Mittwoch, 19. Oktober 2016

Freund oder Feind?




Meine Gedanken kreisen im Augenblick mehr oder weniger um die Dinge, die im Zentrum sind. Und ich bin froh, dass es Gunnar an meiner Seite gibt. Gerade eben JETZT, wo Kevin fehlt.
Es wird Zeit, sich um die Entlassungen zu kümmern. Gleich, welcher Art. Es gilt den Überblick zu wahren und Pläne zu schmieden, dass unser Zentrum ein Spirituelles bleibt, in welchem sich die Gäste sicher fühlen.
Gunnar steht gleichwohl privat zu mir. Sein Verhalten scheint sich tatsächlich kaum geändert zu haben, seitdem Alexa hier im Zentrum ist. Sicher hat sie sich mehr von der Nähe zu ihm erwartet. Dennoch wehrte er ihr Drängen in vielen Belangen ab. Womöglich kann es auch daran liegen, dass sie im Bett für ihn derzeit nicht viel zu bieten hat. Was nicht bedeutet, dass er sie nicht doch auf irgendeine Weise liebt, wie er sagt. Und er zeigt dies auch, indem er sich um sie sorgt. Für sie da ist, wenn sie ihn braucht und sie jetzt auch täglich besucht. Von den Nächten, die er bei ihr schläft, einmal ganz absehen. Im Augenblick mag es noch immer nur diese Eine sein. Vom Donnerstag zum Freitag. Und daran habe ICH großen Anteil. Weil ich wieder und wieder moniere, dass er als mein Ehemann bei MIR zu sein hat und dass er mir versprach, dass sich mit Alexas Eintreffen hier im Zentrum, für uns nichts ändern wird. Auf Bitten würde ich ihm sogar eine zweite Nacht wöchentlich mit ihr zugestehen. Und immerhin bin ich weiterhin überaus tolerant seinem Verhältnis mit Lara gegenüber und ebenso seinen anderen kleinen Begierden. Wie beispielsweise die kleine Schwarze. Oder die dünne, knabenhafte-n Chinesinn-en. Obgleich ich gestehen muss, dass er nun doch eher auf Sicherheit geht und sich Mühe gibt, dergleichen Verlangen NICHT nachzugeben, sondern in der Tat zuweilen diesem Wunsch, diesem Verlangen, diesem Drang zu widerstehen. Wie heute Nacht. Am liebsten wäre er mit eben diesen Gespielinnen in dem obersten Zimmer des Bürogebäudes gewesen und hätte seinen Hunger nachgegeben. Er sagte es mir und auch, wie sehr er sich bemühte, eben dieses NICHT zu tun. Es gelang und ich denke, es war gleichwohl ein großer Sieg für ihn, wo er sich bewährte.

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Derek ist für mich nun vollends verloren. Ich bedauere das. Und wie es aussieht kann ich ihm, in geschäftlichen Belangen, nicht mehr vertrauen. DIES, finde ich, ist das (Zweit-) Schlimmste für mich. Offenbar hintergeht er mich nicht ausschließlich privat. Aber wir finden es heraus, wenn da etwas ist. Aus diesem Grund hätte ich am aller liebsten meine Detektive auf ihn, Mike und Kirsten angesetzt. Nur DAS, wäre zu offensichtlich. Wir müssen andere Wege finden!
Womöglich hat nun auch diese Laurianne damit zu tun. Wer weiß das schon, ob sie eingeweiht ist. Zumindest konspiriert sie mit dem Feind. Was es umso wichtiger macht, dass sie mich zukünftig als ihre Freundin sieht. Es ist immer gut, wenn man das Vertrauen des (vermeintlichen) Gegners gewinnt. Gleich, auf welche Art. Nur ist es ebenso durchschaubar, für sie, die andere Seite, und es gilt in jedem Fall vorsichtig und überlegt zu bleiben. Andererseits bin ich mir noch ich einmal sicher, ob es überhaupt eine andere Seite gibt. Und daher fällt es mir nach wie vor schwer, Derek als Feind zu sehen. Womöglich bestätigen sich diese Vorwürfe nicht. Wer weiß.
Vermeidliche Feinde, gibt es gleichwohl noch andere. Man erinnere sich an Sasha Fließe. Er steht nach wie vor unter Beobachtung.

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Gunnar war gestern Nacht für einige Stunden bei Lara. Er gestand es so nebenher, weil ich am Morgen danach fragte. Ich reagierte nicht weiter darauf und war auch nicht sonderlich böse darüber. Gunnar, noch immer – gelegentlich – wie er leibt und lebt. Aber egal. Die heutige Nacht zeigt, dass es besser wird……..
Womöglich hatte ihn die fleischliche Lust verzehrt, nachdem ihm, absichtsloser Weise, unser Videoprogramm animierte.
Nein, nein, es waren keine Pornos. Dergleichen schau‘ ICH nicht. Wozu? Es war eine Serie, wo es um Gladiatoren ging. Blut und Sand. Ich persönlich finde sie schrecklich. Nur Gunnar sind die Filme, die ICH sonst schaue, zumeist viel zu eindruckslos. Männer eben! Es muss immer Aktion sein. Gewalt und Krieg verherrlicht werden. Und Frauen, die am besten nackt umhergehen, die ganze Zeit. Diese Serie, trifft genau diesen Kern. Und auch, wenn ich sie im Grunde abscheulich finde, tat ich mir sie, um Gunnar Willen an. Ach gestern Abend. Daher wohl erneut Gunnars Verlangen nach….mehr.
Aber egal. Ich denke, jedes Ehepaar kennt dergleichen Szenarien, wo ein Partner sich zurück nimmt, gegebenenfalls sogar toleriert, um die gemeinsame Zeit dem anderen zu schenken. Man ist schlicht und einfach nur glücklich über den Zustand eines gemeinsamen Fernsehabends. Was auch immer es zu schauen gibt…….

