Freitag, 14. Oktober 2016

An nichts „Böses“ denken.....



Natürlich war Derek an seinen beiden Urlaubstagen tatsächlich kurz im Zentrum, um nach seiner Mutter und seinem Kind (Giselle!) zu sehen. Nur so, nebenher bemerkt……….

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Der Abend und die Nacht mit Derek waren wunderbar. Trotz alledem, dass wir zuvor Tacheles redeten. Nur so eilig konnte ich damit nicht beginnen. Denn, als ich in Dereks Augen sah, schmolz ich dahin.
Schmusen küssen eine Zeit lang und dann die unausweichliche Frage. Jedoch zuvor entschuldigte sich Derek für die Urlaubstage und die vermehrte Abwesenheit in der letzten Zeit. Und über Alexa wurde ebenso noch geredet, bevor wir auf das Wesentliche kamen.
„Du wolltest doch mit mir reden. Nicht wahr?“
„Ja.“
„Um was geht es denn?“
„Um Dich und um uns.“
Derek stutzte. „Willst du etwa unsere Beziehung beenden?“
„Nein.“, erwiderte ich zügig. „Natürlich nicht.“
Aber WIE nun beginnen, damit das Gespräch nicht eskalierte. Denn ich hatte nicht vor, mich mit Derek zu streiten.
„Stell dir vor, mir wäre zu Ohren gekommen………….“, eröffnete ich die Debatte. War umsichtig mit den Worten und tastete mich behutsam vor.
Erstaunlicher Weise nahm Derek alles sehr ruhig entgegen. Nur kurz erhoben wir einmal die Stimmen…..und wurden sogleich wieder still. Auch ER war offenbar daran interessiert, die Unterhaltung in einem angemessenen Ton zu halten. Was erleichternd für mich war. Sogar, als ich von den Detektiven begann zu erzählen, weil er noch immer nicht gestehen wollte, dass er erneut mit Giselle geschlafen hatte, blieb er einigermaßen gelassen. Nur ungemein ernst sah er aus.
Zu guter Letzt gab er noch so Einiges zu. Diese Fußballspielerin, mit der er sich in Stockholm getroffen hatte.
„Wir waren doch nur zusammen bei meinen Freunden.“, merkte er grinsend an.
„Willst du mich für dumm verkaufen? Du hast mir ihr geschlafen. Nicht wahr.“ Und auch das gestand er mir dann doch. Sowie noch die Gelegenheiten, wenn ich Abwesend und auf Urlaub war, welcher er wahrgenommen hatte. Namen nannte er mir allerdings keine und ich fragte ihn gleichwohl nicht danach. Er sagte nur, die Eine oder andere. Möglicherweise frage ich ihn später noch einmal danach. Vermuten kann ich an dieser Stelle nur die Frau mit dem eigenartigen Namen, Padine Gander, welcher Derek hier im Zentrum einen Job verschaffte. Oder/und die Andere. Rice Golding. Und womöglich sogar die beiden Neuen, welche er ebenso hier unterzubringen gedenkt. Allerdings sind mir diese beiden Neuen noch nicht bekannt. Morgen beraumte ich die Vorstellungsgespräche an. Ebenso der jungen Männer, welche mir von Adam gesandt worden waren. Allesamt First Nation.
Am Ende sprachen wir darüber, wie es nun mit uns weiter gehen wird. Vorerst offenbar wie bisher. Nur eben mehr in Offenheit. Und mir schien, als sei Derek sogar erleichtert gewesen, mich nicht mehr belügen zu müssen. Es war  gerade so, als sei ihm ein Stein vom Herzen gefallen und er wäre nun befreit.
Wie lange treibst du das schon?“, fragte ich ihn dann.
Derek schmunzelte ein wenig, schüttelte dann mit dem Kopf und begann sein Plädoyer. „Ich war wohl tatsächlich früher mal ein Herzensbrecher, als ich noch in Amerika war. Allerdings hatte ich dort nur wenig Zeit für die Frauen. Je nach Gelegenheit eine hier und eine dort. Berufsbedingt. Als ich nach Schweden kam und mit dir ein Verhältnis begann, hatte ich keine anderen weiter. Ich war dir wirklich treu. Dann war ich bei Erik und bemerkte, dass das alles nicht wirklich etwas für mich war. Als ich vom Zauberwald zurückgekommen bin, begann ich so allmählich, in aller Vorsicht damit, mich doch ab und an einmal mit jemand anderen zu treffen. Nur kam das nicht häufig vor. Ich achtete peinlichst darauf, dass mich niemand sah. Weil ich es einfach satt hatte, immer nur darauf zu warten, wenn Gunnar keine Zeit für dich hat. So begann auch das Verhältnis mit Giselle. Nur bedauerlicher Weise wurde sie schwanger. Wollte es so. Und jetzt….“ Er legte die Stirn in Falten und zog die Brauen hoch.
„Warum heiratest du sie nicht?“
Er grinste und sein Gesichtsausdruck zeigte einen gewissen Sarkasmus. „Ich will mich nicht binden.“, sagte er.
Ich war erstaunt. „Du bist vierzig Jahre alt. Meinst du nicht, es würde Zeit dafür?“
Derek lachte. „Stößt du jetzt in dasselbe Horn wie meine Mutter? Willst du, dass ich sie eheliche?“
„Nein. Natürlich nicht. Nur ich kann es dir wohl kaum verbieten.“
„Ich will das nicht.“
„Du willst also frei sein, um tun und lassen zu können, was und mit wem du willst?“
„Hey, hey! So schlimm bin ich doch gar nicht.“
Ich vermochte darüber nicht zu lachen. Blieb ernst. Dennoch war ich versöhnlich. Was brachte es mir, zornig zu sein und mir den Abend zu verderben. Zudem war mir bekannt, wie Toleranz in einer Beziehung funktioniert. Kannte es sehr wohl von Gunnar. Also schlief ich doch besser mit ihm. Allerdings hatte ich noch kurz zuvor darauf plädiert, dass wir keinen Sex mehr miteinander haben werden, weil es mir zu gefährlich ist. Daraufhin hatte Derek etwas von Kondomen gefaselt und war gegangen, welche zu holen, was mir nicht wirklich wichtig war. Meiner Meinung nach, wäre es gleichwohl OHNE Sex gegangen. Obgleich ich zugeben muss, dass ich seinem Charme nicht wirklich etwas entgegen zu setzen hatte. Außer…..aufzugeben. Mich fallen zu lassen. Ihn und seine Tätlichkeiten zu genießen, wie bisher…was ich tat. So schliefen wir eben MIT einem Kondom miteinander. Meinetwegen…..

