Mein Verhältnis
mit Derek ist kühl-er geworden. Es wurden Worte der Enttäuschung von mir ausgesprochen
auf die Frage hin, was mit mir sei und ob wir unsere Beziehung nicht fortsetzen
könnten wie bisher war. Ich finde, dafür ist, für meine Begriffe, zu viel
geschehen, was ich nicht vergessen, einfach über Bord werfen kann.
Ich warf ihm
vor, wie Gunnar zu sein. Er verneinte. Das wäre nicht wahr und er würde mich
lieben und wäre mir treu gewesen.
Bis zu einem
bestimmten Grad, vermute ich, wie das bei allen Männer ist. Mehr oder weniger.
Also warum nicht den Einen, den man kennt behalten. Was würde sich ändern, mit
einem anderen, wenn Zeit vergeht. Nichts. Oder kaum etwas.
An dieser Stelle
unterscheiden sich Männer und Frauen gravierend. Was allerdings NICHT ihrer Natürlichkeit,
ihrer female choice entspricht. Sondern einer romantischen Vorstellung von Liebe,
die uns in patriarchalem Sinne in den Kopf gepflanzt wurde.
Männer lieben
nicht wie wir Frauen. Und jeder von uns, liebt ein wenig anders. Definiert
dieses Gefühl aus sich heraus mit einem anderen Verständnis. Allerdings macht
sich das kaum jemand gewahr. Viele schließen nur von sich auf andere. Was
absoluter Blödsinn ist. Denn jeder Mensch ist einzigartig in dem, was er
erlebte und welche Schlüsse er aus dem Gelebten zieht. Also, was er/sie ist…..wird ebenfalls
bestimmt von den Sternen, von der Kultur, in welcher er oder sie geboren wurde.
Dem Land. Der Zeit….etc….
Ich bin
enttäuscht. Betrogen worden. Derek wusste zu jeder Zeit, dass ICH verheiratet
bin und auf WAS er sich einlässt, wie er selbst stets zu sagen pflegt(e). Nur ich
wurde getäuscht. Mag sein, dass er mir tatsächlich eine Zeit lang, zu Beginn
unserer Beziehung, treu gewesen ist. Nur vermute ich, dass dies bewusst, oder
unbewusst darauf basierte, mein Ehemann zu werden und/oder DURCH mich
aufzusteigen. Warum sich seine Mutter und vor allem sein Vater diesen, seinen Wünschen versperrte,
weiß ich nicht. Oder gehörte es mit zum Plan? Ich denke nicht. Die Emotionen schienen mir echt zu sein.
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Ich rief dann
doch Derek an und verabredete mich mit ihm zum (späten) Lunch. Von Gunnar waren
noch keine Neuigkeiten zu mir durchgedrungen. Ich wusste nicht, wo er war.
Erreichte ihn gleichwohl nicht.
Ich bestand
darauf, mich eben NICHT an meinen Tisch zu setzen und das hatte nichts mit
Derek zu tun.
„Hast du jetzt
die Aussichten der Angestellten entdeckt?“, fragte er ein wenig sarkastisch.
„Nein. Ich
möchte nur nicht in die Verlegenheit kommen, mit Alexa an einem Tisch sitzen zu müssen. Das tut mir nicht
gut.“
Derek wurde
ernst und ICH kam zur Sache.
„Was wolltest du
mit mir besprechen?“
Derek tat einen
tiefen Atemzug. „Über uns.“
„Ich dachte da
gäbe es nichts mehr zu bereden.“
„Aber trotzdem
bis du mit mir hier.“ Ein kurzes Lächeln (der Hoffnung?) huschte über sein
Gesicht.
„Ja. Natürlich.“
Ich bleib ernst. „Schließlich bedeutest du mir noch immer etwas. Ich bin keine
Maschine, wo man den Schalter umlegt und die Liebe ist weg. So geht das nicht.
Aber vielleicht, so allmählich schaffe ich es, nicht mehr so viel für dich zu
empfinden.“
„Aber vielleicht
will ich das ja nicht.“
Nun wurde ich
ein wenig ärgerlich. „Wie viel Frauen brauchst du denn?“
„Ich war doch
immer für dich da, wenn DU mich brauchtest. Oder etwa nicht?“, antwortete Derek
nicht
auf meine Frage.
