Mittwoch, 4. November 2015

Eskalation



Gunnar gebärdete sich so überaus liebevoll mir gegenüber und war ebenso hingebungsvoll zu  seinen Kindern. Was mich fast misstrauisch werden lies. Dennoch genoss ich seine Zärtlichkeiten und verstand seinen „Vater-Instinkt“.
Sogar mich haben die Kleinen wieder erkannt. Irgendwie, zumindest.

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Es war ein so wundervoller erster Tag mit Marie, Henrik, den Kindern und Gunnar in meinem Haus in New Orleans. Besser hätte er nicht sein können! Bis der Abend kam......und meine schlimmste Befürchtung Wahrheit wurde.
Alexa kam bei uns an......................

Genau genommen hätte ich es wissen müssen. Dennoch war der erste Augenblick des Begegnens schockierend für mich. Ich muss völlig entgeistert da gestanden haben, wie der viel besagte, begossene Pudel. Nur fing ich mich sogleich und ließ es als ein gewisses Erstaunen wirken. Tat so, als wüsste ich davon und begrüßte sie, wenn auch kühl, jedoch verhältnismäßig konziliant.
Am liebsten hätte ich Gunnar einen Blick des Zorns entgegen geworfen. Lies es jedoch. Es gehörte sich nicht. Und HIER, in diesem Hause, hielten/halten sich ausnahmslos ALLE an gewisse Regeln des Benimms.
Gunnar umarmte und küsste sie leidenschaftlich. Stellte sie den anderen noch einmal ordnungsgemäß als seine „Freundin“ vor und überschlug sich förmlich vor Zuvorkommendheit.
Marie sah mich mit gekräuselter Stirn und fragend an.
„Hast du davon gewusst?“, zischte sie mir zu.
Ich schüttelte nur den Kopf und blickte wütend drein. Jedoch nicht so, dass Gunnar es bemerkte. Der ohnehin beschäftig war und mit Alexa die Treppen hinauf ging, um ihr das Zimmer zu zeigen. Fortan wurde er für eine Weile nicht mehr gesehen. Er vergnügte sich offensichtlich sogleich mit der Angekommenen.
So. Nun war es doch geschehen, was ich befürchtet hatte. Infolgedessen sagte ICH, im Gegenzug, noch augenblicklich Derek zu, dass er hier her kommen kann.

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Nur eine halbe Stunde später läutete es erneut an der Tür und die nächste Überraschung kam ins Haus geschneit. Kevin. Jedoch ganz allein. Ohne Max und Matthias.
Selbstredend freute ich mich (insbesondere als sofortige Genugtuung!), dass er nun hier bei mir war.
„Allein?“, fragte ich sogleich nach der ersten Umarmung.
„Ja. Die beiden hatten kein Geld und ich konnte es ihnen nicht zahlen.“
Ich tat beflissen und überlegte kurz. „Nun, der junge Turner kann sich vorübergehend um dich kümmern. Ich weise ihn noch augenblicklich an.“
Kevin lächelte nur. Schien überaus glücklich zu sein, dass er hier angekommen war. „Das ist dein Element. Nicht wahr.“, bemerkte er noch und lächelte milde.
Ich lächelte zurück und nickte wissend. „Natürlich. Genau SO fühle ich mich wohl.“
Etwas später schlug ich ihm vor, Max und Matthias noch nachkommen zu lassen. „Ich zahle selbstverständlich ihre Reise und den Aufenthalt.“
Kevin war unschlüssig. „Würdest du das wirklich tun?“
„Keine Frage. Ruf sie an. Ich leite alles in die Wege.“ Lächelnd zwinkerte ich Kevin zu.
Gunnar kam die Treppen herunter und die Überraschung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, als er Kevin sah. So wie mir, vor zwei Stunden, als Alexa kam. Obgleich ICH mit Gunnar bereits vorab darüber gesprochen hatte!
Derek fiel mir ein. Verdammt! ER würde jetzt ebenfalls zu uns kommen. Meine Einladung vermochte ich unmöglich zurückzuziehen. Es wäre einem Affront gleichgekommen und mehr als beleidigend für ihn. Infolgedessen,...... lasse ich den Dingen ganz einfach ihren Lauf.


