Sonntag, 9. Oktober 2016

Alles auf Anfang



Gunnar kam verhältnismäßig frühzeitig von seinen Aktivitäten (Krafttraining, Schwimmen und Lara) zurück. Es war so gegen fünf Uhr nachmittags.
Er umarmte mich und forderte mich auf, den Computer abzuschalten, was ich auch tat. Jedoch nicht sofort.

„Kommst du heute Abend mit zu Taylor? Einige meiner anderen Brüder kommen auch. Vielleicht sogar Stine.“, fragte er mich ein wenig später.
„Ja. Warum nicht.“
„Oh! WOW!“ Gunnar war überrascht UND erfreut. Und so frönte ich erneut meinem Glas Bier am Abend. Gegen eins gingen wir Heim.

Kaum dort angekommen, läutete es an der Tür, zu so nachtschlafender Stunde. Dann klopfte es aufgeregt und jemand rief Gunnars Namen. Er ging öffnen. Es war Lara.
„Lisa, Jasons Frau, sie schleicht um mein Haus.“
„Ruf‘ Ryan an.“, wies ich Gunnar an, der mir allerdings mein iPhon entgegen streckte.
„Setzt dich doch.“, bot Gunnar Lara einen Sitzplatz an.
„Oh! Verzeih.“ Nun schien sie auch mich endlich wahr zu nehmen. Sie kam auf mich zu und fiel mir um den Hals. Ich klopfte ein wenig zaghaft auf ihren Rücken, während ich darauf wartete mit Ryan zu sprechen, der es klingeln lies. Aber dann doch ein Ton von ihm.
„Was ist?“, fragte er und klang verschlafen. „Ich habe keinen Dienst.“
„Oh! Tut mir leid. Wer ist im Amt?“
„Dein Troels.“
„Mein?....ist er schon lange nicht mehr.“
„Okay, okay. Was ist denn los? Ich sag‘ ihm Bescheid.“
„Lara ist hier. Sie fühlt sich bedroht von Lisa. Jasons Frau. Wo es doch genau genommen eine gerichtliche Verfügung gibt, dass sie sich Lara ausschließlich bis auf hundertfünfzig Meter nähern darf.“
„Ja Ich weiß. Ich schick‘ jemanden.“
Lara blieb noch eine Weile und Gunnar begleitete sie dann bis zu ihrem Haus.


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Schlafen bis acht heute Morgen und Sex.
„Hast du nicht erst gestern?“
Gunnar lachte. „Na und?“

            

Die Würfel sind gefallen. Gunnar und ich unterhielten uns noch einmal heute Morgen, wie wir unser Leben in Zukunft handeln werden. Wir spielen bekanntlich schon eine ganze Weile lang mit dem Gedanken, wieder Frau Chefin und Herr Chef zu sein, im Zentrum. Und ebenso im privaten Bereich bemühte und bemüht sich Gunnar gleichwohl wieder uneingeschränkt mein Ehemann zu sein. Bis auf Alexa natürlich, die ein Kind von ihm bekommt. Was allerdings ihre alleinige Entscheidung war. Und vielleicht noch Lara….gelegentlich. Und hier will ich nicht pingelig sein. Gunnars Bemühen honorieren und nicht mehr eifersüchtig reagieren. Ihm den Freiraum lassen, den er noch für sich braucht. Alles andere wäre ungerecht. Wo er sich doch so befleißigt, mir ein liebender, umsorgender, loyaler, verlässlicher Ehemann und mir tatsächlich treuer zu sein als sonst. Was will ich mehr erwarten? Und das nach gut fünf Jahren des Zusammenseins. Andere Paare sind nach dieser Zeit schon längst geschieden. Und wir, lieben uns noch immer und beschließen es noch einmal richtig und enger miteinander zu versuchen. Bei Tag und bei Nacht, während der Arbeit und der Freizeit zusammen zu sein. Was ohne Zweifel eine Herausforderung sein wird. Dennoch scheint es mir keine Frage, dass wir bestehen.
Den letzten Ausschlag für unser Gespräch und die Entscheidungen hat Derek gegeben. Er kam heute Morgen mit Giselle und dem Balg ins Restaurant. Setzte sich an einen Tisch mit ihr und war überaus zuvorkommend und aufmerksam, ihr gegenüber. Rückte den Stuhl, sodass sie sich setzen konnte. Lächelte beflissen. War über die Maßen und sichtbar fürsorglich, als wären sie ein Paar und er würde sich um sie bemühen. Was für mich doch recht auffällig war und ebenso für Gunnar, der grinste, als er die beiden SO sah. 
Seine Mutter kam ein wenig später.
Ich kenne Derek nach gut zwei Jahren des Zusammenseins verhältnismäßig gut. Und mein erster Gedanke, mein erstes Gefühl war, als ich die beiden zusammen sah, da hat sich etwas verändert. Er hat mit ihr erneut gefickt. Diese Nacht wahrscheinlich. War er bei ihr gewesen.
Er hatte alleinig Augen für Giselle und für  das Kind natürlich. Sah uns offenbar nicht.
Aber egal. Das war mir recht.
Daraufhin unterhielt ich mich mit meinem Ehemann und wir legten die Parameter der Zukunft fest.

