Ich vermag
mir nicht wirklich zu erklären, woher meine Abneigung Dereks Namen gegenüber
kommt. (Derek ist natürlich nicht sein richtiger Name. Selbstredend wurden die
Namen von mir vertauscht.) Sein richtiger Name bedeutet: Wächter Gottes und kommt, dem Klang nach, aus dem
arabischen Raum. Derek ist im Sternzeichen Stier geboren und 45 Jahre alt.
Infolgedessen elf Jahre älter als ich. Was ihm allerdings mitnichten anzusehen
ist. Freilich wurde ihm noch ein Zweitname mitgegeben und ich könnte ihn Frank
nennen. Sagte er. Was mir bei weitem lieber wäre. Hier jedoch, werde ich ihn
weiterhin Derek nennen.
Nun, es
war eine eigenartige Diskussion um seinen Namen am späten gestrigen Abend, als
wir so im Bett, Seite an Seite, nebeneinander lagen. Ich war so erschöpft, dass
mir die Augen zu fielen. WIE konnte ich da überhaupt noch debattieren? Dennoch
versuchte ich es.
„Was ist
los Rea? Magst du mich nicht mehr?“, fragte er und in seiner ruhigen Stimme lag
ein wenig Traurigkeit.
„Natürlich
mag ich dich! Was denkst du nur?“, beruhigte ich ihn. „Aber darum geht es nicht
Derek. Es ist nur.....ich weiß selbst nicht, wie ich es erklären soll.“
„Okay.“
Derek versuchte anscheinend, zumindest nahm ICH es so wahr, trotz Betrübtheit
sachlich zu bleiben, sich in mich einzufühlen und analysierte mich, samt meiner
Abneigung gegen seinen Namen. „Ich habe den Verdacht, dass du den main stream
folgst.“
„Ich? Wie
kommst du denn darauf. Ich sehe kaum fern.“
„Ja. Aber
über fb informierst du dich ständig. Es ist die augenblicklich allgemeine
Antipathie gegen den Islam. Gegen alles Muslimische und Arabische. Und mein
Name klingt für dich wohl so.“
Ich dachte
kurz nach. Jedoch ließ er mich darauf nicht antworten. Sprach stattdessen
weiter. „Nein Rea.“ Begann er mit einem Mal versöhnlich. „Ich unterstelle dir selbstverständlich
nicht, dass du deshalb aufgehört hast mich zu lieben.“
„So ist es
auch nicht!“, unterbrach ich ihm beschwörend.
„Ich
glaube dir. Und ich weiß auch, dass du eine Art Hass gegen alle bestehenden,
männlich geprägten Religionen entwickelt hast. Was ich durchaus verstehen
kann. Speziell in diesem gefährlichen
Zeiten. Mir ist bewusst, dass mein Name ein wenig arabisch klingt. Ich weiß
jedoch nicht, wo sein wirklicher Ursprung liegt. Nur, dass er Wächter Gottes
bedeutet. Das sagte mir mein Vater. Aber wenn du magst, wenn es einfacher für
dich ist, nenn’ mich einfach nur Frank.“
Ich
schnaufte ein wenig. „Okay. Ich werde es mir überlegen.“
„Ich würde
dir sogar erlauben, mich tatsächlich Derek zu nennen, wenn es dir damit besser
geht.“ Ich hörte, wie er leise lachte. Und ich war glücklich, dass er deshalb
nicht böse mit mir war. Irgendetwas säuselte ich noch und schlief fast sorglos in
seinen muskulösen Armen ein.
--------------------------------
Am Morgen
dann sanfter Sex. Derek ist immer überaus behutsam und liebevoll mit mir. Nicht hektisch oder angespannt.
Ebenso wenig grob in seinen Stößen. Stets beherrscht und rücksichtsvoll. Nie
fordernd oder rüde. Was ich gebe, ist ihm genug und er ist glücklich damit.
Ganz anders,....wie andere Leute.
