Gunnar kam spät.
Allerdings hatte ICH bis dahin keine Langeweile. War noch im Netz unterwegs.
Und genau
genommen, erwartete ich eine Diskussion um all die Dinge, die ich in Alexas
Anwesenheit an- und ausgesprochen hatte. Jedoch nichts dergleichen. Nicht ein
Wort. Offensichtlich war er (letztendlich) mit allem einverstanden. Zumindest
deutete ich es so. Oder wollte es SO sehen.
Er fragte nur,
was es noch geschäftliches zu besprechen gäbe. Hier ließ ich ihn die Worte
wissen, welche ich in Mikes Kopf gesehen hatte, als es um Derek ging.
„Was soll ich
davon halten?“, fragte ich ihn. „Kann ich Mike weiterhin vertrauen? Was waren
diese Leute früher. Derek inbegriffen.“
Gunnar setzte
eine bedeutungsvolle Miene auf. „Vielleicht eine Sonderkommission der Polizei,
die im Geheimen operierte. Das schweißt Menschen, die in einem Team arbeiten,
zusammen. Denn jeder muss sich auf den anderen verlassen können. Ich nehme an,
dass es das ist.“
„Mag sein.“
„Mike ist
einfach nur loyal zu seinem ehemaligen Teamkollegen. Ist das nicht ganz
normal?“
Ich räusperte
mich leicht und tat einen tiefen Atemzug. Neigte den Kopf ein wenig und nickte
dann. „Ja. Ich vermute, du hast Recht. Wäre es nicht dennoch besser, sie zu
trennen?“
Gunnar faltete
seine Stirn und zog die lieke Augenbraue hoch. Verstand er, was ich sagen
wollte?
Nun pustete er
hörbar die Luft durch seine angespitzten Lippen. Ich vermutete, er sah in mein
Hirn. „Ich denke nicht, dass sie Läuse uns unserem Pelz sind. Sie sind eben nur
kollegial und verschwiegen. Das hat man ihnen offenbar gelernt. Nicht Schlimmes
wie ich finde. Und mit das mit Derek hat sich doch ohnehin erledigt. Oder etwa
nicht?“
„Ja. Schon.“
„Aber was?“
Ich zögerte. So
ergriff Gunnar erneut das Wort.
„Du tust es wie
besprochen. Verhältst dich völlig normal. Verabredest dich nur nicht mehr mit
ihm. Hast keine Zeit und so. Schließlich bin ICH nun ständig hier.“
„Und WAS ist mit
DEN Abenden, den Nächten, in denen du bei Alexa bist? Soll ich dann alleine
sein?“
Gunnar hob die
Schultern und breitete die Arme aus. „Willst du wieder mit ihm schlafen.“
„Vielleicht NUR
schlafen. Damit ich nicht alleine bin.“
„Fordert er
nichts ein?“
„Im Allgemeinen
nicht, wenn ich nicht will.“
„Hmm. Das must
du entscheiden. Aber denke an die Sicherheit.“
„Das tue ich
doch.“
„Wenn es AUSSCHLIßLICH
darum geht, nicht allein zu sein, wenn du bei einer anderen bist, könnte ich
jeden halbwegs zuverlässigen Mann aus dem Sicherheitsteam wählen.“
Gunnar lachte.
„Ist das nicht noch gefährlicher? Derek kennst du. Andere nicht. Sind schlecht
abzuschätzen.“
„War doch nur
ein Witz…..“, sagte ich zu ihm und blieb dennoch ernst dabei.
„Das denke ich
nicht.“
„Dann war es eben
nur ein Gedanke. Denn ich finde es überaus ungerecht, was du tust.“
„Tut mir leid,
wenn Derek nun doch nicht DER Mann ist, für den du ihn bisher gehalten hast.
Dafür kann ich nichts.“
„Das weiß ich
doch.“
„Also, was
willst du tun?“, fragte Gunnar.
„Mich ganz
normal verhalten. Wie wir es besprochen hatten. Ich muss schließlich nicht
intim mit ihm werden. Insbesondere jetzt, wo ich weiß, dass er doch noch andere
Frauen hat, mit denen er offenbar schläft. Okay. Mit Giselle tut er es, laut
der Detektive. Aber noch andere? Ich weiß nicht Recht. Ich vermag es noch immer
nicht zu glauben, dass er ein Verführer, ein Lebemann ist. Wo er doch so
überaus liebenswert sein kann und mir schwört, dass ICH die Einzige für ihn
bin.“
„Rea, bitte. Sei
nicht so naiv.“
„Okay. Okay! Ich
weiß. Aber vieles in mir sträubt sich, das alles zu glauben.“
Die Unterhaltung,
über noch vieles andere, setzte sich noch Stunden fort. Bis wir schließlich,
nach zwei Uhr, zu Bett gegangen sind.
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Müde, müde,
müde, heute Morgen.
Ich wachte stets
zur selben Zeit auf, gleich, wann ich zu Bett gegangen bin.
