Freitag, 28. Oktober 2016

Von Mordgedanken, Kapitulation und Danksagungen




Nun, ich bin heute ausgeruht. Was wohl daher rührt, dass ich früh(-er wie sonst) zu Bett gegangen bin.
Obwohl ich WEISS, dass es mir besser tut, noch vor Mitternacht schlafen zu gehen, wird es zumeist (viel) später.
Das leidige Thema eben und da sind noch ganz andere. Wie beispielsweise mein fehlende Disziplin. Ob nun beim Training des Körpers, beim Meditieren, oder was die Speisen betrifft. Ich hatte drei Monate lang so gut durchgehalten bis…..meine Natur - Therapeutin mir wieder grünes Licht für Weizen- und Milchprodukte gab. Der Heißhunger überkam mich dann verständlicher Weise und ich verging mich sehr rasch an all den Speisen, welche ich in den letzten drei Monaten entsagen musste.
Nun gut. Über eine Woche ist vergangen und ich denke, mein Heißhunger hat sich gelegt, was eine Ouvertüre für einen neuen Versuch sein kann, disziplinierter zu essen. Jetzt, wo ich dazu gezwungen war und weiß, wie es (so la, la) geht. Und nicht nur das. Es erreichen mich immer wieder Informationen, Hinweise und gut gemeinte Raschläge gerade zum Thema MS, denen ich tatsächlich folgen sollte.
Auch an dieser Stelle ein herzliches Danke dafür an all jene, die mir mit Geduld und ohne Unterlass den richtigen Weg weisen. Was auch nötig ist. Denn mein Starrsinn ist oft für andere recht beleidigend. An dieser Stelle sollte ich in mich gehen und an mir arbeiten. Ich weiß……es sind noch immer die Gewohnheiten, die mich leiten (und ebenso der Genuss). Was mir sehr wohl bewusst ist. Aber okay. Meine Vorsätze sind wieder einmal…überdimensional.
Schauen wir, ob und was mir gelingt.

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So, nun blieb ich gestern doch noch eine Weile im Büro bei Kevin, während Gunnar bereits zu seiner ersten Kampfsportstunde aufgebrochen war.
Wir flirteten heftig, wir beide, und am Ende küssten wir uns sogar (recht leidenschaftlich), als ich mich von ihm verabschiedete, für diesen Tag.
Den Abend und die Nacht verbrachte ich mit Derek, der bei Gieselle und seinem Balg gewesen war, als ich ihn anrief, um ihn zu fragen, ob er denn heute Zeit für mich erübrigen könne. (Welch‘ Erbärmlichkeit meiner! Als ob ich es nötig hätte. Und das alles, um nur nicht allein zu sein.) Zumindest wurde ich nicht intim mit ihm. Bat ihn sogar zwischenzeitlich zu gehen, und auch sonst war da ein Gefühl der wachsenden Distanz zwischen uns beiden. Oder war es nur ICH, die das SO fühlte? Denn Derek tat alles, das sich unser Zusammensein gestaltete wie immer. Auf meine Bedenken hin, erklärte er mir seine Liebe und blieb.
Jedoch zuvor war etwas eigenartiges, lang anhaltendes, plagendes, ebenso diffiziles und sogar bedrohliches geschehen. Auf dem Weg zu meinem Haus, begegnete mir Lisa Anekelea.
Sie kam auf mich zu und begann zu reden, als seien wir die besten Freundinnen. Was mich doch mehr als irritierte. Nichts desto trotz blieb ich stehen wie angewurzelt. Widersprach ihr nicht, denn sie schien sich regelrecht in den Sinn ihrer Worte hineinzusteigern. Ihre Stimme wurde immer schriller. Ich wusste nicht, WIE ich mich verhalten sollte. Hatte schlicht und einfach Angst, weiter zu gehen. Schließlich war sie schon einmal über mich her gefallen und DAS mitten im Restaurant.
Sie redete von Jason und dass er sie mit wohl jeder hier betrog. Offen sprach sie über intime Dinge und dass sie ihm hinterher spioniert. Alles wäre vernetzt. Überall wären Kameras. Er würde sie filmen, wenn er mit ihr fickt. Sie hätte abgebrochen, wäre wütend geworden und sie hätten sich gestritten. Die Kinder, ach ja. Sie hätten geschrien.
Dann griff sie nach meinem Arm und wurde noch vertrauter. Sah sich um und begann zu flüstern. “Da sind immer Leute, Frauen,  die schleichen um unser Haus. Ich habe sie gesehen. Man kann mich nicht verarschen. Was denken die denn. Und die Kellnerin, die uns das Essen manchmal bringt, ihr macht Jason schöne Augen. Eilt zu Tür, wenn sie kommt, um das Essen selbst entgegen zu nehmen.  Und dann hätte sie Pornos gesehen, wo Jason beteiligt sein soll. Gesichter wären nicht zu sehen gewesen, aber sie erkenne doch den Köper ihres Mannes an den speziellen Merkmalen und Leberflecken. Auch hätte sie ihre Einrichtung in diversen Filmchen erkannt, wo Jason angeblich mit wem auch immer auf der Spüle gefickt hätte.
Das Ganze war mir derart peinlich und zog sich über zwei Stunden hin. Ich wagte es nicht, mich von der Stelle zu rühren. Denn machte ich Anstalten dazu, hielt sie mich am Arm. Um Hilfe rufen oder zu schreien, vermochte ich ebenso wenig. Infolgedessen blieb ich stehen. Nickte immer wieder, hörte und stimmte ihr (besser) zu. Ich vermag nicht zu erahnen, was geschehen wäre, hätte ich das nicht.
Als sie dann endlich von mir abließ, konnte ich kaum noch stehen. So schnelle wie es mir möglich war, lief ich nach Hause und fiel erleichtert und erschöpf auf meine Couch, samt Mantel und Schuhen.
Ich erzählte bisher niemanden davon. Denke jedoch mehr und mehr darüber nach, alle für mich unangenehmen Menschen aus meinem Umfeld zu entfernen.

