Freitag, 25. November 2016

Nebulöse Komponenten



Es scheint immer diffiziler zu werden, mit meinem Liebhaber. Was in erster Linie daran liegen mag, dass ich schon einige Zeit nicht mehr mit ihm intim geworden bin. Was er, verständlicher Weise, beanstandet. Aus diesem Grund gab es Diskussionen, am gestrigen Abend. Denn ich wollte nicht, dass ER mit mir schläft.

Es ist nun in der Tat nicht SO, dass ich es nicht möchte. Aber sehe ich ihn an, sehe ich Giselle, das Kind und ebenso noch einige andere Frauen, wie beispielsweise diese Fußballspielerin, die ihm hier im Zentrum, vor aller Augen, bereits eine Szene lieferte.

Begonnen hatte gestern alles damit, dass ich seiner Bitte nicht folgte und wir dann schlussendlich sehr spät zu Bett gegangen sind. Und dann noch die Diskussionen, über die ich vor Erschöpfung eingeschlafen bin.

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Heute Morgen erwachten wir beide, Derek und ich, gegen halb acht. Ich war noch müde. Derek jedoch drängte dazu aufzustehen.
Ich tat es nicht. Schloss stattdessen meine Augen und döste noch gut zwei Stunden vor mich hin.
Als ich dann schließlich gegen zehn erwachte,  lag Derek nicht neben mir. An seiner Statt fand ich einen Zettel, auf dem stand, dass er zu seiner Mutter gegangen sei. (Und sicher auch zu Giselle und seinem Kind.)
Dergleichen hatte er noch nie getan (!). Welch‘ Infamität!
Ich rief ihn an. War verärgert. Trotz alledem trafen wir uns im Restaurant. Und auch hier erneute Debatten aus der Verärgerung heraus.
„Du kannst gehen, wann immer es dir beliebt.“, sagte ich noch enttäuscht und mit gut hörbar deprimierter Stimme zu ihm. Er stand auf und ging…….tatsächlich. OHNE ein weiteres Wort. ICH blieb allein zurück. Frühstückte zu Ende und begab mich dann auf den Weg ins Büro. Gunnar war (selbstverständlich!!!) ebenso noch nicht dort angekommen.
Ich begrüßte Kevin ein wenig überschwänglich (intim), mit einem Kuss auf seine Lippen. Er hielt mich fest und wir küssten uns richtig. Selbstredend hatte ich gezögert und ihn zweifelnd angesehen. Er hatte gegrinst und meinen Kopf zu den Seinen hingezogen. (Was soll’s?! Dachte ich so. Er ist noch immer ein sehr, sehr attraktiver Mann.)
Es gab jede Menge zu tun und ich bemerkte kaum, wie die zwei Stunden bis zwölf vergingen, als Gunnar kam. Er begrüßte mich wie immer, mit einem innigen Kuss.
„Alles okay?“, fragte er und sah mich mit besorgter Miene an.
„Nein. Nicht wirklich.“
„Gestritten?“, fragte er ahnend (wissend?).
„Ja. So könnte man es sagen.“, antwortete ich ihm.
„Oh! Das tut mir leid. Um was ging es denn?“
„Darum, dass ich nicht mehr mit ihm schlafe.“
Gunnar vermochte ein kurzes Auflachen nicht zu unterdrücken. „Du fickst nicht mehr mit ihm? Warum DAS denn?“
Nun lachte ich einigermaßen empört auf.  Machte er sich etwa über mich lustig, oder was?
„Weil ich jetzt weiß, dass er wie DU, gleichermaßen mit anderen Frauen schläft. Und irgendwie ekelt es mich an, wenn ich daran denke. Dann sehe ich Giselle und noch einige andere.“
