine Worte. „Dann hast DU selbstverständlich die
Möglichkeit ebenfalls zu tun, was immer du willst. Nicht wahr?!“
Gunnar
hob die Hand und streichelte mir die Wange. „Rea, das hatten wir doch alles schon.
Wozu noch unnötig streiten.“
Ich
sah ihn fragend an und hob die Schultern.
„Es
ändert sich nichts. Jeder lebt sein Leben und WIR, trennen uns
selbstverständlich nicht wegen irgendwelcher Lappalien.“, antwortete er mir auf
meinen fragenden Blick.
Ups!
Dies war ein klarer Affront Alexa gegenüber. DIE sich gleichwohl noch im selben
Augenblick echauffierte. Sie knallte das Messer auf den Teller und sah Gunnar
zornig an. „Lappalie?“
Derek
stand ebenfalls der Zorn ins Gesicht geschrieben und Enttäuschung obendrein. Er
stimmte jetzt ebenfalls mit ein und richtete sein Wort an mich. „Bin ICH eine
Lappalie für dich Rea?“
„Nein.
Natürlich nicht!“
„Sehr
beruhigend.“, antwortete er mir. Jedoch auf seinem Gesicht zeigte sich Zynik.
Was ich durchaus verstand. Nur vermochte ich mich nicht gänzlich für ihn zu
entscheiden. Noch nicht.....vielleicht. Andererseits sah ich mich ebenso wenig
von Gunnar getrennt. Ich denke, letztendlich....kann ich es nicht.
Als
ich mit Derek im Anschluss an unser gemeinsames Frühstück allein gewesen war,
suchte ich ihn zu beruhigen. Was mir nur mäßig gelang. Er ließ mich seine
Enttäuschung spüren.
Ich
verstand.
Allerdings
gedachte ich dies NICHT SO stehen zu lassen. Ich konnte es nicht ertragen,
Derek so zornig zu sehen.
Am
Ende war es MEINE Schuld. Ich hätte ihn nicht hier her einladen dürfen.....aus
einem eifersüchtigen, voreiligen Impuls heraus.
„Derek
bitte, lass mir Zeit. Wir können im Zentrum doch eine so wunderbare Zeit
zusammen verbringen und sind zudem noch ungestört. Und wie lange ich dort
bleibe, liegt schließlich in meiner Hand.“
Derek
sah mich nur unwillig und zweifelnd an. „ Ja. Können wir.“, sagte er
schließlich, und ich denke, es war, um das Gespräch zu beenden.
Nun gut.
Bei Derek war im Augenblick nichts zu retten. Ich ging zu Marie, um sie zur
Rede zu stellen.
„Ich
dachte, du warst gestern noch der Meinung, dass Gunnar mir nicht gut täte? Wie
konntest du heute nur seine Partei ergreifen?“
„Da habe
ich nicht.“
„Ach
nein?“
„Fakt ist,
dass Gunnar dich liebt. DAS steht nun wirklich außer Zweifel. Von seinen ganzen
Fehltritten einmal abgesehen.“
Ich
empörte mich.
„Was
willst du denn Rea. Es ist wie eh und je. Die Männer zerfleischen sich um
deinetwillen.“
„AHHH SO
ist DAS! Hierher weht der Wind! Aber hast Du nicht deine Liebe mit Henrik
gefunden? Und kannst du nicht sehen, wie ICH darunter leide was hier geschieht?“
„Jetzt
hör’ schon auf Rea! Es tut mir leid. Du hast Recht. Alte Gefühle kamen hoch als
ich die Männer um dich streiten sah und eigentlich will ich mich nicht mit dir
zanken. Im Gegenteil Ich dachte, wir versöhnen uns während deines Aufenthaltes
hier.“
„Das
dachte ich ebenfalls.“
Sie kam
auf mich zu und sah mir treuherzig in die Augen. „Verzeih, wenn ich dich
gekränkt habe. Es tut mir leid. Lass gut sein. Vertragen wir uns.“ Nun umarmte
sie mich und auch ich legte meine Arme zögerlich um ihre Schulter.
Gunnar und
Alexa kamen herein.
„Na also.
Geht doch. Vertragen wir uns alle wieder!“
Er kam zu
mir hin und drückte mich. Sah mir lächelnd in die Augen und küsste meinen Mund.
Alexa stand daneben und ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie leicht das Gesicht
verzog. Offensichtlich hatte sie sich von der ganzen Situation ebenso mehr
erwartet, als sie nun bekam. Was mich ein wenig versöhnlich stimmte. Nur Derek
tat mir leid. Andererseits, was wollte er mehr? Zumindest war er aufgestiegen.
Vom schlichten Wachmann zum Chef des ganzen. DAS sollte ihm vorläufig genügen. Gleichwohl
ich wusste, dass ihm das alles nicht wichtig gewesen wäre, wenn ich ihn als
Mann erwählt hätte.
Und wieder
stecke ich im gleichen Dilemma wie immer. Mich entscheiden zu
müssen,....zwischen.....Männern.
Zu allem
Überfluss informierte mich Wanja von der Geburt seiner (???) Tochter, Anastssija Eugenia , die am 1.
November dieses Jahres von seiner PR-Freundin geboren wurde.
Diese
Nachricht zog mich endgültig runter......
Gunnar
hingegen war glücklich über den derzeitigen Ausgang der Verhandlungen um mich.
Er hatte es geschafft. Ich bleibe, selbstverständlich, bei ihm. Und wenn Derek
es zulässt, werden wir gemeinsam mit Kevin das Zentrum leiten und ich werde
sicherlich und hoffentlich dort mit ihm noch viele fabelhafte Tage und Nächte
verbringen. Ich hoffe, es gelingt mir, ihn wieder gütig und offenherzigerer zu stimmten.