Samstag, 28. November 2015

Gewohnte Gefilde und „Lauffeuer“



Es ist schön wieder hier in Schweden zu sein. Auch wenn ich die Kälte, im Gegensatz zum angenehmen Klima von New Orleans, im Augenblick im Übermaße wahrnehme. Es ist in jedem Fall eine Frage der „Gewöhnung“. In ein paar Tagen hat sich mein Körper an die hiesigen Verhältnisse angepasst. Infolgedessen sollte ich ihn mit anderen Belangen nicht überstrapazieren.

Mit Gunnar „vertrage“ ich mich natürlich soweit. Was sonst. Der Streitpunkt ist nach wie vor seine Konkubine, oder andere Frauen.
Hier vermag ich es zumindest wieder abzulehnen, mit Alexa an einem Tisch zu essen. Daher speisen Gunnar und ich nun ab und an NICHT mehr gemeinsam.

Nach den Stunden der Erholung begab ich mich heute zum Zentrum. „Warnte“ Thomas jedoch vor. Überließ dem Koch schon einmal meine Wünsche zum Lunch und ließ in aller Kürze mein Haus für den sofortigen Gebrauch herrichten.

Als Erste traf ich Sara Sjögren. Sie winkte von weitem und ich bat sie sich kurz zu mir an den Tisch zu setzen.
Überhaupt ist es eigenartig, all die Menschen hier wieder zu sehen, die mir allesamt freundlich zunicken, und vor allem mit dem Wissen, dass ich in Kürze erneut die Chefin des Zentrums sein werde.
Sie tat sehr souverän, jedoch ebenso verschwörerisch. Es gab offensichtlich „Gerüchte“, das Thomas fort gehen wolle.
„Stimmt es? Ist es wahr? Und was wird dann....aus uns?“
„Beruhige dich Sarah.“, sagte ich lachend zu ihr. „ICH werde das Zentrum übernehmen.“
Sich griff nach meiner Hand und drückte sie. „Haachhh! Was bin ich froh!“. Nun lachte sie ebenfalls. „Dann wirst du wieder öfter hier im Zentrum sein?“
„Ja.“, bestätigte ich ihre Vermutung. „Ist anzunehmen.“
Ich haderte noch mit mir, ob ich ihr weitere Informationen geben sollte oder nicht. Denn ich wusste genau, dass sie dann die Runde machen würden.
Aber warum nicht. Womöglich trug das dazu bei, dass sich die Angestellten wieder sicherer fühlten, nach all den Gerüchten.
„Ich werde es allerdings nicht allein meistern. Es wird sich in der Leitung des Zentrums etwas ändern.“
„Huch! Was nun?“ Sie hatte sich ihre linke Hand auf die Brust gelegt und sah mich abwartend an.
Ich räusperte mich und sah sie meinerseits abschätzend an. Nicht, dass ich es etwa bewusst hätte spannend machen wollen. Nein. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich die weiteren Mitglieder der neuen Leitung preisgeben sollte. Aber warum nicht. Früher oder später würden es die Angestellten ohnehin erfahren.
„Derek wird mir im Wesentlichen zur Hand gehen. Und Kevin.“
„Kevin?“
„Der Mann im Rollstuhl aus Deutschland.“
„Ahh“ Ja. Ich weiß. Er wird dann hier wohnen?“
„Vermutlich.“ Ich atmete kurz tief ein und blies die Luft hörbar wieder heraus. „Es ist so beschlossen worden und geplant. Nur hat Kevin vorher noch einige Personen von seinem Vorhaben zu überzeugen, was allerdings nicht leicht werden wird. Warten wir es ab.“
„Und was ist mit Gunnar?“
„Er wird weiterhin in der Firma meines Vaters arbeiten und in Stockholm, in unserem Apartment, wohnen bleiben. Wo ich sicherlich ebenso die Hälfte der Zeit verbringen werde. Die Andere allerdings, bin ich wieder hier im Zentrum.“
„Das ist gut. Freut mich echt! Dann können wir ja mal wieder schnacken.“ Sarah grinste mich an und im selben Augenblick kam Derek zur Tür herein und zu uns an den Tisch. Sarah stand auf. Grinste, winkte mir kurz noch einmal zu und ging. Derek setzte sich und gab mir einen wagen Kuss auf die Wange.
„Alles okay?“
 Ich nickte.
„Warst du schon bei Thomas?“
„Nein. Wir gehen dann gemeinsam zu ihm.“

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Ich hatte Wanja eine Nachricht zukommen lassen, dass es so allmählich an der Zeit wäre, die Angelegenheiten mit dem Zentrum zu regeln. Bisher noch keine Antwort.
In jedem Fall bin ich guter Hoffnung, dass er sich alsbald melden wird. Sprach er doch jüngst selbst davon, dass er mich zu treffen wünscht.

