Freitag, 20. November 2015

Ernsthafte Konkurrenz?



Ich vermag mir nicht wirklich zu erklären, woher meine Abneigung Dereks Namen gegenüber kommt. (Derek ist natürlich nicht sein richtiger Name. Selbstredend wurden die Namen von mir vertauscht.) Sein richtiger Name bedeutet: Wächter  Gottes und kommt, dem Klang nach, aus dem arabischen Raum. Derek ist im Sternzeichen Stier geboren und 45 Jahre alt. Infolgedessen elf Jahre älter als ich. Was ihm allerdings mitnichten anzusehen ist. Freilich wurde ihm noch ein Zweitname mitgegeben und ich könnte ihn Frank nennen. Sagte er. Was mir bei weitem lieber wäre. Hier jedoch, werde ich ihn weiterhin Derek nennen.
Nun, es war eine eigenartige Diskussion um seinen Namen am späten gestrigen Abend, als wir so im Bett, Seite an Seite, nebeneinander lagen. Ich war so erschöpft, dass mir die Augen zu fielen. WIE konnte ich da überhaupt noch debattieren? Dennoch versuchte ich es.
„Was ist los Rea? Magst du mich nicht mehr?“, fragte er und in seiner ruhigen Stimme lag ein wenig Traurigkeit.
„Natürlich mag ich dich! Was denkst du nur?“, beruhigte ich ihn. „Aber darum geht es nicht Derek. Es ist nur.....ich weiß selbst nicht, wie ich es erklären soll.“
„Okay.“ Derek versuchte anscheinend, zumindest nahm ICH es so wahr, trotz Betrübtheit sachlich zu bleiben, sich in mich einzufühlen und analysierte mich, samt meiner Abneigung gegen seinen Namen. „Ich habe den Verdacht, dass du den main stream folgst.“
„Ich? Wie kommst du denn darauf. Ich sehe kaum fern.“
„Ja. Aber über fb informierst du dich ständig. Es ist die augenblicklich allgemeine Antipathie gegen den Islam. Gegen alles Muslimische und Arabische. Und mein Name klingt für dich wohl so.“
Ich dachte kurz nach. Jedoch ließ er mich darauf nicht antworten. Sprach stattdessen weiter. „Nein Rea.“ Begann er mit einem Mal versöhnlich. „Ich unterstelle dir selbstverständlich nicht, dass du deshalb aufgehört hast mich zu lieben.“
„So ist es auch nicht!“, unterbrach ich ihm beschwörend.
„Ich glaube dir. Und ich weiß auch, dass du eine Art Hass gegen alle bestehenden, männlich geprägten Religionen entwickelt hast. Was ich durchaus verstehen kann.  Speziell in diesem gefährlichen Zeiten. Mir ist bewusst, dass mein Name ein wenig arabisch klingt. Ich weiß jedoch nicht, wo sein wirklicher Ursprung liegt. Nur, dass er Wächter Gottes bedeutet. Das sagte mir mein Vater. Aber wenn du magst, wenn es einfacher für dich ist, nenn’ mich einfach nur Frank.“
Ich schnaufte ein wenig. „Okay. Ich werde es mir überlegen.“
„Ich würde dir sogar erlauben, mich tatsächlich Derek zu nennen, wenn es dir damit besser geht.“ Ich hörte, wie er leise lachte. Und ich war glücklich, dass er deshalb nicht böse mit mir war. Irgendetwas säuselte ich noch und schlief fast sorglos in seinen muskulösen Armen ein.

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Am Morgen dann sanfter Sex. Derek ist immer überaus behutsam und liebevoll  mit mir. Nicht hektisch oder angespannt. Ebenso wenig grob in seinen Stößen. Stets beherrscht und rücksichtsvoll. Nie fordernd oder rüde. Was ich gebe, ist ihm genug und er ist glücklich damit. Ganz anders,....wie andere Leute.
