Derek
schlug vor, nach New Orleans zu reisen. Freilich im Spaß ausgesprochen. Nur
verstehe ich ihn gleichwohl, dass er sich zweifelsohne übermächtig nach mir sehnt.
Als ich es
Gunnar gegenüber kurz erwähnte (was ich besser NICHT hätte tun sollen!!!),
grinste er frech und ich wusste genau, welches Ansinnen ER im Gegenzug
vorzubringen gedachte. A-l-e-x-a.
Ich
verfolgte voran den Gedanken nicht weiter und wechselte das Thema. Denn, ich
genieße es nach wie vor, mit meinem Ehemann ALLEIN zu sein!
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Ich hatte
mich getäuscht, als ich glaubte, Kevins Anruf wäre eine Eintagsfliege gewesen. Ein zweiter Anruf folgte.
Er klang
fast wehmütig und er seufzte viel.
„Ich würde
so gern einmal wieder zu dir, oder mit dir verreisen.“, merkte er an.
Was
sollte, was konnte ICH darauf erwidern? Schweden fiel mir ein. Schließlich war
er immer gern dort gewesen. Oder war es nur meinetwegen? Ich weiß es nicht.
„Warum
besuchst du mich nicht in Schweden, wenn wir zurückgekommen sind? Du könntest
im Zentrum wohnen. Dort kennst du dich gut aus.“
Eine kurze
Weile der Stille. Dann eine verhältnismäßig hasche Antwort: „Behandle mich
nicht wie ein Kind!“
Ups. Tat
ich dies tatsächlich? Es war mir mitnichten bewusst. Ist Kevin in der Tat SO
derart empfindlich geworden, dass man sich überlegen muss, was man sagt?
„Okay. Es
tut mir leid.“, entschuldigte ich mich sofort. „Ich wollte nicht....“
„Hast du
aber.“, kam die barsche Erwiderung.
„Kevin!
Hörst du nicht? Es tut mir leid! Es war nicht meine Absicht, dich zu kränken.“
Stille.
„Und wenn
ich nach New Orleans komme?“
Ups! Räusper.
Hüstel.
„Du willst
mich nicht!“ Erneut eine schroffe Reaktion. (Die mir irgendwie bekannt vorkam.
Hatte ich nicht den gleichen Satz vor ein paar Tagen bereits von Ian gehört?)
Hatte er
die Absicht, seinen Frust bei mir abzureagieren? Oder was? Nun war ich ebenso
gereizt. „Kevin. Warum tust du das?“, blieb ich dennoch (einigermaßen) ruhig.
Denn ich gedachte ihn nicht noch weiter zu reizen.
„Was tue
ich denn?“
„Es klingt
so herrisch und anklagend. Ich fühle mich nicht wohl mit diesem Ton.“
Ich hatte
meine Worte bewusst unpersönlich formuliert, damit ER sich nicht erneut
angegriffen fühlen konnte.
Er
schnaufte und die nächste taktlose Antwort folgte. So kannte ich Kevin nicht!
„Musst du erst Gunnar fragen, ob ich kommen darf?“
„Nein.
Selbstverständlich nicht.“, gab ich sogleich zurück. Obwohl es gelogen war.
„Dann
sehen wir uns nächste Woche in New Orleans.“, was schon versöhnlicher klang.
NUR, war MIR nicht wohl dabei. WAS hätte ich jedoch sagen sollen?
Nun gut, einen Trumpf hatte ich noch!
„Was ist
mit Janina? Wird sie dich begleiten?“
„Nein!
Wird sie nicht! Max und Matthias werden mit mir kommen.“, gab er doch überaus
entschieden zurück. Was mich dazu veranlasste, nicht weiter nachzufragen.
Das
weitere Gespräch war dann noch recht unterhaltsamer und harmonischer Natur. Er
hatte sich gemäßigt und schien versöhnt. Allerdings, WIE es jetzt Gunnar
beibringen?
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Kurze Zeit
später ein Anruf von Troels.
Ich dachte
in diesem Zusammenhang an Gunnars Ansinnen, die Schwedendemokraten zu überstützen.
Fand es jedoch vorerst als keine gute Idee und erwähnte es nicht.
Er sprach
von seiner Anette und dass es ihr von Tag zu Tag besser ging. Zumindest physisch.
„Sie hat
ein Trauma durchlebt, das sie nie vergessen wird.“
Was
sollte, was konnte ICH dazu sagen?
Ich
schwieg.
Es schien
ihn doch beträchtlich mitzunehmen, sie so zu sehen und zu erleben. Was ich
selbstredend verstand. Ich hörte Troels zu, ohne ihn zu unterbrechen und fragte
mich dann, WAS in aller Welt habe ich nur verbrochen, dass jeder denkt, mir
sein Leid klagen zu können?
Gleichgültig.
Ich ließ ihn reden und am Ende kam er doch nur zu UNS.
„Wenn ich
nicht so viel um die Ohren hätte, würde ich dich gerne in New Orleans besuchen.
Ich würde gern dein Haus einmal sehen.“
Ich war
nahe daran sarkastisch zu lachen. Ließ es jedoch dann. (Er hätte es nicht verstanden.
Und ich wäre ebenso wenig bereit gewesen, es ihm zu erklären.) Und rollte, für
Troels nicht sichtbar, NUR mit den Augen.....und antwortete nicht.
Troels war
zumindest so galant von selbst das Thema zu wechseln, als ICH es nicht weiter
führte.
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Es war
eine gepflegte und geschmackvolle Abschiedfeier. Gleichwohl Diane anwesend war,
was mich, angesichts der anderen Gäste, kaum tangierte.
Es war so
viel Arbeit gewesen, die Speisen dafür zuzubereiten. Das aller erste Mal hatte
ich mich seit langem an einen Salat und Bratkartoffeln gewagt. Was MEIN Beitrag
zur Vielfalt der Speisen gewesen war.
Nun, mag
sein, mit dem Salz hatte ich mich ein wenig vertan. Was am Ende mit ein paar
zusätzlichen Eiern in der Pfanne, von Agnes getreten wurde. Was für ein Glück!
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Heute
herrscht Aufbruchstimmung. Es wird gepackt. Die anderen Gäste, werden Morgen
ebenso die Heimreise antreten.
Wir, für
unseren Teil, fliegen nach New Orleans, zu Marie und Gunnars Kindern.
Wie lange
wir dort bleiben wird sich zeigen. Und ebenso, WER uns nun dort tatsächlich
besucht.