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Der gemeinsame Abend verlief mit zunehmender Anspannung. Inula Castanea und Óðinn Aron hatte man erst vor einer halben Stunde, also ziemlich spät, zu Bett gebracht. Wir redeten und das Fernsehen lief leise nebenher mit schrillen Bildern. Es störte mich. Kevin hatte seinen Rollstuhl rechts neben mir platziert. Henrik und Marie saßen mir linksseits gegenüber auf einer Couch. Gunnar, ganz der Hahn im Korb, setzte sich selbstredend zwischen Alexa und mich und schmuste mit uns, worüber Marie und Henrik witzelten, um sich dann ebenfalls ab und an genießerisch zu küssen. Gelegentlich hielt Kevin meine Hand und drückte sie. Vorzugsweise immer dann, wenn ich meinen Unmut über die derzeitige Situation mit Alexa äußerte. Gunnar erwartete doch tatsächlich, dass wir beide, Alexa und ich, mit ihm in einem Bett schliefen. Sowie in Schweden auch. Gleichwohl ich versuchte die Contenance zu wahren, gelang es mir nun nicht mehr in jedem Satz. Denn meine Verbitterung wuchs. Gunnar suchte mich zu beruhigen. Ich sprang wütend auf und ging nach draußen. Mein Ehemann folgte mir und was sich nun ereignete, hatte ich so noch nicht erlebt. Gunnar nahm meine Hand und hielt sie fest. Wurde zudringlich. Was ich zuließ, da ich es als Zeichen seiner Zuneigung interpretierte. Presste mich mit dem Rücken an die Wand und begann mich noch an Ort und Stelle mit (überaus!) heftigen Stößen zu ficken. Er hob mich dann hoch und trug mich die Treppen hinauf, während er noch in mir war. Es war ein schwieriges Unterfangen. In unserem Zimmer angekommen, warf er mich aufs Bett und ließ seiner mehr als ungezügelten Leidenschaft freien Lauf, bis er, mit einem lauten Stöhnen und dem heftigsten Stoß an diesem Abend, in mir kam. Er pustete laut hörbar die Luft aus seinem Mund und sein Körper entspannte sich allmählich. Genau so wie der Meine. Dann ließ er sich fallen und lag lächelnd und zufrieden neben mir. Auch ich atmete kurz durch. Verscheuchte alle düsteren Gedanken und schmiegte mich an den heißen Körper meines Mannes.
Ich hatte es nicht gleich bemerkt. Denn die Flüssigkeit zwischen meinen Beinen war bekanntermaßen nach dem Verkehr normal. Als ich mich jedoch erhob, saß ich eine ganze Menge Blut auf dem Lacken und erschrak.
„Gunnar! Gunnar! Um Himmels Willen! Was ist das bloß?!“
Gunnar schnellte auf und sah den Blutfleck nun ebenfalls. Kurz hielt er den Atem an, während ich panisch wurde.
„Bleib ruhig Rea. Womöglich sind es deine Tage?“
„Nein. Nicht das ich wüsste. Was kann das nur sein?“
„Vielleicht die Zyste.“
„Du warst viel zu heftig.“, klagte ich an und begab mich, total verängstigt, ins Bad. Gunnar folgte mir. Gab mir etwas in die Hand und ich sah, wie er sich, mit ebenfalls besorgtem Gesichtsausdruck, auf die Unterlippe biss. „Leg dir erst einmal etwas hinein und wir warten ab. Hast du Schmerzen?“
„Nein.“, erwiderte ich wahrheitsgemäß.
„Beruhige dich erst mal. Es hört bestimmt gleich wieder auf.“
Noch total desolat, kamen Gunnar und ich zurück zu den anderen. Sie schauten uns verdutzt und fragend entgegen. Besonders Marie machte sich offenkundig Sorgen. Kurze Zeit später in der Küche fragte sie: „Was ist geschehen?“
 Ich erzählte es ihr freimütig und sie schüttelte nur mit dem Kopf. „Ich habe von Anfang an gewusst, dass dir dieser Mann nicht gut tun wird Rea. Kannst du dich erinnern? Wir standen hier und ich sagte, dass er ein Teufel ist.“
„Aber er hatte mich gerettet und hier her getragen, nachdem ich ohnmächtig irgendwo in den Sümpfen lag.“
„Ja. Teufel tun das für gewöhnlich. Den Retter spielen, damit sie Zugang zu dir haben.“
„Aber ich liebe ihn!“, verteidigte ich mich.“
„Vielleicht lässt ER DICH DAS glauben. Denn WIE wäre es sonst nur möglich, dass DU all das erträgst, was er dir aufbürdet an schändlichen Gefühlen.“
Ich schwieg und wir kehrten zurück zu den anderen.
„Was ist los?“, fragte mich nun auch Kevin.
Ich schüttelte heftig den Kopf. „Nichts. Ist schon okay.“
„Warum schläfst du nicht mit mir“, fragte er schließlich. Wohl denkend, ich hätte mich mit Gunnar wegen Alexa gezankt.
Ich sah zu Kevin hinüber. Lächelte leicht und drückte seine Hand. „Ja. Vielleicht.“
Als sich so gegen ein Uhr allesamt anschickten den Abend zu beschließen und zu Bett zu gehen, drückte mich Gunnar noch einmal an sich und verschwand noch einmal mit Alexa für ein halbes Stündchen in ihrem Zimmer.
„Du wolltest es doch nicht mit ansehen, wenn wir ficken.“, war seine Rechtfertigung. Denn kurz vorher hatten wir darüber debattiert und ich hatte mich vehement dagegen verwehrt der beiden Voyeurin zu sein.
Trotz alledem fragte mich Gunnar immer wieder recht besorgt und liebevoll nach meinem Befinden.
„Es geht schon.“, antwortete ich. Die Blutung hatte nachgelassen und Schmerzen hatte ich nicht.

