Gunnar
schien sich tatsächlich um mich zu sorgen. Fragte beständig nach, wie es mir
ging und wich kaum mehr von meiner Seite. War nur kurz mit Alexa auf dem
Grundstück unterwegs, um ihr alles zu zeigen.
Ich ging
derweil mit Kevin spazieren. Ein kleines Stück. Lies mir von Marie die Haare
waschen und lachte viel mit ihr. Natürlich fragte sie nach Alexa und WIE ich
das auf Dauer verkraften könne.
„Du weißt
doch, Gunnar war schon immer so. Er denkt, es sei NORMAL, mehrere Frauen haben
zu können.“, sagte ich zu diesem Zeitpunkt noch scherzhaft zu Marie.
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Den Rest
des Tages war ich Alexa gegenüber ein wenig gütiger gestimmt. Nicht mehr so
zänkisch. War sogar bereit mich mit ihr ein wenig zu unterhalten. Des lieben
Frieden Willens. Konnte aber dennoch nicht umhin, sie darauf hinzuweisen, dass
er SIE ebenso betrog mit anderen. Sie erwiderte nur: „Ich weiß.“, und senkte
den Blick.
„Und du
nimmst es hin?“, wurde sie nun doch recht mutig.
„Wieso
nicht? Ich liebe ihn. Oder denkst du ich verlasse ihn deswegen?“ Sie schien ein
wenig zu schmunzeln, was mich ärgerlich werden ließ.
„Gunnar
ist nun einmal wie er ist.“, wandt ich mich heraus. Nur, um eine Antwort zu
geben. „Er erwartet, dass ich dich in unser Leben lasse und ihn mit dir teile.“
„Du
scheinst aber nicht sonderlich gewillt zu sein.“
„Wärest du
es denn an meiner statt?“
Stille und
ein fast spöttelndes Lächeln. Ihre Augen blitzten.
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Am Abend
saßen wir in gewohnter Formation beieinander und ich war schon beinahe geneigt,
erneut einige freundliche Worte an Alexa zu richten, als es an der Tür läutete.
Derek kam
an. Henrik war gegangen um ihm zu öffnen. Denn Marie, Veronica Turner und
Gunnar waren noch mit den Kindern beschäftigt. Für sie war es schließlich Zeit
zu Bett zu gehen.
Derek
hatte seine Koffer draußen am Treppenaufgang abgestellt und hatte den langen
Weg durch die Halle genommen. Und als er so urplötzlich zur Tür herein trat,
bedurfte es nur eines einzigen Augenblickes und es traf mich wie ein Blitz. Wie
eine gespannte Feder sprang ich auf, rannte ihm entgegen und fiel ihm um den
Hals.
Er selbst
schien beinahe verlegen, angesichts des stürmischen Empfanges. Legte nur
zaghaft seine Hände um meine Hüften und gab mir einen Kuss. Ich, hielt ihn ganz
fest und drückte ihn.
Gunnar sagte
nur beiläufig Hallo und Marie zwinkerte ihm freundlich zu.
„Komm, ich
zeige dir dein Zimmer.“, sagte ich zu ihm und wir gingen die Treppen nach oben.
Aber nur für kurze Zeit.
Ich hätte
es niemals für möglich gehalten, dass mich die Wucht der Gefühle zu ihm, so
derart überwältigen konnte. Ich war so glücklich, so überglücklich, dass er nun
bei mir war.
Genau ab
diesem Augenblick fiel die Liebe zu Gunnar in sich zusammen. Da war so viel
Frust, Ärger, ja sogar Hass, augrund der jahrelangen Demütigungen.
Meine
ganze Zuneigung galt ab diesen Moment.....Derek Moore.
Wir waren
nur einige Minuten im Obergeschoß gelblieben. Gerade so viel Zeit, dass Derek
seine Koffer abstellen und sich kurz frisch machen konnte. Gleich anschließend
gingen wir gemeinsam zu den anderen.
Ich setzte
mich jedoch nicht wieder an Gunnar Seite. Ich wollte, dass Derek neben mir
sitzt. Auf der Couch, neben Gunnar und Alexa, wäre nur noch Platz für mich gewesen.
Infolgedessen wählte ich lieber die andere Couch.
„Komm,
setzt dich zu mir!“, forderte ich Derek auf und klopfte mit der flachen Hand
auf den freien Platz neben mir. Er selbst schien noch etwas befangen und
zögerlich.