Trotz alledem zelebrierte
ich einige Übungen und genau genommen, hätte mir eine Schüssel Weitrauben zum
Frühstück genügt. Aus Gewohnheit aber dann doch der Hirsebrei. Ich weiß, keine
Rohkost, die man mir so nahe legte. Dennoch bekommt mir Gekochtes besser. Was nicht
bedeutet, dass ich nicht willig bin, womöglich so allmählich ein wenig auf
Rohkost umzustellen. Es scheint mir der neuste Trend zu sein. Selbstredend ist
mir jedoch ebenso bewusst, dass unbehandelte Nahrung mehr Energie liefert, als
sie beim Verdauen kostet. Lichtnahrung mag Rohkost noch NICHT sein. Jedoch ist
man damit auf dem Weg dorthin. Alldieweil sie lebendig(er) ist und daher ein
Energiespender und kein Energieverbraucher ist. Ich weiß…..Seufz……
„Kommst du
gleich mit mir ins Büro.“, fragte ich Gunnar, als ich mit mein Schüsselchen
leer gegessen hatte. „Ich gedenke die frohe Botschaft deiner Rückkehr ins
Zentrum den Büroangestellten kund zu tun. Was sagst du dazu?“
„Okay. Ich freue
mich drauf.“ Und wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich bei diesen Gedanken
irgendwie ein flaues Gefühl. Obwohl ich es mir doch so sehr wünschte, dass
Gunnar endlich wieder gänzlich bei mir im Zentrum ist.
„Du wirst Derek
dort treffen. Was wirst du tun? Und wie dich verhalten? Vielleicht erkundigst
du dich noch einmal vorab bei der Detektei, über seine Aktivitäten der letzten
Nacht.“
„Ja. Das werde
ich tun und ich denke, ich verhalte mich wie abgesprochen. Als sei nicht
gewesen. Als wäre ich ahnungslos.“
Der Chef der
Detektei erzählte mir, dass Derek gestern bei seinen Kumpanen MIT dieser jungen
Frau übernachtet hätte. Näheres war nicht bekannt. Bedauerlicherweise. Das Gebäude
war gesichert und die Aufnahmen und Geräusche die man empfing, konnten von
jeden der dort Anwesenden sein. Denn es waren noch andere Frauen dort. Dereks
Freundin war NICHT die Einzige.
So nun stand die
Frage an, ob man ihn weiterhin beschatten soll. Ich sagte nein. Im Zweifelsfall
gibt es gleichwohl unsere eigenen Detektive, denen ich diesen Fall übergeben
könnte, für einige Zeit, gerade hier im Zentrum. Allerdings frage ich mich
hier, WEM gegenüber sind sie loyal? Derek als Mann, oder mir als Chefin. Zu
alledem hatte ich mir so wie so vorgenommen, bei passender Gelegenheit, Derek
zur Rede zu stellen. Denn ich kannte mich und wusste, dass ich den Mund eben
NICHT würde halten können.
Nun gut, Gunnar
kam gleich nach dem Frühstück mit mir ins Büro. Ich hatte bekanntlich vor, den
anderen dort mitzuteilen, dass er zukünftig wieder bei uns (arbeiten) sein wird…..als
Chef, selbstverständlich.
Jedoch gab es
vorerst einige Anrufe zu tätigen, die erledigt werden mussten. Zu stornieren.
Zu bestellen. Derek begrüßte ich, als sei nie etwas geschehen. Als wüsste ich
nichts und siehe da, es fiel mir leicht-er als gedacht…..über seine
(vermutlichen?!) Verfehlungen hinwegzusehen. (Nun gut, die mit Giselle ist
bewiesen.) Womöglich habe ich Überung darin. Und wenn ich denke, WAS soll ich
OHNE ihn tun? War er nicht immer für mich da wsenn ich ihn brauchte? Schnauf…….ich
vermute, ich werde mit ihm reden und dann weiter sehen. Jedoch am aller
liebsten, möchte ich es weiter laufen lassen, wie bisher. Vor allen in jenen
Stunden, in denen Gunnar bei Alexa, oder Lara ist. Wir (mir – oder ihm) das
möglich sein?
Meine
Büroangestellten waren nicht erstaunt darüber, was ich ihnen zu sagen hatte.
Sie wussten, oder ahnten es bereits. Wie sie jedoch tatsächlich zu diesem Sachverhalt
standen, konnte ich ausschließlich in ihren Gedanken sehen.
Derek blickte
eher missmutig drein. Gunars Anwesenheit gefiel ihm nicht wirklich, was ihm
deutlich anzusehen war. Und was sich daraus ergeben wird, bleibt vorerst im
Dunklen.
Von Mike der
Seitenblick zu Derek hin. Dann zu Gunnar und dann zu mir. Da verbarg sich etwas
hinter seiner Mimik, was ich als eine gewisse Ergebenheit Derek gegenüber
deutete. Als wäre er der große Bruder, der ihn beschützt und
der das Sagen hat.
Imara schien
genervt. Womöglich ahnte sie, welch Abstieg ihr Beschieden ist.
Ellen Parker
schien es egal zu sein. Ich vermochte nichts Negatives in ihren Augen zu lesen.
Kate
Austin-Nobel grinste nur. Ihr war es sicher recht.
Amaya Ji schien
mir einen doch eher abfälligen Blick zu Gunnar hin zu werfen. Sie nahm eine Art
Abwehrhaltung an.
Alle anderen
nahmen es offenbar mehr oder weniger gleichmütig hin. Bei Kirsten war ich mir
nicht sicher. Sie lächelte nur. Gerade so, als würde sie sich freuen. Was ich
mir, um ehrlich zu sein, nicht wirklich vorstellen kann.
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So nun hatte ich
die Absicht, mir Derek vorzuknüpfen. Nur WANN und WIE? Bisher gab es noch keine
passende Gelegenheit. Womöglich heute Abend. Denn Gunnar wird bei Alexa sein
und Derek ist offenbar genau deswegen heute wieder hier. Er weiß um die Donnerstags-Frau.
So denn……spannend
bleibt es allemal.