Wir
blieben noch eine Weile schweigend aneinander geschmiegt liegen. Entstiegen
erst spät dem Bett und kamen so gegen zehn, nach dem gemeinsamen Duschen, in
der Küche an.
Ich
bemerkte bereits zu diesem Zeitpunkt, dass es mir nicht so gut wie sonst zu
gehen schien. Ich fühle mich kraftlos und matt. Trotz alledem werde ich nicht
kneifen und, wie versprochen, bei den anstehenden Arbeiten am Haus helfen. Alle
anderen sind ebenfalls dabei. Haben zugesagt. Sogar Kate und David werden sich
beteiligen. (Was irgendwie an ein Wunder grenzt. Die gleiche Verwunderung
bringe ich Alexas Hilfsbereitschaft entgegen. Warum hasst sie mich nicht, wie
ich sie? Oder ist ihre Freundlichkeit nur aufgesetzt? Was ich vermute!)
Gunnar und
Alexa waren offenkundig ebenso erst aus dem Bett geschlüpft und kamen in die
Küche, um zu frühstücken. Mein Ehemann kam strahlend auf mich zu und küsste
mich auf die Lippen. Legte seine Arme und um meine Hüfte und drückte mich fest
an sich. Ein lang gezogenes „Aahhhhhh.“, kam aus seinem Mund. „Ich liebe dich
Rea. Aber das weißte du ja schon.“
Welch’
eine Farce. Dachte ich und aus dem Augenwinkel sah ich Dereks missbilligenden
Gesichtausdruck. Kevin kam gerade herein gerollt und grinste.
Oh mein
Gott. Dachte ich. Wir hatten ihn vollends vergessen!
Ich löste
mich aus Gunnars Armen und wendete mich Kevin zu. Beugte mich zu ihm hinunter
und gab ihm einen Kuss. „Es tut mir leid“ hörst du. Wir haben.....“
Kevin
packte mich im Genick, zog mich noch einmal zu sich hinunter und küsste mich
erneut. „ Ist schon okay. Ich habe es doch allein geschafft. So unselbstständig
wie du denkst, bin ich nicht.“ Ein strahlendes Lächeln zeigte sich auf seinem
Gesicht. Ich war einigermaßen (!!!) beruhigt. Sah ihn dennoch zweifelnd an,
sodass er sich genötigt sah, mir erneut zu bekunden, dass alles in Ordnung
sein.
Derek
schien es nun ebenso peinlich zu sein. Er war auch zu Kevin hingekommen. Hatte
seinen Arm um ihn gelegt. „Hey Mann, es tut mir leid. Du musst mir sagen, wenn
du mich brauchst. Notfalls klingelst du mich übers iPhone an.“
Kevin legte
die Stirn in Falten und setzte schon zum Reden an. Derek kam ihm jedoch zuvor.
„Versprich es mir.“ Die beiden nickten sich lächelnd zu.
Wenigstens
zwei, die sich verstanden! (Was zukünftig auch nötig sein würde. Wenn wir im
Zentrum waren.)
Heute
Morgen hatte Derek angemerkt, ob wir beide nicht nach Hause fliegen wollten, um
uns im Zentrum einzurichten. „Oder wir beide, ganz allein, gehen gemeinsam, für
ein paar Wochen, auf eine Reise? Was meist Du dazu?“ Er grinste.
„Ich
denke, wir fliegen besser zurück nach Schweden. Thomas wird dich einarbeiten
wollen. Es gibt im Zentrum jede Menge zu tun.“
Derek
wurde ernst. „Ja. Du hast selbstverständlich Recht.“
„Oder
dachtest du Zeit weilen obskurer Weise daran, allein zurück zu fliegen?“
Derek zog
die Brauen hoch und macht große Augen. „Wie kommst du darauf.“
„Nun, ich
dachte, du seiest ein wenig zornig auf mich gewesen.“ Ein verschämter Blick von
mir und ein Augenaufschlag......und schon hatte ich Derek wieder für mich
gewonnen und sogar zum Lachen gebracht.
„N-e-i-n.
