Dienstag, 11. Oktober 2016

Die andere Seite der Medaille



Meine Euphorie und Freude darüber, Gunnar wieder gänzlich bei mir und im Zentrum an meiner Seite zu wissen, ließ mich völlig ausblenden, dass es noch Alexa gab. Zudem basierte der endgültige Entschluss, es nun endlich in die Weg zu leiten, Gunnar als Chef des Zentrums zurückzuholen, bisher ausschließlich auf der Annahme, dass Derek erneut mit Giselle geschlafen hatte und ich diejenige sein wollte, die mit ihm den Schlussstrich zieht.
Nun, eine äußerst vage Komponente, um mein Leben und das einiger anderen umzustellen. Da wurde vieles eben, im ersten Augenblick, nicht bedacht. Erst im Nachhinein diskutierten wir den gesamten Morgen alle Eventualitäten und Konsequenzen, die sich aus unserem Handeln ergeben.....könnten. Zumindest jene, welche von uns abzusehen waren.
In jedem Fall gedachte ich nicht erneut in alte Muster zu verfallen. Das Alexa Gunnar ins Zentrum folgt und er dann ein zweites Mal der Chef mit seinen drei Frauen (Alexa, Lara und mir) wäre.
Am Ende unserer Debatte stellte ich unmissverständlich in den Raum, dass ich diesen Preis, Alexa hier in meiner unmittelbaren Nähe zu haben, samt ihrem Balg, nicht bereit war zu zahlen dafür, Gunnar wieder mit mir vereint als Chef und Chefin auf dem Thron des Zentrums zu sehen. Denn genau DAS würde kommen. Was allerdings ebenso nur eine Vermutung war.
Infolgedessen beschlossen wir, dass sich Gunnar vor allem mit Alexa unterhielt und ICH gegebenenfalls mit Derek. Vielleicht wartete ich gleichwohl auf ein Zeichen von ihm. Eine Andeutung, oder ein klares Gespräch. Denn sollte meine Vermutung eine Tatsache sein, dass Derek erneut mit Giselle intim geworden ist, würde er es mir sicherlich gestehen. So viel Gentleman war er. (Denke ich.) Und sollte er sich tatsächlich auf ein erneutes Verhältnis mit Giselle eingelassen haben, dann würde er in jedem Fall uneingeschränkt dazu stehen. Und ebenso zu den Konsequenzen.

Es hatten so viele Fragen, Diskussionspunkte und Umstrukturierungen im Raum gestanden, sodass es fast ausgeschlossen war, alle möglichen Wege und Konsequenzen einzusehen. In jedem Fall hätte es sogar Tom betroffen. Der signalisierte jedoch, lieber wieder hier nach Schweden zu kommen. Allerdings war ich doch erleichtert gewesen, den Kopf des ehemaligen Teams weit weg zu wissen. Da, wo er für mich ungefährlich war. Wenn mein Vater nicht unbedingt darauf bestand, würde ich Tom liebend gern in Hawaii belassen. Womöglich käme Vaters Büro in Stockholm auch ohne ihn oder Gunnar aus. Denn bevor die beiden sich dort als Chef versuchten (oder eindrangen), war die Zweigstelle von Vaters Unternehmen funktionstüchtig genug. Überdies hatte ich den Eindruck, dass die drei Leute, Magnus Karlsson, Viktor Jönsson und Anna Maria Swanepoel, nicht wirklich mit einen neuen Chef in ihren Reihen glücklich waren. Gleich wer es nun war. An dieser Stelle gedachte ich sogar Imara eine Chance zu geben, wenn ich sie entlasse, was schon eine Zeit lang mein Ansinnen ist. Mike ist für ihren Platz vorgesehen und hat sich ausgezeichnet bewährt. Ein Genie wir ihn, würde ich ungern verlieren. Denn WAS wäre, WENN ich Derek entlasse. Oder ER von selbst gehen mag, sobald Gunnar hier ist. Es ist unmöglich zu wissen oder vorher zu sagen, wie Leute auf was auch immer reagieren.

----------------------------

Solange ich nun nicht wusste, wie Alexa reagiert, oder auf WAS sie bestand, wenn Gunnar ihr unser Vorhaben unterbreitete, blies ich besser alles, wie es gerade eben jetzt war.

