Freitag, 6. November 2015

Verhandlungen – Entscheidungen - Dilemma



Am Vormittag blieben wir alle noch im Haus.
Gunnar ist sogar beinahe  handgreiflich geworden. Er packte mich im Genick und erzwang einen Kuss. Zeigte sich hier etwa der wahre Charakter Gunnars? Ein Stück von seiner Dunkelndheit? Oder ist es nur die Angst mich zu verlieren, was ihn so grob werden ließ. Denn seine Worte in diesem Moment sprachen dafür. „Lass dir nicht einfallen mich zu verlassen. Hörst du mich?!“ Was jedoch genauso ein gewisses Besitzdenken implizieren könnte und ebenso die männlich gekränkte Eitelkeit.
Ich weiß es nicht und sehe diese kurze Begebenheit trotz alledem noch von seiner guten Seite. Zumindest versuchte ich es. Denn dergleichen war noch nie passiert.
Und als Gunnar mich so festen Griffes hielt, kam Derek herein und entspannte die brenzlige Lage.
Marie war angesichts dieser überaus besorgt. Obgleich sie sich selbst ebenfalls dafür aussprach, dass Gunnar mir nicht wirklich und in jedem Fall gut tun würde.

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Nachmittags war ich mit Derek, Marie, Henrik und den Kindern shoppen. Wo Gunnar und Alexa gewesen waren, weiß ich nicht und ich fragte gleichwohl nicht danach, als ich Gunnar am nächsten Tag wieder sah. Für den Moment war es mir gleichgültig geworden!
In jedem Fall sind sie spät nach Mitternacht zurückgekommen. Denn als wir anderen alle, so gegen zwei, zu Bett gehen wollten, waren die beiden noch immer nicht wieder hier.

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Und wieder „schlief“ ich ausschließlich mit Derek in einem Bett. Nicht mehr.
Am Morgen jedoch, blieben wir noch lange nebeneinander liegen. Dösten vor uns hin und dann.....war es doch, nach langen Wochen, endlich soweit, dass Derek in mich schlüpfte. Zweimal an diesen Morgen. So sanft und liebevoll wie stets. Überaus angenehm!