Natürlich dachte ich nicht daran.“
„Du
lügst.“, gab ich den Ball verspielt zurück und sah ihn mit freudig funkelnden
Augen an.
Er
schnaufte. „Ja. Ich dachte nur......“
„Nein. So
ist das nicht.“ Ich schmeichelte mich ein. Griff vertrauensvoll nach seiner
Hand und legte meinen Kopf an seine Schulter.
„Ohhhh!
Ist man verliebt? Was für ein Drama.“ Gunnar schien eifersüchtig zu sein. Sonst
würde er über derlei Kleinigkeiten keinerlei Bemerkung verlieren.
Ich
zischte ihn an. „Sein still! Kümmere dich um deine Kurtisane.“
„Hör’ auf
sie SO zu nennen! Das ist sie nicht.“
„Was ist
sie dann?“ Ich löste mich aus Dereks Armen und tat einen Schritt auf Gunnar zu.
„Schließlich bin ICH deine Frau!“
„Ach was?“
Ich sah Gunnar die Verärgerung förmlich an. „Und was hast du dann in den Armen
eines anderen zu suchen?“
Wut stieg
in mir auf. „DU! Was erlaubst DU DIR eigentlich?!! DU bist es, der MICH
andauernd betrügt. WAS, in Gottes Namen, erwartest DU denn?!!“
Ich wusste
genau, Derek stand vor mir. Demzufolge war, trotz aller Zornigkeit, Vorsicht
geboten. Schließlich gedachte ich ihn mit meinen Worten nicht zu verletzen. ER
hatte nun nach meiner Hand gegriffen. Hielt mich zurück.
„Das du
mich liebt und bei mir bleibst.“, antwortete Gunnar auf meine Frage. „Aber das
wirst du auch.“ Er grinste mir Sieges bewusst entgegen.
Nun
schaltete sich Derek ein. „Denkst du das wirklich?“, richtete er sein Wort an
meinen Ehemann. Sachlich, besonnen und souverän.
Ich sah in
Gunnars Augen, dass er mitnichten bereit dazu war, sich mit Derek zu unterhalten.
Er wendete sich ihm nicht einmal zu. Reagierte nicht. Sondernd setzte sich mit
Alexa, ohne Derek eines Wortes zu würdigen, an den Frühstückstisch.
OHO!
Dachte ich so bei mir. JETZT nimmt er ihn tatsächlich ernst, als seinen
Konkurrenten.
Nun kamen
auch Kate und David zu uns in die Küche. Kevin, Marie, Henrik und Veronica Turner
hatten das Szenario, um uns drei, aufmerksam verfolgt. Die Kinder tobten,
krabbelten und liefen, so weit wie möglich, beide auf dem Boden lang.
Klammerten sich an Papas Bein. Ha,
ha! Bald hatte er noch so einen Balg. Und wieder formten sich in mir Gedanken,
wie ich SIE, diese Störenfriedin, samt ihren Balg, zum Teufel jagen konnte! Ich
war zuversichtlich, dass ich noch eine Lösung fand. Und in diesem Rahmen,
erinnerte ich mich doch gerne der „Telepathie“. Bei klarer Konzentration,
vermag ich doch sicherlich Alexas Gedanken zu lesen. Was mir nicht wirklich schwer
fallen dürfte. Dachte ich so und drang, mehr dilettantisch, in ihren Kopf ein. Was
ich da fand, erstaunte mich. Sie war mir anscheinend tatsächlich nicht feindselig
gesonnen. Natürlich fing ich ein paar hämische und spöttische Gedanken von ihr
auf, die mich betrafen. Was nun gleichwohl kein Wunder war. So, wie ich sie
stets behandelte. Und da war Liebe, viel Liebe für MEINEN Ehemann. Zeitweilig
dachte sie an ihr Kind. Auch hier war ausschließlich Liebe im Übermaß zu
finden.
DAS konnte
ich nicht glauben! Wieso hasste sie mich nicht? Hier liegt sicherlich ein
Irrtum vor! Ich werde es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen.
Und
dann.....ging ich schreiben. Derek begleitet mich und sieht mir zu.