Carsten
Sølgård hat heute Geburtstag. Er ist einer von Gunnars (zahlreichen)
Brüdern. Es ist DER mit dieser palästinensisch, muslimischen Dalal (die ich
mitnichten leiden kann und nicht in meiner Nähe wissen möchte!).
„Den Geburtstag von Siv habe ich
dieses Jahr total verpasst.“, erwähnte Gunnar so nebenher, als wir über Carstens
bevorstehende Feierlichkeiten redeten. „Vielleicht ist es auch besser so. Sie
hatte mir zwar eine SMS geschickt und mich eingeladen. Aber ich hatte keine
Zeit.“
„Nun, womöglich ist der Zyklus des
Zusammenseins mit ihr jetzt tatsächlich beendet.“, merkte ich ergänzend an.
Jedoch Gunnar schien in Gedanken bei Siv zu sein und offenbar bedauerte er,
dass er nicht bei ihr gewesen war.
„Ich will den Kontakt zu ihr nicht
vollends abreißen lassen. Vielleicht lade ich sie mal hier her ein. Carstens
Geburtstagfeier wäre ein gute Gelegenheit dafür. Und bis zum Wochenende ist
schließlich noch genügend Zeit, wo es sie sich überlegen kann. Stine kommt doch
auch. Sie kennen sich doch gut von der Arbeit im Polizeirevier.“
Ja. Natürlich. Die Feier findet selbstredend
im Zentrum statt. Carsten wollte das anfänglich nicht. Und ich denke, die
Ablehnung geht doch eher auf Dalal zurück. Auch mir wäre es lieber, sie würden
außerhalb des Zentrums feiern. Ich will keine Muslime hier! Gleich, ob Familie
oder nicht! Gunnar kennt meine Meinung. Jedoch erwartet er auch, dass ich der
Familie wegen, mich in die Ausnahmesituation begebe. Wie schon so oft.
Meinetwegen soll es sein. So ist
Gunnar zumindest hier und ICH kann, wann immer ich will, nach Hause gehen.
Nun, wer wird kommen? Sicherlich
alle, die es ermöglichen können. Gunnars Vater Gustav und seine neue Frau Megan
eingeschlossen. Vielleicht auch seine Tante Hanna und ihr junger Lover. Hjalmar
wird allerdings dieses Mal nicht bei uns sein. Er ist bekanntlich im
Zeugenschutzprogramm und wer weiß wo lebend. Ich habe keine Ahnung davon. Auf
Kurt freue ich mich schon. Er ist immer ein charmanter Unterhalter. Ob Sam und
Bill kommen werden, vermag ich noch nicht zu sagen. Aber sicherlich Sven. Und
Taylor ist ohnehin hier im Zentrum. Den Abkömmling Ossian sehe ich hier jedoch
ebenso nicht all zu gern. Aber egal. Mögen sie feiern wie und mit wem sie
wollen. (Hauptsache sie gehen wieder.) Erik wird in jedem Fall bei uns sein und
seine zwei verbliebenen Schüler.
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Zum späten Lunch
setzte sich Charlie zu uns an den Tisch. Dann kam, wie geordert und von
Zauberhand gleichwohl Alexa mit Ragnar angeschwebt. Als hätte sie sich dort mit
Charlie verabredet.
Sie reichte das
Baby seinem Vater Gunnar hin und fragte mich, nachdem sie Charlie einen Kuss
auf seine Lippen gegeben hatte, ob ich Derek gesehen hätte.
Götter noch eins!
WAS ist mit dieser Frau geschehen? (Hat man sie los gelassen oder erzürnt?)
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Es ging mir
nicht gut gestern Abend. Und auch Gunnar schien ein wenig abgespannt zu sein. Daher
entschieden wir uns sehr frühzeitig zu Bett zu gehen und wir schliefen beide zehn
Stunden. Entstiegen dem Bett heute Morgen gegen neun. Sex blieb außen vor. Mir
geht es noch immer nicht wesentlich besser und daher entschloss ich mich heute
einen freien Tag zu nehmen, soweit es eben möglich ist, und mich zum Friseure,
zur Mani-und Pediküre zu begeben. Etwas für mich zu tun. Und wenn noch Zeit
dafür ist, vielleicht noch zur Wellness-Pflege fürs Gesicht. Allerdings liegt
es mir fern, mich zu stressen. Das ist pures Gift. Wir werden sehen.
In jedem Fall gab
es im Restaurant erneut etwas zu Staunen (für mich und Gunnar und so allmählich
könnte man die Übersicht verlieren). Denn für gewöhnlich treffen sich die Leute
dort. Und so auch heute Morgen. Als wir das Lokal betraten, erblickten wir
Charlie mit Lara an einem Tisch. Wir sahen uns beide an (…und staunten). Und ob
es nun tatsächlich etwas zum Schmunzeln ist, kann ich noch nicht sagen.