Ab diesem
Zeitpunkt nahm das Ungemach seine Lauf und....es hatte hauptsächlich seinen
Ursprung in MEINER derzeitigen Stimmung. Meiner Verlagerung der Gefühle. Die Wage neigte sich im Augenblick ganz
stark zu Derek hin.
Nun war
dies für mich vorerst nicht wirklich besorgniserregend. Denn ich wusste genau,
wie sehr ich Gunnar liebte und das diese Liebe doch nicht einfach so, von einem
Moment zum anderen, verschwand. Allerdings schien es im laufe der nächsten
Stunden, als würde Derek seine Waagschale mit Gold auffüllen. Derweilen
schmuste ich mit IHM, anstatt mit meinen Ehemann. Andererseits war DIESER mit
Alexa beschäftigt. Der einzige, der sich offensichtlich fehl am Platze fühlte,
war (der bedauernswerte) Kevin. Obgleich er über Dereks Ankunft sicherlich
nicht erfreut gewesen war, schlug er sich tapfer. Überspielte seinen
Katzenjammer mit Späßen und einem breiten Grinsen. Schien nun sogar alles
genüsslich zu beobachten. Denn selbst Kevin bemerkte, dass da etwas im Argen
lag und noch ein dickes Ende nehmen konnte.
Im Verlauf
des Weiteren abends wurde ich immer kühler im Umgang mit Gunnar und ließ
keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass ich diese Nacht von Beginn an mit Derek
schlief.
Als ich
Derek allerdings einen Augenblick für mich alleine hatte, bereitete ich ihn
darauf vor, dass wir diese Nacht nicht miteinander intim werden würden. „Ich
habe zu viel Angst“, sagte ich und erklärte, was am Tag zuvor vorgefallen war.
Allerdings nicht zur Gänze. Zumindest vermied ich es in diesem Augenblick. Nur
ließ mir Derek keine Ruhe, bis er die gesamte Wahrheit kannte. Ich sah ihm an, dass
es in seinem Inneren brodelte. Er sagte jedoch nichts außer: „Warum verlässt du
ihn nicht?“ Und beruhigte mich nur dahingehen, dass er, nicht auf Sex bestünde,
wenn er befürchten müsse, dass es mir nicht gut dabei ginge. Was eine Selbstverständlichkeit
für ihn sei.
Wie
beruhigend und solch’ eine Antwort trotz vieler Wochen der Abstinenz!
WAS für
ein MANN!
Sowie ich
in Dereks Armen lag,....war ich auch schon eingeschlafen.......
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Es hatte
am Abend bereits Streitigkeiten zwischen mir und Gunnar gegeben. Jedoch am Morgen
spitze sich die Lage zu. Ich war nicht bereit in Gunnars Richtung zu lenken.
Was ihm offenkundig nicht gefiel.
„Was ist
los mit dir? Willst du mich nicht einmal mehr küssen? Schließlich bin ich dein
Ehemann.“
Selbstverständlich
küsste ich ihn. Jedoch widerwillig. Was ihm gleichwohl NICHT entging.
„Es ist
doch nicht das erste Mal, dass du mit Derek schliefst. Was ist JETZT anders
daran?“
„Nichts.“
Antwortete ich und war nur wenig bereit, mich mit ihm über Derek zu
unterhalten.
„Warum
bist du dann so frustriert? Hat er dich nicht ordentlich gefickt?“ Gunnar
grinste
Dachte er
etwa, er sei der beste Liebhaber der Welt? Sicherlich...nicht. Es gab schon
Bessere vor ihm! Überdies brachten seine Worte und sein hämisches Grinsen das
Fass zum überlaufen. Ich funkelte Gunnar zornig an. „Lass mich in Ruhe! Kümmere
dich lieber um deine Dirne!“, zischte ich ihn beinahe bösartig an. „Und stell
dir vor, wir haben NICHT miteinander gefickt. Obwohl wir uns so lange nicht
gesehen haben. Ganz anders wie du. Bei ihm dreht sich die Welt nicht
ausschließlich ums Ficken.!“
„Oho! Man
wird aufsässig? Du trägst dich doch nicht etwa mit dem Gedanken mich zu
verlassen?“
„Ein
Wunder wäre es nicht. Oder? Was meist du dazu?“
Gunnar hob
Schultern und Arme. „Ich dachte du liebst mich und akzeptierst wie ich bin? Und
Sexsucht ist eine Krankheit. Ich kann nichts dafür!“
„Ach ja?