Unerwarteter Weise traf ich Gunnar gleich nachdem ich so gegen halb zehn das Foyer betrat. Er schlug ebenfalls den Weg zur Küche ein. Ich gab mich übellaunig. Er kam auf mich zu und wollte nach mir greifen. Zumindest dachte ich das. Ich hingegen nahm eine Abwehrstellung ein und fauchte: „Geh weg! Verschwinde!“ Ich nahm den Geruch von Schweiß und anderen Köperflüssigkeiten an ihm wahr.
Gunnar lachte und ging an mir vorüber. „Woher weißt du überhaupt, dass ich zu dir kommen wollte? Außerdem stinkst du genauso wie ich.“ Er grinste. Hatte meine Gedanken gelesen.
Seine Worte jedoch, trafen mich....empfindlich unerwartet hart. DAS hatte er noch nie zu mir gesagt.
Nun war mein Zorn geweckt. Kontemporär jedoch nahm ich ein Gefühl der Ängstlichkeit wahr. ANGST, dass ich ihn tatsächlich verlieren könnte. Denn das wollte ich offenkundig doch nicht riskieren. Schließlich verschwand eine so große Liebe nicht von einem Tag auf den andere. Dies war mir mehr als bewusst!
Ich war verärgert und trotzte. Wendete und ging zurück zu Derek, der....gerade die Treppe herunter kam. Gunnar war in die Küche zu Marie und den Kinder gegangen. Kam nun aber wieder zurück und hatte Óðinn Aron auf dem rechten Arm. Genau genommen nannten sie ihn jetzt nur noch Óðinn. Gunnar winkte Derek zu sich. „Ich muss mit dir reden.“
Derek sah kurz zu mir und nickte Gunnar mit dem Kopf. Dann verschwanden die beiden, mit dem Kind, vor die Tür. Ich sah sie auf der Veranda stehen und debattieren. Allerdings dauerte es nicht lange und sie kamen wieder herein.
„Rea. Komm zu uns. Du musst etwas entscheiden.“
OH! Musste ICH das?
Wir drei, oder besser vier, liefen aufeinander zu und blieben voreinander stehen.
„Was ist?“, fragte ich ein wenig gereizt. Angesichts der angespannten Lage.
„Ich habe Derek einen Vorschlag unterbreitet.“, begann nun Gunnar zu reden. Ich sah ihn erwartungsvoll an. „Ich möchte dich mit Derek teilen. Solange es eben geht und DU kannst dich jeweils entscheiden, wo du sein magst.“
Ich sah zu Derek hinüber und nahm seine missbilligenden Blicke, Gunnars Angebot gegenüber, wahr.
„Es würde nichts an der Situation ändern, wie sie bisher war.“, räumte Derek ein.
Gunnar zuckte mit den Schultern. „Ich will Rea nicht verlieren. Ich liebe sie! Das verstehst du doch. Oder?“
Derek wendete sich Kopf schüttelnd ab. Er hielt Gunnar offensichtlich für einen Lügner. Insbesondere, was seine Liebe zu mir betraf.
„Was?!“, rechtfertigte sich Gunnar, ohne dass Derek etwas sagte. Er hatte die Schulter nach oben gezogen und die Arme ausgebreitet. Derek hingegen, hatte offensichtlich NUR gedacht.
„Es gibt verschiedene Arten zu lieben. Und ich liebe meine Frau.“
„Und was ist mit der Anderen?“, fragte Derek anklagend und provokant an meiner statt.
„Ich liebe sie ebenfalls. Nur eben NICHT wie Rea. Aber das hatten wir doch bereits so oft schon diskutiert. Nicht wahr Rea? Meine Liebe zu Dir geht so tief und durch so viele Leben. Ich bin so glücklich, dich gefunden zu haben. WIR werden uns niemals trennen!“
Ich sah wie Derek mit seiner Fassung rang.
Marie trat in die Tür mit Inula Castanea auf dem Arm und beobachtete die Szenerie.
Und im selben Augenblick kam Alexa dazu.
„Warum lassen wir deine Konkubine nicht über unser aller Schicksal entscheiden?“
Derek musste außer sich vor Zorn sein, wenn er dermaßen entgleisende Empfehlungen gab.
Alexa lachte. Was sie zu sagen hatte, war mich gleichwohl klar. Auch ohne das sie nur ein einziges Wort über ihre Lippen brachte.
Gunnar sah zu Alexa hinauf. „Sie ist nicht meine Konkubine!“, verteidigte er sie.
„Was dann?“, stimmte ich ebenso mit ein.
Gunnar funkelte mich zornig an. Dann neigte er den Kopf ein wenig und setzte ein doch eher gekünsteltes Lächeln auf. „Meine zweite Frau natürlich.“
Sollte DAS etwa ein Friedenssahngebot sein? Wohl kaum!
Nun gab Gunnar Veronica Turner das Kind. „Komm Rea, ich würde gern mit dir alleine reden.“
Ich war unwillig. Gab seiner Bitte jedoch nach und sah im Augenwinkel, wie Kevin in die Küche rollte. Er musste ebenfalls dieses ganze Theater beobachtet haben.

Es kam, wie es kommen musste. Gunnar wickelte mich ein. Ich ließ mich von ihm berühren und küssen. Obwohl er noch immer nicht geduscht hatte.
Er lachte. „Ich gehe gleich. Aber du gehst auch.
Derek folgte mir nach oben. „Du weiß genau wie das endet, wenn du ihm wieder verzeihst.“
Ich hob die Hände und drehte meinen Kopf zur Seite. „Bedränge mich nicht.“
Nun tat Derek es mir gleich. „DAS würde ich niemals tun. Das weiß du doch. Nur dachte ich, dass wir dieses Mal weiter gekommen wären.“
„Ich werde keine voreiligen Entscheidungen mehr treffen. Es ging schon einmal schief. Vielleicht erinnerst du dich, was ich dir erzählte. Ich ließ Gunnar sogar vor dem Altar stehen und rannte zurück zu meinem Spanier, weil ich dachte......Nein, weil ich ihn nicht verlassen wollte.“
„Du dachtest es! Du warst aus Gewohnheit nicht in der Lage ihn endgültig zu verlassen?“
„Nein. Ich liebte ihn noch.“, erwiderte ich leise. „Er halte mich ebenfalls so viele Male betrogen. Dennoch blieb ich bei ihm, oder kehrte immer wieder zu ihm zurück.“
„Und am Ende bist du doch zu Gunnar gegangen?“
„Ja! Und genau DAS müsste dir doch Hoffnung geben. Also bedränge mich nicht!“
Für mich war das Gespräch beendet. Ich ging duschen und ließ Derek stehen.