Wir blieben noch eine Weile schweigend aneinander geschmiegt liegen. Entstiegen erst spät dem Bett und kamen so gegen zehn, nach dem gemeinsamen Duschen, in der Küche an.
Ich bemerkte bereits zu diesem Zeitpunkt, dass es mir nicht so gut wie sonst zu gehen schien. Ich fühle mich kraftlos und matt. Trotz alledem werde ich nicht kneifen und, wie versprochen, bei den anstehenden Arbeiten am Haus helfen. Alle anderen sind ebenfalls dabei. Haben zugesagt. Sogar Kate und David werden sich beteiligen. (Was irgendwie an ein Wunder grenzt. Die gleiche Verwunderung bringe ich Alexas Hilfsbereitschaft entgegen. Warum hasst sie mich nicht, wie ich sie? Oder ist ihre Freundlichkeit nur aufgesetzt? Was ich vermute!)
Gunnar und Alexa waren offenkundig ebenso erst aus dem Bett geschlüpft und kamen in die Küche, um zu frühstücken. Mein Ehemann kam strahlend auf mich zu und küsste mich auf die Lippen. Legte seine Arme und um meine Hüfte und drückte mich fest an sich. Ein lang gezogenes „Aahhhhhh.“, kam aus seinem Mund. „Ich liebe dich Rea. Aber das weißte du ja schon.“
Welch’ eine Farce. Dachte ich und aus dem Augenwinkel sah ich Dereks missbilligenden Gesichtausdruck. Kevin kam gerade herein gerollt und grinste.
Oh mein Gott. Dachte ich. Wir hatten ihn vollends vergessen!
Ich löste mich aus Gunnars Armen und wendete mich Kevin zu. Beugte mich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss. „Es tut mir leid“ hörst du. Wir haben.....“
Kevin packte mich im Genick, zog mich noch einmal zu sich hinunter und küsste mich erneut. „ Ist schon okay. Ich habe es doch allein geschafft. So unselbstständig wie du denkst, bin ich nicht.“ Ein strahlendes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Ich war einigermaßen (!!!) beruhigt. Sah ihn dennoch zweifelnd an, sodass er sich genötigt sah, mir erneut zu bekunden, dass alles in Ordnung sein.
Derek schien es nun ebenso peinlich zu sein. Er war auch zu Kevin hingekommen. Hatte seinen Arm um ihn gelegt. „Hey Mann, es tut mir leid. Du musst mir sagen, wenn du mich brauchst. Notfalls klingelst du mich übers iPhone an.“
Kevin legte die Stirn in Falten und setzte schon zum Reden an. Derek kam ihm jedoch zuvor. „Versprich es mir.“ Die beiden nickten sich lächelnd zu.
Wenigstens zwei, die sich verstanden! (Was zukünftig auch nötig sein würde. Wenn wir im Zentrum waren.)

Heute Morgen hatte Derek angemerkt, ob wir beide nicht nach Hause fliegen wollten, um uns im Zentrum einzurichten. „Oder wir beide, ganz allein, gehen gemeinsam, für ein paar Wochen, auf eine Reise? Was meist Du dazu?“ Er grinste.
„Ich denke, wir fliegen besser zurück nach Schweden. Thomas wird dich einarbeiten wollen. Es gibt im Zentrum jede Menge zu tun.“
Derek wurde ernst. „Ja. Du hast selbstverständlich Recht.“
„Oder dachtest du Zeit weilen obskurer Weise daran, allein zurück zu fliegen?“
Derek zog die Brauen hoch und macht große Augen. „Wie kommst du darauf.“
„Nun, ich dachte, du seiest ein wenig zornig auf mich gewesen.“ Ein verschämter Blick von mir und ein Augenaufschlag......und schon hatte ich Derek wieder für mich gewonnen und sogar zum Lachen gebracht.
„N-e-i-n. Natürlich dachte ich nicht daran.“
„Du lügst.“, gab ich den Ball verspielt zurück und sah ihn mit freudig funkelnden Augen an.
