Sonntag, 12. Februar 2017

Der „gemeinsame“ Traum, ein „kleines“ Feuer und wenig Mut



Womöglich haben Charlie und ich doch einen gemeinsamen Traum, welchen es zu verwirklichen gälte.
Ja, wir hatten in den letzten Tagen jede Menge Zeit zum Reden. Und so nach und nach gelingt es uns sogar, eine gemeinsame Sprache zu finden, die wir beide verstehen. Schwierig bleibt es jedoch allemal. Denn zu Beginn war da das Gespräch über Gunnar und WARUM ich eben NICHT von ihm lassen kann.
Tja nun, WENN wir mit unserem neu entdeckten und gemeinsamen Traum noch länger warten, wird es aller Wahrscheinlichkeit demnächst nichts mehr werden. Denn ist Gunnar erst einmal wieder hier, fehlt mir der Mut dafür (einfach mit Charlie fort zu gehen). Eine Feststellung, die auch Charlie traf, als ich ihm erklärte, dass ich mit Gunnar bisher nicht brach, alldieweil ich Angst davor habe, dass es mir mit einem anderen nicht besser, sondern vielleicht sogar noch schlimmer ergeht. Bei Gunnar weiß ich, woran ich bin, dass er mich nie verlässt, gleich, was auch immer geschieht. Ich jedoch dafür restlos ALLES, was ihn ausmacht, zu ertragen habe. Gleichwohl seine Neigungen und Mätressen. So sieht es aus. Der Sprung ins kalte Wasser fällt mir nicht mehr so leicht wie noch vor Jahren. Und erst recht nicht mehr, seit meiner offensichtlichen Kränklichkeit. Ich spreche dieses Wort, mit denen es die Ärzte beschreiben, bewusst nicht aus. Denn es ist ausnahmslos NICHTS festgeschrieben!

Tja nun, WAS ist unser gemeinsamer Traum?
Zusammen, auf einem Bike, in den kalifornischen Sonnenuntergang zu reiten.
Okay, New Orleans und Hawaii waren ebenfalls im Spiel. Charlie bevorzugt jedoch eine Gegend, in welcher mich Gunnar nie vermutet und ich mit ihm noch nie gewesen war. So wäre das Finden für ihn schwieriger. Aber will ich das denn? Sehne ich mich tatsächlich SO sehr danach, Charlies Biker Braut zu spielen? Oder ist es nur die versteckte und noch nicht verloren gegangene Sehnsucht nach dem Abenteuer, die in jeden von uns steckt?
Ich weiß es nicht. Das gilt es wohl noch zu erforschen.

Über Treue, Ehre, Gewissen und Loyalität in einer Beziehung redeten wir ebenfalls. Jedoch der Beginn einer Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau, ist immer sehr reizvoll, faszinierend, angenehm und romantisch. Aber dann,……wenn man sich näher kennen lernt, sieht das oft ein wenig anders aus. Diese Feststellung ist mir sehr vertraut und ich erlebte sie mit jedem meiner Männer. Wenn eine Beziehung in die Alltäglichkeit geht, kann auch die Schönheit nicht beständig alles richten.
In jeden Fall scheint Charlie, so wie damals auch Derek, kein schlechter Mensch, respektive kein übler Kerl zu sein. Nur ist es bedauerlicher Weise schwer vorher zu sagen, wie sich seine Eigenschaften in einer wirklich realen Beziehung zu mir entfalten würden. Aber, ist das nicht immer so? Man weiß nie, gerade wenn es um die Zuneigung zweier Menschen geht, was einmal daraus werden wird. Keiner von beiden kann das vorher sagen. Keiner. Und ob aus meiner Sicht Liebe daraus wird, kann ich noch immer nicht sagen. Ich bezweifle es nach wie vor. Denn tatsächliche Gefühle einer echten Zuneigung zu Charlie, sind noch immer nicht in mir  entstanden. (Es ist einfach nur angenehm mit ihm.)

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Nun, Sex gab es keinen. Aber trotz alledem ein Feuer in der Nacht.
Man hatte mich am späten Abend über etwas informiert, was keinen Aufschub duldete und wonach ich hatte sehen müssen. Charlie begleitete mich. Wirklich helfen konnte er allerdings nicht. Genau DAFÜR würde ich ihm gerne eine Ausbildung ermöglichen. Da ich jedoch noch immer recht  kränklich bin, vergaß ich etwas, das zu späterer Stunde ein Feuer auslöste. Meine Schuld. Wenn es die Versicherung untersucht, werden wir es aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin bezahlen müssen. Aber egal. Der Schaden ist nicht groß. In jedem Fall war die Feuerwehr vor Ort und die Nacht wurde erneut sehr lang.

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Selbstverständlich hat Gunnar angerufen. Natürlich hat er das. Sogar noch gestern Nacht. Gunnar wusste schon längst Bescheid über DAS, was sich ereignet hatte, ohne dass ich auch nur ein Wort über den Zwischenfall der letzten Stunde geäußert hatte.  Er sorgte sich um mich. Fragte, wie es mir geht.
„Du hättest hier sein müssen. Dann wäre das nicht passiert!“, warf ich ihm seine Abwesenheit vor.
„Ich weiß. Aber alles dient einem Zweck.“
„Welchen Zweck sollte das dienen?“, wütete ich.
„Das finden wir heraus.“
Alles andere, was gesagt und gedacht wurde, verschwieg ich besser tunlichst. Denn es bleibt ohnehin die Frage, ob ich überhaupt den Mut finden würde, diesen gemeinsamen Traum in die Tat umzusetzen. Auch wenn ich mich noch so sehr danach sehnte.
WAS stand mir jedoch im Weg? Meine Liebe zu Gunnar? Meine Kränklichkeit? Meine Bequemlichkeit? Mein Verantwortungsbewusstsein dem Zentrum gegenüber?
Vielleicht alles gemeinsam.