Freitag, 18. November 2016

Vertrauen oder nicht



Es ist dringend notwendig, früher zu Bett zu gehen! Dies ist mir schon längst bewusst. Dennoch vermag ich die Disziplin eben nicht aufzubringen. Und Gunnar ist eher jemand, der es liebt, nachts aufzubleiben.
Die ganze Zeit über bin ich so müde und ausgelaugt. Vermutlich kein Wunder, ob der täglich späteren Stunde des schlafen Gehens. Auch Gunnar sah dies ein und bat Derek doch am Abend darauf zu achten, früher zu Bett zu gehen als sonst. Er selbst würde bei Alexa sein. Zudem wusste er, dass Derek mehr Disziplin aufbringt als er. Und ICH…. somit folge.

„Geh‘ nach Hause.“, sagte Gunnar so gegen drei Uhr nachmittags zu mir. Denn meine Augenlieder waren schwer geworden. Der Blick ganz hohl. „Ruh dich aus.“
Ich schnaufte und übergab die Verantwortung an meinen Mann und Kevin selbstverständlich. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde an heute nichts mehr viel geschehen. Bedauerlicher Weise war jedoch nur ein Teil der Lieferung, die wir erwarteten, bei uns angekommen. Die Kartons total verbeult. Ein Wunder, dass nichts zerbrochen war. Dennoch fehlt die Hälfte der bestellen Ware. Der Fahrer vertröstete uns auf Morgen.

So nahm ich mir gut eine Stunde Zeit und entspannte. Ich saß einfach nur so da. Trank schluckweise aus meiner Tasse Kaffee. Die Beine hoch gelegt und eine Decke drüber. Döste dann vor mich hin. Schlicht und einfach an gar nichts mehr denken…….

Dann ging ich doch noch mal zurück ins Bürogebäude. Sah nach, ob ich noch etwas tun kann. Und ja, das konnte ich.
Gegen sechs verließen wir alle die Büros. Derek hatte mich abgeholt und brachte mich nach Hause. Sah allerdings gleich anschließend noch einmal nach seiner Mutter und seinem Kind und kam dann schlussendlich viertel vor sieben und blieb in meinem Haus. Die Speisen ließen wir uns bringen. Es war mir nicht mehr danach nach draußen zu gehen.

An diesem Abend hielt ich tatsächlich mehr Disziplin. Und dies war in der Tat Dereks Verdienst. Wir gingen eine halbe Stunde nach Mitternacht schlafen. Kein Sex. Weder am Abend noch am Morgen.
„Was bin ich jetzt für dich?“, fragte mich Derek kurz nach dem Erwachen, als ich seine verlangenden Zärtlichkeiten zurückgewiesen hatte und ihm erklärte warum.
„Tja nun, wenn Du nicht mehr mein Liebhaber bist, dann eher ein guter Freund.“, redete ich mich heraus und wir sprachen noch einmal über die Unsicherheit, die ich empfand, wenn er noch mit anderen Frauen schlief. „Es ist mir schlichtweg zu gefährlich. Verstehst du DAS Derek?“
„Ja schon. Aber bisher ist doch auch nichts passiert.“, stellte er recht sachlich fest.
Ich schüttelte Unverständnis empfindend den Kopf. „Dann hatte ich offenbar riesiges Glück. Selbst Candida ist rasch übertragen. Und dergleichen brauche ich nicht!“ Wollte er nicht verstehen? Oder was? „Ich erinnere mich von dir gehört zu haben, dass du mir treu gewesen warst.“
„Ja. Natürlich. Zu Beginn schon.“
„Als du dachtest, ich entscheide mich für dich. Und WANN war der Bruch?“
Derek begann zu rudern. „Das weiß ich nicht mehr.“
„Also doch bereits vor Giselle? Oder schliefst du mit ihr schon eine Weile und warst nur vorsichtig genug, damit es niemand bemerkt?“
„Nein!“, lehnte sich Derek nun gegen meine Beschuldigung auf. „Das ist nicht wahr. Was an diesem Tag geschah, war der Auslöser für mich.“
„Tatsächlich?“.
„Ja.“
„Ich weiß, du hattest dir an diesem Tag Hoffnung gemacht, den Abend und die Nacht mit mir zu verbringen und dann wurde ERNEUT nichts daraus. Das muss dich immens frustriert haben. Nicht wahr?“ Meine Stimme war nun um einiges sanfter und warmherziger geworden. Denn ich erinnerte mich gut an meine Gefühle des Bedauerns Derek gegenüber.
„Frustriert?“ Nun schien Derek ein wenig gereizt zu sein. „Das ist wohl strak untertrieben. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass du mir einen Korb gegeben hattest.“
 „Ich weiß. Verzeih.“ Ich senkte den Blick und wurde kleinlaut. „Aber du sagtest doch immer, du weißt auf WAS du dich einlässt mit mir.“ Leise Worte der Rechtfertigung meinerseits……
„Und jetzt“, sprach er weiter, „wo ich dachte, es geht doch noch mit uns weiter, schläfst du nicht mehr mit mir.“
„Verstehst du nicht?“, In diesem Augenblick wurde ich aufgebrachter. „Es ist gefährlich für mich.“
Derek lachte ein wenig zynisch. „Was war und ist es denn für mich? Vielleicht denkst du einmal darüber nach, WAS dein Mann so alles treibt. Bei ihm hast du offenbar keine Angst, dir etwas weg zu holen.“
„Doch. Doch Derek. Doch. Ich weiß und ich hatte auch hier riesiges Glück. Und Gunnar auch. Denke ich. Obwohl er damals sagte, dass er vorsichtig sei. JETZT weiß ich es, dass er es ist.“
„Und da bist du dir ganz sicher?“
„Ja.“
„Okay.“
„Nun bist DU es, wo ich unsicher bin. Aus diesem Grund vermeide ich es mit dir zu schlafen. Verstehst du das?“
„Aber Lust hättest du schon?“ Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Ja natürlich hätte ich Lust. Was denkst du denn? Dass es mir leicht fällt neben einem so überaus attraktiven Mann zu liegen und kein Verlangen zu verspüren?“ Ich schnaufte.
„Wir sprachen bereits über Kondome. Erinnerst du dich?“
„Ja. Eine gute Idee. Aber ich weiß, dass du sie nicht magst.“
„Und du ebenso wenig.“
Nun lächelten wir beide. Derek legte seinen Arm um meine Schulter, zog mich zu sich heran und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Dann must du mir wohl oder übel vertrauen.“, sagte er grinsend.
Ich täte es so gern! Ich täte es so gern!!!