„Charlie kostet
offenbar die erlaubte Speisekarte aus.“, merkte ich an, da Gunnar nichts weiter
sagte.
Nun räusperte er
sich und legte die Stirn in Falten. „Scheint wohl so.
Kaum hatten wir
uns hingesetzt, kam Lara zu uns an den Tisch.
„Du bist doch
nicht böse, wegen Charlie?“, sagte sie zu Gunnar und schien verlegen zu sein. „Nach
unserem Treffen neulich und der Ansprache von Rea dachten ich, es macht dir,
euch, nichts aus und es bleibt ja in der Familie. Oder zumindest innerhalb
eines bekannten Kreises.“ Ein beschämtes Lächeln huschte über ihr Gesicht und
sie redete weiter, bis sie Gunnar dann endlich erlöste. „Ist schon okay. Kein
Problem. Sorg‘ dich nicht deshalb. Ich bin dir nicht böse.“
Lara lächelte
erleichtert. „Ha!“ Sie legte beide Hände auf die Brust. „Okay. Dann ist es ja
gut.“
„Ja. Das ist es.“
Nun sah sie mir
direkt ins Gesicht. „Du hast auch kein Problem damit. Oder?“
„Womit?“, fragte
ich, tat einen Seitenblick zu Charlie hin und grinste sie an.
Sie lachte
zurück. „Ich dachte nur, wo er doch mit dir so ein bisschen verbandelt ist.“
„Na ja.“,
klopfte ich ein wenig auf den Busch. „Im Augenblick sehe ich euch beide nur
dort sitzen und Kaffee trinken. Was soll ich denn dagegen haben?“
Nun schnappte
sie sichtlich gespielt nach Luft. Ihr Gesicht zeigte eine gewisse Verwunderung.
Sie hatte sich mit ihren vorauseilenden Fragen an Gunnar selbst geoutet, und so
war es anzunehmen, dass da noch mehr zwischen den beiden war als nur
gemeinsames Kaffeetrinken.
„Wir, wir….“,
begann sie zu stottern, „…..Charlie war die Nacht über bei mir.“ Sie schielte ergeben
und so was von Schuld bewusst zu Gunnar hin.
Der wiederum
zuckte mit den Schultern und setze einen gleichmütigen Gesichtsausdruck auf. „Ist
doch nicht schlimm. Alles okay.“, sagte er wiederholt.
„Du kannst ruhig
weiter mit ihm speisen.“, ergänzte ich ihn und sie ging.
„Da hast du ja
was los getreten.“, sagte Gunnar lachend zu mir.
„Und ich hoffe,
es stört dich nicht?“
„Wenn es dich
nicht stört?“
Gunnars Worte
ließen mich lachen. „So hat jeder der Beteiligten eine erweiterte Speisekarte
und es bleibt trotz alledem in einem bekannten und überschaubaren Kreis.
Womöglich war meine Idee doch nicht so verkehrt.“
„Und wenn
Giselle noch dazu kommt, hätten wir noch mehr Abwechslung.“
Oho! Gunnar
spekulierte offenbar auf die Erweiterung seines eigenen (kleinen) Menüs. Denn
mit Giselle hatte er noch nicht geschlafen.
„Bedeutet das,
dass du in Erwägung ziehst, mit Giselle zu schlafen?“, fragte ich ihn gerade
heraus.
Er lächelte
verschmitzt. „Wenn sie will.“
„Ich denke, im Augenblick
ist sie möglicherweise noch mit der Trauer um ihr Kind beschäftigt.“, suchte
ich Gunnar ein wenig zu desillusionieren.
„Könnte sein.
Aber wenn
wir schon innerhalb eines bekannten, kleinen Kreises bleiben,
dann koste ich auch alles aus.“
„Ja. Natürlich.
Was hatte ich auch anderes von dir erwartet.“ Ich war nicht böse mit Gunnar und
lächelte entwaffnend und blickte dabei ein wenig resignierend drein. „Und was ist
dann mit Keshia Berggren, Waris Björnsdottir und Ailin Zai? Sie gehören nicht
zu diesem Kreis.“
„Ja. Ich weiß.
Ich bin vorsichtig mit ihnen. Aber Keshia hat niemand anderen, versicherte sie
mir erst letztens. Bei Waris und Ailin kann ich das jedoch nicht mit Bestimmtheit
behaupten. Ich weiß es nicht. Und alles andere, was womöglich so ab und an lief,
ließ ich schon längst sein, wie du weißt.“
„Weiß ich das?“
Gunnar räusperte
sich und setze einen missbilligenden Gesichtsausdruck auf. „JA.
Das weißt du!“
Nachdem mich
Gunnar zurück nach Hause begleitet hatte, ging er zu Alexa und klein Ragnar
hinüber und ich, rief Kevin an, um ihm Bescheid zu sagen, dass ich heute, wenn
möglich, nicht verfügbar bin.