Er schnaufte. „Ja. Ich dachte nur......“
„Nein. So ist das nicht.“ Ich schmeichelte mich ein. Griff vertrauensvoll nach seiner Hand und legte meinen Kopf an seine Schulter.
„Ohhhh! Ist man verliebt? Was für ein Drama.“ Gunnar schien eifersüchtig zu sein. Sonst würde er über derlei Kleinigkeiten keinerlei Bemerkung verlieren.
Ich zischte ihn an. „Sein still! Kümmere dich um deine Kurtisane.“
„Hör’ auf sie SO zu nennen! Das ist sie nicht.“
„Was ist sie dann?“ Ich löste mich aus Dereks Armen und tat einen Schritt auf Gunnar zu. „Schließlich bin ICH deine Frau!“
„Ach was?“ Ich sah Gunnar die Verärgerung förmlich an. „Und was hast du dann in den Armen eines anderen zu suchen?“
Wut stieg in mir auf. „DU! Was erlaubst DU DIR eigentlich?!! DU bist es, der MICH andauernd betrügt. WAS, in Gottes Namen, erwartest DU denn?!!“
Ich wusste genau, Derek stand vor mir. Demzufolge war, trotz aller Zornigkeit, Vorsicht geboten. Schließlich gedachte ich ihn mit meinen Worten nicht zu verletzen. ER hatte nun nach meiner Hand gegriffen. Hielt mich zurück.
„Das du mich liebt und bei mir bleibst.“, antwortete Gunnar auf meine Frage. „Aber das wirst du auch.“ Er grinste mir Sieges bewusst entgegen.
Nun schaltete sich Derek ein. „Denkst du das wirklich?“, richtete er sein Wort an meinen Ehemann. Sachlich, besonnen und souverän.
Ich sah in Gunnars Augen, dass er mitnichten bereit dazu war, sich mit Derek zu unterhalten. Er wendete sich ihm nicht einmal zu. Reagierte nicht. Sondernd setzte sich mit Alexa, ohne Derek eines Wortes zu würdigen, an den Frühstückstisch.
OHO! Dachte ich so bei mir. JETZT nimmt er ihn tatsächlich ernst, als seinen Konkurrenten.
Nun kamen auch Kate und David zu uns in die Küche. Kevin, Marie, Henrik und Veronica Turner hatten das Szenario, um uns drei, aufmerksam verfolgt. Die Kinder tobten, krabbelten und liefen, so weit wie möglich, beide auf dem Boden lang. Klammerten sich an Papas Bein. Ha, ha! Bald hatte er noch so einen Balg. Und wieder formten sich in mir Gedanken, wie ich SIE, diese Störenfriedin, samt ihren Balg, zum Teufel jagen konnte! Ich war zuversichtlich, dass ich noch eine Lösung fand. Und in diesem Rahmen, erinnerte ich mich doch gerne der „Telepathie“. Bei klarer Konzentration, vermag ich doch sicherlich Alexas Gedanken zu lesen. Was mir nicht wirklich schwer fallen dürfte. Dachte ich so und drang, mehr dilettantisch, in ihren Kopf ein. Was ich da fand, erstaunte mich. Sie war mir anscheinend tatsächlich nicht feindselig gesonnen. Natürlich fing ich ein paar hämische und spöttische Gedanken von ihr auf, die mich betrafen. Was nun gleichwohl kein Wunder war. So, wie ich sie stets behandelte. Und da war Liebe, viel Liebe für MEINEN Ehemann. Zeitweilig dachte sie an ihr Kind. Auch hier war ausschließlich Liebe im Übermaß zu finden.
DAS konnte ich nicht glauben! Wieso hasste sie mich nicht? Hier liegt sicherlich ein Irrtum vor! Ich werde es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen.
Und dann.....ging ich schreiben. Derek begleitet mich und sieht mir zu.