Wir trafen uns allesamt in der Küche wieder und es war überaus problematisch die korrekte und der Situation angepasste Sitzordnung zu finden. Denn Gunnar beanspruchte, als mein Ehemann, den Platz neben mir. Derek jedoch ebenso. Infolgedessen wurde ich flankiert. Kevin saß mir gegenüber und schmunzelte nur.
„Genießt du es, wenn sich die Männer wieder einmal um dich raufen?“, fragte Marie und ich verstand nicht, wie SIE mir in diesem Moment in den Rücken fallen konnte mit einer derart kompromittierenden Frage. Wieso tat sie das? Ich dachte, wir wären wieder Freundinnen geworden?
Derek schmollte und ich fand, er war zu Recht enttäuscht.....von mir. Aber um Himmels Willen, WAS hatte ER denn erwartet??? Das ich Gunnar noch Augenblicklich verließ?
Während des Frühstückes wiederholte Gunnar sein Angebot.
„Nun. Dann bleibt eben alles wie es ist.“ Derek war die Desillusionierung deutlich anzumerken. Wie konnte ich nur diese Situation noch retten???
„Und ich leite mit Derek das Zentrum.“, warf Kevin urplötzlich ein und wir alle starten ihn an. Im nächsten Augenblick jedoch, dankte ich ihm dafür und ich ging sofort darauf ein.
„Ah! Dann hast du dich also entschieden?“
Er grinste und schnaufte ein wenig. „Ich denke schon.“
„Was sagst du dazu Derek?“
Er nickte. „Ja natürlich. Ich würde mich freuen.“
„Lebt es doch einfach aus, ihr beiden! Lebt zusammen, solange ihr es wollte. Tage, Wochen im Zentrum.“ begann Gunnar nun wieder die selbe Diskussion. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Derek ebenso wenig. DAS sah ich ihm an. Kevin kratzte sich verlegen am Kopf. Henrik schmunzelte und Marie ebenfalls.
„Gunnar liebt dich und will dich nicht verlieren. Lässt dir stattdessen freien Lauf.“, begann Marie offensichtlich noch einmal gegen mich zu arbeiten. Ich verstand nicht, welcher Motivation diese Zynik entsprang? Hatte sie erneut die Seiten gewechselt???? Warum tat sie DAS nur?
Ich sah Gunnar an. „Ist es nicht so, dass dein Selbstlosigkeit doch eher dem Eigennutz entspringt?“
Derek grinste und sah mich von unter her an.
Gunnar lachte. „Ja natürlich. Das weißt du doch.“
Ich denke, er wollte die Situation nicht erneut eskalieren lassen und SICH keinesfalls bloß stellen.
„Ja. Natürlich.“, wiederholte ich seine Worte. „Dann hast DU selbstverständlich die Möglichkeit ebenfalls zu tun, was immer du willst. Nicht wahr?!“
Gunnar hob die Hand und streichelte mir die Wange. „Rea, das hatten wir doch alles schon. Wozu noch unnötig streiten.“
Ich sah ihn fragend an und hob die Schultern.
„Es ändert sich nichts. Jeder lebt sein Leben und WIR, trennen uns selbstverständlich nicht wegen irgendwelcher Lappalien.“, antwortete er mir auf meinen fragenden Blick.
Ups! Dies war ein klarer Affront Alexa gegenüber. DIE sich gleichwohl noch im selben Augenblick echauffierte. Sie knallte das Messer auf den Teller und sah Gunnar zornig an. „Lappalie?“
Derek stand ebenfalls der Zorn ins Gesicht geschrieben und Enttäuschung obendrein. Er stimmte jetzt ebenfalls mit ein und richtete sein Wort an mich. „Bin ICH eine Lappalie für dich Rea?“
„Nein. Natürlich nicht!“
„Sehr beruhigend.“, antwortete er mir. Jedoch auf seinem Gesicht zeigte sich Zynik. Was ich durchaus verstand. Nur vermochte ich mich nicht gänzlich für ihn zu entscheiden. Noch nicht.....vielleicht. Andererseits sah ich mich ebenso wenig von Gunnar getrennt. Ich denke, letztendlich....kann ich es nicht.

