Dienstag, 25. Oktober 2016

Nicht die „Einzige“



„Wie sehen uns.“, hatte Derek gestern beim Abschied gesagt und ich war mir sicher, das würde gleichwohl genauso sein.
Es ist gut, es tut gut, ihn nun doch wieder bei mir zu haben. Geändert hat sich so wie so nicht viel. Ausschließlich das Wissen darum, dass ich jetzt nicht mehr seine Einzige bin. Das er ab und an auch mit Giselle und vielleicht sogar Padine Gander, Rice Golding  oder der jungen (für mich unattraktiven) Fußballspielerin schläft. Was mich genau genommen dazu bewegen sollte, eben NICHT mehr mit ihm intim zu werden und wenn ich ehrlich bin, sagt mir DAS zwar mein Kopf, aber mein Körper scheint da anderen Meinung zu sein. Er ist unvernünftig. Genau wie mein Herz. Jedoch die Vorsätze diesbezüglich sind gegenwärtig in jedem Moment, wo ich ihm Derek zusammen bin. Was mich jedoch kaum mehr unsere Treffen genießen lässt.
„Sei nicht so verkrampft.“, sagt er dann stets zu mir, wenn er es bemerkt. „Ich bin doch kein anderer als vorher und ich übertreibe es nicht, wie dein Mann.“
„Woher weiß ich das denn?“
„Glaube mir einfach. Und jetzt, wo wir doch wieder zusammen sind, sind andere auch nicht mehr so nötig. Ich bin doch ganz glücklich damit, dich ein, zwei Mal wöchentlich für mich zu haben. Das genügt mir doch schon.“
„Ja. Du wolltest dich doch so wie so nicht binden.“ Das musste einfach sein……

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Gunnar kam, kurz bevor ich mit Kevin und seinem Pfleger Max zum Lunch aufbrach. Er war bester Laune. Nicht verkatert und roch gleichwohl nicht übermäßig nach Restalkohol.
„Darf ich dich etwas fragen?“, schoss mir sogleich eine Frage durch den Kopf.
Gunnar lachte und legte von hinten die Arme um meinen Körper. „Nein. Ich habe mit niemand anderen geschlafen. Nur Fußball, meine Brüder, ein paar Freunde und saufen. Okay?“
Ich drehte mich zu ihm um und sah ihm prüfend in die Augen. „Und DAS ist wahr?“
Wieder ein Lachen. „JA! Und du?“
Oh, oh! Ich drehte mich sacht weg von ihm, sodass er mir nicht in die Augen sah. „Derek war bei mir. Und nichts weiter.“
„Hm. Okay.“ Er blies es dabei. Fragte und stöberte nicht weiter in meinen Gedanken nach. Was hätte es gebracht, ihm zu gestehen, dass ich mit Derek geschlafen hatte. Schließlich schlief auch er mit Alexa und Lara. Vielleicht wusste er es schon, DASS es geschehen war. Oder, er maß dieser Angelegenheit, ob nun JA oder NEIN, keine besondere Bedeutung bei. So schien es mir zumindest.

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Am Nachmittag ließ ich die beiden Männer allein im Büro, ging zum Frisör, zur Fuß- und Beinpflege.
Als ich gegen 17.00 Uhr zurückkam ins Büro, sagte ich zu Kevin, er solle es nicht gleich am ersten Tag übertreiben und doch besser nach Hause gehen.
„Was ist nun mit den Entlassungen. Wir müssen uns so allmählich entscheiden.“
„Ich weiß. Sie müssen bis Ende Oktober raus.“, erwiderte ich. „Nur Gunnar hat da noch mit einigen Frauen seine Zweifel. Besonders mit denen, mit welchen er geschlafen hat. Wie beispielsweise die Auszubildende Keshia Berggren.“
„Bilden wir sie doch fertig aus und gut.“, schlug Kevin vor.  „Wo ist das Problem? Das Gunnar mit ihr irgendwann einmal gefickt hat?“
„Ja. Ich weiß. Er hat mit den meisten Frauen hier im Büro schon geschlafen.“
„Hey, hey, hey! Das stimmt doch nicht.“, widersprach mir Gunnar nun.
Ich schnaufte. „Muss ich sie aufzählen? Oder was?“
„Jetzt mach nicht so ein Drama draus. Das passiert eben. Jetzt ist das nicht mehr so.“
„Okay. Wie du meinst.“ Ich war nicht böse mit Gunnar und er erkannte dies gleichwohl an dem Ton meiner Stimme und sah es sicherlich ebenso in meinem Hirn. Ich kannte ihn schließlich gut genug.
„In jedem Fall musst du dich entscheiden Rea, WER nun gehen soll.“
„Muss ich das heute noch?“, fragte ich Kevin grinsend.
Der grinste zurück. „Na ja. Du solltest nicht warten bis kurz vor Toresschluss.“
„Morgen. Okay? Oder vielleicht doch besser am Mittwoch oder Donnerstag. In jedem Fall in Laufe dieser Woche. Das genügt doch? Oder?“
Kevin nickte. „Du willst das sicherlich erst noch mit Gunnar besprechen.“
Ich sah zu Gunnar hin und bestätigte. „Wir gehen das in den nächsten Tagen gemeinsam an.“

