Tja nun, WAS ist
gestern noch geschehen?
Während sich
Gunnar über uns vergnügte, arbeitete und unterhielt ich mich mit Kevin. Und ich
ließ es sogar zu, dass selbst Mike Privates von mir erfuhr, während ich mit
Kevin über Gunnar sprach. Ohnehin wissen die meisten, was Gunnar, neben mir und
Alexa, gelegentlich so treibt. Wobei ich Gunnar beinahe noch verteidigen muss.
Wo er sich doch solche Mühe gibt,…in letzter Zeit und ich hoffe, er lässt nicht
nach damit. Aus diesem Grund war ich ihm gleichwohl nicht böse, als er weit
nach dem Lunch, welchen ich mit Kevin eingenommen hatte, (frisch geduscht) zu
uns kam, mich froh gelaunt umarmte und küsste. Was ich mit einem Lächeln hinnahm
und geschehen ließ.
Kevin hatte die
Augen zusammen gekniffen. Fragend war sein Blick. Ich machte ein bedauerndes
Gesicht. Presste die Lippen aufeinander und zwinkerte zu ihm hin. Was so viel
wie `alles in Ordnung´ bedeuten sollte, und er selbstredend verstand. Er neigte
den Kopf ein wenig und setzte zum Schütteln an. Lächelte aber dann.
„Alexa war hier
und suchte dich.“, sagte ich schließlich zu meinem zufrieden ausschauenden
Ehemann. „Ich sagte ihr, sie solle dich gegebenenfalls eine Etage höher suchen.
War sie da?“
„Nein.“
Da er meine
ausgesprochene Vermutung, dass er den
Vormittag über im oberen Stockwerk war, nicht monierte, gab er mir damit (s)eine
Bestätigung. Später gestand er mir dann ebenso, mit WEM er dort gewesen war.
Lara natürlich, Waris Björnsdottir und Ailin Zai. Nach noch mehr zu fragen, war
mir nicht. Denn DAS genügte mir.
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Gunnar hatte
übernommen und war für den Nachmittag im Büro geblieben, während ich nach Hause
ging. Entspannte, ein wenig meditierte, zwei, drei Übungen absolvierte, schrieb
und im Internet surfte. Er kam gegen halb acht zu mir ins Haus. Entschuldigte
sich und sagte mir, dass er noch kurz bei Alexa gewesen wäre.
„Bitte sei so
nett, ich will sie heute hier nicht sehen.“, bat ich meinen Mann.
Gunnar zog die
Brauen hoch. Offenbar hatte er bereits geplant sie her zu holen. „Dann muss ich
aber später noch einmal nach ihr sehen.“
„Meinetwegen.“
Das Dinner ließ
ich mir bringen, und Gunnar dann ebenfalls.
Ein geruhsamer
Abend hätte mir bevor gestanden, wäre da nicht der Anruf von Alexa gewesen. Es
war so gegen halb ein. Wir hatten uns gerade von der Couch gelöst und
entschlossen zu Bett zu gehen. Ich war bereits im Bad, um meine Zähne zu
putzen, als plötzlich Gunnars Handy läutete. WAS konnte, um der Götter Willen,
SO wichtig sein? Dachte ich so.
Offenbar war sie
unzufrieden über den Zustand des Alleinseins und bat Gunnar nun zu ihr zu kommen,
wenn SIE schon nicht bei ihm (uns) sein
konnte. Gunnar haderte. Startete den Versuch mich zu überreden, dass sie doch
bei uns schlafen kann. Ich sagte, mit aller Konsequenz, NEIN. Also ging er
schlussendlich gegen ein Uhr zu ihr hinüber, nachdem es zwischen uns eine scharfe
Diskussion gegeben hatte. Und ICH,…..rief Derek an.
„Bist du allein?
Bist du zu Hause?“, waren meine ersten beiden Fragen.