„Weißt du was“, sagte ich zu Gunnar und begann somit das Gespräch, „ich werde die nächste Gelegenheit nutzen, womöglich sogar schon Morgen, um mit Derek zu reden und unsere Beziehung zu beenden.“
Gunnar hob die linke Augenbraue und nickte anerkennend. „Wirst du ihn feuern? Oder was?“
Ich atmete schwer. „Vielleicht noch nicht gleich. Aber es läuft darauf hinaus. Allerdings biete ich ihm an, zurück ins Sicherheitsteam zu gehen, WENN er will, und melde, so zu sagen, Eigenbedarf auf den Job an, in welchem er ist.“
Gunnar lachte. „ Ja. Eine gute Idee.“
„Bedeutet das“, fragte ich noch einmal bei Gunnar nach, um sicher zu gehen, „du hast dich entscheiden und wirst nun wieder uneingeschränkt im Zentrum arbeiten?“
„Was habe ich denn für eine Wahl.“
„Okay.“ Phhhuuuu. Ich war total aufgeregt und Freude stieg in mir auf. „Dann rede ich zuerst mit meinem Vater.“
„Werdet ihr Tom hier her zurückholen, damit ER dann MEINE Stelle im Büro besetzt?“
„Das denke ich nicht. Das Team, wie es ursprünglich war, hat doch ganz gut zusammen gearbeitet. Alexa fällt nun ebenfalls weg. Also ist alles wieder beim Alten. Und auch WIR setzen alles wieder auf Anfang zurück.“ Ich vermochte meine Freude nicht mehr zu verbergen. Gunnar und ich, wieder zusammen…..hier. Was für ein Fest! Da würden nun einige Umstrukturierungen vorgenommen werden müssen. Darauf freue ich mich und vor allem auf die Gesichter.

Beim nach draußen Gehen sprach mich Derek an, als wir an ihm vorüber gingen. ICH sah nur Giselles Grinsen. Ich lächelte erhaben zurück und grüßte Magdalena und die beiden. Gunnar ebenfalls. WAS hatte ich mir vorzuwerfen? Nichts! Zudem sah ich mich keinesfalls im Nachteil zu ihr.
„Bist du Morgen im Büro?“, fragte er recht abgeklärt und ruhig.
„Ich denke schon. Aber nicht so zeitig.“
„Die Bestellungen und das Briefing.“ Derek sah mich an und war verhältnismäßig  ernst dabei. Kein Lächeln. Obendrein schien er seine Sätze abzukürzen. Auf ein Minimum an Worten zu reduzieren.
Ich dachte kurz nach und erwiderte dann (gebieterisch! Jedoch nicht übertrieben.): „Das Briefing setze ich am Nachmittag an und Bestellungen haben Zeit bis Dienstag.“
Derek schaute ein wenig verdutzt und nickte dann.
Gunnar und ich gingen nach draußen……………..