Nach dem gemeinsamen Lunch fuhr Gunnar nach Stockholm und ich zelebrierte ein ganz normales Briefing, OHNE jegliche Andeutungen darauf, was ich mit Gunnar besprochen hatte.
Anschließend nahm ich mir Derek vor.
„Kann ich mit dir kurz reden?“ fragte ich ihn.
Er druckste herum. „Ja. Selbstverständlich. Das Gleiche wollte ich dich fragen.“
DAS lies mich aufhorchen. Ich erschrak. Konnte es nicht verbergen und wollte es nicht.
„Etwas Schlimmes?“, platzte ich heraus.
„Nein, nein. Natürlich nicht.“
Ich atmete auf. „Um was geht es denn?“
„Du zuerst.“
Oha. Ich räusperte mich und zog die Brauen nach oben. „Okay. Im Grunde hätte ich ausschließlich eine Frage an dich.“
„Dann frag‘.“
„Schliefst du erneut mit Giselle?“, kam ich ohne Umschweife sogleich zur Sache.
Derek lachte. „Wie kommst du denn darauf?“
„Ich dachte nur. Als ich euch beide gestern  sah im Restaurant, war es mir so.“
„Nein. Habe ich nicht.“, bestätigte er.
„Aber du warst so überaus liebevoll mit ihr.“
„Ja, warum denn nicht?“
Ich war ein wenig irritiert. „Nun gut. Dann ist alles okay. Was hast DU auf dem Herzen?“, fragte ich ihn.
„Einen Job für eine Bekannte und ein wenig Urlaub.“
„Beiden zugleich?“ Ich dachte, meine Frage könne die Stimmung noch mehr auflockern, was sie auch tat.
Er lachte erneut. „Ja.“
„Darf ich fragen WANN und WARUM? Zudem WER diese Frau ist?“
„Mit der Frau arbeitete ich vor Jahren.“
„Deine ehemaligen Kollegen scheinen mir recht zahlreich zu sein.“
Und wieder ein Lachen. „Ja. Kann in der Tat.“
„Der Urlaub. Wann?“
Derek schnaufte. „Jetzt.“
„Wofür und wie lang, wenn ich fragen darf. Du weiß doch genau, dass Kevin nicht hier ist.“
„Ja. Erst einmal ein paar Tag.“
„Besteht da irgendein Zusammenhang?“
„Was meinst du?“
„Zwischen dem Urlaub und der Frau?“
„Nein.“
„Also wofür der Urlaub?“, ließ ich nicht nach.
„Nur einmal zwei Tage entspannen. Okay?“
„Ab wann?“
„Dienstag und Mittwoch vielleicht. Donnerstag bin ich dann wieder verfügbar.“ Er neigte den Kopf ein wenig und meinte den Donnerstags-Mann. Der Tag, an dem Gunnar für gewöhnlich bei Alexa und er bei mir war.
„Okay.“, erwiderte ich nun kurz entschlossen mit einer Zusage für ihn.
„Was denkt diese Frau, die du empfiehlst, hier arbeiten zu wollen? Im Büro ist keine Stelle frei.“
„Ähh…..hmmm..ja. Ich weiß.“ Sein Zögern verriet mir, dass genau DAS sein, bzw. ihr Wunsch gewesen war.
„Wann stellt sie sich vor?“
„Wann immer du willst.“,…..klang ein wenig kapitulierend und es war mir nicht unrecht so. (ICH hatte hier das Sagen und nicht er!)
Das alles schien mir merkwürdig zu sein. Urlaub? Weitere Empfehlungen? Sich frei nehmen? Wofür? Warum ihn nicht beschatten lassen? Fiel mir ein......
Kaum hatte Derek gewendet, rief ich eine Detektei in Stockholm an, um ihn in seinen zwei Tages des Urlaubs zu überwachen. Ich wollte schlicht und einfach wissen, woran ich mit ihm war und bin.