„Ja.“, WAS
sollte ich mehr sagen. In dieser Hinsicht hatte er Recht. „Also, WAS willst du?
Dass wir uns weiterhin treffen?“
Dereks süßes
Lächeln strahlte mich an. Ich blieb weiterhin ernst. „Und wie viel andere
Frauen triffst du noch? Was weiß ich schon, ob ich mir von denen eine Krankheit
hole.“
Derek tat
empört. „Was denkst du nur. Ich hatte noch nie irgendetwas.“
„Da hattest du
vermutlich Glück!“
Einige Sekunden
der Stille zwischen uns entstanden. Bis ich erneut mit einer Frage begann.
„Sagst du mir,
mit wie vielen Frauen du schläfst? Damit ich entscheiden kann, ob wir uns
zukünftig sehen.“
Derek schnaufte
ein wenig und dachte offenbar nach.
„Ich schlafe ab
und an mit Giselle. Das weißt du ja.“
„Und mit der
Fußballspielerin und vor Tagen noch mit Laurianne.“, führte ich seine begonnene
Aufzählung weiter. „Ich vermute es sind noch mehr. Oder liege ich da falsch?“
„Peaches, die
Fußballspielerin, okay. Mit ihr treffe ich mich seit etwa zwei Monaten. Aber
auch sie beabsichtige ich NICHT zu heiraten.“
„Ja. Ich weiß.
Du willst ungebunden bleiben. Aber was bedeutet das? Dass du tun kannst, was
immer Du willst und mit wem?“
Nun wieder ein
empörtes Gesicht von Derek. „Was denkst du nur von mir. Ich war dir tatsächlich
die meiste Zeit, die wir zusammen waren, treu. Obwohl du verheiratet bist. Ich
meinte das mit dir wirklich ernst. Aber nun hast du dich letztendlich, nach gut
zwei Jahren, für deinen Mann entschieden. Nur der sieht ebenfalls keinen Sinn
darin, dass ich dich nicht mehr sehen soll. Insbesondere dann, wenn er wer weiß
wo ist und möchte dich in Sicherheit und guten Händen wissen.“
Nun war es Zeit
für mich zu schnaufen. Denn ich wusste, er hatte Recht. „Aber WAS ist mit den
anderen Frauen, außer Giselle? Und was denkt sie, oder was denken SIE darüber,
dass du dich mit Mehreren triffst. Sagst du mir wer sie sind?“, ließ ich nicht
nach mit meinen Fragen. Bedrängte ihn.
Derek schüttelte
lächelnd den Kopf. „Du willst es wirklich wissen? Oder? Meinetwegen.“
JETZT schlug die
Stunde der Wahrheit. Ich war ganz Ohr.
„Rice Golding
und auch mit Padine traf ich mich ab und an. Und auch die andere Frau,
Rochelle, welcher ich hier einen Job gegeben habe.“
Ahhh! ER
hat ihn ihr gegeben. Na was für ein Glück, dass ER das jetzt nicht mehr
kann. Und ich ahnte doch bereits, dass es genau diese Frauen waren, die er ab
und an traf. Allerdings war Gunnar damals nicht anders als Derek es ist. Auch
er verteilte Jobs an seine Gespielinnen, als wären sie die alltäglichen
Mahlzeiten.
Ich sah keinen
Grund ein Lächeln zu zeigen. Blieb weiterhin ernst und fragte nach einer
kleinen Pause, ob das denn nun alle sind.
Empörung. Jedoch
auf die lustige Art. „Frau, WAS willst du noch wissen? Meine ganzen Affären und
Freundinnen die ich hatte?“
„Nein!“,
wiedersprach ich. „Nur die, die mich HIER betrafen und betreffen.“
„Dann kennst du
sie jetzt.“
„Tatsächlich
KEINE Blonde?“ Am liebsten hätte ich Weiße gesagt. Aber dann nahm ich
doch besser blond, was implizierte, das sie weiß seien müssten.
Vielleicht noch Lara. Denn sie hatte sich ihm auch angeboten. Ich vermutete nur
und bohrte weiter. Jedoch Derek war es genug.
„Da war und ist
keine weiter. Punkt.“, war seine abschließende Bemerkung.
Ich glaubte es
ihm nicht. Aber egal.
Ich ließ mich von
Derek nach Hause begleiten und er blieb, bis zum heutigen Morgen. Nur wurden
wir nicht miteinander intim. Das wollte ich nicht. Ich lag nur an seiner Seite.