Alles in allem hatte ich mich letztendlich doch dazu entschlossen, mit Gunnar UND Alexa die Nacht zu verbringen. Was mir allerdings nur bis zur Hälfte gelang.
So gegen fünf Uhr etwa, schlich ich mich klamm heimlich zu Kevin hinüber, der hoch erfreut darüber war. Und nein. Es fiel mit IHM NICHTS vor. Wir kuschelten nur. Und da er mir keine Ruhe ließ, erzählte ich ihm, was mit Gunnar am Abend vorgefallen war.
„Warum tust du dir das an?“
Ich schwieg.

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Am späten Morgen trafen wir uns allesamt in der Küche zum gemeinsamen Frühstück. Die Kinder waren bereits versorgt und Veronica Turner kümmerte sich um sie. Nun, in diesem Moment, als wir so gemütlich beieinander saßen, eskalierte die Situation beinahe. Denn ICH monierte erneut Alexas Anwesenheit und dass ich gehofft hätte unsere Reise bis zum Ende mit Gunnar allein zu verbringen. Ich wurde  unsachlich, zornig und böse. Wäre am liebsten fort gegangen. Eröffnete dann, dass Derek heute zu uns kam.
Gunnar runzelte die Stirn.
„Was ist? Wir sprachen davon. Überdies dachte ich, du würdest es begrüßen. So kannst du dir sicher sein, dass jemand bei mir ist, während du dich mit Alexa vergnügst.“, keifte ich. „Warum unternimmst du nicht heute einen Streifzug durch die Gegend und zeigst ihr New Orleans? Geh’ schon! Verschwinde!“ Ich machte eine abfällige Handbewegung dazu.
Henrik erhob sich und ging. Marie nippte schweigend an abwartend an ihrer Kaffeetasse und sah mich dabei von unten her an. Alexa schien die Situation ungemütlich zu finden und wollte sich erheben. Gunnar hinderte sie daran und sie setzte sich wieder. Schien jedoch unsicher zu sein. Denn ihre Augen huschten nervös zwischen den Beteiligten hin und her. Nur Verständnis, oder ganz und gar Demut, fand ich nicht darin. Doch eher Zorn.
Was hatte sie gedacht? Dass sie hier willkommen ist???
Ich konnte ich nicht beruhigen und steigerte mich noch. „Warum werfe ich euch beide nicht einfach aus meinem Haus?!“
„Weil es nicht nur dein Haus ist.“, erwiderte Gunnar und seine Stimme schien ruhig.
„Es IST MEIN Haus!“, widersprach ich ihm. „Ich dachte hier eine schöne Zeit zu verbringen. Stattdessen ist es ähnlich wie in Schweden. Warum reise ich nicht einfach ab und lasse euch hier?“
Nun schaltete Marie sich ein. „Ich dachte“, sie zögerte kurz, „du bist hier um meinetwillen und dass wir uns endlich wieder versöhnen.“ Marie lächelte mich an und ich zwinkerte ihr mit beiden Augen zu.
Selbstverständlich konnte ich nicht gehen. Schließlich war Derek ebenfalls hier her unterwegs. Ich sah ein, dass ich an der derzeitigen Situation nicht ändern konnte und beruhigte mich so nach und nach. Erst dann bemerkte ich, wie enttäuscht Kevin war. Die Züge seines Gesichtes und der Blick seiner Augen hatten es mir verraten und, es konnte dabei nur um Derek gehen. Hätte ich doch nur gewusst, dass Kevin kommt! Nun ist es zu spät etwas zu ändern.
Die Erkenntnis daraus ist, dass zu voreiliges Handeln nur Probleme mit sich bringt!

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Um gänzlich ehrlich zu sein, bin ich dieser Situation überdrüssig und würde am aller liebsten davon laufen wollen!
Gunnar nahm sich meinen Rat bislang nicht zu Herzen. Er scheint bei mir bleiben zu wollten, und Alexa......bei ihm. Infolgedessen sind wir erneut alle..... drei zusammen.
Ich allerdings, versprach Kevin einen kleinen Spaziergang am Fluss. Überdies hat mir Marie ihrerseits versprochen, sich um meine Haare zu kümmern. Wie in alten Zeiten.........