„So viele sind es doch gar nicht mehr.“, sprach es und nahm meinen Kopf zwischen seine Hände, ohne weiter auf Derek und mich einzugehen. Küsste mich. Sah mich an. „UND, ich gehe doch auf Sicherheit. DAS weist du doch. Oder?“
Ich blickte argwöhnisch zurück. „Ja. Trotz alledem gibt es noch immer nebulöse Komponenten, die eben NICHT koscher sind.“ (Ich hasse dieses Wort! Verwende es dennoch ab und an.)
Gunnar lacht wieder. „Nebulöse Komponenten nennst du das also. Okay.“ Er grinste.
„Ja!“
„WER sollen DIE den sein?“
Ich sah kurz durch die Scheibe meines Büros, hinaus zu den anderen, bis mein Blick bei Keshia Berggren hängen blieb. Gunnar folgte ihm.
„Hmm……na ja. Du hast Recht. So ab und an doch noch mal etwas Junges.“ Gunnar grinste. Sah zu Kevin hinüber und dann wieder zu mir. „Aber auch bei diesen nur noch wenigen Begebenheiten, bin ich nicht unvorsichtig.“
„Begebenheiten?“
Gunnar nahm mich nun in seine Arme. „Hören wir auf damit. Es führt zu nichts. Ich will nicht mit dir streiten.“  Seine Hände griffen nun um meine Schultern und sein fester Blick traf prompt meine Augen. „Sag mir stattdessen, wie es dir geht.“
„Das Übliche und meine Hände brennen, sowie meine Füße.“, antwortete ich.
Gunnar schien über irgendetwas nachzugrübeln. Er pustete kurz in die Luft und lies mich los. „Ich weiß, du sorgst dich, wegen Dereks anderen Frauen und schläfst deshalb lieber nicht mit ihm. Da ist sehr löblich und ich begrüße deine Übervorsichtigkeit. Aber denkst du nicht, dass auch ER weiß, dass er vorsichtig sein muss, wenn er mit wer weiß wem fickt?“
„Ja. Schon.“, wurde ich ein wenig ungeduldiger. „Dennoch ist es sicherer für mich, wenn ich eben NICHT mehr mit ihm schlafe.“
Gunnar verzog ein wenig das Gesicht. „Das wird ihm allerdings nicht zufrieden stellen.“
„Nein! Eben nicht! Deshalb ja die Diskussion am gestrigen Abend. Er fragte, ob er überhaupt noch mein Liebhaber sei. Oder NUR ein guter Freund.“
Kevin sah schmunzelnd von einem zum anderen und hörte uns beiden zu.
Ein Grinsen von Gunnar. „Berechtigte Frage.“
Nun wurde ich doch ein wenig ungehalten. „Ergreifst du jetzt etwa SEINE Partei?“ Das Ganze schien Gunnar zu amüsieren.
Im nächsten Augenblick nahm er mich wieder in seine Arme. „Lass gut sein, jetzt. Beruhige dich. Wenn du nicht mehr mit ihm schlafen willst, dann lass es sein. Ist mir Recht.“ Nun sah er mir wieder unmittelbar in die Augen. „Du weißt, ich versuche doch auch meine nebulösen Komponenten zu reduzieren.“ Gunnar schmunzelte still vor sich hin.
Ich schlug ihm mit meiner Faust leicht spielerisch auf die Brust. „Ihr verdammten Männer!“
„Rea. Ärgere dich doch nicht. Es ist doch alles okay.“
Nun schaltete sich Kevin dazwischen. „Ja. In der Tat. Und es gibt noch jede Menge zu tun. Packen wir es an!“
„Ich dachte, wir gehen essen.“, sagte Gunnar zu Kevin und lachte.
„Du kommt erst gegen zwölf. Redest mit deiner Frau und dann willst du schon wieder essen gehen? WAS ist DAS denn für eine Arbeitsmoral?!“, erwiderte Kevin.
Gunnar breitete die Arme aus. „Ich bin der Chef. Und tue was ich will.“
„DAS denkst du aber!“, rief ich dazwischen. „Die Chefin bin ICH!“