Derek war
selbstredend verschlafen und daher dauerte es verständlicher Weise eine kurze
Zeit, bis eine Antwort kam. Zuerst jedoch ein Räusperer und die Frage: „Rea,
bist du das?“
„Ja.“
„Ist etwas
passiert?“
Ich schnaufte. „Nein.
Nicht wirklich und nichts Ungewöhnliches. Ich wollte dich nur etwas fragen. Erlaubst
du es mir?“
Ein erneutes Räuspern
auf der anderen Seite und ein gequältes Stöhnen dazu. Offenbar richtete er sich
auf.
Dann die erste,
klare Antwort. „Ja. Ich bin allein. Und ich bin zu Hause. Worum geht es denn?“
„Würdest du zu mir
herüber kommen?“
„Pfffff….ja. Wo
ist dein Mann?“
„Na wo wird er
wohl sein? Bei Alexa natürlich. Jetzt eben gegangen.“
„Okay. Aber
möchtest du nicht vielleicht zu mir herüber kommen?“
Ich zögerte mit
der Antwort eine Weile lang, alldieweil ich genau genommen eben NICHT
beabsichtig hatte, noch einmal nach draußen, in die Kälte zu gehen.
„Okay. Warum nicht.“, gab ich dann nach und dachte darüber nach, ob es ihm wohl ähnlich ging wie mir, der Kälte wegen. Oder war doch noch eine andere Ursache zu finden. Späterhin klärten wir das warum.
„Okay. Warum nicht.“, gab ich dann nach und dachte darüber nach, ob es ihm wohl ähnlich ging wie mir, der Kälte wegen. Oder war doch noch eine andere Ursache zu finden. Späterhin klärten wir das warum.
Infolgedessen
schlief ich diese Nacht bei Derek. Intim wurden wir allerdings NICHT. Es war
das leidliche Thema, genau wie bei Gunnar und mir. Zwar hätte ich schon ein
gewisses Verlangen verspürt mit Derek zu schlafen, war jedoch zu müde dafür und
schlief umgehend in seinen Armen ein. Am Morgen dann eher die Eile. Denn
zumindest gedenke ich auszuschlafen ohne das Klingeln eines Weckers zu
hören. Diesen Luxus genehmige ich mir….als Chefin. Und als kranke Frau. Zudem
machte sich Unruhe in mir breit. Trotz alledem absolvierte ich rasch ein paar
Übungen. Ein bisschen Atmen, ein bisschen Dehnen und Chi Gong.
„Ich gehe mal
eben zum Haus hinüber, um meine Medikamente zu holen.“, sagte ich zu Derek, der
gerade vor dem Spiegel stand und sich rasierte. „Begleitest du mich?“
Er drehte sich
zu mir um. „Wenn du wartest, komme ich mit.“
Also wartete ich
auf ihn. Und da beklagen sich Männer über Frauen, wie lange sie brauchen, bevor
sie gehen können? Ich kenne das eigentlich nur umgekehrt. Obwohl Gunnar für
gewöhnlich nicht (mehr) so eitel ist und sich stundenlang im Bad aufhällt. Nur
ab und an. Gelegentlich, wenn ein besonderer Anlass vorliegt. Sonst doch eher
nicht.
Aber egal.
An Haus
angekommen beeilte ich mich. Rannte die Verandatreppe nach oben, öffnete die
Tür und ging dorthin, wo der Medizinschrank hängt, um mir meine Medikamente
heraus zu nehmen. Derek war mir bis zur Tür gefolgt und stand nun in deren Rahmen.
Wartete auf mich. Aus dem Augenwinkel heraus hatte ich eine Bewegung im
Schlafzimmer wahrgenommen und schrak auf.
„Ist da wer?“,
hörte ich Gunnar fragen.
Ich ging zur Tür
und öffnete sie ganz. Musste offenbar recht verdutzt drein geschaut haben, als
ich ihn und Alexa in unserem Bett sah. Denn Gunnar begann zu lachen.
„Was ist?“,
fragte er.
„Ich dachte du
bis bei ihr?“
„Ob ich nun hier
oder dort bin, spielt doch keine Rolle.“
Natürlich nicht.
