Montag, 23. November 2015

Schnelle Entscheidungen



Tagsüber streiten und nachts aneinander gekuschelt im Bett liegen,....samt einer anderen Frau. WAS ist DAS für eine Art Ehe? Oder selbst bei einem anderen schlafen. Den ich nicht wirklich übermäßig zu lieben vermag. Obgleich er doch ein überaus attraktiver Mann ist. Kreisten analysierend meine Gedanken um Gunnar und Derek. Und irgendwie war ich wütend auf mich selbst. Aller Wahrscheinlichkeit nach deshalb, weil ich mit nichts wirklich zufrieden war. Weder mit meiner übergroßen Liebe zu Gunnar. Noch der Dürftigen zu Derek. Und ebenso wenig, was meine Entschlossenheit und Entscheidungsfähigkeit betraf. Ich hatte Angst. Angst davor, dass ich keinen Mann mehr finden würde, den ich SO liebe, wie Gunnar.
So formte sich (m)eine (zeitweilige?) Erkenntnis daraus: Womöglich sollte ich, anstatt unsere Ehe gänzlich aufzugeben, nur souveräner werden!
Nein, ich überlasse das Feld (also meinen Ehemann!) nicht Alexa allein! Intonierte ich im Laufe des Tages immer wieder. Denn Gunnar selbst startete mehrere Versuche der Annäherung, wo ich doch recht unerbittlich, eifersüchtig und abweisend war.
Letztendlich siegte meine Liebe zu Gunnar. Denn es steht außer Zweifel, dass ich ihn nach wie vor über alles liebe! Ich wurde versöhnlicher und ging offenherzig lächelnd auf ihn zu. Küsste ihn. Umarmte ihn. Ließ mich von ihm halten und umsorgen. Rief IHN (anstatt Derek), wenn ich Hilfe benötigte.
Allerdings schwor ich mir, Derek zukünftig ebenso wenig zu vernachlässigen. Zumindest, so weit es mir möglich ist und vor allem, solange mein Ehemann nicht von anderen Frauen ablassen kann. Was ich, für mich ganz persönlich, als unumstößlichen Vorsatz in meinem Hirn verankerte.
So zumindest „der Plan“ für die Zukunft.

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Es war mir seit Tagen schon klar gewesen, dass wir New Orleans bald verlassen würden. Gunnar offensichtlich ebenso. Denn er ließ am gestrigen Abend so gänzlich offiziell verlauten (ohne es mit mir vorher abzustimmen!), dass wir in der kommenden Woche zurück nach Schweden fliegen würden.
Alle waren erstaunt. Am meisten offensichtlich Marie, was ich nun nicht wirklich verstand. Gerade SIE hätte doch am ehester erfreut darüber sein müssen. Denn ich konnte mir durchaus vorstellen, gleichwohl sie nie darüber sprach, dass es auch für SIE eine eigenartige Situation darstellen musste, einerseits Henrik an ihrer Seite zu wissen, als stellvertretenden Vater für die Zwillinge und andererseits Gunnar hier zu haben, als wirklicher Vater, der obendrein seine Rolle noch überaus ernst zu nehmen schien. Von Henriks Gefühlen ganz und gar zu schweigen, der sich selbstverständlich nichts anmerken ließ. Und Alexa, woraus ich schloss, dass er auch mit IHR bisher noch nicht darüber geredet hatte. Genau genommen war es ausschließlich MIR intuitiv klar gewesen, dass wir uns bald auf die Heimreise begeben würden. Ich war nicht verdutzt oder erstaunt. Sondern hatte den Kopf wissend zu Gunnar gedreht und ihm sogar nickend zugelächelt. Was allen anderen impliziert haben musste, dass wir beide uns bereits darüber unterhalten hatten. Was jedoch nicht der Wahrheit entsprach.
Nun, gleichgültig! Allemal folgte daraus, dass ich meine Pläne für diese Nacht änderte. Denn ich hatte mich an diesem Abend zu Alexa und meinem Ehemann auf die Couch gesetzt und Derek allein auf der Anderen zurück gelassen. Alldieweil ich gedachte, die Nacht bei Gunnar zu verbringen. Nur im selben Augenblick, als Gunnar unsere (?) Pläne offenbarte, meldete sich Derek zu Wort: „Ich werde Morgen zurück nach Schweden fliegen.“ (Womöglich konnte er es nicht mehr ertragen, mich so verliebt mit Gunnar zu sehen.)
Nun baute sich ein imaginäres Band von mir zu Derek auf und ich nickte IHM entgegenkommend, verlangend und mit offenem Herzen zu. Er wusste genau, was ich damit sagen wollte. Die letzte Nacht hier, was SEIN.
„Dann werde ich wohl meine beiden Kumpels zurück beordern und ebenfalls die Heimreise planen.“, sagte Kevin in die Runde und zog fast ungläubig die Brauen nach oben.
„So schnell habt ihr euch entschieden?“, fragte nun auch Henrik.
„Okay.“, sagte Marie und ich sah ihr an, dass sie es viel lieber gesehen hätte, wenn wir noch eine Weile hier geblieben wären. Wegen mir, oder wegen Gunnar, DAS vermag ich in der Tat nicht zu sagen. In jedem Fall war es für uns beide, Marie und mich,  eine konstruktive Zeit der Annäherung gewesen und ich bin zuversichtlich, dass wir zukünftig diesen Kurs weiter verfolgen werden. Worüber ich doch überaus glücklich bin!
Schließlich ist SIE meine Schwester!