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Derek und ich hatte am Morgen gerade das Frühstück beendet, als Gunnar und Alexa im Restaurant zur Tür herein kamen. Zuvor war er kurz am Tisch seiner Mutter, wo auch Giselle und das Kind Platz genommen hatten, und hatte die beiden freundlichst begrüßt. ICH, hatte mit gemischten Gefühlen zugesehen. Allerdings kam er sogleich zurück und setzte sich wieder zu mir.
„Soll ich gehen“, fragte Derek (wegen Gunnar) und ich verneinte, während die beiden näher kamen und sich anschickten, sich hinzusetzen. Alexa zögerte noch. Gunnar hatte zu Derek gesehen und Alexa einen Stuhl zurückgezogen, damit sie sich setzten kann.
„Wollten wir die Angelegenheiten nicht getrennt behandeln?“, monierte ich an Gunnar gewandt.
Der räusperte sich, zog die linke Braue nach oben, sah noch einmal demonstrativ zu Derek und dann zu Alexa.
„Wir bereden Geschäftliches.“
„Ahhh! So ist das also. Okay. Wie du meinst. Komm wir gehen.“ Der letzte Satz galt Alexa.
Ich wehrte ab. Meine Inkulanz tat mir leid.
„Schon okay.“, sagte ich rasch. „Setzt euch doch. Ich bin so wie so hier fertig.“, nahm den letzten Bissen, stand auf und ging. Derek folgte mir und wir gingen gemeinsam ins Büro, wo wir mit der Arbeit begannen. Gunnar stieß viel später zu uns.
„Dein Mann lässt sich Zeit.“, hatte Derek noch moniert.
Ohne Rast plagten wir uns bis weit nach dem Lunch. Nur gut, dass ich mich morgens satt gegessen hatte an meinem Hirsebrei.
Alexa kam so gegen halb zwei. Gedachte Gunnar zu sehen und hatte ihm offenbar etwas zu sagen. Kurze Zeit darauf erschien Giselle und wollte nach Derek schauen. Zu diesem Zeitpunkt begann bereits der Zorn in mir aufzusteigen.
„Wir sind jetzt alle eine GROßE, GLÜCKLICHE  FAMILIE? Oder was?“ Diese Worte waren der Auftakt zu meinem Ausbruch. Ich steigerte mich und am Ende schrie ich die beiden an. „Verschwindet alle beide! Und nehmt eure Dirnen mit!“
Gunnar wie Derek tuschelten mit ihren Huren und schickte sie weg. Dann redeten beide auf mich ein, ich solle mich beruhigen. Jedoch tat ich es nicht. Sondern fuhr fort. „Was soll ich mit euch? Ihr Frauenhelden?! Ich suche mir einen neuen Mann und verschwinde hier. Jetzt vermag ich es noch. Dann kannst du das Zentrum deiner Mutter mit deiner Mätresse übernehmen. Und du Derek bist gut an Gunnars Seite aufgehoben. Ihr gleicht euch doch viel mehr, als ich dachte.“ Ich redete mich heiß. Vermochte mich kaum mehr zu beruhigen. Einer nach dem anderen versuchten mich zu besänftigen. UND,….sie waren in der Tat geduldig mit mir. Alle beide.
Letztendlich ist Derek gegangen. Und auch ich wurde stiller. Schmollte noch eine Weile vor mich hin und gemeinsam mit Gunnar beendete ich die Arbeit. Dann ging er mit mir heim.