Was dachte ich nur?
„Dann sag‘ mir,
WIESO du dich entschlossen hast, doch noch hier MIT IHR zu schlafen?“
„Frau!“ Gunnar
schnaufte und setzte sich auf. „Weil hier einfach mehr Platz ist. Und du
hättest es doch sicherlich nicht bemerkt, wenn wir gekommen wären, als du
bereits schliefst.“
Ahh! So war das
also.
Ein kurzes,
zynisches Lachen huschte über mein Gesicht. Ein enttäuschter Blick traf meinen
Ehemann. Traurigkeit. Aber WAS erwartete ich denn? Es war nun einmal wie es ist.
Hatte ich es noch immer nicht kapiert? Oder was?
„Komm, bleib
hier.“, forderte mich Gunnar mit versöhnlicher Stimme zum Bleiben auf, da ich
offenbar keine Bereitschaft zeigte, abzuleben.
Ein (zu)
trotziges „Nein.“, entfuhr mir in diesem Augenblick. „Ich möchte Frühstücken
gehen.“
Gunnar breitete
die Arme aus. Was offenbar bedeuten sollte, was ist los mit dir? Alexa war nun
gleichfalls wach, hatte sich ein Stück hoch gerappelt und lächelte mich an.
SIE lag mit MEINEM Mann in UNSEREM
Ehebett und sah mich grinsend an!!! Ein Affront für mich! Aber so war es eben
und es nutzte nichts, sich da noch weiter aufzuregen. Alles völlig NORAL!
Ich atmete tief
durch, wendete und ging.
Im Restaurant
die nächste Infamität. Giselle echauffierte sich darüber, dass Derek mit mir
zusammen war. Begann einen Streit und ich bat Derek bitte unseren Tisch MIT IHR
zu verlassen.
Da sie sich
allerdings nicht zu beruhigen gedachte, mitten im Restaurant stand und mit
Derek lauthals stritt, bat ich mit einem lautlosen Nicken Sarah Sjögren, die
gerade dort in der Nähe saß, ein wenig zu schlichten. Denn einige der Gäste
schauten bereits ein wenig genervt drein. DIES war völlig unakzeptabel!
Sarah stand auf
und ging zu Derek und der keifenden Giselle hinüber. Mischte sich (auf meine
Anweisung hin) ein und forderte sich auf ruhig zu sein, oder besser nach draußen
zu gehen, um ihren Streit auszutragen, damit die anderen Gäste nicht gestört
würden durch sie.
Auch Derek wurde
nun ein wenig resoluter Giselle gegenüber. Er packte sie am Arm und führte sie
zu ihrem Tisch, wo das Kind begonnen hatte zu schreien.
„Kümmere dich um
unsere Kind.“, wies er sie an. „DU wolltest es. Hörst Du nicht, dass es
schreit.“
Anstatt der
trotzigen Giselle nah nun Derek das Kind und wiegte es in seinen Armen. Die
meisten der Gäste beobachteten das. Und ich sah, wie die Männer anerkennend
nickten. Eine allgemeine Zustimmung Dereks Verhalten gegenüber machte sich
offenbar breit. Sieh einer an. Dachte ich so. DEREK, als Vater, erfährt
Würdigung für sein Tun, von den anwesenden Männern. Also konnte er doch nicht
SO schlecht sein…..
Die Lage
beruhigte sich und offenbar auch Giselle. Wenn auch nur augenscheinlich. Derek
übergab das Kind an sie und kam zurück an unseren Tisch und wir begannen ein Gespräch
darüber, warum unsere Beziehung so ist wie sie ist. Und ich stellte fest, dass
er zwar, in gewissem Maße, ein Gigolo war, aber dennoch ein recht anständiger
Mann, der mich immer noch liebt, und dem es zusagen würde, mich wieder öfter zu
sehen.
