Sonntag, 19. Februar 2017

Von törichten Eingebungen, Reue und Verständnis



Womöglich korrigiert sich mein Lapsus, meine Schnapsidee, diese törichte Eingebung, welche mir in den Sinn gekommen war und die sogar misslicher Weise noch von Gunnar befürwortet und im Ganzen umgesetzt wurde, nachdem Alexa mit Derek geschlafen hatte und sie es laut hinaus posaunte als Vergeltungsmaßnahme gegen meinen Ehemann, der nun bekanntlich noch mehr als ihr Lover ist, von ganz allein. (Wow! Was für ein Satz. Autoren raten mir immer, dergleichen Schachtelsätze zu vermeiden.) Wir werden sehen, was in der nächsten Zeit passiert und wie sich die Betreffenden verhalten.

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Tja nun, Charlie hatte sich gestern sichtlich mehr erhofft von unserem nachmittäglichen Zusammensein. Er wunderte sich, wie wenig Interesse ich an ihm zeigte, jetzt, wo seine Tests bestanden waren und wir ohne Kondom miteinander hätten schlafen können. ICH hatte mich jedoch völlig in Bildern verloren. Hatte Fotos sortiert, bis in den späten Abend hinein. Charlie sah mir zu und neben mir fern.
Gunnar kam erst spät und natürlich begegneten sich die beiden.
Sichtlich enttäuscht verabschiedete sich Charlie von mir und ging.
„Es tut mir leid.“, sagte ich noch zu ihm. „Ich vermag nicht auf den Punkt mit jemanden zu schlafen, wenn (dieser denke, dass) es gerade passt. Ich kann nicht einfach einen Schalter umlegen und wollüstig sein. (Schließlich bin ich keine läufige Hündin!). Sei bitte nicht böse deshalb. Es wird sicher schon bald andere Gelegenheiten geben. Gunnar ist oft nicht hier. Das weißt du doch.“
Charlie nickte notgedrungen verstehend, jedoch in seinem Blick, seiner Gestik und Mimik war die Desillusionierung zu sehen. Und gleichgültig, wie viel Süßholz ich noch geraspelt hätte, er war offenbar verstimmt.
Aber Göttin nicht mal! Was hat er denn erwartet? Dass ich mich ihm, sobald er das Zimmer betritt, wie eine geile Hure entgegenwerfe? WER bin ich denn? Bestimmt nicht eine seiner verflossenen Frauen. Was weiß ich schon, WAS er erwartet? Aber möglicherweise besinnt er sich bald und alles ist wieder okay.

Sex mit Gunnar gab es keinen. Weder gestern Nacht noch heute Morgen. Schließlich hatte er sich bereits bei Lara und, wie ich von ihm erfuhr, ebenso bei Alexa ausgetobt. Das ist so völlig normal…..
„Bist du böse deshalb?“, fragte er lächelnd bei mir an.“
„Nein. Ich vermag dir eben in den meisten Fällen nicht zu geben, wonach es dich verlangt.“

