Mittwoch, 5. Oktober 2016

Sehnsucht nach meinem See


Zeitwahrnehmung
Letztendlich hatten wir uns doch dazu entschlossen zurück nach Schweden zu fliegen.
Der letzte Abend wurde lang und wir diskutierten die Möglichkeit, dass Adam mit uns kommt. Was ihm am Ende doch unmöglich schien. Diane. Schade eigentlich. Es wäre mir eine Freude gewesen, Adam eine Zeit lang an meiner Seite zu sehen. Mit ihm zu reisen, zu reden, ihm zuzuhören.
Aber egal.
Wir schliefen bis acht an diesem Morgen, frühstückten, packten unsere Sachen zusammen und fuhren gemächlich auf dem Highway 6 in Richtung Winnipeg. Gleichwohl auf dem Rückweg eilten wir uns nicht. Pausierten gelegentlich. Speisten.
Sogleich am Abend dann der Rückflug. Es war gerade noch Zeit, den Wagen abzugeben und schon saßen wir in der Lounge, um auf den Abflug zu warten.

Selbst beim Fliegen, und nicht ausschließlich bei Diesem, sondern ebenso beim Gehen oder Auto fahren, wähnt mir schon seit Langem die Zeit des Rückweges stets kürzer zu sein.
Zeitwahrnehmung eben. Ist mir schon des Öfteren geschehen. Ein Phänomen so zu sagen, welches Gunnar bereits ebenso aufgefallen ist. Was bedeutet, ich bin NICHT verrückt. Und bei diesem Gedanken schmunzelte er.
„Magie. Schwarze Steine und Zeitexperimente.“, hauchte er mir verschwörerisch ins Ohr.
„Ja. Der Vortrag zum Philadelphia-Experiment. Ich erinnere mich.“
„Selbst im deutschen Sprachraum gibt es Plätze, oder besser einen ganz besonderen Platz, an welchen man in der Zeit verschwinden kann.“
„Österreich?“, fragte ich. Denn ich sah in Gunnar Kopf das Bild eines Berges.
Er nickte.

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Nach der Ankunft in Stockholm (am Morgen) suchten wir kurz unser Apartment auf.
Gunnar ging zu Alexa hinüber, um ihr Guten Tag zu sagen und schwupps war sie auch schon mit meinem Ehemann zurückgekommen und fiel mir Freude strahlend um den Hals. Ein Küsschen rechts und eines links. Ha, ha! Was für ein (unliebsames!!) Entzücken sie zu sehen!! Mit zwei Ausrufezeichen. Oder besser noch in Anführungsstrichen.
„Ich gehe dann mal zum Frisör.“, sagte ich zögerlich mit einem Seitenblick zu Gunnar hinüber. Denn ich gedachte den beiden die Gelegenheit zu geben, sich ausgiebiger zu begrüßen, als nur euphorisch zu umarmen. Schließlich war der Sex, zwischen Gunnar und mir, gerade in den letzten Tagen ausgeblieben, wo er mir nun in Nöten schien.
„Nein, wir fahren JETZT.“, ließ er recht entschlossen verlauten. „Kannst du das nicht im Zentrum tun?“ Gunnar hatte mich sanft am Arm genommen, als ich bereits am Gehen war. Ich dachte nur, es wäre gut, mir die Peinlichkeit weiterer verliebter Blicke von Alexa zu ersparen, die sie meinem Ehemann entgegen brachte. (Fluch über sie!)
Ich war erstaunt und blieb stehen. „Okay. Ist mir ohnehin viel lieber.“
Auf der Fahrt ins Zentrum schmunzelte ich so vor mich hin. War glücklich über die Entscheidung meines Ehemannes, sogleich mit mir zu kommen.
„Was ist?“, fragte er ebenso grinsend und wusste ganz genau warum. „Wir hatten doch bereits im Flugzeug abgesprochen, dass ich noch für eine Woche mit dir ins Zentrum komme.“ Gunnar sah kurz zu mir herüber und lächelte mich an. „Urlaub, so zu sagen. Wenn dein Vater nichts dagegen hat. Denn genau genommen waren so wie so zwei bis drei Wochen geplant.“

Mein erster Weg, nachdem wir die Koffer im Haus abtgestellt hatten, führte mich zum Büro. Gunnar war an meiner Seite, was mir außerordentliche Freude bereitete.
Derek war überrascht mich zu sehen. Und ich, dass eben gerade Giselle samt ihrem Balg das Gebäude verließen. Sie waren sicherlich bei ihm gewesen. Was sollte das werden, bitteschön? (Eine Übernahme? Geisterte es urplötzlich durch meinen Kopf. Derek als Boss des Ganzen und sie als die „First Lady“ mit ihrem Kind von ihm. Das würde ihr zweifelsohne gut gefallen. Aber nein. Das konnte nicht sein. Ich strich dieses wirre Zeug aus meinem Hirn! Schrieb es dem jet lag zu. Und auch jetzt bemerkt man sicherlich, dass ich noch nicht wieder die Alte bin. Da noch immer…..müde!)
Angesichts dieser Hirngespinste fiel die Begrüßung, zwischen Derek und mir, doch eher abgekühlt aus. Was jedoch ebenso an Gunnars Anwesenheit gelegen haben mag. Denn ich sah Dereks kurzen, missbilligenden Blick, als wir beide das Büro betraten. Trotz alledem herzten sich die beiden, wie es Männer eben tun. So rein brüderlich mit Handschlag und so.
Es gab viel zu tun und ich stieg sogleich voll mit ein ins Geschehen. Gunnar und ich blieben bis zum Abend. Wir suchten Fehler und verschoben Zahlen. Es war genau genommen eine Sisyphusarbeit, die uns wieder und wieder überrechnen ließ, wie wir nun alles passend bekamen.
Aber egal, mit einigen Abstrichen wurde alles, so gegen halb neun Uhr abends, zu einem mehr oder weniger zufrieden stellenden Ende gebracht. Ich war müde und erschöpft und trotz alledem gingen wir nach dem Dinner noch zu Gunnars Halbbruder Taylor….wo wir bis spät in die Nacht geblieben sind. Ich hielt aus,….um Gunnars Willen, der an diesem Besuch seine Freude zu haben schien.
Schnauf…..Tausend Mal zu anstrengend für mich!!!!! Es wird dringlichst Zeit auszuruhen!!!!!