Nun stand die Information von Gunnar noch aus. WANN hatte er die Gelegenheit mit Alexa zu sprechen?
Er rief mich NICHT an. Kam dann aber erst gegen acht UND HATTE mir ihr geredet.
Es war genauso, wie ich es vermutete. Würde Gunnar wieder hier im Zentrum als Chef tätig sein, gedachte sie ihm in jedem Fall zu folgen. Was nun bedeutete, dass letztendlich VOERST alles genau SO blieb, wie es bis zu diesem Zeitpunkt war. Zumindest war dies meine Meinung. Gunnar war damit NICHT einverstanden.
„Lass‘ sie doch.“
„NEIN! Ich will sie hier nicht haben! Verstehst du das nicht?!“
Er schnaufte. „Ob sie nun hier im Zentrum, oder in Stockholm ist, ist doch völlig egal.“
„Nein. Ist es nicht. Schlimm genug, dass es sie gibt.“
„Frau, WAS verlangst du noch von mir? Ich tue doch schon was ich kann.“
„Ja. Ich weiß. Absolut treu wirst du mir ohnehin nie sein.“
„Also, woran liegt es dann?“
„Du wirst wieder mit drei Frauen hier im Zentrum sein. Und eine davon bekommt noch ein Kind von dir.“
„Na und? Das ändert doch nichts zwischen uns. Ich will sie doch nicht heiraten.“ Und nun wurde noch Marie ins Feld der Beweise geführt. „Mit ihr bin ich doch auch nicht zusammen.“
„Das ist doch ganz etwas anderes. Du hast sie nie geliebt. Aber Alexa schon.“
„Ja. Mag sein. Ich liebe sie s-c-h-o-n irgendwie. Dennoch sind meine Gefühle zu dir ganz anders.“
„Ich vertraue nicht darauf. Es ist mein letztes Wort. Ich will sie hier nicht haben.“
Gunnar breitete die Arme aus. „Dann hat Alexa unser aller Schicksal entschieden.“
„Ja. Es ist DEINE Konkubine. Und mit Derek hat das ganze nichts zu tun.“
„Was ist eigentlich mit IHM? Hat er nun mit Giselle geschlafen oder nicht?“
„Er sagt nein.“
„Okay. Wenn du ihm glaubst.“
„Ich denke schon. Bisher hatte ich diesbezüglich keiner Grund zu klagen.“
„Nur, weil er dir sagt, dass es so ist, muss es nicht so sein.“
Ich stutzte. „Wie kommst du darauf? Weißt du etwas, was ich nicht weiß? Hast du etwas erfahren?“
„Nein. Ich meine nur. Und jetzt ist Schluss mit dem Debattieren. Es bleibt alles wie es ist.“
„Gunnar, lass mir noch ein paar Stunden Zeit, um darüber nachzudenken, bevor wir endgültig mit dieser Thematik schließen.“, bat ich ihn. Denn ich wusste, wie wankelmütig ich war. Und zu Gunsten von Gunnars Anwesenheit, entschied ich mich vielleicht doch noch einmal anders. Aber auch ER wusste das.
Gunnar nickte. „Okay. Bis morgen früh hast du Zeit.“ Nun war er versöhnlicher und zwinkerte mir zu mit einem Lächeln.