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Heute Morgen schlief ich aus. Hatte dieses Mal sogar dafür Ohropax verwendet und schlief tatsächlich bis halb neun.
Dann raus aus den Federn und frühstücken gehen MIT Derek, was ich eigentlich nicht wirklich wollte. Aber dennoch war es gut, wie es war. Denn als wir das Restaurant betraten, saß da Gunnar mit Alexa an meinem Tisch, was mich dazu brachte, woanders Platz zu nehmen. Ich gedachte mir schließlich nicht das Frühstück zu verderben. Ein Dinkelcrouson, ein leichter Kaffee mit Sojamilch dazu und Obst. (Gut, zugegeben, ein Schuss Sahne war dabei.)
Ein Abschied von Derek und dann ins Büro. Gunnar kam etwa halbe viertel Stunde später.
Es fällt mir schwer, so zu tun, als würde es mich nicht tangieren, wenn er mit Alexa zusammen ist.
„Alles okay?“, fragte mich Gunnar beim Betreten meines Büros und gab mir lächelnd einen Kuss.
Ich nickte. Zeigte ein doch eher gequältes Lächeln. Fühlte jedoch nur zu deutlich den Zorn in meinem Bauch. Das ist nicht gut. Eher ungesund. Vielleicht eine Möglichkeit Gunnar zu erklären/zu überzeugen, wie sehr ich es hasse, SIE (Alexa) mit ihm zu sehen. Ungesund……und gegebenenfalls sogar, auf lange Sicht hin gesehen, eine Möglichkeit sie ganz und gar aus meinem/unseren Leben zu werfen, zu verbannen.
Apropos werfen. Ich dachte über die Sonnenwend-Geburt von Alexas Balg nach und halte es sogar für möglich, dass hier mit Absicht geplant worden ist…..von Gunnar. Bei Óðinn Asger und Inula Castanea war es ebenso. Nur Alexa liebt er zudem. Marie damals nicht. Und ich sehe absolut keine Möglichkeit die Geburt noch zu verhindern. Was wohl bedeuten mag, dass Alexa immer ein Bestandteil unseres Lebens sein wird. Wie auch immer. Zumindest die Mutter von Gunnars Kind.
Die drei (magischen!) Kinder würden dann eine Trinität darstellen. Vom Magischen her gesehen eine absolute Macht. Selbst JETZT, wo es noch ungeboren ist, hätte ich auf magischem Weg wohl kaum eine Chance, gegen Gunnars Balg (vorzugehen). Also wozu Kraft und Zeit verschwenden. Am Ende muss ich mich ohnehin mit all dem abfinden, wie es ist. Allerdings weiß ich genau, wie beschissen es mir damit jetzt schon geht und zukünftig gehen wird. Óðinn Asger und Inula Castanea genügen mir bereits! Nun noch so ein Ding. Geworfen von einer Frau, die mein Ehemann obendrein sogar noch liebt. Was soll das werden? Wie wird unsere Beziehung dann sein? Gunnars und meine. Allerdings denke ich, er setzt voraus, dass ich doch irgendwann nachgeben, friedlicher, freundlicher versöhnlicher werde, sodass wir alle eine große Familie sind.
Aber ich kann das nicht! Ich kann es nicht! Da regt sich Widerstand in mir bis zum Äußersten!
Wie, wie nur, verdammt noch mal, beseitige ich die Geliebte meines Mannes samt ihrem Balg?
Zu allem Überfluss kündigen sich im Dezember Henrik. Marie und die Kinder bei uns an. Dann können sie sogleich ihrer neues Geschwisterchen begrüßen. Was für eine Freude das wohl wird! Und eine schreckliche Zeit für mich. Was soll ich tun? Verreisen? Mit Jason nach Hawaii....vielleicht? Wer sonst käme überhaupt noch in Frage? Ich wüste keinen. Nur kenne ich mich gut. Am Ende bleibe ich hier und....ertrage, weil ich Gunnar liebe. Aber diese Angelegenheit ist äußerst ungesund für mich. Und hier kommt erneut (!) meine Einstellung ins Spiel. Kann ich sie dieses Mal ändern? Wohl kaum. Im Laufe der Tage werde ich selbsredend kapitulieren. Was sonst. Schließlich vermag ich nicht durchgehend vierundzwanzig Stunden am Tag wütend zu sein.