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Da wir gestern Nacht erst gegen drei zu Bett gegangen waren, schliefen wir heute Morgen bis zehn. Und da es bereits so spät gewesen war, frühstückte Gunnar nicht mit mir, sondern ging zu Alexa und seinem Baby hinüber.
Im Restaurant versammelten sich bereits die ersten Gäste für den Lunch. Auch Derek und seine Mutter kamen herein. Als er mich sah, kam kurz zu mir hin, begrüßte mich und ich bat die beiden an meinem Tisch Platz zu nehmen. Seine Mutter Magdalena stimmt letztendlich zu.
So nach und nach kam eine Unterhaltung in Gang und wir kamen auf das Thema Alexa zu sprechen und was geschehen war. Derek gab in allen Belangen sich die Schuld. „Ich hätte das nicht tun dürfen.“, sagte er vehement.
Ich zuckte mit den Schultern. „Dennoch ist es geschehen und ich verstehe, dass es für dich schwierig war Alexa zu widerstehen.“
„Ich hätte es vernünftiger Weise müssen.“, rechtfertigte er sich weiterhin.
„Um wen geht es denn?“, fragte nun Magdalene dazwischen und Derek erklärte es ihr.
„Oh! Das wusste ich nicht.“, sie sah ein wenig schmunzelnd zu mir hin.
„Kein Problem.“, begann ICH nun unaufgefordert mit der Verteidigung. „Ich bin Derek deshalb nicht böse. Ich verstehe ihn schon. Sie ist doch eine attraktive Frau?“, wendete ich mich nun zu Derek hin und wartete auf seine Reaktion.
„Ja s-c-h-o-n. Aber…….“ Dereks Blick traf mich und ich sah die Liebe zu mir in seinen Augen. „…..du Rea, DAS ist doch etwas ganz anderes.“ Er lächelte mich unverhohlen an. Nahm meine Hand und rückte sie leicht. Seine Mutter sah wohl offenbar zwischen uns die Funken sprühen und schmunzelte.
„Ich liebe dich auch Derek. Das  weißt du doch. Ich liebe dich. Ich liebe dich, Ich liebe dich.“, flüsterte ich immer leiser werdend und sah Derek direkt in die Augen.
Magdalena räusperte sich kurz. „Ich sehe schon, da wird sich nichts ändern. Ihr beiden seid ja wieder verliebt wie am ersten Tag.“
„Tja nun. Es gibt Liebe, und es gibt Liebe.“, antwortete ich. „Jeder definiert und fühlt sie anders.“
Dereks Blicke waren unverändert und sprachen von tiefer Zuneigung zu mir. „Ich wünschte, ich könnte viele Dinge ungeschehen machen.“, merkte er mit gedämpfter Stimme an.
„Ja, zuweilen wünschte ich das auch.“ Ich wusste selbst nicht, was ich damit sagen wollte und Derek hörte es kaum. Oder nahm irgendetwas an, was ich nicht meinte. Aber egal. Es ist nun einmal wie es eben ist.
„Was bedeutet das nun?“, verfolgte ich das Thema Alexa weiter. „Wirst du nun noch gelegentlich das Baby besuchen? Oder auch sie?“
Derek lachte verlegen. Sah zu seiner Mutter hin und wurde dann erst. „Ich weiß nicht. Es tut noch so weh. Wenn ich Alexas Baby sehe, denke ich an Marylin.“
Betretenheit legte sich über uns drei.
„Ich glaube, es tut mir nicht wirklich gut, das Kind jetzt noch öfter zu sehen. Und auch mit Alexa hatte ich nie die Absicht eine Affäre zu beginnen. Klar. Du hast Recht. Es wäre für alle vorteilhaft. SIE wäre nicht allein mit dem Kind, wenn Gunnar bei dir ist und umgekehrt. Der Gedanke war nicht übel. Aber eigentlich möchte ich das nicht. Und die Sache mit Lara ebenso wenig.“
„Gefällt sie dir nicht?“, fragte ich auch an dieser Stelle noch einmal nach.
„Ja. Sie ist attraktiv. A-b-e-r……ich weiß nicht recht. Im Augenblick habe ich wohl wenig Sinn dafür.“
„Nun, da ist für dich schließlich noch Peaches.“
„Ja. Ich mag sie ganz gern. Sie bringt mich zum Lachen. Ist so lebenslustig. So jung.“ Derek lächelte bei diesen Worten ein wenig verträumt in sich hinein.
„Allerdings könnte sie deine Tochter sein.“, nahm mir Magdalena das Wort aus dem Mund.
Derek zuckte mit den Schultern. „Na und. Was macht das schon? Wenn sie mich mag?“
„Wie könnte man dich auch nicht mögen?“, machte ich Derek ein Kompliment und heiterte die Stimmung auf.
„Ich bin überrascht, dass DU das sagst.“, entgegnete er.
„Warum?“
„Nach all den Enttäuschungen, die du mit mir hattest, fügte ich noch eine weitere hinzu.“
„Derek, ich verstehe dich doch. So wie so geschieht oft Dies und Das, was man so nicht unbedingt beabsichtigte, oder später bereut. Das geht jedem so. Meinst du nicht auch?“
„Was würdest du denn ungeschehen machen?“, fragte Derek nun zurück.
Oh! Welch‘ forschende Frage. Und WAS erwartet er, was ich darauf sage? Denkt er etwa, ich bereue das Zusammensein mit ihm? Sicher nicht.
„Oh! Da gäbe es so Einiges. Aber du“ und an dieser Stelle beugte ich mich nach vorn und strich Derek sanft über seine Wange, „gehörst gewiss nicht dazu.“
Ich kam nicht umhin, noch einmal über Giselle zu sprechen. „Es sah so aus, als hätte sich Giselle wieder beruhigt, als wir alle zusammen saßen.“
„Was meinst du denn?“ Derek fragte noch einmal an, auf WAS ich damit anzuspielen gedachte.
„Sie hatte mich in aller Öffentlichkeit als Hexe beschimpft. Erinnerst du dich?“
Derek räusperte sich und sah kurz zu seiner Mutter hinüber. Anscheinend wusste auch sie über den Vorfall Bescheid und womöglich gleichwohl noch mehr als ich ahnte. Wer weiß. „Ja. Es ist alles okay.“ Er machte eine bagatellisierende Geste mit der Hand. Dennoch sagten Mimik und Tonfall etwas ganz anderes. Ich fragte dann besser nicht weiter nach. Hatte genug für den Augenblick erfahren. Sie hasst mich offenbar und macht MICH (ins Geheim?) für den Tod ihrer Tochter verantwortlich. Nun, meinetwegen. Damit kann ich leben. Ich hoffe nur, so wie ich die menschliche Natur kenne, sie entschließt sich nicht dazu, etwas Törichtes zu tun. Über mehr gedachte ich mit Derek nun nicht zu reden. Es gäbe da noch die Frage der Sicherheit, was unseren Sex betrifft. Jedoch vor seiner Mutter, vermag ich derartiges eben nicht zu diskutieren. DAS wäre ungebührlich, schamlos und ordinär. Ohnehin war das Thema Alexa schon heikel genug gewesen.
Derek begleitete mich zu meinem Haus und ging dann wieder zu seiner Mutter zurück, um mit ihr den Lunch einzunehmen.
Während ich nun auf Gunnar wartete, hatte ich die Gelegenheit zum Schreiben. Mein Lunch fällt heute aus. Die nächste Mahlzeit ist Kaffee und Kuchen. Ist schon bestellt. Ich speise im Haus.