Auf irgendeine Weise war es schon eigenartig, Derek hier nicht mehr zu sehen. Ich hatte mich an seine Anwesenheit gewöhnt.
ER hatte sich am Morgen bei Ryan gemeldet, um für das Sicherheitsteam zur Verfügung zu stehen. Ich hatte Ryan vorgeschlagen, jetzt, wo Derek Führungsqualitäten bewiesen hatte, ihn doch als seinen Stellvertreter  anzusehen. Dereks Gehalt hatte sich ohnehin nicht verringert. Demzufolge kann er auch etwas leisten für seinen Lohn. Er ist zudem einer von denen, die am längsten hier beschäftigt sind. Wirklich angetan war Ryan davon nicht. Womöglich hatte er seine Lebensgefährtin Sarah Sjögren als seine Stellvertreterin haben wollen. Diesen Job hatte sie ohnehin schon erfolgreich ausgeführt. Nun kam Derek dazwischen. Nur WO sollte er hin? Als gemeines Fußvolk dienen. (Später vielleicht. Weiter herunter degradieren kann ich immer noch.)
„Ich wäre dafür, dass er mit Streife läuft.“
„Ja natürlich. Du und Sarah tun es doch auch.“
„Wem gebe ich ihm als Partner?“
Ich musste schmunzeln. DAS war nun in der Tat eine gute Frage und vor allem NICHT zu unterschätzen. Es musste jemand sein, dem ich vertraue und der gleichermaßen bereits eine Weile hier arbeitete. Troels war in diesem Fall bereits vergeben. Sein Partner war Sasha Fließe. Troels Bruder Mads womöglich? Oder Mark Kekoa. Er ist schon so lange hier. Sein früherer Partner Jason besser nicht. Ich dachte auch einen kurzen Moment an Paul Bradley.
Letztendlich einigten wir uns auf (den recht unbekannten, wenig auffälligen)  Sven Aberg. Einen jungen, blonden Mann, der seit September 2014 bei uns ist. Sollte es NICHT passen, kann immer noch geändert werden.

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Der Abend, die Nacht mit meinem Mann. Am Morgen Sex, obwohl er mir am Tag zuvor gestanden hatte, er hätte am Nachmittag mit Alexa geschlafen, als er kurz bei ihr war.
„Wie geht das überhaupt, mit dem dicken Bauch?“, fragte ich ihn (erneut?).
„Ich muss vorsichtig sein und wenn es einmal NICHT mehr gehen sollte, dann gibt es immer noch Fellatio.“ Ein genüssliches Schmunzeln umspielte die Züge seines Gesichtes. Ja. Natürlich war da das so. Was sonst. Und wieder ein Gespräch über die Liebe, die er noch immer zu Alexa fühlt. Ist das Kind erst geboren, potenziert sich diese womöglich noch. Ich weiß es nicht. Natürlich liebt er sie. DAS gibt er zu. Und ich vermag daran nichts zu ändern. (Würden sich diese Gefühle möglicherweise allmählich verlieren, WENN……sie nicht mehr bei uns wäre??? Und ich habe noch immer NICHTS (Magisches) be-„wirkt“.)

Heute Morgen, nach dem Sex, lagen wir noch eine Weile nebeneinander im Bett. Sprachen über Alexa und Derek. Wie eigenartig es sei, dass er nun während der vielen Stunden im Büro nicht mehr neben mir, bei uns war. Was Alexa betraf, bekräftigte ich noch einmal, dass ich es nicht mag und es mir nicht gut tut, so eng mit ihr zusammen zu sein. „Ich will es getrennt!“
„Sie hat es ja begriffen.“, erwiderte Gunnar dann. „Aber trotz alledem wäre es schön, wenn…….“ Den Rest des Satzes ließ er offen und er musste ihn gleichwohl nicht beenden. Ich wusste genau, was er meint.
„Hofft sie immer noch auf Nähe? Auf Freundschaft von mir? Ich kann das nicht.“, wurde ich ein wenig ärgerlich.
Gunnar atmete tief ein und presste die Lippen aufeinander. „Nur ab und an. Vielleicht ein gemeinsamen Abend mit fernsehen und einem Essen. Oder auch im Restaurant. Ich kann sie doch nicht an einem anderen Tisch essen lassen, wenn wir doch ebenso gerade bei Speisen sind.“
„Wieso nicht? Derek sitzt ebenso woanders. Mit seiner Mutter und oft auch mit Giselle und dem Kind.“
„Sitzt er nicht auch manchmal mit an unseren Tisch?“
„Nur, wenn es etwas Dringliches zu besprechen gibt. Oder wenn DU nicht bei mir bist. Denn JETZT gehört er schließlich wieder zum gemeinen Volk. Oder ist zumindest mit großen Schritten auf den Weg dorthin. Er wird zukünftig immer seltener Gast an unserem Tisch sein.“
Gunnar räusperte sich. „Ich hätte es wissen müssen, dass du das gemeine Volk an deinem Tisch nicht schätzt.“
„Zumindest nicht ständig.“ Ich lächelte Gunnar an und er verstand.