Als ich mit Derek im Anschluss an unser gemeinsames Frühstück allein gewesen war, suchte ich ihn zu beruhigen. Was mir nur mäßig gelang. Er ließ mich seine Enttäuschung spüren.
Ich verstand.
Allerdings gedachte ich dies NICHT SO stehen zu lassen. Ich konnte es nicht ertragen, Derek so zornig zu sehen.
Am Ende war es MEINE Schuld. Ich hätte ihn nicht hier her einladen dürfen.....aus einem eifersüchtigen, voreiligen Impuls heraus.
„Derek bitte, lass mir Zeit. Wir können im Zentrum doch eine so wunderbare Zeit zusammen verbringen und sind zudem noch ungestört. Und wie lange ich dort bleibe, liegt schließlich in meiner Hand.“
Derek sah mich nur unwillig und zweifelnd an. „ Ja. Können wir.“, sagte er schließlich, und ich denke, es war, um das Gespräch zu beenden.


Nun gut. Bei Derek war im Augenblick nichts zu retten. Ich ging zu Marie, um sie zur Rede zu stellen.
„Ich dachte, du warst gestern noch der Meinung, dass Gunnar mir nicht gut täte? Wie konntest du heute nur seine Partei ergreifen?“
„Da habe ich nicht.“
„Ach nein?“
„Fakt ist, dass Gunnar dich liebt. DAS steht nun wirklich außer Zweifel. Von seinen ganzen Fehltritten einmal abgesehen.“
Ich empörte mich.
„Was willst du denn Rea. Es ist wie eh und je. Die Männer zerfleischen sich um deinetwillen.“
„AHHH SO ist DAS! Hierher weht der Wind! Aber hast Du nicht deine Liebe mit Henrik gefunden? Und kannst du nicht sehen, wie ICH darunter leide was hier geschieht?“
„Jetzt hör’ schon auf Rea! Es tut mir leid. Du hast Recht. Alte Gefühle kamen hoch als ich die Männer um dich streiten sah und eigentlich will ich mich nicht mit dir zanken. Im Gegenteil Ich dachte, wir versöhnen uns während deines Aufenthaltes hier.“
„Das dachte ich ebenfalls.“
Sie kam auf mich zu und sah mir treuherzig in die Augen. „Verzeih, wenn ich dich gekränkt habe. Es tut mir leid. Lass gut sein. Vertragen wir uns.“ Nun umarmte sie mich und auch ich legte meine Arme zögerlich um ihre Schulter.
Gunnar und Alexa kamen herein.
„Na also. Geht doch. Vertragen wir uns alle wieder!“
Er kam zu mir hin und drückte mich. Sah mir lächelnd in die Augen und küsste meinen Mund. Alexa stand daneben und ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie leicht das Gesicht verzog. Offensichtlich hatte sie sich von der ganzen Situation ebenso mehr erwartet, als sie nun bekam. Was mich ein wenig versöhnlich stimmte. Nur Derek tat mir leid. Andererseits, was wollte er mehr? Zumindest war er aufgestiegen. Vom schlichten Wachmann zum Chef des ganzen. DAS sollte ihm vorläufig genügen. Gleichwohl ich wusste, dass ihm das alles nicht wichtig gewesen wäre, wenn ich ihn als Mann erwählt hätte.
Und wieder stecke ich im gleichen Dilemma wie immer. Mich entscheiden zu müssen,....zwischen.....Männern.

Zu allem Überfluss informierte mich Wanja von der Geburt seiner (???) Tochter, Anastssija Eugenia , die am 1. November dieses Jahres von seiner PR-Freundin geboren wurde.
Diese Nachricht zog mich endgültig runter......
Gunnar hingegen war glücklich über den derzeitigen Ausgang der Verhandlungen um mich. Er hatte es geschafft. Ich bleibe, selbstverständlich, bei ihm. Und wenn Derek es zulässt, werden wir gemeinsam mit Kevin das Zentrum leiten und ich werde sicherlich und hoffentlich dort mit ihm noch viele fabelhafte Tage und Nächte verbringen. Ich hoffe, es gelingt mir, ihn wieder gütig und offenherzigerer zu stimmten.