Zwei Stunden später kam das Thema dann doch noch einmal auf den Tisch. Offenbar hatte es Gunnar ebenfalls keine Ruhe gelassen.
„Aber was ist, wenn ich hier wieder Chef sein will? Schließlich ist das Zentrum das Vermächtnis meiner Mutter. Würdest du es mir verbieten, nur weil Alexa dann ebenfalls hier her kommt? Und vielleicht habe ich mich auch im Unternehmen deines Vaters nie wirklich wohl und bei meinen Kollegen willkommen gefühlt?“
Ich sah Gunnar sprachlos an. Mein Mund stand offen. Ich dachte nach. Schnaufte. Was hätte ich nun anderes sagen sollen als JA? Und dann noch der treue Hundeblick……..
Gunnar sah mit einem mal froh und glücklich aus. Umarmte und küsste mich. „Danke.“, hauchte er mir leise ins Ohr. Dann sah er mich an. „Vielleicht wolltest du Alexa diesen Triumpf auch nicht gönnen. Dass sie über unser Leben und unsere Vorhaben entscheidet.“ Noch ein Zwinkern von ihm und ich wusste genau, was er damit sagen wollte. Ich sollte mich einfach besser durch seine Bemerkung fühlen. Denn es war genau die andere Seite der Medaille. Der Blick aus Alexas Sicht.
„Dann sage ihr nicht, dass ich zögerte. Oder WAS sagtest du ihr bis hier her?“
„Nur, dass du es nicht gerne sehen würdest, wenn sie hier im Zentrum wohnt.“
„Erwähntest du das Kind?“
„Ja. Nur kurz. Weil sie es angesprochen hatte.“
„Wie meinst du das?“
„Sie sagte, du hasst sie, weil SIE ein Kind von mir haben wird und du nie eines bekommen wirst.“
Ich entrüstete mich. „Was bildet sie sich ein?!“
Gunnar hielt mich bei den Armen. „Nein, nein. Sie hat es nicht böse gemeint. Eher mitfühlend.“
„Wie kommst du darauf? Wenn sie derartige Anspielungen auf meine Gesundheit macht? Das ist unverfroren und infam. Meinst du nicht auch?“
Er zuckte mit den Schultern. „Den Eindruck hatte ich nicht.“
„Wie blind bist du eigentlich ihr gegenüber? Verdammt noch mal?“
„Wie blind bist du Derek gegenüber?“, erwiderte er.
Ich schluckte. Kniff die Augen zusammen. Schüttelte leicht mit dem Kopf. „Eine erneute Anspielung. Raus mit der Sprache? WAS hast du erfahren? Was hast du gesehen?“
„Oh! Oh! Oh! Jetzt aber mal langsam.“
„Dann sprich!“, forderte ich ihn nochmals auf.
Gunnar zögerte. „Es kann Zufall gewesen sein. Hjalmar hat mir erzählt, dass er Derek in Stockholm gesehen hätte.“
„Ja. Ich weiß. Er war mit seinen Freunden zusammen. Das hat er mir erzählt.“
„Aber nicht nur.“
Ich schnappte nach Luft. Mir stockte der Atem. Das bedeutete nichts Gutes. Ich sah Gunnar abwartend an.
„Er hatte eine Fußballspielerin im Arm. Tanze mit ihr und küsste sie.“
„Eine Fußballspielerin? So etwas gibt es?“
Gunnar lachte. „Ja. Wir haben einige Vereine hier, die sich auch schon einmal Spielerinnen aus dem Ausland holen. Beispielsweise aus Amerika.“
„Ach was? Und mit einer von denen hat Hjalmar Derek gesehen? Kennt er ihn überhaupt?“
„Er kennt ihn und du weißt, Hjalmar ist undercover. Arbeitet für die Polizei. Hat immer die Augen offen.“
„Das kann nur eine Verwechslung sein. Oder wer weiß, was er da gesehen haben will.“
„Du glaubst ihm also nicht?“
Und im selben Moment dachte ich an das Gespräch mit Derek vom heuteigen Nachmittag. Den Wunsch nach Urlaub und der Frau, welcher er bei uns einen Job zu verschaffen gedachte. Wie gut es doch gewesen war, sogleich die Detektei angerufen zu haben. DAS würde mir Klarheit verschaffen. Ich lächelte in mich hinein.
„Derek ein Schwerenöter? Ein Frauenheld? Das kann nicht sein.“, räumte ich ein.
„Er sieht gut aus. Oder etwa nicht?“
„Ja schon. Aber……wie konnte er sich bisher so verstellen? Unmöglich. Nein. “
„Unmöglich ist nichts. Das weißt du doch. Und wer weiß schon, was manche Menschen so für Pläne haben.“
„DAS unterstellst du ihm jetzt nicht?“
„Nein. Ich meine nur.“
„Du meinst heute sehr viel. Bisher hattest auch du keine Zweifel daran, dass Derek ein tadelloser Mensch ist.“
„In der Tat. Aber womöglich hat er mich ebenso getäuscht.“
„Vielleicht sollte ich erst einmal mit ihm reden? Meinst du nicht auch?“
„Warte erst einmal ab, was die Detektei herausfindet, die du angeheuert hast.“ Gunnar grinste.
„DU HAST IN MEINEM KOPF GESTÖBERT!“
„Und wenn schon. Was hat dich dazu bewegt es zu tun?“
Ich erzählte Gunnar restlos alles, was heute Morgen vorgefallen und wie das Gespräch mit Derek verlaufen war.
„Gut. Dann lass uns warten. Denn auch ich bin neugierig geworden. Weil es genau genommen fast unmöglich ist, mich, oder ganz und gar Erik zu täuschen. Dann muss er verdammt gut sei darin. Es vielleicht sogar glauben und leben, was er vermitteln will.“
„Was bedeuten würde, dass er tatsächlich ein tadelloses Leben führte, seitdem ich ihn kenne.“
Gunnar hob die Schultern. „Möglich ist alles. Aber warum lässt er sich jetzt gehen? Womöglich weil er einfach nicht weiter kommt mit dir. Hat er dich nicht gefragt, ob du ihn heiraten willst?“
„Ja. Natürlich hat er das.“
„Und was hast du gesagt?“
„Ich habe es immer wieder mit irgendwelchen Ausflüchten hinausgezögert, ihm eine klare Antwort zu geben.“ (Log ich ein wenig. Denn genau genommen hatte ich schon zu Derek gesagt, dass ich ihn heiraten würde. Aber DAS konnte ich Gunnar nicht gestehen.)
Gunnar lachte. „Vielleicht hat er jetzt endlich genug davon, auf der Ersatzbank zu sein.“
Ich atmete tief durch. „Ich kann das einfach nicht glauben, dass er mit mir ein Verhältnis beginnt, nur aus materiellen Gründen und um Chef im Zentrum zu sein. Er ist doch schon so lang bei uns. Schließlich war es eine Zeit lang nicht abzusehen, ob ich das Zentrum überhaupt behalte. Und verloren hatte ich es obendrein bereits einmal zwischendurch.“
„Du bist mehr als nur schön Rea. Es war und ist kein Wunder, dass sich die Männer reihenweise in dich verlieben. Also, was hat er zu verlieren? Er schläft doch mit dir. Bei einer Schönheit wie dir Rea, hat man es leicht ein wenig Geduld aufzubringen. Und WIR beide, waren zu unaufmerksam.“
„Nein. Ich glaube das alles nicht. Das kann doch nicht sein.“
„Wir warten einfach ab, was uns die Deduktive berichten.“