„Du fehlst mir.“,
hatte er gesagt, mit einem sehnsüchtigen Blick der mich rührte. Und ICH, hatte
gedacht, es sei besser, ihn nicht mehr zu sehen. Oder, ihm zumindest aus dem
Weg zu gehen. Und ich gestand ihm auch, dass ich ihn am aller liebsten wieder
im Büro, bei mir hätte.
Derek lachte. „Ich
glaube, das macht keinen Sinn, jetzt nochmal zu wechseln. Ich fühle mich wohl,
wo ich jetzt bin.“
Derek begleitete
mich noch zum Büro und ging dann zu Ryan, für seine Einteilung zum Dienst. Denn
er hatte nun, meinetwegen, bereits die
halbe Frühschicht versäumt. Was ich natürlich, mit einem kurzen Anruft am Morgen
mit Ryan geklärt hatte. Ein kurzer Satz der Verwunderung wurde von ihm
ausgesprochen und dann das okay. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte die
öffentliche Meinung der Gerüchteküche bereits entschieden, dass mein Verhältnis
zu Derek beendet war.
Schon
eigenartig, was das die Leute so interessiert.
Gunnar ist soeben
gerade erschienen. Schön, dass Mann sich DAS als Chef so leisten kann........
(Vermutlich hat ihm diese Disziplinlosigkeit gefehlt.)
Das eigentlich
gestrige Briefing, wird heute, gleich nach dem Lunch, nachgeholt.
Gunnar strahlt.
Er kommt beschwingt auf mich zu. Zügelt jedoch seine Überschwänglichkeit ein
wenig, da wir schließlich im Dienste sind. Umarmt mich. Küsst mich….dennoch.
Warum auch nicht?
„Wie geht es
Alexa?“, frage ich ihn.
Er sieht mich
erstaunt an. „Du sorgst dich um sie?“
„Wieso nicht?“
Gunnar grinst.
Küsst mich wieder, hält mich mit beiden Händen bei den Schultern und sieht mich
Freude strahlend an. „Es freut mich, dass du nach ihr fragst. Wir waren
gemeinsam frühstücken und ich habe sie dann nach Hause gebracht. Es geht ihr wieder
gut.“
„War sie böse
meinetwegen?“ Oh Gott! Was tat ich denn da?! Selbst ich war erstaunt über meine
Worte und Gunnar erst. Er war ein Stück zurück getreten und sah mich zweifelnd
an. „Ähhh….nein. War sie nicht.“
„Ich dachte nur,
weil ich vorhin ein wenig patzig war.“
Gunnar
schüttelte den Kopf. „Schon okay. Ich hatte ihr erklärt, dass es dich vermutlich
stört, dass wir beide doch noch zurück ins Haus gekommen sind und du nichts
davon wusstest. Das du wahrscheinlich geblieben wärst, wenn ich es dir gesagt
hätte.“ Er machte ein bedauerndes Gesicht. Sprach jedoch sogleich und zügig
weiter in entschuldigendem Ton. „Und es tut mir auch leid. Ich dachte, du wärst
allein. Hatte auch deshalb Alexa gebeten mit mir hinüber ins Haus zu gehen. Und
natürlich auch des Platzes wegen.“ Nun zwinkerte er mit beiden Augen zu.
„Ich dachte du
wolltest mit Alexa allein sein.“, erwiderte ich nun. „Allerdings wollte auch ich nicht allein
bleiben und rief eben Derek an. Hätte auch sein können, dass er anderweitig
beschäftigt gewesen wäre. Ich meine, was hätte ich sonst tun sollen?“ Warum fühlte
ich
mich eigentlich schuldig und hatte das Bedürfnis mich zu rechtfertigen???
War ER es nicht, der mit seinen ständigen Liebschaften Unfrieden zwischen uns
brachte?
Gunnar schnaufte
und fuhr sich mit der Hand übers Kinn. „Vielleicht sollten wir das mal zukünftig
besser absprechen. Damit es keine Missverständnisse diesbezüglich mehr gibt.“
Wo er Recht hat,
hat er Recht.