Im Büro angekommen rollte uns Kevin sogleich entgegen. Er hatte uns bereits gegen neun Uhr angerufen, als wir gerade am Aufstehen waren.
„Wo bleibt ihr denn? Das ist doch hier kein Urlaub!“ Er lachte. Natürlich meinte er es nicht ernst. Er wusste genau, dass unsere Stunden der Arbeit fürs Zentrum flexibel waren und oft genug bis in den Abend hinein andauerten. Aber ER war und ist nun mal, nicht nur zeitlich gesehen, der Fleißigste von uns allen. Eben typisch deutsch.
„Wir müssen endlich die Entlassungen vorbereiten.“, verlor Kevin keine Zeit und kam sogleich zum Kern. „Es gibt Entscheidungen zu treffen. Also triff sie Rea.“
Ich schnaufte. „Okay. Gehen wir’s an. Aber NICHT Keshia Berggren.“ Bei diesen Worten sah ich Gunnar an. Denn heute Morgen hatte er über eben diese geredet. Mich gefragt, ob ich etwas dagegen hätte, wenn er sie heute einmal bitten würde, mit ihm ein Stündchen zu ficken. So ganz nebenbei, in seinem dafür vorgesehenen Kämmerchen über dem Büro. Er hätte Lust auf sie.
Ich hatte ihn nach der Sicherheit gefragt, auf die er, bzw. wir nun doch recht explizite achten.
„Sorge dich nicht. Ich kümmere mich darum.“, antwortete er mir. „Zwei Kondome übereinander dürften reichen. Und so wirklich vermute ich nicht, dass sie noch viele andere hat, mit denen sie schläft.“
„Einer genügt. Und woher willst du das wissen? Sie schläft auch mit dir. Oder etwa nicht?“
„Was noch lange nicht bedeutet, dass sie andere hat. ICH habe schließlich den Chef-Bonus.“
„Na und. Vielleicht fragst du sie einmal nach ihren anderen sexuellen Aktivitäten, bevor du mit ihr fickst.“, schlug ich Gunnar vor und mein Ton war scharf.
Er blieb ruhig. Hatte sich nur kurz geräuspert. „Ja. Das werde ich.“

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Die Entlassungen sind geschrieben. Es betrifft:
Imara Sumei, was mir auf irgendeine Weise tatsächlich Leid tut! Das Gleiche gilt für Kevin und Gunnar. Sie arbeitet gut. Ist fleißig. Aber verdammt noch mal,….dieser Mann! Ihr Bekannter. So geht das nicht! Und sie hat gleichwohl KEINE Ambitionen, von ihm abzulassen. Unsere Detektive hatten recherchiert und herausgefunden, dass Imara durch IHN mit einem Netzt von Extremisten verbunden ist. Warum tut sie das, um der Götter Willen? Warum? Weiß sie nicht, was sie riskiert. Nicht nur, dass sie ihre Arbeit verliert, sondern ebenso im persönlichen Bereich. Wie schnell kann aus ihr eine Bombenlegerin werden?
Azmera Maalouf
Bei Latife Kadoko ließ ich Gnade walten. Für mich wäre sie ebenfalls eine Kandidatin für die Entlassungen gewesen. Die Männer sprachen sich dafür aus, sie zu behalten. Sie ist jung und recht hübsch anzusehen. Womöglich ein Argument für Männer Nachsicht walten zu lassen.
Laressa Duran. Schade um sie. Ein junges, gut aussehendes Mädchen mit großen Brüsten und einer sehr fraulichen Figur. Es tut mir Leid für sie. Den Männern sicherlich gleichermaßen. Sie hat so ein süßes Lächeln und sieht auffallend unschuldig aus.
Also sind es am Ende doch nur drei.

Mike und Kirsten vermag ich nicht zu entbehren. Zumal Mike die Aufgaben von Imara in vollem Umfang übernimmt und gleichermaßen einspringt, wenn jemand aus der Frührungsriege fehlt. Das heißt, Kevin, Gunnar, oder ich selbst.
Ich habe das „Trio“ nun zwar doch weiter aufgespalten, allerdings hat Derek als stellvertretender Leiter des Sicherheitsteams Zugang zu allem, was wirklich wichtig ist. Aber WAS hätte ich tun sollen? Ihn gänzlich entlassen? Im Augenblick (gefühlt) für mich (noch) nicht möglich. Sollte er sich irgendwann doch für eine Frau entscheiden, oder, aus welchem Grund auch immer, wir NICHT mehr zusammen sein, überdenke ich noch einmal mein Handeln. Womöglich wird er uns auch von selbst verlassen. Ihm traue ich dies durchaus zu. Aber NOCH ist es nicht so weit.