Eine Weile lang sinnierte ich über Derek nach. Die ganzen zwei Jahre, die ich mit ihm zusammen war und er mir wieder und wieder seine Liebe schwor. Das konnte einfach nicht sein, dass er all das geplant hatte. Er womöglich sogar noch ein Frauenheld war. Dann hatte er für wahr enorm viele Menschen getäuscht. Nicht nur mich und Gunnar. Vor allem, WIE konnte er DAS so lange verbergen? Wahrscheinlich doch, indem er gelebt hat was er vorgab zu sein. Niemand hatte verdacht geschöpft. Alle hatten bisher nur das Beste von ihm gedacht und gesagt.
Ist er doch der typische Neger, der vielen Frauen braucht? Aber war er nicht bisher immer hier? Bricht etwa (s)ein altes Image durch? Oder gar sein altes ICH? Wie er einmal gewesen war. Hatte er sich nur hier und für mich verändert? Ich hatte niemals gesehen, dass er eine andere hat. Und auch die Gerüchteküche besagte nichts dergleichen? Bisher..... Vielleicht hat das alles auch mit Tom, seinem ehemaligen Chef zu tun, weil er nun nicht mehr in der Nähe war. Weil ich nie einen Verdacht gehegt hatte, war mir auch nie etwas aufgefallen. Ich hatte einfach nicht darauf geachtet. Womöglich war auch DAS der Grund, dass Derek von Erik weggegangen ist. Hätte Erik ihn sonst etwa durchschaut? Hatte er jemals einen Verdacht diesbezüglich? Er hat nichts dergleichen mir, oder Gunnar gegenüber erwähnt, soweit ich weiß und mich erinnern kann. Selbst WENN, hätte ich vermutlich noch im selben Augenblick den Gedanken daran verworfen. Denn auch JETZT vermag ich es nicht zu glauben.
Ich hatte mich nie gefragt, was er sonst noch so alles tut. Schon ganz und gar nicht, seitdem seine Mutter bei uns ist.
Natürlich wusste ich von seinem Fitnesstraining und von seinen Freunden. Aber….
Habe ich mich so derart in Derek getäuscht? Oder war es doch nur der Wunsch, dass Derek genau so ist, wie sich ihn jede Frau wünscht UND wie er sich gab? Tat er das ganz bewusst? Zu welchem Zweck? Um mich zu heiraten, um so Chef des Unternehmens zu werden? Aber das ist er doch bereits. Nur, warum war sein Vater von mir dann in keinster Weise angetan? Und seine Mutter ebenfalls nichts. Eigenartig. Fragen über Fragen….zu einem Mann, welchen ich glaub(t)e zu kennen.