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Meine vorerst letzte Nacht mit Derek
Ich bat Derek, doch noch zu bleiben und mit uns zurück zu reisen.
Er lies sich jedoch nicht überreden. Blieb bei seiner Entscheidung noch heute zu fliegen. Hat bereits den Flug für heute Abend gebucht.
Ich sah ihn mit traurigen Augen an und er strich mich liebevoll über Wangen, Lippen und Hals. „Wir sehen uns doch in ein paar Tagen wieder.“, sagte er zu mir und küsste mich.
Ja. Selbstverständlich hatte er Recht. Nur, ich hatte mich bereits SO an ihn gewöhnt.
Und gleichwohl aller Wehmut, überwand ich jedweder Gefühle der Eifersucht und lenkte  heute Morgen meine Schritte Gunnar entgegen, als er verhältnismäßig spät zu uns in die Küche kam.
Trotz allen guten Willens, vermochte ich mir allerdings eine scheele und etwas unflätige Bemerkung nicht zu verkneifen. „Gut gefickt heute Morgen?“ Der Blick meiner Augen verrieten Gunnar Unsicherheit, Reue und Seelenschmerz. Denn er wusste genau, dass ich am aller liebsten ausschließlich mit ihm zusammen sein wollte und genau genommen auf Alexa eifersüchtig war. Dennoch gab er mir meine Frage, wenn auch lächelnd, zurück. „Und Du? Gut gefickt heute Morgen?“
Weder er noch ich hatten diese Frage beantwortet. Dafür tat es nun jedoch Derek. „Ja.“, sagte er laut und deutlich. Aber beinahe beiläufig. Gerade so, als wäre dies völlig normal, nahm er einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und setzte sich an den Frühstückstisch.
Ich war ein wenig zusammen gezuckt und sah zu Gunnar hinüber, der weiterhin lächelte, ohne seine Stimmung zu verändern. Was mich doch einigermaßen beruhigte. Denn ich wusste......und noch im selben Augenblick bestätigte mir Gunnar meine Vermutung und antwortete etwas verspätet auf meine Frage.
„Ja. Natürlich haben wir gefickt.“ Er grinste. Sah zu Alexa, die gerade herein geschneit kam, und dann zu Derek hinüber. Es war dieser immer währende Wettkampf zwischen Männern. Insbesondere, wenn es um Frauen ging. Einer gedachte den anderen zu übertrumpfen. „Platzhirschgetue“ eben! Eine schreckliche Eigenschaft der Männer! Die mich mitnichten beeindruckt! Im Gegenteil! Sie widert mich an.

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Alles in allem verbrachte ich Dereks letzte Stunden hier in meinem Haus in New Orleans mit ihm. Gepackt,....hatte er recht zügig.
Vor etwa einer halben Stunde ist er zum Flughafen aufgebrochen und ich werde ihn erst, in einigen Tagen, im Zentrum wieder sehen.
Jetzt gilt es alle verbitterten und unzufriedenen Gedanken und Gefühle beiseite zu schieben, Alexa weitestgehend zu ignorieren und mich mit all meiner Liebe erneut meinem Ehemann zuzuwenden. Schließlich ist es meine Absicht, ihn für mich zurück zu gewinnen. Oder besser noch, ihn auf meine Seite zu ziehen. Ihn bei MIR zu halten. Verloren, hatte ich ihn ohnehin nie. Allemal weiß ich genau, dass er mich nach wie vor liebt. So wie er sich sicher sein kann, dass ich ihn über alles liebe.