Gunnar beschwichtigte mich weiter. Denn es grollte noch gewaltig in mir. Ich solle doch Ruhe bewahren. Meinte er.
Meine Heiltherapeutin rief an und ich vermeldete ihr, dass ich mit der Therapie und den Speisevorschriften durchgehalten hatte. „Es ist alles in Ordnung. Sogar meine Haare glänzen wieder.“
Sie freute sich und riet mir, sie alsbald und spätestens im Frühjahr nächsten Jahres, wieder aufzusuchen. Ich versprach es ihr. Und kaum, dass ich aufgelegt hatte, begannen Krämpfe der alarmierenden Art. Das bedeutet für gewöhnlich nichts Gutes und ich erinnerte mich an den Schüttelfrost zwei Tage zuvor, mit welchen ich des Nachts zu kämpfen hatte. Genau an dem Tag, wo ich ZU spät zu Bett gegangen war. Offenbar ein grober Fehler. Ich muss dringlichst früher ins Bett als bisher. Das Frösteln und das verkrampfte Liegen im Bett, hatte ich allerdings der Kälte zugeschrieben. Ich war Tags über ausgekühlt und Gunnar hatte nachts darauf bestanden, das Fenster offen zu lassen. Bei etwa zwei Grad über Null. Genau genommen zu kühl, um zu schlafen.
Dann sprangen noch die Lymphe an und ich verspürte einen Druck rechts und links unter Kiefer. Dann noch der Streit, der Ärger, die Anstrengung. Ich hoffe, es geht alles gut.
Auch Gunnar war auf meine Schilderungen hin alarmiert. Macht sich Sorgen. Schärft mir ein, mich zu beruhigen und an nichts Böses zu denken.