----------------------------------------

Es scheint mir und Gunnar eine Gewohnheit geworden zu sein, spät ins Bett zu gehen und dementsprechend ebenfalls spät aufzustehen. Daher auch kein Sex für uns beide. Weder gestern noch heute.
Dann früh der Schnellstart in den Tag. Aufstehen, anziehen, ins Büro und die Bestellungen aufgeben. Speisen, Körperpflege und Make up folgten erst später. Zeit zum Schreiben bleit kaum. Ab und an zwischendurch und gestern Abend.

---------------------------------------

Die Detektei schickte zwei ihrer Männer zu mir, um die ersten Ergebnisse zu überbringen. Selbstredend prüfte ich beflissen, dass diese Männer tatsächlich auch DIE waren, die sie vorgaben zu sein.
Alles in allem sind die Berichte darüber, was Derek seit gestern so tat erschreckend. Ich muss gestehen, ich habe ihn total verkannt.
Aber WIE nur kann das sein????? Hat er mir und allen anderen so lange Zeit tatsächlich etwas vorgespielt?
Er war doch immer ein so heldenhafter, liebenswürdiger, duldsamer, großherziger, loyaler, rechtschaffender, ehrlicher Mann. Und hier könnte ich die Anzahl der Adjektive um noch weitere erhöhen, die nur Gutes über ihn berichten. Nicht nur ich, sondern wir alle waren davon überzeugt, dass Derek ein aufrichtiger, gutherziger Mensch ist, der mich über alles liebt.
Eine tatsächliche Warmherzigkeit, Sanftmut und die Liebe zu mir, möchte ich ihm keineswegs absprechen. Denn ich glaube schon, dass er viel für mich empfindet und auch sonst ein freundlicher, entgegenkommender Mensch ist. Nur hatte er offensichtlich doch einen Plan, was mich betrifft, wovon niemand etwas ahnte. Womöglich noch nicht einmal sein Vater. Wer weiß. Und dass er nun doch anscheinend die Frauen mehr mag als ich dachte, ist doch NUR männlich. So sind sie eben, die Männer. Wäre es nicht ein Wunder gewesen, wenn er in der Tat so enthaltsam und beinahe bedürfnislos gelebt hätte, wie er es vorgab zu sein? Was mich ohnehin fortwährend wunderte. Ist das überhaupt möglich, bei einem Mann, so derart treu und enthaltsam zu sein?????
Ich verkannte ihn eben. Okay. Mag sein, dass ich seine Treue zu mir für bare Münze hielt und nur das Beste von ihm dachte. Es war so leicht zu glauben, noch einen wirklich ritterlichen Mann getroffen zu haben. Nun kommt offenbar der wirkliche Mann und der Neger in ihm durch. So liebenswürdig er auch sonst sein mag. Was nun an sich kein Verbrechen ist. Nur eben der Vorsatz, mit mir ein Spiel zu treiben, um des materiellen Gewinnes und des Ansehens wegen. Schließlich war sein Aufstieg, welchen ich forcierte,  beinahe kometenhaft. Was ihn sicherlich dazu veranlasste noch Geduld zu haben, bis er es endgültig vollbringt, mit mir vor den Altar zu stehen.
Womöglich ist alles nicht wirklich so schlimm. Das möchte ich gerne glauben. Vielleicht gibt er Erklärungen für alles. Rede ich mir ein.
Tja nun, welche Erklärungen gäbe es denn für das aufgezeichnete Gespräch mit seiner Mutter, wo deutlich zu vernehmen ist, was er sich wünscht und dass er mich betrügt. Es ist eine Tatsache, dass er gestern mit Giselle geschlafen hat. Gleich anschließend soll er zu einer jungen Frau nach Stockholm gefahren sein. Es war diese Fußballspielerin, bei der er wohl noch immer ist.
Was wird er erwidern, wenn ich frage, wie und wo er seinen Urlaub verbrachte? Darauf bin ich mehr als gespannt!
Zudem hat sich herausgestellt, dass er ein Raser ist. Die Polizei hat ihm bereits einige Tickets ausgestellt. Alkohol soll ebenfalls im Spiel gewesen sein. Ich war der Meinung, dass er nie welchen trinkt. Wie konnte ich mich so täuschen?
Seine Vergangenheit scheint nebulös zu sein. Hierzu fand man keine weiteren Informationen. Ausschließlich DAS, was ich bereits von ihm weiß. Die Detektei gräbt weiter. Wir werden sehen………………ein langer Post…………………ich weiß. Fehler möge man mir verzeihen.