Gedachte nicht allein zu sein. Gestand es Derek und bat ihn, mir noch Zeit zu
geben, um über unsere neue Situation nachzudenken. Sprach jedoch trotz alledem
den Vergleich zu der Beziehung mit Troels an und WIE es zu Ende ging. Das es da
schon Ähnlichkeiten gäbe. Derek ging nicht darauf ein.
Fairer Weise
hatte ich Derek gefragt, ob er denn heute auch Zeit für mich hätte und keine andere
um meinetwillen benachteiligen würde. Er lachte und sagte nein. War dann nur noch
einmal kurz zu seiner Mutter gegangen (und zu Giselle, seinem Kind?) und kam
dann zu mir zurück.
Wir redeten und
redeten weiter. Schwiegen zwischendurch und sahen dabei fern. Es wurde spät. So
gegen halb drei gingen wir dann zu Bett.
Gunnar hatte
mich vor Stunden angerufen und mir letztendlich doch noch Bescheid gegeben, das
er bei Alexa war, dann bei seinem Halbbruder Taylor, mit welchem er
schlussendlich zu Hjalmar fuhr.
„Nun kann ich
auch bleiben wo ich bin. Wo wir doch Morgen so wie so alle zum Fußball gehen.“,
sagte er. „Am Abend bin ich dann zurück.“
Gunnar wusste,
dass Derek bei mir ist und war offenbar tatsächlich sogar froh darum.
Es ist wie Derek
sagt. Die gewollte Abwesenheit Gunnars und das gelegentlich Zusammensein Wollen
von Derek ergänzten und ergänzen sich auch weiterhin ganz gut.Also, WOZU monieren?
Aber WO ist
Dereks Liebe hin? Oder war es doch nur Verlangen? WIE definiert er Liebe überhaupt?
Gibt es Unterschiede? Abstufungen, wie sehr er jede von uns Frauen liebt? Ich
denke schon. Denn auch ich kenne diese verschiedenen Arten der Liebe. Die eine
brennt mehr, die andere weniger. Zumeist war es bei mir so, dass sie für DIE
Männer, mit denen ich gerade zusammen war, am heißesten brannte. Das nennt man
vermutlich, sich auf eine Situation gut einstellen zu können. Und auch zu
genießen, was einer geboten wird. Bedauerlicherweise ist es nötig, in dieser Gesellschaftsform, für uns Frauen genau SO zu
sein (wie die Männer). Ein wenig egoistisch. Aber WAS bedeutet das schon? Frau kümmert sich um
sich selbst, wozu sie alle Rechte hat! Männer sind tausendmal schlimmer und oft
noch skrupellos dabei. Weiter gedenke ich diese Thematik hier jetzt nicht
auszuführen. Sie würde Bücher füllen, wenn man ihr nur in angemessener Weise
Beachtung schenkt.
Während wir so
redeten, dachte ich an Ian. Er war hier, ganz in meiner Nähe. Auch Ian zieht es
immer wieder an diesen Ort. Sein Besuch übers Wochenende ist vielleicht ein
adäquater Versuch, sich wieder in Erinnerung zu bringen.
Habe ICH Interesse?
Nein.
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Alles in allem geht es mir nun mit Derek
ähnlich, wie mit meinem Ehemann. Die Gefühle sind die Gleichen. Ich fühle
mich beständig, bewusst oder unbewusst, verletzt. Belogen und betrogen. Vielleicht
wäre es in dieser Hinsicht sogar besser allein zu sein! Viele Frauen gehen
diesen Schritt. Doch ICH kann das (noch?) nicht. So bin ich gezwungen noch immer zu
akzeptieren, was patriarchale Regeln für mich vorgesehen haben. Auch wenn ich
es in unseren Breiten den Männern gleich tun kann. Die Konditionierung sitzt
jedoch viel zu tief. IN den Genen, den Mitochondrien, von unseren Müttern übertragen
an uns. AUCH MANN sieht hier, wenn er nur die Augen und Ohren öffnet, dass es
die Mutter -Linie ist, die Bedeutung hat. Der Vater….ist völlig egal. Spielt
keine Rolle. Es könnte jeder sein. Aber soweit wagt kaum eine Frau zu denken.
In ihrem Gefängnis aus sechstausend Jahre alten Lügen, dem Stockholm Syndrom.