Warum lässt du dich dann nicht behandeln?“
„Wozu? Ich
mäßigte mich doch. Außerdem dachte ich, du akzeptierst meine gelegentlichen
Affären.“
„Nur Alexa
liebst du nun offensichtlich und gabst es selbst bereits offen zu. Hast du sie
deshalb mit zu meinen Eltern geschleift? Sie hatte dort nichts zu suchen und
ebenso wenig hier! Es ist Familie! Verstehst du das?“
„Ja. Dann
musst du Derek und Kevin ebenfalls nach Hause schicken?“
„Kevin?“ Ich
lachte. „ER ist doch nur bemitleidenswert und DIR keinerlei Konkurrenz.“
Gunnar
lachte. „Warum sagst du ihm das nicht?! außerdem denke ich, wir belassen es
jetzt dabei und DU Rea, beruhigst dich wieder!“
Ich warf
Gunnar einen verächtlichen Blick zu und ging.
Am
Frühstückstisch ging die Debatte weiter. Offensichtlich zur Erbauung der
restlichen Anwesenden. Nur Marie schien besorgt. Henrik las schweigend in der
Gazette. Kevin hingegen, amüsierte sich und es war, als feuere er uns innerlich
an fortzufahren. Derek schien doch eher peinlich berührt. Obgleich er doch
ebenso dafür plädierte, dass ich Gunnar verließ. Nur, WAS dachte er denn, wie
dergleichen von statten ging? Mit Pusteblumen und Wattebällchen?
Alles in
allem spitzte sich die Lage bis hier her weiter zu. Gunnar selbst, hatte
witzelnd vorgeschlagen, ihn doch durch Derek zu ersetzten. Offensichtlich denkt
er tatsächlich, dass dies nicht zu bewerkstelligen sei.
Ich konterte
damit, dass ich wieder zurück ins Zentrum ziehen und Derek und ich es
übernehmen würden. Ich hätte ohnehin jemand dafür bestimmen müssen, der es
leitet, wenn Thomas im Januar zurück nach Montana fliegt und mir das Zentrum
zur Gänze überschreibt. Denn ich bin nicht in der Lage es allein zu leiten. Ich
benötige jemanden, der es führt.
Nun, im
Augenblick sind sämtliche Wege offen. Angesprochen wurde viel. Jedoch noch
nichts endgültig entschieden. Derek hat Zweifel an meinem Plan. Obgleich er
doch davon nicht abgeneigt scheint. Von aller Liebe, die er zu mir empfindet,
einmal abgesehen, wäre es für ihn ein Karrieresprung ohne Gleichen. Vom
Wachmann zum Chef eines ganzen Zentrums. Nur ist er dem gewachsen?
Genau
dieser Frage nachgehend, kam ich auf meine nächste Idee, welche ich Kevin und
allen anderen sogleich verkündete. „Wie wäre es Kevin, wenn du der Dritte im
Bunde der Leitenden bist?“ Ich grinste ihn an. Denn es war ein Angebot, welches
ihm sicherlich schmeichelte. Allenfalls wertete es ihn auf, was ER gerade
bitter nötig hatte. Wo es doch nicht so gut mit Marisas Schwester lief. Und
ebenso wenig mit seiner Therapie, die ihm bisher nichts gebracht hatte.
Kevin sah
mich mit großen Augen an. „Aber WIE?“
„Du kommst
zu uns nach Schweden.“
„Ja schon.
Aber....“ Er sah an sich hinunter auf seine Beine.
„Und wenn
schon. Das spielt doch überhaupt keine Rolle. An einem Computer kannst du doch
sitzen. Oder etwa nicht?“
Nun sah er
mich Freude strahlend an, was ich als Zustimmung wertete und alle anderen
schienen doch eher entgeistert zu sein. Gunnar am aller meisten.
„Ihr glaubt
doch wohl nicht, dass das jemals Realität werden wird?“, ließ er verlauten.
„Wieso
denn nicht?“ Ich sah in die Runde. Blickte einen nach dem anderen an. „Denkt
darüber nach, ob ihr das so wollt und sagt mir dann Bescheid. Es hat Zeit bis
nächstes Jahr. Thomas wird uns im Januar verlassen.“
Gunnar schmollte
und ging mit Alexa nach draußen. Marie grinste und Henrik hob nur zweifelnd die
Brauen.
Nun ist
ein neuer Weg vorgeschlagen, der womöglich sogar beschritten wird.
Es gibt
kein zurück. Denn ich bin nicht allein beteiligt daran. Ob es am Ende so kommen
wird wie geplant, wird sich zeigen. Denn.....möglich ist alles...zu jeder Zeit.