Zeitwahrnehmung
Letztendlich
hatten wir uns doch dazu entschlossen zurück nach Schweden zu fliegen.
Der letzte Abend
wurde lang und wir diskutierten die Möglichkeit, dass Adam mit uns kommt. Was
ihm am Ende doch unmöglich schien. Diane. Schade eigentlich. Es wäre mir eine
Freude gewesen, Adam eine Zeit lang an meiner Seite zu sehen. Mit ihm zu
reisen, zu reden, ihm zuzuhören.
Aber egal.
Wir schliefen
bis acht an diesem Morgen, frühstückten, packten unsere Sachen zusammen und
fuhren gemächlich auf dem Highway 6 in Richtung Winnipeg. Gleichwohl auf dem
Rückweg eilten wir uns nicht. Pausierten gelegentlich. Speisten.
Sogleich am
Abend dann der Rückflug. Es war gerade noch Zeit, den Wagen abzugeben und schon
saßen wir in der Lounge, um auf den Abflug zu warten.
Selbst beim
Fliegen, und nicht ausschließlich bei Diesem, sondern ebenso beim Gehen oder
Auto fahren, wähnt mir schon seit Langem die Zeit des Rückweges stets kürzer zu
sein.
Zeitwahrnehmung
eben. Ist mir schon des Öfteren geschehen. Ein Phänomen so zu sagen, welches Gunnar
bereits ebenso aufgefallen ist. Was bedeutet, ich bin NICHT verrückt. Und bei diesem
Gedanken schmunzelte er.
„Magie. Schwarze
Steine und Zeitexperimente.“, hauchte er mir verschwörerisch ins Ohr.
„Ja. Der Vortrag
zum Philadelphia-Experiment. Ich erinnere mich.“
„Selbst im
deutschen Sprachraum gibt es Plätze, oder besser einen ganz besonderen Platz,
an welchen man in der Zeit verschwinden kann.“
„Österreich?“,
fragte ich. Denn ich sah in Gunnar Kopf das Bild eines Berges.
Er nickte.
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Nach der Ankunft
in Stockholm (am Morgen) suchten wir kurz unser Apartment auf.
Gunnar ging zu
Alexa hinüber, um ihr Guten Tag zu sagen und schwupps war sie auch schon mit
meinem Ehemann zurückgekommen und fiel mir Freude strahlend um den Hals. Ein
Küsschen rechts und eines links. Ha, ha! Was für ein (unliebsames!!) Entzücken
sie zu sehen!! Mit zwei Ausrufezeichen. Oder besser noch in Anführungsstrichen.
„Ich gehe dann
mal zum Frisör.“, sagte ich zögerlich mit einem Seitenblick zu Gunnar hinüber.
Denn ich gedachte den beiden die Gelegenheit zu geben, sich ausgiebiger zu
begrüßen, als nur euphorisch zu umarmen. Schließlich war der Sex, zwischen
Gunnar und mir, gerade in den letzten Tagen ausgeblieben, wo er mir nun in
Nöten schien.
„Nein, wir
fahren JETZT.“, ließ er recht entschlossen verlauten. „Kannst du das nicht im Zentrum
tun?“ Gunnar hatte mich sanft am Arm genommen, als ich bereits am Gehen war. Ich
dachte nur, es wäre gut, mir die Peinlichkeit weiterer verliebter Blicke von
Alexa zu ersparen, die sie meinem Ehemann entgegen brachte. (Fluch über sie!)
Ich war erstaunt
und blieb stehen. „Okay. Ist mir ohnehin viel lieber.“
Auf der Fahrt
ins Zentrum schmunzelte ich so vor mich hin. War glücklich über die
Entscheidung meines Ehemannes, sogleich mit mir zu kommen.
„Was ist?“, fragte
er ebenso grinsend und wusste ganz genau warum.
„Wir hatten doch bereits im Flugzeug abgesprochen, dass ich noch für eine Woche
mit dir ins Zentrum komme.“ Gunnar sah kurz zu mir herüber und lächelte mich
an. „Urlaub, so zu sagen. Wenn dein Vater nichts dagegen hat. Denn genau
genommen waren so wie so zwei bis drei Wochen geplant.“
Mein erster Weg,
nachdem wir die Koffer im Haus abtgestellt hatten, führte mich zum Büro. Gunnar
war an meiner Seite, was mir außerordentliche Freude bereitete.
Derek war
überrascht mich zu sehen. Und ich, dass eben gerade Giselle samt ihrem Balg das
Gebäude verließen. Sie waren sicherlich bei ihm gewesen. Was sollte das werden,
bitteschön? (Eine Übernahme?
Geisterte es urplötzlich durch meinen Kopf. Derek als Boss des Ganzen und sie
als die „First Lady“ mit ihrem Kind von ihm. Das würde ihr zweifelsohne gut
gefallen. Aber nein. Das konnte nicht sein. Ich strich dieses wirre Zeug aus
meinem Hirn! Schrieb es dem jet lag zu. Und auch jetzt bemerkt man sicherlich,
dass ich noch nicht wieder die Alte bin.
Da noch immer…..müde!)
Angesichts
dieser Hirngespinste fiel die Begrüßung, zwischen Derek und mir, doch eher
abgekühlt aus. Was jedoch ebenso an Gunnars Anwesenheit gelegen haben mag. Denn
ich sah Dereks kurzen, missbilligenden Blick, als wir beide das Büro betraten. Trotz
alledem herzten sich die beiden, wie es Männer eben tun. So rein brüderlich
mit Handschlag und so.
Es gab viel zu
tun und ich stieg sogleich voll mit ein ins Geschehen. Gunnar und ich blieben
bis zum Abend. Wir suchten Fehler und verschoben Zahlen. Es war genau genommen
eine Sisyphusarbeit, die uns wieder und wieder überrechnen ließ, wie wir nun
alles passend bekamen.
Aber egal, mit
einigen Abstrichen wurde alles, so gegen halb neun Uhr abends, zu einem mehr
oder weniger zufrieden stellenden Ende gebracht. Ich war müde und erschöpft und
trotz alledem gingen wir nach dem Dinner noch zu Gunnars Halbbruder Taylor….wo
wir bis spät in die Nacht geblieben sind. Ich hielt aus,….um Gunnars Willen,
der an diesem Besuch seine Freude zu haben schien.
Schnauf…..Tausend
Mal zu anstrengend für mich!!!!! Es wird dringlichst Zeit auszuruhen!!!!!