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Auf dem Weg zu Thomas, den ich mit Derek ging, traf ich unerwartet eine alte Bekannte und ehemalige Konkubine von Gunnar. Die genau genommen seit Juli diesen Jahres schlicht und einfach verschwunden war. LARA.
Sie kam Freude strahlend auf mich zu gelaufen, als sie mich sah. Umarmte mich wie eine Freundin und begann sich BEI MIR zu entschuldigen.
„Es tut mir leid, dass ich damals ohne Abschied gegangen bin.“ Sie erklärte sich und wandt sich, ohne wirklich zum Punkt zu kommen. Ich brach die Unterhaltung dann höflich ab. „Es tut mir leid Lara. Aber ich bin mit Thomas verabredet. Hat mich gefreut dich wieder zu sehen.“, was es eigentlich NICHT hatte. Aber gleichgültig! In jedem Fall würde ich Gunnar davon nichts berichten. Er würde es ohnehin früh genug erfahren. Wenn er es nicht schon wusste.
Unterdessen hatte ich Dereks Verlegenheit nicht bemerkt. Was mir NUN explizit an seinem Gesichtsausdruck auffiel.
Ich stutzte. „Was hast Du?“, fragte ich ihn.
Derek schnauft. Schien zu zögern.
„Rede bitte mit mir.“, forderte ich ihn auf.
„Weißt du, sie hat versucht mich anzumachen.“
Ich stand verdattert da und traute meinen Ohren nicht. „Was? Wie bitte? Sie hat.....?“
„Ja. Ich sagte ihr jedoch klipp und klar, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Was sie jedoch offensichtlich NICHT daran hindert damit fort zu fahren.“
Ich überlegte kurz. Sie konnte jedoch nicht wissen dass Derek demnächst der Chef des Zentrums sein würde. Unmöglich. Oder hatte sie es vornehmlich auf meine Männer abgesehen. Vielleicht eine merkwürdige Art von Stalking. Schließlich weiß man nie, was in den Köpfen mancher Leute so vorgeht!
„Du hast also nicht vor ihrem Drängen nachzugeben?“
Derek blieb stehen und sah mir mitten ins Gesicht. Er war ärgerlich. „Wie kommst du denn darauf! Selbstverständlich nicht. Ich liebe DICH Rea. Ich brauche keine andere Frau und will sie auch nicht!“
„Okay.“, beruhigte ich ihn.  „Nur finde ich es schon einigermaßen kurios, dass sie meinen Männern nachstellt.“
„Ja. Allerdings. Genau DAS fand ich auch.“
Derek hatte infolgedessen sofort kombiniert und erkannt, dass da etwas bei Lara neben der Spur zu laufen schien. Dass ihr Interesse an ihm offenkundig NICHT seiner Person, sondern doch eher ihm als einen meiner Männer galt. Was mich schmunzeln ließ. Er war also doch ein cleveres Bürschchen. Nichts anderes hätte ich von ihm erwartet!

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Es war schön Thomas wieder zu sehen! Jedoch wurde noch nichts Wesentliches geklärt oder festgelegt. Es ging ausschließlich um Oberflächlichkeiten. Um eine vages Gerüst dessen, wie wir die Angelegenheit der Übernahme zu tätigen gedachten. Denn die wichtigste Komponente fehlte schließlich noch. Wanja. Mit ihm steht und fällt alles. Selbstredend nehme ich keineswegs an, dass er sein Angebot zurückziehen wird. Das sähe ihm nicht ähnlich. Schließlich geht es hier nicht NUR um mich! Und Wanja selbst war und ist ein Ehrenmann.

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Anschließend kam ich mit Derek hier her in mein Haus.
Wir schmusten ein wenig und redeten miteinander. Ich skypte noch kurz mit Ian und schrieb.
„Bleibst du hier?“, fragte mich Derek dann.“
„Ja. Selbstverständlich.“
„Dann melde ich mich bei Ryan ab.“
„Tue das nur.“ Ich lächelte ihm zu, während ich die Tastatur malträtierte.
Einige Minuten später hörte ich Derek neben mir auflachen. Ich hielt inne und sah ihn fragend an. Er stellt sein Handy auf laut und sagte: „Ryan, Rea hört mit. Sag’ doch bitte noch einmal, was du mir gerade sagtest.“
„Oh! Rea! Hallo! Schön dass du wieder da bist. Ich sagte gerade zu Derek, dass ich ihm wohl besser jetzt frei gebe und seine Wünsche erfülle, wo er doch bald mein Chef sein wird.“
„AHHH! Woher weißt Du denn das?“ Ich war total überrascht! Es scheint sich wie ein Lauffeuer herum gesprochen zu haben. Von Sarah ausgehend. Innerhalb von zwei Stunden wissen es die meisten bereits, dass ich alsbald wieder die Chefin hier sein werde und Derek samt Kevin meine unmittelbaren Mitarbeiter.
Wir lachten alle drei herzlichst!