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Der gestrige Tag im Büro war diffizil. DAS ENDE MIT DEREK! Endgültig. Ich sprach mit ihm….….und es zerriss mir das Herz, würde ich im Allgemeinen sagen. Dennoch war es in diesem Augenblick nicht so. Vielleicht mag es an der Gegenwart von dieser Laurianne oder an Gunnars gelegen haben. Womöglich erinnerte ich mich auch daran, dass mir schon seit Wochen klar geworden war, dass es mit ihm zu Ende ging. Ich hatte mich offenbar gut darauf eingestellt (und war froh, am vergangenen Donnerstag noch einmal mit ihm geschlafen zu haben). Ich war sogar verhältnismäßig kühl. Zeigte keine Regung. Als würde ich gerade ein Geschäft abschließen. Nun, möglicherweise begünstigte dieses Gefühl das Büro, in welchem es geschah.
Es gab gestern noch einige Gespräche und es werden noch mehrere folgen. Gunnar und ich planen…..hoffentlich gut. Dazu gehören Entlassungen. Das Zerschlagen der Trinität. Derek, Mike und Kirsten. Einen von ihnen behalten wir. Den anderen gilt es bessere Jobs schmackhaft zu machen. Vielleicht mit mehr Gehalt. Von den Moslimen trennen wir uns konsequent. Auch von Imara.
WARUM, WARUM frage ich, suchen sich solche Frauen nur immer wieder Männer, die sie unterdrücken??? Wo sie doch hier die Chance hätten, sich ein eigenes, freies Leben aufzubauen und WIR gaben ihnen die Chance dazu. Es tut mir so leid. Insbesondere für Imara. Sie arbeitet schon seit langem hier. Kennt sogar noch Christin, Gunnars Mutter. Nur jetzt hat sie den Bogen überspannt, mit einem Mann, der hier, auf dem Gelände des Zentrums den Koran verteilt. Nicht offen, selbstverständlich. Gelegentlich sprach er die Gäste an und drei von ihnen meldeten es uns. Das sind drei zu viel. Und diese Kerle finden sich. Die Männer der anderen muslimischen Frauen, die hier im Zentrum arbeiten, halfen ihm. Derek Aktionen sind schädlich für mein, für unser Geschäft. Eine weitere Chance werden diese Frauen nicht erhalten. Sie müsse alle gehen.


Mit Mike haben wir etwas ganz besonderes vor. Er könnte an Gunnars Stelle treten Stockholmer Büro. Der Chef der Filiale für ganz Europa von Vaters Unternehmen werden. Seine Bezahlung würde sich vervielfachen. Möglicherweise reizt ihn das Geld. Und wenn nicht, gibt es noch eine zusätzliche Variante, mit welcher ich ihn umstimmen könnte. Ihm schmeicheln. Seinem Genie. Ihm eine Karriere, einen Aufstieg anbieten, die er bei mir niemals hätte. Denn hier ist er bereits bis oben. In Vaters Unternehmen sind Steigerungen bis in den Geschäftsvorstand in Deutschland möglich. Selbst die Nähe seiner Freunde könnte ich ihm im Augenblick so versprechen. Stockholm ist nicht weit und er könnte sogar Alexas Apartment übernehmen. Wenn er will. Ist das nicht ein super Angebot?

Mit Derek muss ich noch reden, in Bezug auf das wechseln seines Jobs, zurück ins Sicherheitsteam. Was nicht einfach wird. Ich hätte ihn ungern verloren und entlassen werde ich ihn nicht. Sei denn, er gedenkt von selbst zu gehen. Was mitnichten meine Absicht ist. Ich werde ihm diesen niederen Job womöglich sogar mit mehr, oder dem gleichen Gehalt wie jetzt schmackhaft machen. Womöglich bin ich sogar bereit, seine Hochzeitsfeierlichkeiten teilweise mit auszurichten. Selbstredend hier im Zentrum. (Daran verdiene ich dann auch etwas.)


Ebenso sprach ich mit Amaya Ji, unserer Personalchefin, und vertraue ihr, als einzige der Angestellten an, was wir mit wem wirklich planen. Ich bat sie Stillschweigen zu bewahren. Ohnehin würden wir, Gunnar und ich, in den nächsten Tagen alles in die Tat umsetzen. Aber bis dahin…..schschsch………………….